Wo sich Grenzen verschieben

Im Hotel Sellamatt in Alt St. Johann SG dienen die Trennwände auch als Gestaltungs-elemente. Bild: Hodel Trennwände AG

Raumeinteilung.  Mobile Trennwände erfüllen den Wunsch nach Flexibilität. Doch sie dienen nicht nur zur Einteilung des Raumes, sondern übernehmen auch eine gestalterische Funktion. Und das Wichtigste: Sie bieten dem Schreiner neue Chancen.

Die Küche verschmilzt mit dem Wohnzimmer, Loftwohnungen mit ihren offenen Räumen sind seit Jahren im Trend, und in öffentlichen Gebäuden sind grosse Räume gefragt wie selten zuvor. Doch so beliebt diese grossen Räume, so notwendig sind auch die Rückzugsmöglichkeiten. Dies hat sich deutlich gezeigt beim Konzept des «Open Space Office». Denn was im Englischen verheissungsvoll klingt, bedeutet übersetzt ganz einfach Grossraumbüro.

Ein Trend aus Amerika, der sich in der Schweiz niemals richtig durchsetzen konnte. Schnell hat sich gezeigt, dass die Gemeinschaft bei Fleissarbeiten ganz angenehm sein kann, bei Arbeiten, welche eine hohe Konzentration erfordern, aber oftmals als störend empfunden wird.

Individuelle Gestaltung

Als das amerikanische Konzept der Grossraumbüros Mitte des vergangenen Jahrhunderts auch in die Schweiz überschwappte, wurde von den Planern oft unterschätzt, wie wichtig Rückzugsmöglichkeiten sind. Dies führte dazu, dass nachträglich Trennwände eingezogen werden mussten. Zu Beginn waren diese meist schlicht gehalten und dienten lediglich dem Zweck der Abgrenzung. Heute sind sie in verschiedensten Variationen zu finden und erfüllen neben dem Grundgedanken auch einen gestalterischen Anspruch.

So beispielsweise die «Liko-Glass»-Trennwände der Amina Products GmbH aus dem aargauischen Muri. «Liko-Glass» besteht aus mehreren Folien- und Glasschichten, worin organische oder künstliche Materialien einlaminiert werden können. Mit Grafiken, besonderen Fotos oder gar feinen Ästen oder Blättern einer Pflanze kann der Kunde dem Arbeitsplatz oder seinem Zuhause einen individuellen Charakter verleihen. Dank dem speziellen Schichtaufbau des Glases ist dieses besonders widerstandsfähig und verfügt zusätzlich über gute schalldämmende Eigenschaften.

Glaswand wird zum Touchscreen

Eine zukunftsgerichtete Lösung für Büroräume ist die «Smart-i-Wall». Dabei wird ein in der Grösse frei wählbarer Teil der Glaswand zu einem Touchscreen, über welchen alle Anwendungen des PCs dargestellt werden können.

Die interaktive Systemtrennwand eignet sich insbesondere für Sitzungen, in welchen Präsentationen, Grafiken oder Filmsequenzen gezeigt werden sollen, sowie für Videokonferenzen oder Skype-Meetings. Wird sie nicht benötigt, so kann die Screenfläche mittels Knopfdruck in durchsichtiges Glas umgewandelt werden.

Beim «Liko-Glass», und je nach Ausführung auch bei der «Smart-i-Wall», ist eine Ausführung mit veränderbarer Lichtdurchlässigkeit möglich. Das transparente Glas kann auf transluzent umgeschaltet werden. So bleibt es zwar durchscheinend, bietet aber dennoch einen Sichtschutz und damit auch eine Rückzugsmöglichkeit.

Mehr als nur trennen

Soll ein Raum wechselnden Bedürfnissen angepasst werden können, so sind mobile Trennwandsysteme gefragt. Besonders häufig trifft man solche in Mehrzweckgebäuden, Sporthallen oder in der Gastronomie an. Hierbei gilt es, die Grundsatzfrage zu klären, wo und in welcher Weise die Elemente bei offenem Raum versorgt werden können. Der entsprechend nötige Platz ist frühzeitig einzuplanen. Eine genaue Planung ist auch bei Schiebewänden, die in eine Tasche in der Wand eingeschoben werden, unumgänglich. So beispielsweise beim Projekt in Alt St. Johann, welches die Beck Konzept AG aus Buttisholz LU in Zusammenarbeit mit der Hodel Trennwände AG aus Knutwil LU realisiert hat.

Tagsüber sind die Schiebeelemente im Berghotel Sellamatt im sanktgallischen Alt St. Johann in den Taschen verstaut und geben so den Selbstbedienungsbereich des Restaurants frei. Abends, während des bedienten Services, wird dieser Bereich mit den Elementen aus furniertem und gebürstetem Tannenaltholz vom Speisesaal abgetrennt. Dank dem aufgedruckten Kuhmotiv wird die Trennwand dabei auch gleich zu einem Gestaltungselement.

