Am Boden geschichtet

Die spezielle Lamellen-Optik am Boden kommt bei Architekten und Nutzern gut an. Bild: Albrecht Imanuel Schnabel

Baubuche.  Im Innenausbau ist Buchenholz hierzulande kaum ein Thema. Im Neubau eines Schulhauses in Österreich aber, unweit der Schweizer Grenze, hat ein grosser Teil des Bodens einen Belag aus Buche erhalten. Dazu griff man auf eine altbewährte Unterkonstruktion zurück.

Die Marktgemeinde Hard in Österreich hat seit 2018 eine neue Schule. Sie wartet im Innern mit einem grossen Anteil an Holzoberflächen auf. Das gesamte Haus erhielt – mit wenigen Ausnahmen – Baubuche als Bodenbelag, ergänzt durch eine Pfosten-Riegel-Konstruktion, ebenfalls aus diesem Material. Die Nutzerinnen und Nutzer sind nicht nur vom einheitlichen Erscheinungsbild des Bodens begeistert, sondern auch von der Strapazierfähigkeit.

Brandschutzanforderung an Holzboden

Für den Bodenbelag, der auf jeden Fall aus Holz sein sollte, schrieb das Brandschutzkonzept Laubholz mit mindestens 20 mm Stärke vor. Bei ihrer Recherche stiessen die Architekten auf die Baubuche. Aufgrund der hohen Festigkeit und der Härte des Holzes mit einem Brinellwert von 38,2 N/mm2 erfüllt es die geforderten Kriterien und wurde auf allen Stockwerken in den Klassenräumen, den Gängen sowie auf den Treppenläufen verlegt. Baubuche ist ein Furnierschichtholz aus Buchenholz, das vom Hersteller in einem hochtechnologisierten Verfahren hergestellt wird. Dabei werden 3 mm starke Schälfurniere faserparallel respektive kreuzweise verklebt und zu Trägern, Platten, Paneelen und Fussböden weiterverarbeitet.

Als klassische Laubholzarten wären auch Esche und Eiche infrage gekommen. Den Architekten gefiel aber besonders die Struktur des Baubuchebelags, verbunden mit seiner Robustheit, weshalb sie diese Wahl trafen. Bestellen konnten sie das Material am Firmensitz des Herstellers Pollmeier Leimholz GmbH im deutschen Rietberg. Das Unternehmen ist routiniert in der Auftragsabwicklung im deutschsprachigen Ausland und liefert das erforderliche Know-how zum Einbau des Bodenbelags für die Handwerker vor Ort jeweils mit. Es bleibt bei Fragen während der Bauausführung stets Ansprechpartner für das beauftragte Unternehmen oder den Architekten.

Einfluss von Feuchtigkeit auffangen

Bei der Detailplanung des Bodenbelags war es vor allem wichtig, das Quellen und Schwinden der feuchteempfindlichen Baubuche zu berücksichtigen. Die Architekten sahen entsprechende Dehnfugen mit eingelegten Korkstreifen vor, um Schwind- und Quellbewegungen aufzufangen.

Hier galt es, die richtige Anzahl an Fugen vorzusehen nach dem Motto: «So wenig wie möglich, so viel wie nötig.» Denn einerseits wollte man optisch eine möglichst störungsfreie Fläche, andererseits war wichtig, unplanmässige Bewegungen des Belags zu vermeiden, die zu Rissen oder Aufwallungen führen könnten. Hier hatten die Architekten von Anfang an den Bodenleger einbezogen, um eine optimale Lösung zu finden.

Unterkonstruktion wie in Altbauten

Als Untergrund für den 20 mm dicken Belag griffen die Planer auf eine bewährte Unterkonstruktion mit Polsterhölzern zurück, wie man sie auch häufig in Altbauten findet, damit der Holzboden «arbeiten» kann. Die 2200 mm langen und 112 mm breiten Baubuche-Riemen sind entsprechend auf den Hölzern vernagelt. Den Unterschied zu auf dem Estrich verklebten Böden merkt man an der dezenten Nachgiebigkeit und damit am Gehkomfort: Das Gehen auf einem solchen Boden ist weicher und angenehmer. Die Wahl dieser Unterkonstruktion entspricht im Falle von Baubuche aber vor allem auch einer materialgerechten Verarbeitung. Beides sind gute Gründe, weshalb die Architekten sich dafür entschieden haben.

