Wenn Licht um die Ecke geht

Weil eine Tageslichtführung alle Schichten der Gebäudehülle durchbricht, gibt es einiges zu beachten. Bild: Velux Schweiz AG

Tageslichtführungen.  Natürliches Licht ist nicht bloss ein optischer Gewinn für einen Raum – es hat auch Einfluss auf das Raumklima und die Lebensqualität. Um in einem gefangenen Zimmer in den Genuss von Tageslicht zu kommen, gibt es einen tollen Lösungsansatz.

Gerade jetzt in der dunkleren Jahreszeit fallen beim Betreten gefangener Räume ohne direktes Tageslicht die schlechten Lichtverhältnisse besonders stark auf. Mit künstlichen Leuchtmitteln der neuesten Generation kann heutzutage zwar ein sehr angenehmes Lichtgefühl geschaffen werden, doch im Vergleich mit einem natürlich beleuchteten Raum ist die Lichtqualität schlechter. Nicht immer erlauben die Lage des Raumes im Gebäude, die baulichen Vorschriften oder die architektonischen Gegebenheiten den Einbau eines Fensters oder einer festen Verglasung. In solchen Situationen ist der Einsatz einer Tageslichtführung eine interessante Möglichkeit, um natürliches Licht in einen Raum hineinzubringen. «Mit einem solchen System bekommt der Planer eine einfache und funktionierende Lösung», sagt Jörg Blättler, Leiter Ausbildung und Verkaufscoaching bei der Velux Schweiz AG aus Trimbach SO.

Das Haus wird zum U-Boot

Die Funktionsweise einer Tageslichtführung ist vom Prinzip her mit jener eines Periskops vergleichbar. Das Sonnenlicht scheint in den Einlass, der auf dem Dach platziert ist. Dieser ist ähnlich aufgebaut wie ein kleines Dachfenster, in dem sich das Licht sammeln kann. Nun wird das Tageslicht über den verspiegelten Kanal ins innere des Gebäudes geleitet. Beim «Sun-Tunnel» von Velux besteht das normale Rohr aus einem hochpolierten Metall. Über diesen Spiegelschacht kann das Licht bis zu sechs Meter weit geleitet werden. Am Anfang und am Ende des Schachtes wird jeweils ein ebenfalls aus poliertem Metall bestehender Abschluss angebracht. Mit diesem kann über einen Drehmechanismus der benötigte Winkel eingestellt werden. «Die einzelnen Bestandteile sind so weit vorgefertigt, dass sie lediglich korrekt zusammengesteckt und an das jeweilige Gebäude angepasst werden müssen», sagt Blättler und steckt zwei Kanalteile als Funktionsbeispiel ineinander.

Für ganz kurze Distanzen bis zwei Meter oder spitze Winkel kommt ein flexibler Schlauch zum Einsatz. Für die Winkelabschlüsse ist in einer so engen Einbausituation zu wenig Platz. Da der Schlauch gegebenermassen nicht verspiegelt ausgeführt werden kann, ist die Lichtausnutzung bei dieser Lösung etwas geringer.

Ein Loch durch alle Schichten

Da die Tageslichtführung eine direkte Verbindung von der Aussenseite ins Hausinnere schafft, mussten bei der Systementwicklung einige Punkte beachtet werden. Damit der grosse Temperaturunterschied kein Kondenswasser im Lichtkanal selber verursacht, verschliesst der untere Abschlussdeckel den Kanal mit einer Dichtung, und alle Stösse werden mit einem Dichtungsband verklebt. Der so entstehende, abgedichtete Raum funktioniert ähnlich wie eine Isolierverglasung und unterbindet die Bildung von Kondenswasser im Inneren der Röhre.

Je nachdem, was für eine Dachsituation vorliegt, ändert sich die Einbauposition der Dampffolie und Dichtungsebene. Bei einem beheizten Dachraum findet sich die Isolation direkt im Unterdach, und bei einem unbeheizten Dachraum ist die Isolationsebene im Bereich der Zwischendecke zum Dachraum zu setzen.

Unterstützte Planung

Grundsätzlich kann man zwei Bereiche in der Einbauplanung unterscheiden. Bei Neubauten werden die Systeme zu Beginn eingeplant und das Gebäude an die Systeme angepasst. Die Montage kann gerade im Rohbau stattfinden, und alle Anschlussdetails können direkt übernommen und umgesetzt werden. «Die nötigen Einbaudetails stehen auf unserer Website zur Verfügung», sagt Blättler. Bei einer Neuplanung wird der Lichtkanal als fester Bestandteil in die Hauseinheit integriert.

