Sicherung der Privatsphäre

Dezent fügt sich das breite Aluprofil in die Gesamtoptik ein und bietet mit drei Vorhangschienen ein Spiel mit verschie-denen Ebenen.

Vorhangschienen.  Auch wenn manche Dinge in einer Wohnung anfangs noch gar nicht gebraucht werden, sollte man sie dennoch von Anfang an mit einplanen. Vorhänge verbessern massgeblich die Wohnqualität – vorausgesetzt, es gibt Schienen, die stimmen.

Geschütztes Wohnen mit absolut freier Sicht ist ein Traum von so manch einem alltagsgestressten Zeitgenossen. Schlichte, reduzierte, aber edle Formen müssen den Wohnraum unaufgeregt erscheinen lassen. Raumhohe, möglichst rahmenlose Fenster sollen diesen dafür direkt mit der Aussenwelt verbinden. Das schafft ein Gefühl von Weite und Grösse, holt die Natur in den Innenraum oder lässt die Stadt zu Füssen liegen. Manchmal möchte man sich aber auch zurückziehen, die Welt draussen lassen.

Nicht mehr alleine

Spätestens dann, wenn vor dieser Fensterfront ein neues Gebäude hochgezogen wird und die frischen Nachbarn interessiert in den eigenen Privatbereich schauen, ist klar, dass diese Aussicht von beiden Seiten besteht. Allerspätestens dann möchte man den Vorhang ziehen können und wieder für sich sein. Dann wird es plötzlich eine Rolle spielen, ob irgendein System zum Aufhängen von Vorhängen vorhanden ist. Wenn nicht, stellt sich die Frage, was den eigenen Wünschen entsprechen könnte.

Alleine schon aus dem vorher genannten Grund sind Vorhangschienen mindestens für Mietobjekte ein Muss. Entsprechend sollten sie von Anfang an in den Neubau aber auch den Umbau mit eingeplant werden – nur wie?

Ein individueller Teil der Einrichtung

Schreiner sind auch Planer und somit massgeblich an der Optimierung von Räumen beteiligt. Sie können auf zukünftige Problemstellungen hinweisen und Lösungen bieten.

Ein paar Dinge sollten dabei allerdings berücksichtigt werden: Die Schiene ist nur der Träger. Was aufgehängt wird, unterliegt, wie alles im Wohnen, sich verändernden Modeströmungen. Dementsprechend lohnt es sich, auf herrschende Trends zu schauen und auch zukünftige Veränderungen zuzulassen, denn die Gestaltung der Fenster ist ein sehr wichtiger Teil der persönlichen Einrichtung.

Durch die Art und Stellung der Vorhänge lässt sich ein Ambiente unmittelbar verändern, und auch die akustische Wirkung kann das Wohnklima markant verbessern. Es ist in Spezialfällen sicher ratsam, schon in einem frühen Stadium der Planung einen Spezialisten mit hinzuzuziehen.

Der richtige Abstand zur Wand

Vorbei ist die Zeit, in der klobige Vorhangbretter unter die Decke gehängt wurden. Vorbei ist auch, dass eine Schiene für den Tagvorhang direkt vor dem Fensterrahmen zwischen den Laibungen verläuft. Heutige Schienen sind etwas weiter im Raum, mindestens 50 mm vor der Wand. Eine Norm gibt es nicht, aber damit lassen sich die meisten Vorhangfalten anwenden, ohne dass der Stoff an der Wand streift. Als Schienenprofil hat sich die Grösse der altbekannten Vorhangschiene «VS 57» weitestgehend durchgesetzt.

Eveline Fischer ist für den Vorhangbereich bei der aargauischen Stebatura AG in Döttingen zuständig und zeigt den momentan bei ihnen sehr aktuellen «Wave-Style», bei dem die Gleiter mit einem Faden verbunden sind und der Stoff somit in absolut gleichmässigen, grossen Wellen verläuft. Für einen solchen Stil oder bauschige Stoffe empfiehlt sie einen Schienenabstand von der Profilmitte bis zur Wand von 80 mm. Der ist auch für einen anderen Trend sehr wichtig, den Jana Blättler von der thurgauischen Lendenmann Raumgestaltung GmbH in Märstetten beschreibt: Vermehrt werden Vorhänge verlangt, die überlang sind und am Boden aufstehen. Das braucht dann auch etwas mehr Platz, da der Stoff aufbauscht.

