Auf die äusseren Werte kommt es an

Die Einzelteile der Gletscherdecke sind nach dem Lackieren am Aushärten. Bild: Obrist interior AG

Lackierarbeiten.  Jedem Projekt verleiht der Lack das gewisse Etwas. Er wertet den Schrank, den Tisch oder das Bett optisch auf und die Holzoberfläche wird veredelt. Das gilt auch für Innenausbauten von Läden oder Hotels, wie die drei folgenden Beispiele zeigen.

Die Obrist interior AG in Inwil LU stellt seit über 125 Jahren hochwertige Laden- und Innenausbauten her. Für die Casagrande Luxury Lifestyle Boutique in Luzern entwarf Obrist ein neues Einkaufserlebnis. Es entstanden Decken und Wände, die wie aus einem Guss wirken und in Form und Aussehen an einen Alpengletscher erinnern. Dazu wurden 200 einzelne Elemente aus MDF gefräst und am Schluss lackiert.

Um den Gletschereffekt zu erzielen, war jedes Element anders, mit unterschiedlichen Winkeln und Formen. Beim Projekt galt es, einige Knackpunkte zu überwinden. So war es entscheidend, dass am Schluss alle Elemente exakt die gleiche Oberflächenqualität aufweisen. Wegen der intensiven Lichteinwirkungen in der Boutique und der weissen Oberfläche der Elemente wären kleinste Unregelmässigkeiten in der Lackierung und dem Untergrund jederzeit sichtbar geworden. Daher hat Obrist bereits beim mehrfachen Schleifen von Hand die Basis für eine einheitliche Oberfläche gelegt, bevor alle Elemente lackiert wurden. Die spitzen Ecken mussten so lackiert werden, dass sie der Beanspruchung des Ladens standhalten und langlebig sind. Damit der Innenausbau noch authentischer wirkt, haben die Fachleute bei Obrist den Glanzgrad der Elemente dem eines Gletschers nachempfunden.

«Es war spannend, zu sehen, wie die einzelnen Teile in der Planung und Produktion entstanden sind, um schliesslich das Ergebnis – die dreidimensionale Gletscherdecke – in der Boutique zu bestaunen. Das Resultat ist sehr erfreulich und passt perfekt in das Gesamtbild der Boutique», sagt Susanne Feierabend, Leiterin Marketing der Firma Obrist interior AG.

Farbe, Lack und Beize setzen Akzente

Die Mobil Werke AG in Berneck SG bietet Gesamtlösungen im kompletten Innenausbau an, etwa in der Hotellerie. Für die internationale Hotelkette Ruby hat Mobil Werke für den Standort Zürich unter anderem harmonisch wirkende Wandpaneele fabriziert. Passend zum Raumambiente wurden die Paneele nach der Herstellung zuerst gebeizt und anschliessend lackiert, um sie robuster und nachhaltiger zu machen. Für den Genfer Standort hat die Rheintaler Firma ebenfalls edel wirkende Wandpaneele hergestellt. Aber anders als in Zürich wurden diese Wandpaneele mit eingefärbtem Lack behandelt, was einen Arbeitsgang und Zeit sparte. Bei beiden Hotels war die grösste Herausforderung, dass sich einerseits keine Wolken bildeten und andererseits der gewünschte Farbton schön gleichmässig wurde. Trägt man mehr Beize und Lack auf, so wird die Oberfläche dunkler, und bei zu wenig Beize und Lack wird das Ergebnis heller. Das Endresultat lässt sich sehen: Schöne Wandpaneele setzen in den Hotelzimmern zentrale Akzente.

Für die Hotelkette Sorell hat Mobil Werke in Zürich die Nachttische und die runden Tische vor den Sitznischen samt Füssen aus Massivholz Linde hergestellt. Zuerst wurden die Füsse gedrechselt. Im Anschluss hat man diese für die Oberflächenbehandlung vorbereitet, geschliffen und danach mehrfarbig deckend lackiert. Die Spezialität dieses Auftrages war die Mehrfarbigkeit. Der Fuss wurde gefüllert, sodass die Saugfähigkeit beim ganzen Massivholzfuss gleich wurde. Nach dem Zwischenschliff ist Farbe für Farbe deckend lackiert und jeweils nach dem Aushärten des Lackes wieder ein Stück mehr abgeklebt worden. Dies bedeutete einen grossen Arbeitsaufwand, denn sämtliche Trocknungs- und Aushärtezeiten galt es zu beachten. Zudem mussten alle Füsse gleichmässig werden, was bei einer solch aufwendigen Herstellung nicht ganz einfach war. Neben diesen lackierten Massivholzfüssen hat Mobil Werke für das gleiche Hotel Schrankfronten aus MDF schwarz lackiert geplant und gefertigt. Hier hat man grossen Wert auf das Farbkonzept der einzelnen Zimmer gelegt. Aufwendige Lackierarbeiten wurden von der Mobil Werke AG bei beiden Hotelketten edel ausgeführt.