Im Renovationsbereich wird es für den Planer und Schreiner richtig interessant. Hier gilt es, das System in eine existierende und meist funktionierende Hauseinheit zu integrieren. Der Einbaustandort und die Anschlussdetails müssen auf die vorhandenen Konstruktionen und den gewünschten Raum abgestimmt werden. «Bei dieser Aufgabe stehen wir dem Schreiner beratend zur Seite», sagt Blättler. Der Handwerker kann sich beim Hersteller kostenlos für sein individuelles Projekt beraten und schulen lassen (siehe Box).

Für den Schreiner ist im ersten Moment sicherlich beim Eingriff im Dachbereich grosse Vorsicht geboten. Hier kann sich eine Zusammenarbeit oder Arbeitsteilung mit einer Zimmerei oder einem Dachdecker auszahlen. Die Zahl der Schreinereien, welche das ganze System einbauen, nimmt aber nach den neusten Zahlen von Velux zu.

Für den Schreiner gemacht

Besonders im inneren Anschlussbereich kann der Schreiner seine Stärken ausspielen. Die später sichtbaren Leuchtschirme werden in die vorgängig montierten Rahmen eingesetzt. Diese gilt es, genau in die Innendecke einzupassen. «Der Schreiner ist der perfekte Handwerker für den Einbau. Hier ist Millimeterarbeit gefragt, wenn zum Beispiel das Täfer ausgesägt werden muss», sagt Blättler. Mit der Unterstützung des Herstellers in der Planungsphase können auch komplizierte Anschlüsse fachmännisch umgesetzt werden. Blättler weiss aus Erfahrung, dass sich ein Schreiner immer wieder an das System herantraut, wenn er einmal ein Dachfenster oder eine Tageslichtführung verbaut hat. Gerade im Dachstockausbau kann der Schreiner seinem Kunden auf diese Weise eine spezielle und individuelle Lösung anbieten (siehe SZ-Nr. 34/2015, Seiten 12–14).

Bei der Auswahl des Systems ist immer auf einen durchdachten Aufbau mit der nötigen Anpassungsfähigkeit zu achten. Die gängigen Tageslichtführungen auf dem Markt bieten die Möglichkeit, den Grundkanal mit Zubehör an die jeweilige Bausituation anzupassen, ohne selbst etwas improvisieren zu müssen.

Licht durch die Fasern leiten

Durch den Einsatz von Glasfaserkabeln ist ein ganz neuer Lösungsansatz im Bereich der Tageslichtführungen entstanden. Das Sonnenlicht wird über einen Kollektor gebündelt, wie durch einen Trichter wird auf diese Weise möglichst viel Licht auf den kleinen Kabelquerschnitt gestrahlt. Über das Glasfaserkabel kann das Licht nun durch das Gebäude in den gewünschten Raum geleitet werden. Am Ende des Kabels kommt ein Art Strahler zum Einsatz, welcher das Licht wieder entbündelt und in den Raum abgibt. Mit einem solchen System ist eine Verlegung mit geringen baulichen Veränderungen möglich. Um dieselbe Lichtmenge wie bei einem grösseren Lichtkanal zu erhalten, müssen jedoch mehrere Kabel verlegt werden.

Die Verwendung einer Tageslichtführung bietet die Möglichkeit, einen geschlossenen Raum natürlich zu beleuchten. Bei Einbauten in bestehenden Gebäuden ist eine vorgängige Absprache mit dem Hersteller angebracht. Wenn das Produkt und der Einbau stimmen, kann dem Kunden eine einzigartige Lösung unterbreitet werden.

www.velux.chwww.parans.com

Schulung und Beratung

Damit dem Schreiner beim Einbau der Tageslichtführung keine unnötigen Fehler unterlaufen, bietet die Velux AG aus dem solothurnischen Trimbach ein umfassendes Serviceangebot.

Beratung und Einbaudetails

Der Schreiner kann sich für seine Einbausituation spezifisch beraten lassen. Die jeweiligen Einbaudetails stehen über die Internetseite zur Verwendung bereit. Zusätzlich ist es möglich, seine Mitarbeiter an Schulungen im firmeneigenen Schulungsraum oder im eigenen Betrieb ausbilden zu lassen.

Eine Gratisbegleitung

Beim Ersteinbau einer Tageslichtführung steht ein ganz besonderer Service zur Verfügung. Der gesamte Ersteinbau wird von einem Service-techniker begleitet. Dieser schult, berät und kontrolliert den Handwerker und steht mit praxiserprobten Tipps zur Seite. So ist eine erfolgreiche Montage garantiert.

njg

Veröffentlichung: 07. Januar 2016 / Ausgabe 1/2016

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