Spielerisch inszeniert

Viel Weissanteil für die Kaninchenstiefel, mehr Rotanteil für die roten Töne: Die Down-lights «Arcos tunable white» sorgen für eine naturgetreue Farb-wiedergabe. Bilder: Zumtobel Lighting GmbH

Lichtplanung.  Der österreichische Leuchtenhersteller Zumtobel aus Dornbirn entwickelt und produziert inzwischen ausschliesslich Leuchten mit LED-Leuchtmittel. Im Light Forum zeigt er eindrückliche Beleuchtungskonzepte für zahlreiche Produktgruppen.

Ein diffuses Blau herrscht im Entrée des Light Forum in Dornbirn, dann wechselt die Beleuchtung ins Rote. Das Gefühl für die räumliche Distanz geht verloren und erleichternd wirkt das darauffolgende, weisse Licht. Die Decke wird mit RGB-Farben bespielt. So spürt der Besucher am eigenen Leib, welche Wirkung Lichtfarben auf die menschliche Psyche haben. Ladenbauer, Lichtplaner und Architekten erfahren hier, wie die LED-Technologie richtig eingesetzt wird.

Für jede Farbe die Richtige

Das erste Beleuchtungsbeispiel gilt dem Textilhandel. Ein Modelabel entwirft jährlich 24 und mehr Kollektionen – mit wechselnden Farbakzenten. Die dimmbare Leuchte «tunable white» ermöglichte eine Farbanpassung zwischen 2700 bis 6000 Kelvin. Kurt Plaickner, Trainingsmanager bei Zumtobel, erhöht die Lichttemperatur per Steuerung: So kann das ausgestellte Kleid im warmen Rotton ebenso farbecht präsentiert werden wie zuvor die Kappe in Königsblau. Der Deckenstrahler «Arcos» setzt den Akzent auf den weissen Rindfellstiefel mit Holzsohle, dem neuesten Schrei der Saison. Für die Akzentbeleuchtung sorgen die auf der Unterseite der Regalböden eingebau- ten LED-Spots «Supersystem». Diese haben mehr als doppelt so viel Lichtleistung wie ihre grossen Brüder an der Decke – bei weniger Energieverbrauch: 17 000 Lux bei 4,5 Watt im Vergleich zu 7000 Lux bei 34 Watt. Der Grund: die geringere Entfernung zum Objekt.

Zum Anbeissen echt

Die Energieeffizienz wie auch die geringe Wärmeentwicklung seien Argumente für LED-Leuchten im Lebensmitteleinzelhandel, so der Trainingsmanager. Denn an der Fleischtheke braucht es nun keinen Fleischfilter mehr, damit das Produkt schön rosig erscheint.

«Im Vergleich zur herkömmlichen Hochdruck-Natrium-Dampflampe 50 W SDW-T oder einer Halogen-Metalldampflampe 70 W HIT mit Fleischfilter hat eine LED-TFC-Leuchte mit 32 bis 44 W (je nach Farbstufe) weniger Anschlussleistung und damit weniger Wärmeentwicklung», meint der Fachmann. Die Abkürzung TF steht für «tunable food». Die Leuchte bietet zehn verschiedenen Lichtgrade zwischen kalt und warm. Damit ist sie auch für die Gemüse- und die Käsetheke, die Bäckerei und das Möbelgeschäft geeignet. Ihre geringe Wärmeentwicklung strahlt nach hinten ab, was beispielsweise in einer Chocolaterie unabdingbar ist. Das zusätzliche Schienensystem «Tecton» schafft eine angenehme Grundhelligkeit im Shop und Retailbereich.

Der Schein trügt nicht

Im nächsten Raum sorgt ein Blick durchs Spektogramm für noch mehr Lichtverständnis: Unter der LED-Leuchte zeigt sich ein harmonischer Farbverlauf, unter der kompakten Leuchtstofflampe dagegen erkennt man nur einzelne Farbstreifen. Die homogene Farbwiedergabe liefert eine nachweislich bessere Lichtqualität. Der Planer muss das bei der Auswahl von Material für Wände, Böden und Decken berücksichtigen. «Denn ein naturgetreu präsentiertes Buchenparkett im Showroom kann unter der Halogenbeleuchtung im heimischen Wohnzimmer völlig anders aussehen», weiss Kurt Plaickner. Die Struktur von Holz, Gewebestoffen Edelmetallen, Stein und Glas wirkt durch dimmbare LED-Leuchten authentisch. Die Technologie wird in verschiedenen Produktausführungen angeboten. Auch Hersteller wie Philips und Osram führen vergleichbare LED-Produkte für die heutzutage komplexen Beleuchtungsanforderungen.

Wenn viele Lichter aufgehen

«Im Spitalzimmer braucht es Licht für die medizinischen Geräte ebenso wie das Leselicht für den Patienten, das Reinigungslicht und das Licht für Untersuchungen», sagt der Traingsmanager. Das sind alles kundenspezifische Leuchtenentwürfe für individuelle Bedürfnisse. Für Langzeitpatienten und Altersheimbewohner ist die «Lichtdusche» mit 10 000 Lux – nicht zu vergessen – ein Stimmungsaufheller.

Um die richtige Stimmung geht es auch im Autohaus. Das Objekt soll den Kunden gefangen nehmen. Deshalb kommen die quadratischen Wandleuchten «Cielos» zum Einsatz und sorgen für eine hohe Grundhelligkeit. Sie sind mit Videos bespielbar, um Emotionen zu simulieren. Die bereits genannten Deckenstrahler stellen die Brillanz der Karosserie in den Vordergrund, während die Einbau-Deckenstrahler «Panos Infinity WW» mit ihrer asymmetrischen Lichtverteilung den restlichen Raum sehr hell ausleuchten.

Hinter die Kulissen blicken

Daneben zeigt die dauerhafte Ausstellung weitere verschiedene Facetten der Lichtplanung. Hier wird die richtige Beleuchtung von Kunstwerken, Schulzimmern, Industriehallen, Büros und Gebäudefassaden eindrucksvoll demonstriert. Wer mehr über Farbwirkung und Anwendungen wissen möchte, kann an einer Lichtschulung teilnehmen. Ausserdem lohnt sich ein Be- such des hauseigenen Lichtlabors. In einem Raum von 25 m Höhe wird das Licht so exakt als möglich vermessen. Entscheidend dafür ist der grosse Messabstand und die konstante Temperatur von 25 °C. Um die Leuchte rotieren Fotozellen und vermessen diese stückchenweise, zu vergleichen mit Orangenschnitzen. «In den meisten Labors wird waagrecht in einem langen Gang gemessen, doch mit der Lage verändert sich die Temperatur», meint Erich Scheffknecht, der Lichtmesser. Dadurch entstünden Messfehler von bis zu 20 Prozent. Zumtobel will mit dem hauseigenen Labor vor allem seine hohen Qualitätsstandards gewährleisten und freilich auch prüfen, wie korrekt die Kollegen arbeiten. Im deutschsprachigen Raum verfügt nur noch die PTB Braunschweig über ein derartiges Lichtlabor.

www.zumtobel.com

MZ

Veröffentlichung: 16. Oktober 2014 / Ausgabe 42/2014

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