Systeme für individuelle Lösungen

Das Ladenbaugeschäft ist schnelllebig. Die Ladeneinrichtung wird in der Regel alle fünf Jahre ausgewechselt. Bild: SZ, Noah J. Gautschi

Ladenbau.  Für die Einrichtungen im Ladenbau werden mehrheitlich spezielle Ladenbausysteme verwendet. Dem Handwerker stehen verschiedene Systeme zur Verfügung, welche er je nach Fachgebiet, Waren- und Kundengruppen unterschiedlich kombinieren kann.

Das knappe Zeitbudget, der Konkurrenzdruck und die Schnelllebigkeit sind drei Attribute, die den Ladenbau ziemlich gut beschreiben. Trotz dieser erschwerten Voraussetzungen muss der Handwerker innert kürzester Zeit eine auf den Kunden zugeschnittene, optisch einzigartige und technisch dem Alltag standhaltende Arbeit abgeben. Alle diese Punkte unter einen Hut zu bringen, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Denn wenn der Handwerker Kastenmöbel oder Gestelle einsetzt, kann er mit seinen Aufwandkosten nur in den wenigsten Fällen konkurrenzfähig bleiben. Mit einem variablen Ladenbausystem kann zwischen den Anforderungen und den Preisvorstellungen eine Brücke geschlagen werden. Die Systeme bieten viele individuelle Möglichkeiten, um sie auf den Kunden abzustimmen.

Mit Systemgedanken

Es gibt eine Menge Ladenbausysteme auf dem Markt. Für welches System sich der Handwerker entscheidet, ist von der Art des Auftrages, vom Budget und sicherlich auch von den persönlichen Erfahrungen abhängig. Um zu beurteilen, welches System nun am besten zum eigenen Auftrag passt, lohnt sich die Einteilung der Systeme in zwei Arten.

Bei den Metallständersystemen übernehmen die vertikalen Stellschienen die eigentliche Gestellfunktion. Sie werden nach der Montage an einer Wand oder als freistehendes Mittelgestell im Raum mit Rückwänden, Böden und Sockelelementen bestückt. Anschliessend können in die Stellschienen, welche eine regelmässige Schlitzung aufweisen, Konsolen, Tablare, Behälter oder kleine Korpusse eingehängt werden. Vorteil dieser Systeme sind die hohe Flexibilität und die unzähligen Bestückungsmöglichkeiten für den Kunden. Eingesetzt werden Metallständersysteme oftmals in grösse- ren Supermarktketten, Kleiderläden oder Bauzentren.

Bei den Vorwandsystemen werden durchgehende Profile oder punktuell gesetzte Einhängeösen in eine Vorwand eingelassen. Die Vorwand besteht oftmals aus einer vorgehängten Konstruktion im Design des jeweiligen Kundenwunsches. In die Aufnahmen können nun Konsolen, Tablare oder andere Warenträger eingehängt werden. Die Individualität und eine spätere Umnutzung sind stark vom jeweiligen Systemhersteller abhängig. Vorwandsysteme werden wegen ihres schlichten und eleganten Designs oftmals in kleinen Detailhandelsketten, Boutiquen oder speziellen Fachgeschäften eingesetzt.

Kombinieren und individualisieren

In der Praxis kommen meist Kombinationen oben genannter Systeme zum Einsatz. So werden beispielsweise die Metallständersysteme für die Mittelgestelle und die Vorwandsysteme für die Wandgestelle verwendet. «Früher fungierte ein Systemhersteller meistens nur als Zulieferer für den Handwerker. Heute sind wir viel tiefer in der Auftragsmaterie und entwickeln Produkte gemeinsam mit unseren Kunden», sagt Christoph Mohr, Geschäftsleiter der Aweso AG aus Wetzikon ZH. Diese Individualität macht ein erfolgreiches Ladenbausystem aus. Neben der Möglichkeit, aus vorgefertigten Warenträgern eine Auswahl zusammenzustellen, kommen besonders im inhabergeführten Ladengeschäft vermehrt eigene Präsentations- und Warenträger zum Einsatz.

