Boden unter Strom

Die meisten Abdeckungen können mit dem jeweiligen Bodenbelag ausgeführt werden. Bild: Feller AG

Bodensysteme.  Ein Weg, um den Kabelsalat zu vermeiden, ist die Versetzung der elektrischen Leitungen in den Fussboden. Doch das funktioniert nur, wenn die Planung bedarfsgerecht, kundenorientiert und durchgängig erfolgt.

Bei der Umstellung, Neueinrichtung oder einer Umnutzung von Gebäuden und Raumeinheiten stellen Steckdosen für Strom, Internet und weitere Multimediaanschlüsse oftmals ein kleines Ärgernis dar. Selten sind sie genau an dem Ort zu finden, wo sie gerade benötigt oder gewünscht werden, und deshalb liegen überall Verlängerungskabel, Steckerleisten oder Ports herum. Hier stellt der Umzug aller elektrischen und multimedialen Kabel sowie Anschlüsse in den Bodenbereich eine interessante Alternative zur traditionellen Wandverlegung dar. Jedoch gibt es hinsichtlich Planung, Montage und Gebrauch ein paar Punkte zu beachten.

Dosen oder Kanäle

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, um den Bodenbereich als Unterbringungsort für die anfallende Technik zu nutzen. Es kann mit einem klassischen Hohl- oder Doppelboden gearbeitet werden. Dieser überbrückt den Unterlagsboden mit einem Hohlraum, was sich je nach Ausführung und Material ungünstig auf den Trittschall und die Bodenlast auswirkt. Vorteilhaft hingegen ist die grosse Flexibilität, weshalb diese Variante vorwiegend in Geschäfts- und Schulungsbauten zum Einsatz kommt. Für den gehobenen Wohn- und Arbeitsbereich bieten sich vor allem Bodendosen und Bodenkanäle an. Diese bringen die Verkabelung ebenfalls in den Bodenbereich ohne die genannten Nachteile eines Doppelbodens. Die Flexibilität ist dafür natürlich etwas eingeschränkt.

Die Bodendose ist eine Steckdose, die im Boden eingelassen wird. Je nach der Höhe des Bodenaufbaus können im Kasten unterschiedliche Steckdosen und Anschlüsse untergebracht werden. Das Kabelgewühl verschwindet von der Wand und es sind nur noch die Kabel, welche aus der Bodendose kommen, sichtbar. In der Planung benötigt es eine auf den Anwender abgestimmte Bedarfsabklärung, da die Steckdosen nach der Montage nicht mehr verschoben werden können. Bezüglich Bodendeckbelag gibt es keine Einschränkungen.

Der Bodenkanal ist eine Mischung aus Doppelboden und Bodendose. Der Kanal kann frei in der Bodenfläche eines Raumes platziert werden und bietet die Möglichkeit einer freien Einteilung. Das heisst, der Benutzer kann seine Anschlüsse und Steckdosen im Kanalbereich frei platzieren. Hierfür müssen lediglich die Abdeckungen mit den erforderlichen Öffnungen passend eingeteilt werden. So können auch im Nachhinein, beispielsweise bei Umstellungen oder Neuvermietungen, individuelle Anpassungen vorgenommen werden.

Fehler nur schwer zu beheben

Da Kanal wie Dose in den massiven Unterlagsboden integriert sind, benötigt es in der Planung und der Montage eine genaue Abstimmung auf den Kunden und die anderen Handwerker. «Hier passieren in der Praxis auch die meisten Anwendungsfehler», sagt Cornelia Högger, Designverantwortliche bei der Feller AG in Horgen ZH: «Falsch platzierte oder vergessene Bodendosen ziehen eine grossen Aufwand nach sich. Der Boden muss wieder aufgespitzt und die Dosen mit den Zuleitungen nachträglich eingelegt werden.» In solchen Fällen kommt das Versetzen einer Wandsteckdose deutlich günstiger daher. Bei der Montage einer Bodendose wird beispielsweise in der Rohbauphase ein Einlasskasten montiert und danach der Unterlagsboden gegossen. In den Einlasskasten kommt dann ein Tragrahmen, auf welchem die Dose später aufliegt. Der Bodenaufbau wird wie gewohnt bauspezifisch ausgeführt.

Bei Bodendosen müssen die Kabel vorher verlegt werden, bei Bodenkanälen reicht oft eine Zuleitung zum Kanal aus. Auf den fertigen Bodenaufbau folgt der Bodenbelag mit dem Einlege- oder Klappdeckel.

Möglichkeiten genau abklären

Jedes Produkt hat seine individuellen Möglichkeiten und Grenzen, weshalb sich für jedes Projekt eine produktspezifische Abklärung mit dem Hersteller oder Händler empfiehlt. «Je nach Bodenaufbauhöhe können wir unserer Kundschaft andere Ausstattungen anbieten. Ab 120 Millimetern Aufbauhöhe sind alle Anschlüsse möglich, bei geringerer Aufbauhöhe können nicht mehr alle Apparate eingesetzt werden», sagt Cornelia Högger.

