Alles andere als gewöhnlich


Anstiftung zum Quer-denken: Anja Förster und Peter Kreuz ani-mierten zum Blick über den Tellerrand hinaus.
Anstiftung zum Quer-denken: Anja Förster und Peter Kreuz ani-mierten zum Blick über den Tellerrand hinaus.
Wissen.werken.wirken. Unter diesem Motto lud der VSSM zum diesjährigen «SchreinerForum» nach Baden ein. Rund 260 Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Holzbranche trafen sich zum Auftakt der Bildungsinitiative des Verbandes zur zweiten Austragung dieses Anlasses.
Die Premiere im letzten Jahr ging unter dem Motto «Wert.Werte.Werten.» über die Bühne und war ein voller Erfolg. Die Teilnehmer durften also gespannt sein, was das «SchreinerForum» dieses Jahr zu bieten hatte. VSSM-Zentralpräsident Ruedi Lustenberger eröffnete die zweite Austragung des «SchreinerForums» und startete sein Referat gleich zum Tagungsthema «Wissen.Werken.Wirken».
Ruedi Lustenberger zitierte Benjamin Franklin mit «eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen» und ergänzte dieses Zitat gleich noch selber mit dem Wort «Können». Denn die Gesellschaft profitiere von den Zinsen aus Wissen und Können. Er lobte das schweizerische Berufsbildungssystem, das nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich im internationalen Vergleich gut dastehe. Das System stehe für Werte, die den Kern der Marke «Schweiz» definieren. Mit dem Zitat von Alfred Dregger «Unser Reichtum sind nicht die Mundwerker, sondern die Handwerker» schlug er den Bogen zum Bundeshaus, welches sich mit viel Handwerkskunst präsentiere. Lustenberger warb für das traditionelle Handwerk und propagierte dabei für «Swissness» und dass es das Ziel sein müsse, sich den Techniken von heute zu bedienen, aber die traditionellen Berufe trotzdem zu bewahren.
Auf die Frage, wie der Schreiner von Kunden und der Bevölkerung wahrgenommen werde, sprach Ruedi Lustenberger mit Stolz davon, dass die Schreiner einen guten Ruf geniessen. Schreiner würden als glaubwürdig, anständig und fleissig wahrgenommen und würden zudem ein Material verarbeiten, das per se geliebt werde. Zu diesem guten Ruf gelte es auch in Zukunft Sorge zu tragen. Moderator Alexander Blunschi, Redaktor bei SRF 3, verabschiedete Ruedi Lustenberger und kündigte die ersten Referenten an.
Anja Förster und Peter Kreuz: Die beiden Deutschen nennen sich Anstifter zum Quer-denken. Sätze wie «Verrückt ist, wer immer wieder das Gleiche tut und ein anderes Ergebnis erwartet», «Erfolg bedeutet vor allem eines, die ausgetretenen Pfade zu verlassen» oder «Seien Sie alles, ausser gewöhnlich», gehen diesen beiden leicht über die Lippen. Sie animierten die Teilnehmer sogleich loszulegen und Querdenker zu werden. Das Ziel sei, Neuerungen zu schaffen, welche die Kunden begeistern und für die sie bereit sind, das Portemonnaie zu öffnen.
Dies erfordere den Blick über den Tellerand hinaus und den Mut, sich von der Vergangenheit zu lösen. Es gelte, neue Wege zu gehen, Ideen zu sammeln und aus anderen Branchen zu lernen. Wie der Blick über den Tellerrand funktioniert? Anja Förster und Peter Kreuz bauen auf vier Tipps:
Kent Ruhnke: Der erfolgreiche Eishockeytrainer sprach im Anschluss über Führung, Motivation und Teambildung. Die bewegende Karriere des Kanadiers gab Anstoss, etwelche Führungsstile zu überdenken. Kent Ruhnke vermittelte mit seiner natürlichen und direkten Art, wie man die Motivation der Leute beeinflussen kann und was gute Führungskräfte ausmacht. Er hob dabei den Aufbau einer emotionalen Verbindung, die Kommunikation sowie die mentale Stärke hervor.
Als erfolgreicher Motivationstrainer sprach er zudem über den Coaching-Einfluss, welcher für ihn von drei Dingen abhängt:
Zum Abschluss initiierte Ruhnke eine Art «Motivationshelm», welchen er sogleich einer Person mit überdurchschnittlichen Leistungen übergab. Erster Träger dieses Helms ist kein geringerer als Reto Ettlin. Der Silbermedaillengewinner an den Berufsweltmeisterschaften in Brasilien nahm das Geschenk mit Stolz entgegen.