Erweitertes Anwendungsgebiet

Aufgrund der Flexibilität, der Qualität und dem oftmals gelungenen Design entdecken Planer und Handwerker diese Systeme immer häufiger für Auftragsarbeiten, die nicht mehr viel mit dem Ladenbau zu tun haben. «Unser System wird vermehrt im öffentlichen Innenausbau, zum Beispiel in Spitälern oder Schulen, eingesetzt», sagt Mohr. Ebenfalls gestiegen ist die Nachfrage in Bereichen mit einem hohen Sicherheitsbedürfnis, etwa in Labors. Hier benötigt es Systeme mit Tablaren, die stabil sitzen und trotzdem schnell und ohne Werkzeug umplatziert werden können.

Für den traditionellen Schreiner lohne sich ein Blick in die Welt der Ladenbausysteme ebenfalls, weiss Mohr zu berichten: «Schon einige Schreiner haben mit unseren Systemen begehbare Kleiderschränke, Büroräumlichkeiten und weitere Kundenaufträge ergänzt.»

Um einen kleinen Anreiz zu geben, folgt im Anschluss die Vorstellung dreier unterschiedlicher Systemlösungen, die auch im Innenausbau einsetzbar sind.

Neues System ohne Schattenzonen

Die optimale Ausleuchtung ist im Ladenbau ein elementares Thema. Damit die Waren nicht im Schattenwurf der Tablare liegen, liefert das neue «Kimea P/L»- Ladenbausystem von Vitra den Strom für die Beleuchtung direkt über die Verbindungsbeschläge ins Tablar. Da der Strom über die in den Seitenteilen eingelassenen Beschläge geführt wird, ist bei dem rückwandlosen System keine Elektroinstallation sichtbar. Optisch erinnert das Ladenbausystem an einen möbelartigen Ausbau, und durch das Fehlen der Rückwände entsteht ein offenes Raumgefühl. Die LED-Leuchten können je nach Bedarf auf die ausgestellte Ware eingestellt werden. Mit der App-Steuerung «Easy» von Ansorg lassen sich komplette Lichtkonzepte per Tablet oder Smartphone inszenieren. Das System ist durch seinen möbelarti- gen Aufbau besonders für die Präsentation von Legewaren, Taschen und Schuhen geeignet.

www.vitra.com

Horizontale Vielfalt

Die Lamellenwandsysteme von Spacewall werden für den Ladenbauer laufend weiterentwickelt. Was auf den ersten Blick lediglich nach einer Platte, ein paar Profilen und einem Dekor aussieht, versteckt viel Know-how in den Detaillösungen. In die Aluprofile können unterschiedliche Warenträger aus dem grossen Zubehörsortiment des Herstellers eingehängt werden. Für den Ladenbauer stehen unterschiedliche Ausführungen zur Auswahl bereit. Bei der «Light»-Version werden die Profile nach dem Fräsen seitlich in die Platte eingeschoben. Bei der Ausführung «Handmade» werden die Profile über einen Schichtaufbau fest in die Platte eingebaut, was zu einer noch höheren Festigkeit führt. Das neue «Slim»-Profil hat von der Front her gesehen lediglich einen Öffnungsschlitz von 4 Millimetern und wirkt sehr filigran. Zusätzlich gibt es das System «Slim+click», welches erst nach der Montage der Trägerplatte auf der Baustelle eingeklickt werden kann. Die unterschiedlichen Systeme und Warenträger werden von Spacewall individuell auf den Kunden abgestimmt und bei Bedarf mit Spezialteilen oder Neuentwicklungen ergänzt.

www.spacewall.de

Zwei Systeme für Gestalter

Das bewährte «Classic»-System von Aweso bietet dem Kunden eine hohe Flexibilität und Systemsicherheit. Das ursprünglich für das Warenhaus Globus entwickelte Ladenbausystem besteht aus einer Stellschiene und den Konsolen, auf welchen die jeweiligen Warenträger oder Tablare befestigt werden können. Das System ist in unterschiedlichen Stärken von «Typ 0» bis «Typ 3» erhältlich. In der Ausführung mit Spiegelschiene kann zwischen den Stellschienen ein Spiegel oder eine Rückwand in gleicher Stärke eingeschoben werden. Für den gehobenen Ladenbau oder den Einsatz bei privaten Kunden eignet sich das vielseitige Ladenbausystem «Sumarum 50». Für die vertikalen Stellschienen sind unterschiedliche Warenträger erhältlich, die bei Bedarf sogar nach Kundenzeichnung gefertigt werden. Solche Spezialausführungen entwickelt der Hersteller in enger Zusammenarbeit mit seinen Kunden.

www.aweso.ch

njg

Veröffentlichung: 08. September 2016 / Ausgabe 36/2016

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