Blick in die Türsteuerung

Die Steuerung (11) überwacht und koordiniert hier verschiedenste Funktionen. Bild: BSW Security

Steuerung.  Im Türbereich montierte elektronische Komponenten erfordern eine Koordination ihrer Funktionen. Dafür wird eine entsprechend aufgebaute Steuerung benötigt. Sie sorgt für einen reibungslosen und sicheren Betrieb – eine schwierige Aufgabe für Schreiner.

Barrierefreier Zugang, Einbruchschutz, Brandschutz, Zutrittskontrolle und Fluchtwegsicherung – moderne mit elektronischen Komponenten ausgerüstete Türanlagen im Objektbereich müssen verschiedene Anforderungen gleichzeitig erfüllen. Alle diese Funktionen untereinander abzustimmen, entwickelt sich zusehends zu einer Herausforderung.

Dies beginnt wie so oft schon bei der Planung und Koordination des Projektes: Wer liefert welche Komponenten? Wer installiert und verkabelt sie? Und wer nimmt die ganze Anlage in Betrieb? Leider sind sich die Beteiligten nach wie vor häufig nicht bewusst, welche Dimensionen solche Projekte annehmen können. Denn für die Koordination verschiedener Türfunktionen ist schnell eine Türsteuerung nötig.

Steuerung integriert oder nicht?

Für einfachere Situationen können schon in Türterminals integrierte Steuerungen ausreichen. Zum Beispiel wenn es darum geht, eine Tür mit einem Magnetkontakt zu überwachen und über einen Nottaster zu öffnen. Beim Bestellen solcher Terminals ist allerdings Vorsicht geboten: Es gibt sie mit oder ohne integrierte Steuerung. Ohne ist das Terminal selbstverständlich einiges günstiger, aber man muss die Steuerung separat dazu planen und kaufen. Sepp Brazda ist bei der BSW Security AG in Zürich Experte für Türsysteme und kennt diese Problematik: «Äusserlich ist der Unterschied nicht sichtbar. Beim Bestellen muss man deshalb genau auf die jeweilige Bezeichnung achten.»

Sobald eine Tür mit weiteren Funktionen ausgerüstet werden soll, reicht die Terminalsteuerung in der Regel nicht mehr aus. Das ist mittlerweile immer öfter der Fall. Denn nebst einem Magnetkontakt und einer Notöffnung sind Türen vermehrt mit automatischen Türantrieben ausgerüstet. Sie erfordern meistens Sensorleisten, welche den Türbereich überwachen. Eine Zutrittskontrolle mit einem entsprechenden Schloss sorgt dafür, dass im Normalbetrieb nur berechtigte Personen die Tür passieren können. Um all diese Funktionen unter einen Hut zu bringen, muss eine Steuerung entsprechend umfassender und leistungsfähiger sein.

Notstromversorgung beim Brandschutz

Solche Steuerungen bestehen in der Regel aus einem Netzteil sowie einer Steuer- und Anschlussplatine. Je nach Situation kommen noch weitere Module wie eine Anschlussplatine für das Terminal oder eine Notstromversorgung hinzu. Letztere wird auch Feuerschutzmodul genannt und stellt die Funktion der Steuerung bei einem Stromausfall sicher.

«Im Brandschutzbereich sind solche Sicherheitsvorkehrungen Pflicht», sagt Sepp Brazda von der BSW Security AG. In einfacheren Steuerungen erfolgt die Notstromversorgung über einen Kondensator. Bei umfassenderen Lösungen kommen aber Akkus zum Einsatz. Dabei muss darauf geachtet werden, ob die Steuerung mit einer Spannung von 12 oder 24 Volt betrieben wird.