Bei Bodenkanälen kann zusätzlich zur Aufbauhöhe auch mit unterschiedlichen Kanalbreiten gearbeitet werden. Ist der Bodenaufbau für die gewünschten Anschlüsse und Ausführungen zu gering, können die Installationen partiell auch ein wenig in die Bodenplatte eingelassen werden. Dies hat jedoch einen erhöhten Aufwand in der Installationsphase zur Folge. Für den Einzelfall kann dies jedoch einen Lösungsansatz darstellen.

Umfeld abklären

«In der Planung sollte neben der Bedarfsabklärung, der Bodenaufbauhöhe und der folgenden Bodenbelagsausführung auch auf andere Installationen und mögliche Konfliktbereiche geachtet werden», sagt Martin Feierabend, Produktmanager Leitungsführung bei der Hager AG in Emmenbrücke LU: «Eingelassene Lüftungsrohre, Wasserleitungen, Bodenheizungen und andere Installationen im Bodenbereich können zu Komplikationen führen und müssen in der Planungsphase abgeklärt werden.»

Für die Montage bieten einige Hersteller deshalb eigene Montageteams an, die die benötigten Kanäle in enger Zusammenarbeit mit den anderen Handwerkern fachgerecht montieren.

«In den meisten Fällen montieren unsere Montageteams die Kanäle fixfertig, exklusive der elektronischen Installationen. Diese übernimmt anschliessend der Elektriker vor Ort», sagt Martin Feierabend. In enger Zusammenarbeit mit dem Koordinationsplaner kann die Montage und Installation der Kanäle genau auf den Bauablauf und den fertigen Bodenbelag abgestimmt werden.

Holz, Teppich, Linoleum oder Metall

Bei den Abdeckungen für die Bodenkanäle und Dosen hat der Planer einen grossen Spielraum. So kann bei vielen Produkten beispielsweise der gewünschte Bodenbelag mittels Metallrahmen oder einer Vollmetallabdeckung eingesetzt werden. Auch Wannenabdeckungen für Fliessbodenbeläge sind je nach Hersteller erhältlich.

Im durchgehenden Bodenbelag verschwinden die Bodendosen oder Bodenkanäle optisch im Fussbodenbelag und stören das Bodenbild kaum mehr. Durch kleine Auslässe können die benötigten Kabel nach oben gezogen werden. Der Parkettleger kann unter Beachtung des Schwind- und Quellverhaltens seines Belages gewohnt mit den benötigen Dehnungsfugen arbeiten.

Obacht im Gebrauch

Spätestens bei der Nutzung zeigt sich, ob die Planung aufgegangen ist. Bei Bodenkanälen können über eine Nachproduktion oder durch Verschieben der Kanaloberteile noch Anpassungen vorgenommen werden. Wichtig ist es, dass nichtbenötigte Anschlüsse immer sauber verschlossen werden. «Offene oder falsch eingesetzte Abdeckungen werden schnell zur Stolperfalle», sagt Martin Feierabend. Auch um Staub und Verschmutzungen vorzubeugen, sollten die Abdeckungen bei Nichtgebrauch sauber verschlossen sein.

Je nach Objekt kann dem Kunden mit einer Bodendose oder einem Bodenkanal eine einzigartige Lösung geboten werden.

www.feller.chwww.hager.ch

Die System-Lösung

Der neue S+ geprüfte Bodenkanal Tehalit.BKG von der Hager AG aus Emmenbrücke LU ist ein estrichbündiger Kanal. Er wurde speziell für die Schweizer Bedürfnisse entworfen und ist in den Breiten 200, 300, 400 und 500 Millimeter sowie in den Höhen 60 und 80 Millimeter erhältlich. Das Dreikammersystem führt in den beiden äusseren Kammern die Kabel und in der inneren sind die Anschlüsse und Dosen untergebracht. Der bei Nichtgebrauch verschliessbare Leitungsauslass sorgt dafür, dass die Leitungen nur an der gewünschten Stelle hervorkommen.

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Überarbeitete Bodendose

Seit über 50 Jahren stellt die Feller AG aus Horgen ZH Bodendosen her. Die überarbeitete Version wurde in puncto Montage auf den modernen Bauablauf angepasst. Die Dose ist mit lediglich 130 × 130 Millimeter sehr filigran und kann mit aufgesetzter oder bodenbündiger Chromstahlabdeckung sowie mit Einlegeabdeckung bestellt werden. Dank der vergrösserten Innendose finden je nach Bodenhöhe bis zu drei Apparate in der Bodendose Platz. Der neue Kabelauslass ist auch im geöffneten Zustand trittfest und schützt somit die Kabel.

www.feller.ch

njg

Veröffentlichung: 27. September 2018 / Ausgabe 39/2018

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