Allzeit griffbereit
Mit dieser selbstgemachten Werkzeugkiste reiste Sven Bürki 2017 an die World Skillsnach Abu Dhabi. Bild: Sven Bürki
Werkzeugkisten. Sie sind mehr als blosse Behälter zur Aufbewahrung von Werkzeugen: Werkzeugkisten gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen und gehören für den Schreiner zur unverzichtbaren Ausrüstung. Hier sind verschiedene Produkte in der Übersicht.
Was wäre der Schreiner ohne sein Werkzeug? So wichtig die täglichen Arbeitsinstrumente für den Handwerker sind, so notwendig ist auch deren Lagerung. Um sie zusammenzuhalten, braucht es eine passende Aufbewahrung, also eine Werkzeugkiste. Sie stellt sicher, dass die Werkzeuge vor Staub und abgeschlossen vor Langfingern geschützt sind. Zudem erleichtert sie die Organisation, weil die Hilfsmittel griffbereit und die Werkstatt wie auch der Arbeitsbereich dadurch aufgeräumt sind. Bei der Grösse, Ausführung und dem Inhalt unterscheiden sich Werkzeugkisten entsprechend der an sie gestellten Anforderungen. Das macht sich auch beim Gewicht bemerkbar, was in der Werkstatt keine grosse Rolle spielt. Unterwegs und auf der Baustelle sollte sie aber möglichst leicht, handlich, praktisch, stabil und abschliessbar sein. Werkzeugkisten werden oft aus Sperrholz hergestellt, was sie sehr robust macht. Dadurch können sie auch mal als Tritt- oder Sitzgelegenheit genutzt werden. Es gibt auch Versionen aus Kunststoff-, Aluminium- oder Leichtbauplatten.
Möglich sind auch Systemlösungen
Einen anderen Ansatz verfolgen die Hersteller von Werkzeugkisten, die auf bestehenden Systemen wie der L-Boxx oder dem Systainer T-Loc basieren. Als Teil eines Systems können sie einfach mit weiteren Kisten verbunden und für den Transport gesichert werden. Für die Einbindung in eine bestehende Fahrzeugeinrichtung sowie beim Transport vom Auto zur Baustelle bringt das eine gute Flexibilität. Die Werkzeuge sind dabei in einem Sperrholzeinsatz untergebracht, der sich herausnehmen lässt. Die Werkzeugkiste in Euronorm ist eine weitere Systemlösung. Die Grösse bezieht sich auf die Grundfläche der Europalette von 1200 × 800 mm. Die Kiste selbst misst 600 × 400 × 320 mm, ist stapel- sowie gut belastbar. Sie lässt sich mit einem Rollenuntersatz ergänzen, passende Deckel aus Sperrholz machen sie dabei zu einer idealen Arbeitsfläche, Sitz- oder einer Trittgelegenheit.
Optimal durch Selberbauen
Als Schreiner ist es natürlich nahe liegend, dass man sich seine eigene Werkzeugkiste bauen kann. So lässt sich das Material und die Grösse selbst bestimmen, die Aufteilung und der Inhalt können frei gewählt werden. Auch Details, wie beispielsweise in den Flächen eingelassene Vertiefungen, durch die sich mithilfe von Klötzen mehrere Kisten stapeln lassen, sind wirkungsvoll. So hat es auch Sven Bürki mit seinen Werkzeugkorpussen umgesetzt, die er 2017 an die World Skills mit nach Abu Dhabi genommen hatte – er holte sich damals die Goldmedaille. «Die Vorgabe war, dass das Material auf eine Europalette passt und maximal 1,5 Kubikmeter Platz für den Transport beansprucht, dazu baute ich die Behälter für zusätzliches Material als einzelne Korpusse mit Steckverbindungen», erläutert Bürki. Dadurch wäre es ihm notfalls möglich gewesen, bei einem allfälligen Überschreiten des zulässigen Volumens einzelne Korpusse zu Hause zu lassen, ohne gleich auf alles verzichten zu müssen.