Nachhaltig mit Wasserlack lackiert

Die Trauffer Holzspielwaren AG, welche in Hofstetten bei Brienz im Berner Oberland seit über 80 Jahren in der Schreinerei Holzspielwaren und Souvenirs fertigt, bekam in diesem Sommer ihr eigenes Hotel mit Erlebniswelt. Das sogenannte Bretterhotel wurde von Sänger und Inhaber Marc Trauffer eröffnet. Bei diesem Grossprojekt hat die Trauffer Holzspielwaren AG die Betten und Nachttische für die 31 Zimmer des Hotels selber gefertigt und die Oberflächenbehandlung gemacht. Die Herausforderung war für diese kleine Schreinerei alle 104 Betten zu produzieren und am Schluss mit Wasserlack zu behandeln.

Der Entscheid für Wasserlack war ein wichtiger Punkt, denn so ist die Holzoberfläche strapazierfähiger gegen Kratzer, was in einem Hotel besonders wichtig ist. Zudem ist der Wasserlack ökologischer als Lösemittellack, was in das Gesamtkonzept des Bretterhotels bestens passt. Die Betten sind aus Massivholz Fichte gefertigt und bringen durch diese Oberflächenbehandlung optisch Wärme und Behaglichkeit ins Zimmer. Durch ein einfaches System konnten die Betten in kürzester Zeit vor Ort zusammengebaut werden.

Die Nachttische sind dunkel gehalten und bilden so einen Kontrast zum Massivholzbett und zu den restlichen Möbeln und passen gut zu den dunklen Wänden. Die Nachttische sind aus schwarzem Metall hergestellt und wurden als Oberflächenfinish geölt. Das Farbkonzept von hell und dunkel zieht sich durch das ganze Bretterhotel hindurch.

www.obrist-interior.chwww.mobilwerke.chwww.trauffer.ch

Basiswissen

Viele Techniken führen zum Ziel

Das Ziel von Lackierarbeiten ist es, den Lack gleichmässig und effizient auf eine Oberfläche aufzutragen. Um diesem Ziel gerecht zu werden, gibt es mehrere Verfahren, die in zwei Arten unterschieden werden:

Einerseits in nicht zerstäubende Verfahren . Dazu gehört das Tauchverfahren zum Beispiel von Fronten. Zudem kann Lack auch durch den Pinsel oder die Auftragsrolle, etwa bei einer Tür, auf- getragen werden.

Die zweite Art sind zerstäubende Verfahren , darunter fallen das Hochdruckspritzen, das Hochdruckspritzen luftlos (Airless) und das Niederdruckspritzen (Airmix). Zerstäubende Verfahren werden vor allem mit folgenden Spritzpistolen aufgetragen:

  • Die Fliessbecherpistole hat oben einen Lackbecher. Durch den eigenen Druck und ein Vakuum wird der Lack zur Düse befördert und durch einen Luftstrom zerstäubt.
  • Die Saugbecherpistole hat den Lackbecher unten. Die Luft, welche an der Düse vorbeiströmt, entwickelt ein Vakuum, wodurch aus dem Becher der Lack angezogen wird.
  • Die Druckbecherpistole hat ebenfalls den Lackbecher unten montiert. Weil der Becher komplett dicht ist, wird der Lack unter Druck zur Düse befördert und zerstäubt.

Diese drei Spritzpistolen kommen zum Einsatz, wenn vor allem kleinere Mengen an Lack lackiert werden.

Das luftlose Hochdruckspritzen (Airless) funktioniert durch eine Presswirkung. Der Lack wird mit 100 bis 500 bar Druck durch eine feine Düse gepresst und die Lackpartikel werden zerstäubt. So entsteht der gewünschte luftlose Spritzstrahl. Durch diese Spritztechnik entsteht einiges weniger an Lacknebel auf der Oberfläche.

Das Niederdruckspritzen (Airmix) ist ein Mischsystem von Niederdruck (Airless) mit zusätzlich Luft. So wird weniger Airlesslackdruck und weniger Luftdruck, welcher zerstäubt, verwendet. Durch die Niederdruckpumpe wird der Lack durch einen Ansaugschlauch aus dem grossen Lackeimer angezogen, welcher unter Druck steht. Parallel wirkt von zwei Seiten ein feiner Druckstrahl auf den Lack.

Diese beiden Spritzarten eignen sich, wenn vor allem grosse Mengen an Lack lackiert werden. Nebst der geeigneten Auftragsart ist eine geeignete Schutzausrüstung mit Schutzbrille, Atemschutz und Schutzhandschuhen wichtig. Mit Schutzausrüstung, dem richtigen Lack und den verschiedenen Lackiertechniken wird es möglich, die Oberfläche des Projektes zur Zufriedenheit des Kunden zu lackieren.

Michael Berger, mb

Veröffentlichung: 22. September 2022 / Ausgabe 38/2022

Artikel zum Thema

08. Februar 2024

Präzise kontrollierte Beschichtungsnebel

Spritzverfahren.  Wenn Lacktröpfchen mit hoher Geschwindigkeit durch den Raum rasen, brauchen sie einen guten Luftleitstrahl, um sicher am Ziel zu landen. Heutige Spritzverfahren müssen hohe Anforderungen erfüllen und Spitzenqualitäten ermöglichen.

mehr
08. Februar 2024

Oberflächen mit Eindruck

Dekore.  Selbst Fachleute müssen mittlerweile oft zweimal hinschauen, um zu erkennen, ob es sich um ein Holzdekor oder um echtes Holz handelt. Aber wie kommen die täuschend echten Oberflächen zustande? Die Schreinerzeitung hat bei den Herstellern nachgefragt.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Oberflächen