Mehrere Schienen

Soll auch ein Nachtvorhang Platz haben, braucht es eine zweite Vorhangschiene. Der Abstand zwischen den Schienenmitten – da sind sich beide Wohntextilgestalterinnen einig – muss 80 bis 100 mm betragen, wenn der Nacht- den Tagvorhang nicht gleich mitziehen soll. Das ist logisch, entspricht es doch dem doppelten Minimalabstand zur Wand.

Die Schienenhersteller bieten Aluprofile mit zwei und mehr Schienen an. Bei drei- und vierläufigen Profilen liegen die Abstände bei rund 26 mm. Das erlaubt noch eine zusätzliche Trendsorte: den Flachvorhang. Stoffbahnen haben oben und unten über die ganze Breite eine Stange eingearbeitet und gleiten wie textile Schiebewände vor dem Fenster sowie allenfalls den Wandelementen. Sie brauchen wenig Tiefe, aber mindestens zwei Ebenen, um übereinander geschoben werden zu können und somit das Fenster freizugeben. Zusätzliche Schienen erlauben ansonsten aber auch das Aufhängen von Dekorelementen.

Welche Länge ist sinnvoll?

Bei grossen Glasfronten in Neubauten ist es besonders schön, wenn die Schienen über die jeweils gesamte Wandlänge reichen, weil dann die Vorhänge zur Seite und vor die Wandelemente geschoben werden können.

Bei Umbauten ist das von der Baustruktur her oft nicht möglich. Dennoch sollten die Schienen so weit über das Fensterlicht hinausreichen, dass die Vorhänge zur Seite gezogen werden können, ohne unschön zusammengepresst zu werden. Wie viel das genau ist, weiss man natürlich erst, wenn Stoff und Faltenstil gewählt sind. Für den Schreiner hat man aber bei Stebatura mal grundsätzlich durchgerechnet: In den meisten Fällen dürften 10 % der gesamten Fensterlänge pro Seite genügen. Etwas mehr schadet und stört nie.

Schienenmontage

Der Idealfall ist, dass die Vorhangschienen gleich in die Decke eingelassen werden. So fallen sie am wenigsten auf, auch wenn sie mal nicht gebraucht werden.

Es gibt Profile, die eingegipst werden können. Katja Beyeler vom Schienenhersteller Schadegg AG in Wängi TG weist darauf hin, dass es zu diesen Schienen auch ein Abdeckprofil gibt, welches ein Verschmutzen während der Bauphase verhindert. Die Abdeckung darf aber erst entfernt werden, wenn auch der Maler mit seiner Arbeit fertig ist.

Wer bis jetzt alles gelesen hat, weiss, wo eine heruntergehängte Decke besonders tragfähig sein muss – beispielsweise mit Gipsplatten. Zusammengeschobene Vorhänge haben je nach Stoff auch Gewicht, welches beim Ziehen, speziell durch kleinere Kinder, noch erhöht wird. Neben der direkten Verschraubung gibt es Verbinder, die mit der Decke verschraubt und in die Schienen eingeklippt oder mit Riegel befestigt werden können. Verschiedene Systeme lassen sich so sehr einfach wieder herunternehmen, wenn beispielsweise die Decke einen neuen Anstrich braucht.

Bei der Betätigung der Riegel sollte möglichst eine Visitenkarte unterlegt werden, empfiehlt Katja Beyeler. So wird sichergestellt, dass keine sichelförmigen Spuren an der Decke entstehen.

www.stebatura.chwww.lendenmann-raeume.chwww.schadegg.ch

ab

Veröffentlichung: 17. August 2017 / Ausgabe 33/2017

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