Unschlagbarer Klappladen

Der Jalousienantrieb von Martin Brun ist von aussen beinahe unsichtbar. Bild: Martin Brun

Holzjalousien.  Am richtigen Ort eingesetzt können Fensterläden aus Holz auch heute optimal Schutz bieten. Für den Schreiner lohnt sich die Kontaktaufnahme mit einem Spezialisten, denn Jalousien haben eine lange Tradition. Fachmänner verraten, was es zu beachten gibt.

Einen Laden aus Holz zuklappen, ist wahrscheinlich die bekannteste und traditionellste Art, ein Fenster zu verschliessen. Er verdunkelt nicht nur den Raum, sondern schützt zusätzlich vor Lärm und hält im Sommer die Hitze und im Winter die Kälte draussen. Dies war vor allem früher, als die Fenster noch nicht so gute Schall- und Isolationswerte aufwiesen, ein sehr wichtiger Aspekt. Es ist also kein Wunder, dass sich Holzjalousien an diversen älteren und historischen Häusern in der Schweiz finden und auch heute noch gefragt sind.

Ein Produkt für das Spezielle

In Neubauten kommen Klappläden aus Holz eher weniger zum Einsatz. Hier werden, wenn Läden gewünscht sind, heutzutage mehrheitlich Schiebe- oder Faltlösungen verbaut. «Es ist ganz klar ein spezielles Nischenprodukt, welches jedoch bei Gebäuden unter Denkmalschutz eine spannende Lösung bietet», sagt Urs Fischer, Eigentümer der Schreinerei Meier AG im luzernischen Zell. Neben den klassischen Schreinerarbeiten nimmt die konventionelle Produktion von Holz-, Holz-Metall- sowie Spezial- und Brandschutzfenstern den grössten Teil des Auftragsvolumens ein. Zudem fertigt das Unternehmen zirka 1000 Holzjalousien pro Jahr. Auch Martin Brun, Erfinder des «Jalou- ferm»-Fensterladen-Schliesssystems, spürt eine gestiegene Nachfrage: «Vor allem im Hochpreissegment suchen die Kunden funktionierende Lösungen aus Holz.»

Spezialisiert auf individuelle Lösungen

Zirka zwei Drittel der jährlich produzierten Fensterläden liefert die Schreinerei Meier AG an Wiederverkäufer aus. Diese können je nach Bedarf aus dem Standardsortiment auswählen oder die Holzjalousien individuell nach den eigenen Angaben herstellen lassen. «Oftmals fertigen wir Jalousien nach Vorlage von vorhandenen Mustern aus der Denkmalpflege oder bestehenden Fensterläden an», sagt Urs Fischer.

Standardmässig gibt es die Holzjalousien mit festen oder beweglichen Lamellen. Die beweglichen Lamellen bieten den Vorteil, dass sie je nach Bedarf im Winkel verstellt werden können und so der Lichteinfall einfacher gesteuert wird. Bei Läden mit festen Lamellen bestimmt man den Lichteinfall über das Ausstellen der ganzen Holzjalousie. Weitere Ausführungen sind der Fensterladen mit fester Füllung oder die Holzjalousien mit Gratleiste . Diese edlen und traditionellen Jalousienarten benötigen einen abgestimmten konstruktiven Holzschutz, damit die Feuchtigkeit keinen Schaden verursacht. «Holzjalousien sind generell sehr beratungsintensiv und es ist wichtig, dass der Kunde die Vor- und Nachteile sowie die verschiedenen Ausführungsmöglichkeiten kennt», sagt Fischer.