Werkstatt für unterwegs
«Die Werkzeugkiste sollte so viele Werkzeuge wie möglich auf kleinstmöglichem Raum fassen, dazu übersichtlich und mit System sein», lautete das Credo von Alex Hug, als er die «Tragbar»-Werkzeugkiste anfänglich mit zwei Kollegen im Frühling 1999 entwickelte. Weil es damals seiner Ansicht nach kein wirklich gutes Produkt auf dem Markt gab, machte er sich daran, eine tragbare Werkzeugkiste zu entwickeln. Schon im Herbst darauf präsentierte Hug seinen Prototypen an der Messe Holz in Basel. Der Name «Tragbar» bezieht sich auf den Prototypen, da dieser ein Rückentragteil besass. Die Idee wurde jedoch verworfen und durch einen Schleppgriff und Rollen ersetzt.
Seither vergingen einige Jahre. Die «Tragbar» Werkzeugkisten werden ständig weiterentwickelt und noch immer von Hug in Basel hergestellt. Inzwischen ist seine Tochter Meret dazugekommen und hilft ihm bei der Produktion der Werkzeugkisten, die jeweils in Serie hergestellt werden. «Tragbar» ist nur ein kleiner Teil ihrer Arbeit, ihr Kerngeschäft sind Innenausbauten.
«Die Werkzeugkisten haben ihren Preis, doch Kunden schätzen die Qualität. Wir haben die letzten Jahre auch immer wieder ins Ausland wie nach Frankreich, Deutschland und Belgien geliefert. Eine Werkzeugkiste ist sogar auf einem Ozeandampfer unterwegs, die dort von einem Schiffszimmermann gebraucht wird», erzählt Hug, der selbst gelernter Zimmermann ist. Die Werkzeugkisten bieten eine verlässliche Werkstatt für unterwegs an vielen und auch ungewöhnlichen Orten. Die Systainer-Aufnahme, die Steckerleiste, der integrierte Schraubstock und ein Magnetisierer/Entmagnetisierer sind nützliche Hilfsmittel, welche in der knapp 40 Kilogramm schweren Werkzeugkiste schon verbaut sind. Und falls mal gewisse Teile an der Kiste kaputt- gehen sollten, sind für diese auch Ersatzteile bestellbar.
Werkzeugtasche aus Nylon
Die Werkzeugtasche «Fatmax FMST1» von Stanley ist aus strapazierfähigem Nylon gefertigt und mit einem praktischen Teleskopgriff und Rollen versehen. Der Innenraum der Tasche besitzt verstellbare Teiler, praktische Taschen und Fächer für die optimale Aufbewahrung, wovon ein Fach abschliessbar ist. Die Werkzeugtasche misst 500 × 360 × 410 mm und wird ohne Inhalt geliefert.
Systembox I
Die Technokraft-Werkzeugbox aus stabilem Kunststoff misst 396 × 315 × 296 mm, wiegt gefüllt 12,2 kg und fasst 81 Werkzeuge. Sie werden in einem herausnehmbaren Holz-Einsatz verstaut. Der Systainer T-Loc kann mit bis zu 25 kg beladen werden, der Deckel hält Belastungen bis 100 kg stand.
Systembox II
Die Pro Flex von Technokraft in Euro- norm kann durch Unterlegen von weiteren Kisten in eine angenehme Arbeitshöhe gebracht werden und ist durch den Rollenuntersatz sehr mobil. Mit den 170 Werkzeugen wiegt die Kiste knapp 28 kg. Die Grösse beträgt 607 × 410 × 790 mm. Der Deckel hält Belastungen bis zu 100 Kilogramm stand. Mit diesem lässt sich die Box als Tisch, Sitz oder Tritt nutzen.