Im Gegensatz dazu fügt sich die schlichte Trennwand beim Speisesaal dezent ins Bild ein. Mittels dreier Aufstellachsen kann der grosse Raum auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten werden. Die mechanische Verspannung der einzelnen Wandelemente sorgt für die nötige Schalldämmung.

Flexible Strukturierung

In der Gastronomie drängen sich Lösungen mit mobilen Trennwänden geradezu auf. Sie ermöglichen eine flexible und auf die Gästezahl abgestimmte Strukturierung des Hauptsaals. Mit «Hawa Aperto 60 H» hat die Hawa Sliding Solutions AG aus dem zürcherischen Mettmenstetten zu diesem Zweck ein System für flächenbündige, stapelbare, raumhohe Sichttrennwände aus Holz im Sortiment. Bei geschlossener Anlage entsteht eine flächenbündige Front mit einer Drehtür, die mit einem Schloss verriegelt werden kann. Das Trennwandsystem eignet sich für Schiebeelemente ab einer Stärke von 30 Millimetern und einem Gewicht bis zu 60 Kilogramm. Die Aufhängung wird von der Stirnkante der Elemente her eingeschoben und festgestellt, die Tragschiene direkt ins Holz eingenutet. Bei geringer Belastung kann auf die Führungsschiene am Boden verzichtet werden. Die Elemente werden je nach Raumsituation parallel oder 90 Grad zur Schiebeachse im Stapelraum geparkt. Standardmässig finden neun Elemente im seitlichen Stapelraum Platz. Das System erlaubt mit einem Beschlagsatz linke und rechte Stapelräume.

Steckerfertiges Komplettsystem

Was im Bereich der mobilen Trennwände möglich ist, zeigt auch das Projekt auf dem Campus der Orderbase Consulting GmbH in Münster (D) und somit in direkter Nachbarschaft zur Herstellerin, der Franz Nüsing GmbH. Die 10,7 Meter lange und 5,27 Meter hohe Wand basiert auf dem «Nüsing Easymatic»-System und kann als steckerfertiges Komplettsystem an den Stromkreis angeschlossen werden. Die Stromübertragung wird durch eine automatische Anzugsmechanik unter den einzelnen Elementen sichergestellt. Im Zwischenraum der Gläser befindet sich ein LED-Band, womit jedes Feld einzeln angesteuert wird. Die oberen und unteren Andruckbalken werden durch das mikroprozessorgesteuerte System in vier Sekunden ein- oder ausgefahren. Dank deren Anpresskraft von 2000 Newton sind weder Bodenriegel noch Bodenschienen nötig, um die erforderlichen Schalldämmwerte zu erreichen. Die Produkte von Nüsing werden in der Schweiz von der Link Elementtechnik AG aus Volketswil vertrieben und sind ein wichtiger Teil ihres Portfolios.

Schalldämmung als zentrales Thema

Ein harmonisches Bild bieten die von der Rosconi Systems AG aus dem aargauischen Villmergen produzierten Trennwände im Hotel Bestzeit in Parpan GR. Dies dank ihrer Oberfläche aus Fichten-Altholz. Mit den mobilen Elementen kann die Bar vom Eventraum abgetrennt werden. Ausserdem besteht die Möglichkeit, zwei zusätzliche Räume zu schaffen, die je nach Bedarf als Kinderspielraum oder Sitzungszimmer dienen. Wird der Saal in seiner gesamten Ausdehnung benötigt, so können die Elemente im Stapel versorgt werden.

Die Wand erfüllt den Brandschutz EI30 und kann, wie in diesem Fall, als Brandabschluss eingebaut werden. Daneben weist sie eine im Labor geprüfte Schalldämmung von 51 Dezibel auf. Erreicht werden kann eine maximale Dämmung von bis zu 59 Dezibel.

Die Schalldämmung ist bei Rosconi ein zentrales Thema. Denn seit Neustem hat das Unternehmen ein mobiles Trennwandsystem im Angebot – mit Schalldämmung im Glas und Durchgangstürelement.

Chance für den Schreiner

Die Möglichkeiten im Bereich der Trennwände sind schier unendlich. Genauso wie das Wunschspektrum der Kunden. Denn je individueller die Wünsche des Kunden, desto wertvoller wird die Beratung des Fachmannes. Dabei sollte gleich zu Beginn klar definiert werden, welche Leistungen vom Trennwandhersteller übernommen werden und ab wann das Objekt vom Schreiner weitergeführt wird. Denn, wie bei den Wänden, ist die sorgfältige Trennung der Bereiche das A und O des Erfolges.

www.amina.chwww.trennwaende.chwww.elementtechnik.chwww.hawa.chwww.rosconi-systems.ch

mh

Veröffentlichung: 20. Dezember 2018 / Ausgabe 51-52/2018

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