Betten für süsse Kinderträume

David Frei produziert in seinem Praktikum Kinderbetten. Bilder: Michael Suter

Kindermöbel.  David Frei bereitet sich während eines Jahres auf die Ausbildung zum Schreinerpraktiker EBA vor. An seinem geschützten Praktikumsplatz macht er eine sinnvolle und einzigartige Arbeit: Er baut Kinderbetten für die Schweizer Winterhilfe.

«Wirklich? Ich soll ein Kinderbett montieren?» David schaut seinen Chef erstaunt an. Dieser nickt und sagt liebevoll: «Dann sehen wir, ob du es verstanden hast.» David, hin und her gerissen, ob er sich über die Aufgabe freuen oder sich eher vor ihr fürchten soll, zögert einen Moment. Dann verschwindet er im Lagerraum. Ein paar Minuten später steht der hochgewachsene 18-Jährige mit einem breiten Lächeln und einem grossen Paket in den Händen wieder im Produktionsraum. «Ich mache das zum ersten Mal», sagt er schüchtern, während er das Paket öffnet und die Einzelteile herausnimmt.

Hilfe für die Armen

David Frei kommt aus Menziken im oberen Wynental im Süden des Kantons Aargau. Jeden Tag fährt der junge Mann mit seinem Puch Maxi S frühmorgens in die Schreinerei Gautschi AG in Reinach AG, wo er seit mehr als sechs Monaten ein Praktikum als Einstieg zum Schreinerpraktiker EBA absolviert. Die geschützte Praktikumsstelle wurde ihm durch die Stiftung Lebenshilfe vermittelt. Eine Organisation, die sich für Menschen mit einer leichten bis schweren Beeinträchtigung der Denkleistung einsetzt und ihnen Lebensräume respektive auch Arbeitsplätze bietet. Gautschi arbeitet schon mehrere Jahre mit Sozialwerken zusammen. «Das ist eine Tradition in unserer Firma», erklärt Hanspeter Gautschi, Mitglied der Geschäftsleitung und Lehrlingsausbildner. Seine Firma ist schweizweit der einzige Hersteller von Betten für Kleinkinder. Diese stellt sie für die Schweizer Winterhilfe her, die im Zuge der Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre entstand. Die Betten sind für Flüchtlinge und andere Menschen in Not.

Clever gebautes Laufgitter

180 Betten aus Schweizer Buchenholz produziert die Schreinerei neben Küchen- und Innenausbauarbeiten jährlich. David hilft dabei kräftig mit. Er baut den Lattenrost und das Laufgitter zusammen. Bei Letzterem heisst das, dass David Leim in die Löcher der Gitterleisten gibt, die runden Stäbe einlegt und das Ganze maschinell zusammenpresst. Dabei muss er aufpassen, dass er die mittleren beiden Stäbe nicht verleimt, da diese, dank einer Feder in der oberen Leiste, entfernt werden können. Das ermöglicht den Eltern später, ihr Kind einfacher aus dem Bettchen zu nehmen. «Ich habe Freude an meiner Arbeit», erzählt David begeistert. Neben der Produktion von Kinderbetten baut er auch Hühnernester zusammen, hilft bei der Herstellung von Konstruktionsplatten und bei der Qualitätskontrolle mit. Grundsätzlich helfe er überall, wo Not am Mann sei, sagt er, während er die letzte Schraube in das mittlerweile fertig aufgestellte Kinderbett dreht. «Geschafft!», sagt David stolz, während er sein erstes selber zusammengebautes Kinderbett betrachtet.

MS

Veröffentlichung: 02. Februar 2017 / Ausgabe 5/2017

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