Rollende Werkstatt I
Aus Sperrholz und mit vernieteten Leichtmetall-Profilen präsentiert sich die Werkzeugkiste der Immer AG. Die Kiste ist stabil, aber dennoch leicht. Sie besitzt zwei Handgriffe und hat auf einer Schmalseite Transportrollen im Boden eingelassen, damit man sie ziehen kann. In der Grösse misst sie 620 × 420 × 420 mm, wiegt 35 kg und ist mit 138 Werkzeugen bestückt, die übersichtlich platziert sind.
Klassiker in Grün
Die Werkzeugkiste der Firma Eigenmann AG in Dietfurt SG, aus lackiertem 15 mm starken Okume-Sperrholz, wird in der Schweiz hergestellt. Sie misst 600 × 320 × 430 mm, wiegt 24 kg und fasst 108 Werkzeuge. Sie kann auch leer bestellt werden und lässt sich dazu mit einem abschliessbaren Werkzeugschrank auf Rollen kombinieren.
Rollende Werkstatt II
Ideal für unterwegs bei der Montage, auf der Baustelle und im Servicebus ist die Werkzeugkiste mit Rollen von Technokraft. Sie kann mit bis zu 100 kg belastet werden, wiegt 35 kg, misst 731 × 406 × 438 mm und kann insgesamt 174 Werkzeuge aufnehmen. Dazu bietet sie noch Platz für Elektrowerkzeug, hat eine Schublade für Kleinteile und lässt sich mittels Vorhängeschloss abschliessen.
In Leichtbau und herausnehmbar
Die «Profi 3» von Opo Oeschger wird aus einer leichten Hohlkammerplatte hergestellt und wiegt dadurch gefüllt unter 30 kg. Herausnehmbare Einsätze machen sie zum praktischen Begleiter auf der Baustelle. Sie misst 700 × 440 × 320 mm und kann mit dem 64-teiligen Werkzeugsatz oder leer bestellt werden. Die Kiste hat eine von aussen bedienbare Schublade mit Abtrennungen und eine integrierte Steckerleiste.
Werkzeugkoffer als Luxusartikel
Eher als Geschenk als für den täglichen Arbeitseinsatz gedacht, ist der handgefertigte Werkzeugkoffer aus Schweizer Massivholz von Wood and Luxury. Er misst 340 × 250 × 65 mm, wiegt 4,5 kg und ist mit 24 Werkzeugen bestückt, die magnetisch gehalten werden. Der Koffer wird in Basel hergestellt, ist wahlweise in geöltem Nussbaum, Birnbaum oder geölter Zwetschge und mit einer persönlichen Gravur erhältlich.
Umfrage
Die persönliche Meinung war gefragt
Bei einer Instagram-Umfrage wollte die Schreinerzeitung wissen, ob die Schreiner geschäftlich eine eigene Werk- zeugkiste besitzen, was das Wichtigste an ihr ist, ob sie lieber ihre eigene bauen würden und wo die Schwächen liegen. Herausgekommen sind folgende Antworten:
- 78% haben eine eigene Werkzeugkiste
- 46% ist die Aufnahme möglichst aller Werkzeuge wichtig
- 31% möchten eine leichte, kompakte Kiste
- 17% denken, sie sollte abschliessbar sein
- 6% finden Zusatzfunktionen wie eine Steckerleiste sinnvoll
- 52% würden lieber eine eigene Werkzeugkiste bauen
- für die meisten liegen die Schwächen ihrer Werkzeugkiste an dem Gewicht, der Grösse und Ordnung sowie den erschwerten Transportmöglichkeiten.
Veröffentlichung: 30. März 2023 / Ausgabe 13/2023
Bildstrecken
Artikel zum Thema
13. August 2021
Holz: Baustoff und Energieträger
PaidPost. Der Rohstoff Holz ist ein ungeschlagener Allrounder. Der Möbelmanufaktur Keller Züberwangen AG dient Holz sowohl als wertvoller und individuell einsetzbarer Baustoff als auch als Energiequelle zur Wärmeversorgung.
mehr
