Aufbruch mit gebündelter Kompetenz

Die meisten Einbrecher nutzen die Gelegenheit, sind schnell, unauffällig und geübt. Ein solches Werkzeug muss schon vor Ort sein, um benutzt zu werden.

Einbruchschutz.  Intelligente und wirksame Lösungen sind nicht einfach im Laden erhältlich. Erst die Kombination geeigneter Produkte, die mit vielfältigem Wissen angewendet werden, schafft ein kalkulierbares Mass an Sicherheit. Es weht ein neuer Wind beim Einbruchschutz.

Es ist ein äusserst unangenehmes Gefühl, wenn man merkt, dass man unterwegs bestohlen wurde. Noch viel unangenehmer ist es allerdings, wenn das als sichere Burg empfundene eigene Zuhause unerwünschten Besuch hatte. Wie sicher kann man sich dann noch fühlen?

Ein Fachbereich mit Fragen

Sicherheit im Bereich Einbruchschutz anzubieten, gehört zu den klassischen Aufgaben eines Schreiners, denn er macht ja die Türen und Fenster, welche die Öffnungen von Räumen, Wohnungen und Häusern verschliessen. Er stellt Dinge her, ist aber kein Spezialist, wenn es darum geht, wie und wo eingebrochen wird. Es gibt eine grösser werdende Menge von Beschlägen und Materialien, welche die Sicherheit steigern sollen, was es dem Handwerker ermöglicht, gute Produkte herzustellen. Gute Eingangstüren können heute problemlos in der Widerstandsklasse RC3 hergestellt werden. Fenster mit ihren schmalen Rahmen, dem Glas und den verschiedenen Öffnungsmöglichkeiten sind da etwas komplizierter. In der SchreinerZeitung wurde über Fenster der Prüfnorm RC3 berichtet (siehe SZ 45/2014, «Einbrecher gehen lieber durchs Fenster») und was diese Widerstandsklassen (RC = Resistance Class) bedeuten. Sobald auch bei Eingangstüren Glas mit im Spiel ist, tauchen fenstertypische Sicherheitsprobleme auf.

Damit der Schreiner und sein Kunde wissen, was wo sinnvoll gesichert werden kann und soll, fragen beide am besten dort nach, wo am meisten Wissen aufgebaut wurde: bei Sicherheitsberatern, der Polizei, den Versicherungen und den Berufsverbänden. Der VSSM befasst sich an seinen aktuell laufenden Fachanlässen mit diesem Thema, wodurch interessierte Schreiner verschiedene Aspekte kennenlernen. Nur um einem Kunden eine Eingangs- oder Terrassentür zu offerieren, wird aber kaum jemand all diese Stellen anfragen wollen.

Professionelle Unterstützung

Einfacher wird ein Vorgehen, wenn sich der Kunde – vielleicht sogar zusammen mit dem Schreiner – vorgängig fachlich und neutral bei einer Fachstelle beraten lässt. Bei allen Kantonspolizeien in der Schweiz hat die Prävention einen hohen Stellenwert. Die polizeilichen Erfahrungen werden gesammelt und sollen helfen, am jeweiligen Standort bestmögliche Vorkehrungen zu treffen und das Bewusstsein in diesem Bereich zu schärfen. Jede Kantonspolizei bietet Beratungen an, bei denen das Objekt in seiner Umgebung beurteilt wird und Verbesserungsvorschläge gemacht werden. Eine solche Beratung hilft, das eigene, richtige Verhältnis zu finden, was vor Ort sicher und auch wirtschaftlich erscheint, denn nicht jeder kann und will in einem Hochsicherheitsbunker leben.

Die Polizeistellen führen etliche Unterlagen der Schweizerischen Kriminalprävention aus Bern zu verschiedenen Gefahrenthemen. Diese Unterlagen können ebenfalls auf den entsprechenden Webseiten heruntergeladen werden.

Zudem wird die Kantonspolizei Zürich eine «Aktion zur Bekämpfung der Einbruchskriminalität» durchführen. Start ist am Montag, 30. Oktober 2017, dem ersten «Tag des Einbruchschutzes», der in der ganzen Schweiz stattfindet.

Übersicht verschaffen

Grundsätzlich: Ein Einbruch kann nicht verhindert, aber erschwert werden, indem das Risiko für den Einbrecher angehoben wird. Jegliche Sicherungen dienen vor allem dazu, Zeit zu gewinnen, damit die Attacke auffällt und der Einbrecher aufgibt. Die einbruchhemmenden Massnahmen lassen sich in drei Bereiche aufteilen:

  • Verhaltensweisen und organisatorische Massnahmen wie Fenster schliessen und nachbarschaftliches Aufpassen.
  • Baulich-mechanische Massnahmen wie Schlösser, Verriegelungen und dergleichen, die vor allem vom Schreiner oder allenfalls vom Schlosser verbaut werden.
  • Elektrische/elektronische Massnahmen wie Bewegungsmelder, Beleuchtungen und Rollladenbewegungen über eine Zeitschaltuhr sowie Alarmanlagen.

Eine Massnahme alleine kann den Einbruchschutz kaum deutlich erhöhen, die passende Kombination mehrerer Massnahmen hingegen schon. Ein Gebäude mit dichten Hecken rundherum bietet einem Einbrecher Sichtschutz und muss anders gesichert werden, als wenn es gut einsehbar in einem Quartier mit aufmerksamen Nachbarn steht.