Aymo Brunetti: Der Wirtschaftsprofessor der Uni Bern vermittelte nach dem Mittagessen seine Sicht zum Stand der Schweizer Wirtschaft. Auf eindrückliche Weise brachte er den Zuhörern das Wachstum, die Arbeitslosenquoten und die Staatsverschuldung im internationalen Vergleich näher. So stehe die Schweiz im Vergleich zur Eurozone und zu den USA mit soliden Staatsfinanzen da, habe einen hohen Beschäftigungsgrad, tiefe Jugendarbeitslosigkeit dank starker Berufsbildung, einen stabilen Finanzsektor sowie einen widerstandsfähigen Exportsektor. Auch hätte es keine Rezession im Binnensektor und keinen Rückgang im Bausektor gegeben. Was die Leute im Saal aber am meisten interessierte, war, wie die Schweizer Wirtschaft durch den Wechselkursschock kam und wie sich die Geldpolitik entwickeln könnte. Brunetti sprach ermutigend davon, dass sich der Euro hoffentlich um die Fr. 1.10 einpendeln werde, die Normalisierung der Geldpolitik aber weiter eine Gratwanderung sei. Es gelte auch weiterhin die Überhitzungs- und die Rezessionsgefahr sowie die Wechselkurs- risiken im Auge zu behalten. Die Prognosen für die Schweiz sehe er aber derzeit ohne grössere Veränderungen – eine Herausforderung bleibe die Normalisierung der Geldpolitik aber weiterhin.
Jörg Abderhalden: Einer der besten Schwinger aller Zeiten verriet im auflockernden Interview mit Moderator Alexander Blunschi, wie er seine Erfahrungen aus dem Sport ins Unternehmertum einbringen konnte. Denn obwohl für Abderhalden das Schreinerhandwerk nie Priorität hatte, entschied sich der Vater von drei Kindern zusammen mit einem Kollegen, einen Schreinerbetrieb zu übernehmen, und wurde so mit 28 Jahren etwas unvorbereitet Unternehmer und Chef. Heute treibe er seine Mitarbeiter zu Höchstleistungen und versuche diese zu fördern und ihnen selber Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zu bieten.
Rudolf Steiger: Der emeritierte Titularprofessor für Menschenführung und Kommunikation zog die Leute im Saal mit seiner humorvollen Art in seinen Bann. Er sprach über die oft kostenerzeugenden Möglichkeiten der Mitarbeiterförderung. Er schob dabei die menschenorientierte Führung in den Mittelpunkt und wies darauf hin, dass der Mensch eine sehr wichtige Rolle spiele, wenn es darum gehe, geforderte Ziele zu erreichen. Er hob aber auch den Mahnfinger und sprach von trügerischer Selbst- und Fremdwahrnehmung. Massnahmen würden oft anders wahrgenommen als sie beabsichtigt waren. Er appellierte an Führungspersonen, dass man bereit sein sollte, kritische Fragen an sich selbst zu stellen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Steiger verriet, dass Beachtung, Lob und Tadel nicht nur eine zufällige Aufzählung sei, sondern eine menschenorientierte Prioritätenfolge.
Für Führungspersonen gehe es darum, Vorbild zu sein und Werte zu vermitteln. Das sei die einfachste aber auch anforderungsreichste Methode der menschenorientierten Führung. Einfach für die Geführten – aber höchst anspruchsvoll für die Führungskräfte.
VSSM-Vizepräsident Thomas Iten bedankte sich zum Abschluss der Veranstaltung für das zahlreiche Erscheinen und merkte an, dass die dritte Auflage des «SchreinerForums» im Herbst 2017 stattfinden werde und lud die Teilnehmer zum Apéro und weiterem Networking ein.
www.vssm.chRund um das Thema Fachkräftemangel ist die ganze Schreinerbranche gefordert. Deshalb hat der VSSM seine Kam- pagne – die mit dem «SchreinerForum» offiziell gestartet wurde – unter den Slogan «MitLenker, MitDenker, Mit- Macher» gestellt. Dabei nimmt der Inhaber oder Geschäftsführer die Rolle des «MitLenkers» ein, der seine Mitarbeitenden adäquat fördern soll, der Projektleiter ist der «MitDenker» als Bindeglied zwischen Theorie und Praxis, und der Bank- oder Montageschreiner steht für den praxisnahen «MitMacher».
Veröffentlichung: 17. September 2015 / Ausgabe 38/2015
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