Smart und flexibel

Der Garraum der «Twin»-Modelle von Samsung lässt sich in zwei Bereiche aufteilen und separat steuern. Bild: Samsung

Einbaugeräte.  Die Vernetzung verschiedenster Geräte im Wohnbereich schreitet immer weiter voran. Die Entwicklung macht auch vor Backöfen und Kombidampfgarern nicht halt. Sie erlaubt es den Benutzern, die zahlreichen Funktionen einfacher und effizienter zu nutzen.

Ein Kühlschrank mit Kameras im Innern und einem grossen Touchscreen auf der Tür? Mit dem «Family Hub» zeigt der Technologiekonzern Samsung, in welche Richtung er sich die Entwicklung bei den Küchengeräten der Zukunft vorstellt. Die Geräte werden immer multifunktionaler, vernetzter und lassen sich via Smartphone oder Tablet überwachen und bedienen.

Das gilt auch für Backöfen: Hier stellte die Einführung der Umluft-/Heissluftfunktion bereits einen grossen Schritt dar. Die Programmauswahl hielt sich aber nach wie vor in Grenzen, die Bedienung konnte weiterhin über wenige Knöpfe erfolgen. Schwieriger wurde dies mit dem Aufkommen von Steamern und den darauf folgenden Kombigeräten. Auf einen Schlag hatte der Ofen nicht mehr nur vier oder fünf Betriebsarten – selbst die Einsteigergeräte kennen zehn oder mehr Programme für verschiedenste Anwendungen. Ganz zu schweigen von den professionelleren Kombigeräten, die über zahlreiche vorprogrammierte Rezepte verfügen und bei denen der Benutzer sogar noch selber Programme schreiben und abspeichern kann.

Weg durch Programm-Dschungel

Dies führte zu einer Erhöhung der Flexibilität und einer Vergrösserung des Einsatzbereiches. «Aber es machte die Bedienung auch anspruchsvoller», sagt Marcel Halbheer. Er ist Produktmanager Küche bei der Element-Küchen AG in Zürich und Referent im Kurs «ABC der Küchengeräte» beim Verband Küche Schweiz. «Die Gerätehersteller haben aber die Menüführung bei den Backöfen wesentlich verbessert», erzählt Halbheer weiter.

Konkret musste der Bediener früher genau wissen, was er im Backofen garen will und welches Programm sich dazu am besten eignet; Gartemperatur sowie -dauer mussten selber bestimmt werden. Vom Gerätehersteller mitgelieferte Tabellen halfen dabei, die richtigen Einstellungen zu finden.

Denn obwohl Backöfen mit Displays oder Touchscreens ausgerüstet sind, ist es für den Anwender manchmal eine Herausforderung, sich am Gerät selber durch die zahlreichen Programme und Einstellungen zu kämpfen. Hier haben alle Hersteller nachgebessert, neuere Geräte führen den Anwender nun mittels übersichtlicher Abfragen am Display zum richtigen Programm.

Trotz stark verbesserter Benutzerführung: So richtig komfortabel ist die Bedienung nach wie vor nicht. Ein grosses Handicap bei den Backöfen stellt nämlich die Bildschirmgrösse dar, die aufgrund der mehr oder weniger gegebenen Backofenmasse nicht beliebig dimensioniert werden kann.

Kontrolle vom Sofa aus

Hier kommt gemäss Marcel Halbheer wiederum die Vernetzung ins Spiel: «Gekoppelt mit dem Smartphone oder Tablet, kann man die Einstellungen bequem vom Küchentisch oder Sofa aus vornehmen.» Und dies wird immer wichtiger, denn sehr oft werden heute Rezepte nicht mehr zu Hause im «Tiptopf» gesucht, sondern online, während man gerade mit dem Zug unterwegs oder am Einkaufen ist.

Ebenfalls ein Vorteil der Fernbedienung ist, dass der Benutzer den Garvorgang auch unter Kontrolle hat, wenn er sich nicht im selben Raum aufhält. «Man kann sich problemlos am Esstisch mit den Gästen unterhalten, ohne immer wieder nach dem Backofen schauen zu müssen», sagt Marcel Halbheer. Wahrscheinlich werden Kombidampfgarer künftig sogar noch mit einer Kamera ausgerüstet sein. So hat der Anwender nicht nur die Ofenfunktionen permanent im Griff, sondern auch den Braten ständig im Blick. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat Electrolux mit dem «AEG ProCombi Plus Smart» gemacht. Dieser ist mit einer «Cook-View»-Kamera ausgerüstet, welche über das Backofen-App aufgerufen werden kann. Die Aufnahmen aus dem Innern des Garraumes können dann selbstverständlich auch gleich auf Social-Media-Plattformen geteilt werden. Allerdings darf man sich hier zurecht fragen, ob es all diese elektronischen Helfer überhaupt braucht? «Klar, der passionierte Hobbykoch wird vermutlich weniger Gebrauch von diesen Funktionen machen. Denn er weiss ganz genau, wie sein Gericht gegart werden muss, und will dies auch selber in die Hand nehmen», erzählt Marcel Halbheer.