Der Boden ist sehr robust und schmutzunempfindlich. Daher haben die Architekten den Belag überall, ausser in den Toiletten-räumen und im Küchenbereich, verlegen lassen. Insgesamt wurden 8490 m2 Baubuche verlegt. Der Bau hat eine Nettogrundfläche von 12 037 m2. Zum Schluss erhielt der Holz- boden noch eine Oberflächenbehandlung mit einem Zweikomponenten-Öl.

Wirtschaftlich und ökologisch

Die Bodenbelagsarbeiten waren offen im Bestbieterverfahren ausgeschrieben und der Belag selbst als Leitprodukt beschrieben worden. Als kostengünstigstes Produkt erhielt die Baubuche den Zuschlag.

Die Gemeinde erhielt zudem verschiedene Förderbeiträge. In diesem Zusammenhang mussten alle Materialien vorab geprüft und in der Ausschreibung entsprechend deklariert werden, um im Gebäude verbaut werden zu dürfen. Auch die Lieferanten hatten den Nachweis für ihre Produkte zu erbringen, dass sie eine Zertifizierung haben und die Vorgaben erfüllen. Dies schloss auch die Verpackung der Produkte mit ein.

Zwei Schulen vereint

Der dreigeschossige Schulhausneubau der Architekten Baumschlager Hutter Partners in Dornbirn im Vorarlberg ging 2014 als Siegerprojekt eines offenen Architekturwettbewerbs hervor. Das im August 2018 fertiggestellte Gebäude beherbergt zwei Schulen, eine Grund- und eine Mittelschule. Diese galt es, unter einem Dach zu vereinen. Ziel war zudem, einen klassenübergreifenden Unterricht in Anlehnung an das pädagogische Konzept der «Gesamtschule von Montessori» zu ermöglichen.

Der Ansatz widerspiegelt sich in der Grundrissform: Hier haben die Architekten drei Klassenräume vorgesehen, die sich um eine gemeinsame Lernlandschaft herum orientieren, plus zwei Gruppenräume, ein Lehrerzimmer und einen Teeküchenbereich. Ein solcher «Cluster» kommt jeweils in einem Gebäudefinger unter, den die Architekten drei Mal je Geschoss wiederholen, in drei Querriegeln beziehungsweise neun Mal im gesamten Gebäude. Ein vierter Riegel beherbergt das Schulrestaurant, eine Aula sowie die Verwaltung und den Lehrerbereich. Daraus ergab sich eine kammartige Struktur des Hauptgebäudes.

Errichtet wurde das Schulhaus als Stahlbeton-Skelettbau mit Betonkernen. Pfosten- Riegel-Konstruktionen bilden die Ausfachungen der transparenten Gebäudehülle, die als konsequente Weiterführung des Bodenmaterials ebenfalls in Baubuche ausgeführt worden sind.

Positive Resonanz der Nutzer

«Insgesamt hat sich der grossflächige Einsatz der Baubuche als Bodenbelag in der gesamten Schule und als optische Fortsetzung der Pfosten-Riegel-Fassade allemal gelohnt», sagt Architekt Ralf Bernhardt. Das homogene, einheitliche Erscheinungsbild durch Holzoberflächen schaffe den gewünschten, ruhigen Gesamteindruck im Gebäude. Es war eine bewusste, gestalterische Entscheidung der Architekten, einen neutralen Rahmen zu gestalten: Das Bunte kommt mit den Schülerinnen und Schülern ganz von alleine hinein.

www.baumschlager-hutter-partners.comwww.pollmeier.com

sjF

Veröffentlichung: 29. August 2019 / Ausgabe 35/2019

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