Das Wetter gewinnt immer

Aus Zement gemacht ist der Tisch von Kristalia. Um eine Wasserresistenz zu erreichen, wird das Material be-schichtet. Am Ende gewinnen aber immer klimatische Einflüsse. Bild: Kristalia

MöbelSchutzhüllen.  Möbel für den Aussenbereich sind im besten Fall so konstruiert und materialisiert, dass sie dem Wetter trotzen können. Aber: Damit sie dauerhaft schmuck bleiben und ein langes Leben vor sich haben, braucht es weitere schützende Massnahmen.

So schön das Wohnen unter freiem Himmel auch ist: Wenn es regnet, staubt oder die Sonne erbarmungslos brennt, dann ist das Ganze mühsam. Nicht nur für den Menschen, auch für dessen Möbel, Sitzlandschaften, Tische, Stühle, Küchen und sonstige Möblierungen draussen. Zwar halten hochwertige, belastbare und langlebige Outdoor-Möbel vielem Stand. Auf Dauer gesehen, nagt aber auch hier der Zahn der Zeit – und gerade höherpreisige Aussenausstattungen möchte man gegen allzu schnelle Alterung schützen. Die gängige Lösung: eine Schutzhülle, die die guten Stücke zumindest bei längerer Nichtbenutzung vor Umwelteinflüssen schützt.

Gehört zum Aussenmöbel

Etwas überraschend deshalb, dass man als Konsument auf der Suche nach hochwertigen Aussenmöbeln bei so manchem namhaften Hersteller bezüglich schützender Verhüllung sprichwörtlich «im Regen stehen bleibt». Man könnte auch sagen: Manches durchaus hochpreisige Produkt dieser Art ist nicht bis zum Ende durchdacht. Ganz anders bei der Schreinerei Fankhauser + Schmutz AG im bernischen Langenthal mit ihrer Aussenküche. «Wir bieten dem Kunden zur Küche eine massgeschneiderte Abdeckhülle an, die dann in der Sattlerei gefertigt wird», sagt Beat Fankhauser, Inhaber und Geschäftsführer.

Auch der schwedische Outdoor-Ausstatter Röshults denkt an den Schutz seiner hochpreisigen Designmöbel für den Aussenbereich. Dabei kommt das bei Yachtbesitzern bekannte Gewebe «Sur Last» zum Einsatz. Grundlage bildet ein gefärbtes Polyester-Gewebe mit einer Polyurethan-Beschichtung. «Diese verbessert sowohl die Stabilität des Gewebes als auch die Wasserbeständigkeit», so das Unternehmen. Das Material widersteht laut Test einer Wassersäule von 800 mm, ist UV-beständig, reiss- und abriebfest. Röshults gewährt auf die Hüllen aus 240 g Gewebe drei Jahre Garantie. Die Nähte sind mit wasserdichtem Band laminiert und haben einen Kordelzug zum leichten Verschnüren des Möbels eingearbeitet. Was bei Hauben für Yachten wichtig ist, kommt auch den Möbeln zugute: Das Material ist nicht abrasiv, was die Oberflächen auch bei Windbewegungen vor Beschädigungen schützt. Hochwertige Modelle von Abdeckhüllen wie das «Sur Last» sind deshalb meist Verbundmaterialien mit mehreren Funktionsschichten. So sollte etwa Feuchtigkeit unter der Hülle abtrocknen können. Wer kennt das nicht aus dem Camping-Bereich: Ist das Zelt erst einmal von innen feucht, bleibt es auch relativ lange feucht. Ein Horror, auch für Möbel! Zumal die Abdeckhüllen eben nicht als luftiges Zelt erdacht sind, sondern als mehr oder weniger aufliegende Verkleidung.

Welche Materialien funktionieren

«Eine gute Schutzhaube schützt die Möbel nicht nur vor Wind und Wetter, sondern bewahrt diese auch vor Frostschäden oder Fäulnisbefall und vermeidet langwieriges Putzen in der kommenden Saison», schreibt ein Hersteller über seine recht preisgünstigen Schutzhüllen, die er durchaus auch auf Mass fertigt. Doch wie lässt sich das umsetzen; ist das überhaupt möglich? Hüllen, wie sie Röshults anbietet, haben ihren Preis, weshalb oft einfachere Gewebe und Materialien für Abdeckhüllen eingesetzt werden. Manche sind schon für wenige Franken bei Online-Anbietern zu bestellen, verbunden mit knappen Hinweisen, wie «wasserdicht» oder «UV-beständig». Schaut man genauer hin, drängen sich Fragen auf. Ist das Material wasserdicht, auch wenn es Berührung hat, wie etwa bei einer Tischfläche? Über welchen Zeitraum ist das Material UV-beständig? Und ist es auch atmungsaktiv? Ein kleines Wort – aber was heisst das genau für die Praxis?