Selbstständig und gesund

Intelligente, vernetzte Kombi-Geräte sind aber für den alltäglichen Gebrauch in einer schnelllebigen Gesellschaft durchaus ein Thema: Man ist lange am Arbeiten, will seinen Hobbys nachgehen, die sozialen Kontakte pflegen und kommt entsprechend spät nach Hause. Dennoch will man sich schnell ein gesundes und perfekt gegartes Abendessen zubereiten, ohne lange in der Küche stehen zu müssen. Genau hier liegt gemäss Marcel Halbheer die grosse Stärke der Kombi-Geräte: «Man kann ein vorbereitetes oder tiefgekühltes Gericht in den Ofen schieben, die passenden Einstellungen vornehmen – den Rest erledigt das Gerät von alleine.» Das geht mittlerweile so weit, dass man dem Ofen vorgibt, wann das Gericht fertig gegart sein soll. Anhand verschiedener Messdaten wie Temperaturverlauf, Feuchtigkeit oder auch Messsonden – die es mittlerweile auch in kabellosen Ausführungen gibt – ermittelt der Ofen die Garzeit. Je nach Zeitvorgabe beschleunigt oder verlangsamt dann das Gerät den Garvorgang, sodass das Gericht zum gewünschten Zeitpunkt fertig ist.

Ein, zwei oder drei Geräte?

Noch mehr Flexibilität bietet die neuste Generation der Kombi-Geräte: Nebst Backofen- und Dampfgarfunktionen verfügen sie über eine Mikrowellenfunktion. Wie es in den Beschrieben zu den Geräten von Miele und V-Zug heisst, kann durch den Einsatz der Mikrowellenfunktion die Garzeit wesentlich verkürzt werden, was insbesondere bei tiefgefrorenen Gerichten von Vorteil ist. Der Trend zu einzelnen Kombigeräten hält denn auch nach wie vor an. «Viele Kunden wollen nicht zwei oder drei separate Geräte. Entweder lässt es die Einbausituation nicht zu, oder es ist ihnen schlicht zu teuer», erklärt Halbheer. Dem gegenüber steht der Umstand, dass man mit zwei Geräten wiederum flexibler ist und mehr Garraum zur Verfügung steht. So kann man zwei verschiedene Gerichte zur selben Zeit zubereiten. Wenn sich die Kunden nicht sicher sind, ob sie ein zweites Gerät benötigen, hat Marcel Halbheer eine einfache und günstige Lösung: «Wir planen dann jeweils ein Küchenelement und die Anschlüsse so, dass man das Element jederzeit ausbauen und ein weiteres Gerät einbauen kann.»

Eine interessante Möglichkeit bietet hier wiederum Samsung mit dem «Twin Cooking»-System an. Die Kombination von zwei Heissluftsystemen mit 2 × 1200 Watt, zwei Ventilatoren und einem Garraumteiler in der Mitte ermöglicht es, unterschiedliche Speisen gleichzeitig zuzubereiten. Sogar mit unterschiedlichen Betriebsarten, Temperaturen und Garzeiten. Gemäss Hersteller sollen sich so, auch wenn Fisch und Kuchen zur selben Zeit im Ofen sind, Geruch oder Geschmack nicht übertragen. Somit kann Zeit und auch Energie gespart werden.

Alternativen zur Einbaulösung

Nur selten eingebaut wird aber offenbar eine Wärmeschublade. Dies sei wie vor einigen Jahren mit den Einbaukaffeemaschinen, sagt Marcel Halbheer: «Da gibt es gute und auch günstige Alternativen, die man nicht fix einbauen muss.» Die Frage eines Zusatzgerätes stellt sich auch beim neuen Trend des Sous-vide-Garens. Die vakuumierten Speisen können zwar problemlos in einem gewöhnlichen Dampfgarer zubereitet werden. Allerdings wird dazu ein separates Vakuumiergerät benötigt. «Ob die Kunden bereit sind, dafür etwas mehr auszugeben, wird sich zeigen. Es dauert eine Weile, bis sich zeigt, ob der Trend auch im Privatbereich ankommt», sagt Marcel Halbheer.

Für den Schreiner hat die Weiterentwicklung der vernetzten Geräte übrigens auch einen Vorteil: Immer mehr sind mit einem WLAN-Chip ausgerüstet, Netzwerkkabel und Empfangsgeräte im Küchenbereich gehören also wohl schon bald der Vergangenheit an.

www.elementkuechen.chwww.samsung.comwww.aeg.chwww.miele.chwww.vzug.ch

Weiterbildung

ABC der Küchengeräte

Im Kurs wird Grundlagenwissen der Küchenelektrogeräte an Mitarbeiter von Küchenfirmen (Produzenten, Schreiner, Händler, Studios) vermittelt.Fragen nach Energieeffizienz und Einbau werden ebenso thematisiert wie Kundenargumentationen und planerische Aspekte.

Die Teilnehmer erhalten einen umfassenden und konzentrierten Überblick zu den wichtigsten Küchengeräten.Dieser beinhaltet deren Nutzung und Bedienung, technische Grundlagen, Nischenberechnungen und Einbaurichtlinien.

Produkte-Neuheiten oder -Anpassungen, die an der Swissbau 2016 präsentiert wurden, werden in dieser Fachtagung berücksichtigt.

www.küche-schweiz.ch

ph

Veröffentlichung: 15. September 2016 / Ausgabe 37/2016

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