Vom Beschlag bis zur Fertigung

Vergleicht man die heutigen Beschläge mit ihren Gegenstücken aus vergangenen Zeiten, fallen nur sehr geringe technische Unterschiede auf. Früher wurden die Bänder, der Rechen und die Sperrstange geschmiedet, heute werden sie nach modernen Fertigungsverfahren abgekantet und verschweisst. Konstruktiv hat sich ebenfalls nicht allzu viel verändert. Die einzelnen Arbeitsschritte wurden optimiert, so werden bei den beweglichen Lamellen die Hülsen und der Haken beispielsweise mit einer Spezialmaschine in einem Arbeitsgang eingepresst. Seit 2004 produziert das Unternehmen die Jalousien auf einem Bearbeitungszentrum. Der Zusammenbau neuer oder die Reparatur alter Holzjalousien wird anschliessend von Hand in der Werkstatt ausgeführt. Ergänzend können Holzjalousien mit modernen Antrieben, wie beispielsweise dem «Jalouferm»-System, an die Bedürfnisse grösserer und automatisierter Bauten angepasst werden.

Ansichtssache Oberflächenbehandlung

Die Holzjalousien, welche der Betrieb an Wiederverkäufer oder Fensterbauer ausliefert, sind auf Wunsch naturbelassen oder grundiert und bereit zum Lackieren. Aus Erfahrung weiss Fischer zu berichten, dass sich die Geister bei der Frage scheiden, welche Oberflächenbehandlung am geeignetsten ist. Die einen setzen auf Acryl-Lacke, andere auf Kunstharz-Lacke und wieder andere verwenden spezielle Ölfarben: «Wichtig ist, dass sich der Kunde bewusst für eine Variante entscheidet und nicht einfach irgendetwas auf das Holz gestrichen wird.»

Die Holzjalousie unbehandelt zu belassen, wird vom Hersteller nicht empfohlen, da es sich um ein Werkstück handelt, das ununterbrochen der Witterung ausgesetzt ist. Zudem sollten keine dunklen Farben bei Werkstücken mit direkter Sonnenbestrahlung zum Zuge kommen.

Isolation, Gerüst und Wartung

Kommt es zur Montage der Holzjalousien, sind wiederum einige Punkte zu beachten. Als Erstes lohnt es sich, den Gerüstbauer darauf hinzuweisen, wenn möglich nicht die Fenster zu versperren. Denn sonst kann der Fensterladen nicht mehr ein- oder ausgehängt und kontrolliert werden. Ist kein Gerüst vorhanden, muss zwingend mit einem Sicherheitsgurt und der nötigen Absicherung gearbeitet werden.

Bei der Montage der Bänder an die Hausfassade selbst ist vor allem bei neueren Isolationsaufbauten darauf zu achten, dass keine Wärmebrücken entstehen. Hierfür sind spezielle entkoppelte Befestigungssysteme erhältlich, die eine sichere und beständige Montage garantieren.

Für die Fensterläden mit Naturlasuren oder Kunstharzoberflächen empfiehlt der Fachmann eine erste Pflege nach zwei Jahren. Anschliessend muss die Pflege alle zwei bis fünf Jahre, je nach geografischer Ausrichtung, wiederholt werden.

Benötigt der Schreiner oder Fensterbauer einen neuen Holzladen oder eine Reparatur, sollte er sich von einem Spezialisten beraten lassen. Dieser kann ihm die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Materialien und Konstruktionen für sein spezifisches Projekt aufzeigen. Denn korrekt und am richtigen Ort eingesetzt, sind klappbare Fensterläden aus Holz unschlagbar und bieten einen besonderen Mehrwert für das Gebäude und den Bewohner.

www.schreinerei-meier.chwww.fensterladentechnik.ch

njg

Veröffentlichung: 31. Oktober 2019 / Ausgabe 44/2019

Artikel zum Thema

25. April 2024

Kein Durchkommen

Insektenschutz.  Der Frühling ist Rollo- und Plisseezeit. Es lohnt sich für Schreiner, die Chance auf eine zusätzliche Dienstleistung zu prüfen und den Insektenschutz kennenzulernen. Denn der sogenannte Querverkauf schafft nicht nur Umsatz, sondern auch Kundenkontakte.

mehr
15. Februar 2024

Eine Frage des Formats

Sonderformate.  Der Umgang mit besonderen Konstruktionen und Formaten, wie etwa Wende-fenstern oder Schwingflügeln, ist für die meisten ungewohnt. Die Schreinerzeitung hat einige aktuelle und bewährte Beispiele von Fenstern abseits der üblichen Pfade gesichtet.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Fenster