Die Akkukapazität richtet sich nach dem Durchschnittsverbrauch der verbauten Komponenten. Für die Berechnung kann folgende Formel angewendet werden:

Akkukapazität (Ah)

Durchschnittlicher

Stromverbrauch (A) = Überbrückungszeit (h)

Experten empfehlen aber, das Resultat nochmals zu halbieren, damit genügend Sicherheit eingerechnet ist. Nimmt man zum Beispiel einen Akku mit 2,7 Ah und einen Türöffner mit einem Verbrauch von 0,2 A ergibt sich folgendes Rechenbeispiel:

2,7 Ah × 0,5

0,2 A = 6,75 h

Kurze Wege für starke Signale

Allgemein gilt, dass sich die Steuerung nicht zu weit entfernt von der jeweiligen Tür befinden darf. «Je nach Situation sollte die Distanz nicht grösser als etwa zehn Meter betragen», sagt Brazda. Denn die Strom- und Signalstärke nimmt bei langen Kabeln ab, wodurch die angeschlossenen Komponenten eventuell nicht mehr zuverlässig funktionieren. Wenn zum Beispiel der Riegel eines Motorenschlosses leicht ansteht, braucht der Motor mehr Strom. Da kann es entscheidend sein, dass der Verlust über das Kabel nicht zu gross ausfällt.

Die Steuerung sollte man ohnehin so platzieren, dass sie für Wartungsarbeiten gut zugänglich ist. Eine Wartung ist zwar nur selten nötig. «Aber wenn dann zuerst noch Verkleidungen oder heruntergehängte Deckenelemente demontiert werden müssen, wird es schnell aufwendig, insbesondere wenn das bei mehreren Türen der Fall ist», erzählt der Experte.

Heirat bringt Sicherheit

Bezüglich Sicherheit sind die Steuerungen in der Regel unproblematisch. Deshalb sind sie meistens in einfachen, abschliessbaren Kästen untergebracht. Die Steuerung wird bei der Inbetriebnahme mit den Türkomponenten verheiratet. Das heisst, die Türfunktionen können nicht ohne Weiteres durch Manipulationen an der Steuerung, den Türkomponenten oder Leitungen umgangen werden. Gemäss Sepp Brazda versuchen Einbrecher deshalb nur sehr selten, die elek-tronischen Bauteile oder das Terminal zu manipulieren. Und wenn, dann führt dies nicht zum Erfolg.

Geht es aber um besonders sensible Bereiche oder muss die Steuerung speziell vor Feuchtigkeit, Vandalismus oder anderen Einflüssen geschützt werden, gibt es entsprechend widerstandsfähigere Gehäuse.

Master des Systems

Die Planung und Installation von Türsteuerungen in Verbindung mit verschiedenen Türkomponenten erfordert also einiges an Fachwissen. Nebst der Definition, mit welchen Funktionen eine Tür ausgestattet werden soll, spielt besonders die Abstimmung mit den anderen Türen eine entscheidende Rolle. «Wir werden immer wieder zu Fällen gerufen, in denen das System nicht wie gewünscht funktioniert», sagt Sepp Brazda. Häufige Ursachen sind ein falsches Anschliessen der Komponenten oder eine falsche Programmierung. Denn je mehr elektronisch gesteuerte Module in einer Tür verbaut sind, desto mehr Signale müssen untereinander koordiniert werden. Da kann es schnell vorkommen, dass sich zwei Signale überlagern oder sogar gegenseitig wieder aufheben. Wichtig sei es, sagt Brazda, «dass klar geregelt ist, welche Komponente der Master des ganzen Systems ist.»

Beispielsweise bei Türen mit Drehflügelantrieb und Motorenschloss wird in der Regel der Antrieb als führendes Element definiert. Erst wenn dieser der Steuerung meldet, dass die Tür geschlossen ist, kann das Motorenschloss verriegeln.

Aufwendige Fehlersuche

Werden solche Dinge nicht von Beginn an richtig definiert und die Komponenten gemäss Schema verkabelt, ist es sehr aufwendig, dies im Nachhinein herauszufinden und zu korrigieren. Insbesondere wenn auch noch Brandmelde-, RWA- oder Überwachungsanlagen mit im Spiel sind. «Deshalb ist es empfehlenswert, sich gut zu überlegen, welche Funktionen und Komponenten es wirklich braucht», sagt Brazda. Denn eines ist sicher: In Zeiten der «Smartdoor» und der Automatisierung werden die Ansprüche diesbezüglich eher noch weiter steigen. Entsprechende Aus- und Weiterbildungen in diesem Bereich sind aber erst im Aufbau.

www.bsw.swisswww.dormakaba.chwww.assaabloy.ch

ph

Veröffentlichung: 11. Oktober 2018 / Ausgabe 41/2018

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