Einbruchschutzfenster RC2

Eine statistische Tatsache ist, dass die meisten Einbrüche über Fenstertüren, dann Fenster und erst an dritter Stelle über Eingangstüren erfolgen. Vor allem massive Türen lassen sich einfacher schützen und sind oftmals eher im Sichtfeld von anderen Personen. Körperliche Gewalt und einfache Hebel wie Schraubenzieher werden dabei am häufigsten verwendet. Trotz abnehmender Tendenz liegt die Einbruchquote in der Schweiz massiv über derjenigen in Deutschland oder Österreich.

Was es für Türen gibt, soll auch für Fenster möglich werden: Der Schweizerische Fachverband Fenster- und Fassadenbranche (FFF) ist seit geraumer Zeit daran, Herstellern den Zugang zur Fertigung geprüfter Fenster der Widerstandsklasse RC2 zu verschaffen. Diese Klasse hat sich als sinnvoll und wirtschaftlich für die meisten Situationen erwiesen. Die Prüfzeugnisse im Holz-Metall-Bereich sind weitgehend gemacht, und Lizenznehmer können mit wenig Aufwand in diesen Bereich einsteigen. In Arbeit sind noch zusätzliche Glasanbindungen und die Hebeschiebetüren. Nächstes Jahr geht es dann an die Holzfenster. Verbandsleiter Beat Rudin weist deutlich darauf hin, dass gerade die Anbindungen äusserst wichtig sind – eine einfache Silikonwulst reicht da nicht.

Die Tücken der Besitzstandswahrung

Die Beratungen der Polizei weisen auf Problemzonen hin und wie diese angegangen werden könnten. Für die Umsetzung braucht es dann Spezialisten wie Schreiner, die wissen, worauf sonst noch geachtet werden muss. Beispielsweise, dass jede Schraube ins Holz um ihre Schaftdicke vorgebohrt werden muss, damit sich nur das Gewinde hineinfrisst und es keine Spaltwirkung gibt. Und auch, dass eine Brandschutztür nicht einfach ein besseres Schloss erhalten darf.

Pierre Scheidegger vom VSSM weist ausserdem auf die Besitzstandswahrung hin. Brandschutzelemente sind so lange zugelassen, bis sie nicht mehr auf die identische Ausgangslage hin repariert werden können. Wird etwas ausgewechselt, auch wenn es besser ist, muss ein ganzes, neues, geprüftes Element eingebaut werden – wie geprüft, so bewilligt. Es gibt Verbesserungsmöglichkeiten, die sehr wirkungsvoll und zulässig sind. Entsprechende Hinweise sind beim Verband erhältlich. Und wie immer helfen die Techniker in Zürich auch bei individuellen Problemen weiter.

Der Schutz dient mehreren Parteien

Worauf sehr oft zu wenig geachtet wird, ist die Befestigung beispielsweise von Türrahmen an der Wand und Konstruktionen, welche ein Aufhebeln stark erschweren.

Manchmal kann eine Aufdoppelung bereits verunmöglichen, dass ein Hebelwerkzeug noch sinnvoll angesetzt werden kann. So verändert sich auch die Falz- und somit Aufschlagsituation. Mit einem starken Draht kann nicht mehr an der Türdichtung vorbei die Schlossfalle betätigt werden.

Wenn man Einbrüche verhindern kann, profitiert nicht nur der Nutzer einer Liegenschaft, sondern auch seine Versicherung. Entsprechend werden da natürlich Stimmen laut, die eine Kostenbeteiligung für die Prävention oder eine Prämienreduktion fordern. Bei einzelnen Versicherern ist das angekommen. Was bisher aber fehlt, ist eine Bemessensgrundlage, die angibt, wie gut und sinnvoll die vorbeugenden Massnahmen bewertet werden müssen.

Schulterschluss von Behörde und Privatwirtschaft

Neue Wege brauchen auch neue Lösungen – in diesem Fall ein sehr sinnvolles Zusammengehen: Die bereits vorher erwähnte Schweizerische Kriminalprävention (SKP) mit Sitz in Bern sucht den Schulterschluss mit entsprechenden Spezialisten der Privatwirtschaft. Gegründet wurde dazu der Verein «Sicheres Wohnen Schweiz» (SWS), zu dem Verbände aus dem Handwerk, der Mieter und Hauseigentümer, Versicherungen, der Forschung sowie der Polizei gehören.

Der SWS erarbeitet unter anderem grundlegende Standesregeln, die für eine einheitliche Umsetzung sorgen. Die Mitglieder verpflichten sich, sie einzuhalten und werden im Gegenzug bei Beratungsgesprächen empfohlen. Die Anzahl der Mitglieder ist nicht beschränkt, sondern es soll möglichst viel Kompetenz zusammenfinden und ein gemeinsames Ziel verfolgt werden. Dadurch ergeben sich neue, übergreifende Ideen und es können qualitativ höherwertige Produkte geschaffen werden.

www.fff.chwww.kapo.zh.chwww.vssm.chwww.skppsc.ch

ab

Veröffentlichung: 12. Oktober 2017 / Ausgabe 41/2017

Artikel zum Thema

27. November 2025

Gesetze, Normen und Schnittstellen

Seminar.  Mit 172 Teilnehmenden war das diesjährige VST-Seminar im Tägi in Wettingen AG ein voller Erfolg. Neben den Fachreferaten und einer Podiumsdiskussion konnten in diesem Jahr wieder 28 neue Türplaner zertifiziert werden.

mehr
20. November 2025

Bewegliche Raumtrennungselemente

Faltwände.  Wände, die sich beim Aufschieben zusammenfalten, brauchen weniger Platz als eine gewöhnliche Drehflügeltür, und sie lassen sich dennoch sehr leicht bedienen. Damit können auch recht grosse Räume unterteilt und Räume in Räumen geschaffen werden.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Türen