Was Experten sagen

Eine Spezialistin für Abdeckungen und Textilien im Aussenbereich ist die Bieri Tenta AG im luzernischen Grosswangen. Seit 50 Jahren beschäftigt sich das Unternehmen mit massgeschneiderten Hüllen, Dächern und Planen aus beschichteten Geweben und technischen Textilien für alle Bereiche, in denen es auf Beständigkeit und den Schutz vor der Witterung ankommt. «Wir fertigen individuell nach Skizze des Kunden und nach den Anforderungen vor Ort», erklärt Markus Liniger, zuständig für den Verkauf bei der Bieri Tenta AG. Denn das lokale Makroklima und die Benutzergewohnheiten spielen eine gewichtige Rolle bei der Auswahl des Materials. Im rauhen Gebirgsklima braucht es bei längerem Gebrauch draus- sen eine andere Schutzhülle als in einem Biergarten, wo die Möbel nur wenige Monate pro Jahr im Freien stehen. «Gängiges Material für den Bereich von Möbel- und Objektschutzhüllen ist beim Unternehmen das ‹Bieri Top› mit 670 g/m2. Der PVC-beschichtete Werkstoff mit einem Grundgewebe aus Polyamid ist UV-stabilisiert und hält 10 bis 12 Jahre stand, wie eine Lkw- Plane», so Liniger. Überhaupt sei diese von den Herstellern angegebene Nutzungsdauer eine gängige Grösse, wenn man die Tauglichkeit von Schutzhüllen einordnen möchte. Polyamid und Polyester sind die beiden Materialien, die hauptsächlich für Zelte eingesetzt werden. Und dies mit einem Anteil von 90%. Der Rest ist etwa aus beschichtetem Baumwollstoff, dem sogenannten Technical Cotton.

Wo das Wasser hinfliesst

Doch eine direkte und schlichte Übertragung aus anderen Bereichen und Branchen erweist sich als eher schwierig für die Abdeckhüllen zum Schutz für das Aussenmobiliar. Denn: Materialien von Abdeckungen bei Booten weisen beispielsweise ein Gefälle auf, an dem das Wasser ablaufen kann. Hier ist die Belüftung wichtiger als die Millimeterangabe der Wassersäule, der das Material standhält. Anders bei einer Schutzplane für einen Tisch im Aussenbereich, denn dieser steht ja mehr oder weniger «im Wasser». Um ein Gefälle zu erzeugen, bräuchte es schon ein Hilfsmittel wie das Schrägstellen des Tisches oder aber eine einfache Zeltkonstruktion. Deshalb steht auf einem Internetportal auch zu lesen: «Stellen Sie einfach einen Plastikeimer auf die Fläche des Tisches und legen Sie dann die Abdeckplane darüber, so kann das Regenwasser abfliessen.»

Wie atmungsaktiv ist atmungsaktiv?

Ein anderes, gern verwendetes Attribut lautet «atmungsaktiv». Gemeint ist damit, dass eine Plane zwar von aussen wasserdicht ist, aber sie gleichzeitig zulässt, dass Wasser, welches unterhalb der Plane sitzt, nach aussen entweichen kann. Denn ein plötzlich einsetzender Platzregen kann auch an schönen Tagen vorkommen. Dann wird schnell abgedeckt und darunter ist es dann nass. Die Fähigkeit des Materials, danach die Feuchtigkeit wieder an die Aussenluft abgeben zu können, gilt es generell in Frage zu stellen. Wieder hilft der Zeltvergleich. Ist ein Zelt innen erstmal nass, braucht es eine kräftige Sonne, um wieder ein verträgliches Klima herzustellen. Und dies, obwohl Aussenhülle und Innenzelt mit viel Volumen getrennt sind. Um wie viel schwieriger ist es, wenn die Schutzhülle mit einem Wasserfilm an der Oberfläche an der Tischplatte geradezu «klebt»?

