Bitte zu Tisch

Kurz vor Messebeginn: Das Team von Thut ist parat, um den Besuchern auch den Auszugstisch 519 zu präsentieren. Bild: Christian Härtel

Blickfang.  In den Räumen des Kongresshauses Zürich gastierte vom 18. bis 20. November die Messe Blickfang. Unter den 180 Ausstellern fanden sich auch zahlreiche Schreinereien. Diese zeigten viele Tischentwürfe. Die Schreinerzeitung hat einige davon ausgewählt.

Es seien so viele Möbeldesigner als Aussteller nach Zürich gekommen wie noch nie. Und es hätten noch mehr sein können. Die Nachfrage habe das Platzangebot der 26. Veranstaltung im Zürcher Kongresshaus um ein Drittel übertroffen, erklärte Dieter Hofmann, Gründer der Blickfang, zur Eröffnung der Messe. Einen Rekord vermeldeten die Messemacher auch nach der Veranstaltung. Die 15 600 Besucher stellen eine neue Höchstmarke dar.

Zeitlos mit funktionalem Design

Für die Thut Möbel AG in Buchs ZH ist die Blickfang in Zürich gewissermassen ein Heimspiel. Die Arbeiten von Benjamin Thut folgen der Tradition des Familienunternehmens in dritter Generation mit gutem, funktionalem und zeitlosem Design, dass sich stets durch ein gewisses Extra auszeichnet. So auch beim Auszugstisch 519. Durch die besondere Tragkonstruktion mit ineinander greifenden Lamellen lässt sich die Platte stufenlos durch Ausziehen verlängern. Die grösste der drei Varianten mit dieser Konstruktion lässt sich in beide Richtungen ausziehen.

Die dünnen Deckblätter zur Auflage auf die Lamellenoberfläche lagern unter der Tischplatte. Diese lassen sich mittels Magneten auf die verlängerte Tischplatte fixieren. «Nicht wenige finden die feingliedrige Fläche mit den Eichen-Lamellen fast reizvoller», sagt Julie Cornaz, die gerade in ihre Ausbildung zur Schreinerin bei Thut gestartet ist. So kann der Benutzende jeweils entscheiden, ob gerade vollwertige Tischplätze oder einfach eine erweiterte Ablagemöglichkeit gewünscht sind.

Schnitte schaffen Flexibilität

Ebenfalls stufenlos ausziehbar, aber ganz anders konstruiert, ist der Tisch Ilaik der Laik GmbH aus Fürstenfeldbruck (D). Bei diesem entsteht durch versetzt angebrachte Laserschnittlinien ein flexibles Material, das sich wie eine Ziehharmonika ausdehnen lässt. Die Tischplatte wird aus Birkenmultiplex unter Einsatz eines speziellen Klebstoffes hergestellt, der die Temperaturen des Lasers beim Schneiden verträgt.

Die Funktion des erweiterbaren Tisches steckt im Material und kommt deshalb ohne Mechanismus oder zusätzliche Teile aus. An dem ausgeklügelten Entwurf aus Deutschland haben die Macher viele Jahre gearbeitet. Mit dem Prinzip der Einschnitte haben auch andere in den letzten Jahren experimentiert. Jetzt ist das Prinzip des Produktes patentrechtlich geschützt und der Tisch in vier Grössen, verschiedenen Detailausbildungen und Farben erhältlich.

Limitiert nur in der Auflage

Ein Tisch, dessen Betrachtung man von unten auf keinen Fall missen sollte, hat das österreichische Label Hubfour gezeigt. Als Schreiner, Architekt und Programmierer hat Gründer Peter Wimmesberger viel Freude an der Erschaffung von fliessenden, organischen Formen in Holz. Die Vorteile der CNC-Technik nutzt Wimmesberger auch bei Objekten wie einer Leuchte, die je nach Raumgrösse skalierbar sind. Die organische Formgebung zieht sich dabei durch. Den Tisch soll es nur zehn Mal geben, auch um den künstlerischen Anspruch an das Stück zu unterstreichen.

Eigene Handschrift mit Lieblingsholz

Das Holz der Ulme hat es Schreiner Manuel Lienhard aus Luzern angetan. In Zürich hat er trotzdem einen Tisch aus Esche gezeigt. Alle seine zu verarbeitenden Hölzer sucht er in seiner Umgebung, lässt sie einschneiden und gibt viel Kraft in seine Arbeiten – stets auf der Suche nach einer eigenständigen und besonderen Formensprache aus ausgeklügelten Konstruktionen. Manches davon offenbart sich dem Betrachter der schlichten Stücke erst auf den zweiten Blick. Ganz anders verhält es sich mit den schwalbenschwanzförmig in die Platte eingeleimten Tischbeinen des in Zürich gezeigten Tisches.

Die Erinnerung in der Nase

Raïna ist Rätoromanisch und heisst Königin. Die Arve als Königin der Alpen steht im Mittelpunkt der Arbeiten von Schreiner Ralph Steiner in Tscherlach SG. Unter dem Label Raïna fertigt er aus dem aromatisch duftenden Holz schlichte und ehrliche Massivholzmöbel und bringt damit den Städtern etwas vom Zauber der alpinen Höhenlagen in deren oft etwas kühl anmutenden Räumlichkeiten.

www.blickfang.comwww.thut.chwww.laik.stylewww.hubfour.atwww.manu-ell.chwww.raina.ch

Christian Härtel

Veröffentlichung: 24. November 2022 / Ausgabe 47/2022

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