Was lange währt ...

Nicht immer funktioniert die Lieferkette so reibungsfrei. Sind Rohstoffe oder Bau-teile nicht verfügbar, kann dies zu langen Wartefristen führen. Bild: Pixabay

Maschinenverfügbarkeit.  Die vergangenen drei Jahre waren geprägt von der Coronapandemie und dem Ukrainekrieg. Diese Ereignisse haben auch in der Wirtschaft ihre Spuren hinterlassen. Rohstoffmangel und Lieferverzögerungen wurden zur Herausforderung in der Arbeitswelt.

Fast auf den Tag drei Jahre ist es her, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO Covid-19 zur Pandemie erklärte. Damals war nur schwer abzuschätzen, wie sich die verordneten Massnahmen der einzelnen Staaten auf die Welt und damit verbunden auch die Wirtschaft auswirken würde. Am 17. Februar des vergangenen Jahres wurden in der Schweiz dann praktisch alle Massnahmen aufgehoben, doch Entspannung gab es nicht, da just eine Woche darauf der Krieg in der Ukraine ausbrach. So ist die weltweite Wirtschaft seit vielen endlosen Monaten von Unsicherheit geprägt. Eine Unsicherheit, die sich direkt oder indirekt auf die Beschaffung von Rohstoffen und damit auf die Lieferfrist vieler Handelsgüter niedergeschlagen hat. Diese Entwicklung haben auch die Schweizer Maschinenhändler zu spüren bekommen. Laut deren Aussagen haben sich die Lieferzeiten von zwei bis drei Monaten auf bis zu zwölf Monate verlängert. «Anfänglich sei die Angst gross gewesen, dass die Bestellungen in diesen unsicheren Zeiten völlig einbrechen werden», sagt Silvan Steinmann, Geschäftsleiter der Arthur Bründler AG in Ebikon LU. Dies sei jedoch nicht der Fall gewesen.

Eine Tatsache, die darauf zurückzuführen ist, dass während des Lockdowns vielerorts in Aus- und Umbauten investiert wurde und ein Grossteil der Betriebe des Bauhaupt- und Nebengewerbes weit mehr Aufträge hatte als erwartet. «Mit ihrer aussergewöhnlich hohen Zuwanderungsrate ist die Schweiz bezüglich der Bautätigkeit ein Sonderfall», sagt Steinmann. Es sei unumgänglich, neuen Wohnraum zu schaffen. Alles in allem seien die Verkäufe deshalb seit Ausbruch der Pandemie recht konstant geblieben. «Das Problem ist nicht das Verkaufen, sondern das Ausliefern», sagt Steinmann. «In einigen Nachbarstaaten, wie beispielsweise Italien, sind die Betriebe während der Pandemie vom Staat subventioniert worden und haben deshalb in neue Maschinen investiert», erklärt er.

Daraus habe sich eine aussergewöhnlich hohe Nachfrage ergeben, welche sich zusätzlich negativ auf die Lieferzeiten der Maschinen ausgewirkt hat. «Die Herausforderung liegt in der schwierigen Planbarkeit. Diese hat zu einer Verschiebung des Arbeitsvolumens geführt», sagt Steinmann.

In der schwierigen Planbarkeit sieht auch Peter Niederer, Geschäftsführer der Homag Schweiz AG in Höri ZH, das zentrale Problem: «Bei vereinzelten Produkten sind die Lieferfristen sehr schwierig vorauszusagen», erklärt er. Projekte mit längerer Konzept- und Beratungsphase können ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen. «Bei den klassischen Standardmaschinen haben wir Lagermaschinen zum sofortigen Kauf bereit.» Aufgrund der schwierigen Lieferzeit-Thematik habe man in den Werken bereits heute Produktions-Slots für sich reserviert, führt Niederer weiter aus. So kann die Produktion flexibler auf die Nachfrage abgestimmt werden.

Höhere Liquiditätsbelastung

Mit solchen Produktions-Slots im Werk versucht man, den Lieferverzögerungen auch bei der HM Spoerri AG in Bachenbülach ZH entgegenzuwirken, wie Geschäftsführer Raphael Betschart berichtet. «Wir haben bereits zu einem frühen Zeitpunkt Gegensteuer gegeben, um die Lieferzeiten einigermassen im Rahmen zu halten», sagt er. So habe man unter anderem die Lagerfläche vergrössert und dementsprechend auch den Lagerbestand stark erhöht. Bei HM Spoerri werden auch vermehrt Vorbestellungen gemacht, um die Lieferfrist für den Kunden in Grenzen zu halten. Damit steige aber auch das Risiko für den Handelsbetrieb. «Wir müssen eine höhere Liquiditätsbelastung in Kauf nehmen», erklärt Betschart. Ausserdem bestehe die Gefahr, dass man am Ende auf gewissen Maschinen sitzen bleibe.

Als fordernd hat auch Gustav Muth, Geschäftsführer der Ineichen AG in Ermensee LU, die Entwicklungen der vergangenen Jahre empfunden. Allerdings relativiert er die Lieferfristen auch etwas: «Gegenüber anderen Grosshandelsprodukten, die Lieferzeiten von bis zu 30 Monaten hatten, wurden wir von unseren Lieferanten für bis zu sechs Monate um Geduld gebeten», sagt er.

Beim Bestellen einer neuen Anlage sei die Lieferfrist für die Kunden oft gar nicht so relevant, stellt Michael Gwerder, Gebietsverkaufsleiter der Biesse Schweiz GmbH in Ermensee LU, fest. «Wenn ein Kunde eine neue Maschine expressmässig braucht, greifen wir auf unsere Showrooms zurück oder haben vom Werk her die Möglichkeit, vorkonfigurierte Modelle mit sehr kurzen Lieferfristen an die Endkunden zu liefern», erklärt er.

Bei der Verknappung der Rohstoffe und den Verzögerungen in der Lieferkette, galt es für die Maschinenhändler immer auch, die Preisentwicklung im Auge zu behalten. Eine recht komplexe Angelegenheit, da die Verknappung der Rohstoffe und die Verzögerungen in der Lieferkette zwar zu Preiserhöhungen führten, diese aber dank des starken Frankens weitgehend aufgefangen werden konnten. «Aufgrund der Preisanpassungen der Rohmaterialien auf den Weltmärkten wurden wir mehrmals gezwungen, die Preise unserer Maschinen zu erhöhen, dank des schwächeren Eurokurses konnten wir die Preisaufschläge in der Schweiz jedoch abfedern», erklärt Gwerder. So seien die Kosten im Vergleich zur Zeit vor Corona lediglich im einstelligen Prozentbereich höher.

«Die allgemeine Teuerung im Euroraum von bis zu 9 Prozent liess neben den Rohstoffpreisen auch die Löhne ansteigen», erläutert Gustav Muth. «Aktuell sehen wir aber bei unseren Lieferanten, dass 2023 keine grossen Preiserhöhungen gemacht werden.»

Ratschläge für den Schreiner

Der Rohstoffmangel und die damit verbundenen Lieferengpässe werden die Maschinenhändler wohl noch eine Weile beschäftigen. Weitere Informationen dazu und Ratschläge, wie der Schreiner dem Problem begegnen kann, sind Interview zu finden.

www.bruendler.chwww.homag.comwww.felder-group.comwww.ineichen.chwww.biesse.com

Monika Hurni

Veröffentlichung: 09. März 2023 / Ausgabe 10/2023

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