Aufs Detail achten

«Damit die Luft in solchen Einsatzbereichen besser zirkulieren kann, sind auch eingearbeitete Lüftungsnasen eine Möglichkeit», so Liniger. Auch andere Detailausführungen haben es in sich. So ist das Verkleben von Säumen und Nähten generell mit einem Fragezeichen bezüglich der Haltbarkeit zu versehen. «Besser ist das Verschweissen eines Saumes. Dies führt auch zu einer Stabilisierung des Randes, was durchaus erwünscht ist», sagt Liniger. Das Versäumen mittels Faden sei ebenfalls nicht zu 100% wasserdicht und komme deshalb vor allem dann zum Einsatz, wenn geschweifte Formen umgesetzt werden müssten. Andererseits gibt es funktionale Bindfäden, die unter dem Einfluss von Feuchtigkeit aufquellen und so das gestochene Loch im Fall der Fälle mit dem Material «wasserdicht» verschliessen. Genauso verhält es sich mit Verschlüssen. Reissverschlüsse, Kordelzug oder gestanzte Ösen? Es kommt auf das Detail an. Wird ein Reissverschluss entsprechend abgedeckt eingenäht, kann es eine funktionsgerechte und bequeme Variante sein, auch wenn das Bauteil an sich nicht wasserdicht ist.

Die am meisten eingesetzten höherwertigen Materialien sind Polyester und Polyamid; beide sind schweissbar. Im Bereich der technischen Textilien gibt es Alternativen zu den herkömmlichen Planenmaterialien. Hier allerdings ist der Preis oft der limitierende Faktor. Denn diese sind hochpreisig. Kann Röshults für einige hundert Franken pro Element die luxuriösen Abdeckhüllen aus «Sur Last» anbieten, sind andere Hightech-Textilien wie etwa die vom Schweizer Produzenten Schoeller Technologies eher für andere Branchen entwickelt worden, auch wenn diese grundsätzlich als Schutzhüllen für Aussenmöbel gut geeignet wären.

www.bieri.chwww.oflynn.chwww.hentexcover.comwww.schoeller-tech.comwww.global-safety-textiles.comwww.glenraven.com

Materialinfo

Polyester (PES)

Für Schutzhüllen häufig als Trägermaterial eingesetzt. Wasserdicht nur mit Beschichtung, die auch die UV-Beständigkeit bestimmt. Die Faser selbst ist UV-beständig. Die Reissfestigkeit ist geringer als bei Polyamid, weshalb oft «Ripstop-Polyester» eingesetzt wird, das stabilisierende Fäden mit eingearbeitet hat. Atmungsaktive Varianten sind möglich.

Polyamid (PA)

Reissfester als Polyester, weshalb Hüllen aus Polyamid dünner und leichter sein können. Das PA wird meist silikonbeschichtet, was die UV-Beständigkeit deutlich erhöht. Die Fähigkeit, Wasser abzuhalten und trotzdem eine Diffusion von innen nach aussen zu ermöglichen, ist auch hier beschränkt.

Polyurethan (PU)

Wird als Beimischung und Beschichtung verwendet, um die Widerstandsfähigkeit gegen Wasser und die UV-Beständigkeit zu erhöhen.

Polyvinylchlorid (PVC)

Zunächst nicht UV-beständig, aber mit UV-Stabilisator für den Einsatzbereich Schutzhüllen häufig und kostengünstig eingesetzt. Feuchtetransport von innen nach aussen ist bei einem solchen Material nicht möglich.

Polyäthylen (PE)

Braucht ebenfalls Stabilisatoren, um der Witterung zu trotzen. Wird dann oft eingesetzt als Verbundwerkstoff mit Gitterstruktur in der Zwischenlage, weil kostengünstig und gleichzeitig leicht (IKEA-Taschen). Atmungsaktiv sind solche Werkstoffe aus PE nicht.

Baumwollmischgewebe

(Technical Cotton)

Meist in dominanter Mischung mit etwas Polyester und dadurch hoher Atmungs- und Wasserdiffusionsfähigkeit. Beschichtet (etwa mit PU auch wasserdicht) aber schwerer und teurer als andere Materialien.

ch

Veröffentlichung: 25. August 2016 / Ausgabe 34/2016

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