Das Wissen aufpolieren

Die Oberflächen-behandlung verlangt als Königsdisziplin viel Fachwissen. Bild: BWZ Lyss

Schulung.  Wer sich im Bereich der Oberflächenbehandlung spezialisieren will, der kommt um eine einschlägige Weiterbildung nicht herum. Angebote gibt es etliche, einerseits von Lackherstellern selbst, andererseits von Schulen und Verbänden.

Der Lackhersteller beziehungsweise dessen Vertreter ist womöglich die erste Person, die ein Schreiner angeht, wenn er diese oder jene Oberfläche erreichen will. Von ihm wird er in der Regel auch über neue Produkte oder die Trends im Oberflächen-Bereich informiert.

Know-how aus erster Hand

Doch nicht immer muss eine Innovation vom Lackhersteller ausgehen. Im besten Fall sagt der engagierte Schreiner diesem genau, welche Oberfläche er denn gerne haben möchte oder was ihm an der jetzigen Situation nicht besonders gefällt. Damit kriegt auch der Produzent oder der Vertreiber der Oberflächenbeschichtung wichtige Informationen aus der Praxis beziehungsweise indirekt die Wünsche der Kunden mit. Um die Dreiecksbeziehung Kunde-Schreiner-Lackhersteller optimal zu leben, schadet ein Kurs sicherlich nie. Darin werden Oberflächen-Trends diskutiert, die neuesten Produkte entdeckt, Menschen kennengelernt oder ganz konkret das Praxiswissen vertieft. Die Kurse können direkt von der herstellenden Firma ausgeschrieben oder aber auch auf Verbandsebene organisiert sein.

Kurse vom Lackhersteller

Diverse heimische Spezialbetriebe für die Oberflächenbehandlung bieten Kurse für den Schreiner an. Allerdings ist zu erfahren, dass diese Kurse seit Corona nicht mehr unbedingt zentral am Firmensitz des Anbieters stattfinden, sondern vermehrt nach Bedarf direkt beim Kunden «zu Hause», also in der Schreinerei abgehalten werden. Kurs- inhalte gibt es viele. Sie spiegeln in etwa die momentanen Oberflächen-Trends wider, die da am Markt herrschen. So bietet beispielswiese die Firma Tonet auf ihrer Website unter der Rubrik «Seminare» einen Wasserlack-Kurs an. Aber auch die immer aktuellen Themen «Effektlackieren» oder «Instand- halten und Reparieren» geniessen hier einen Eintrag und bei Bedarf ein entsprechendes Seminar. «Im Moment finden unsere Seminare beim Kunden statt», sagt Flavio Tonet von Tonet. Doch das werde sich bald ändern, denn in Dulliken SO sei ein Neubau geplant. Die Bauphase beginnt voraussichtlich Mitte Jahr. «Ein Kurszentrum wird das Herz des neuen Gebäudes bilden», verrät Tonet. Auch Remmers wird bald mit einem neuen Standort glänzen. Das «Remmers Experience Center» soll Mitte Jahr eröffnen. Es wird in Baar ZG stehen und nebst Showrooms auch Besprechungs- sowie Applikationsräume umfassen, teilt das Unternehmen mit. Auf Schulungs-Ebene werden dann die 1K-Aqua-Lacke ein Thema sein. «Es handelt sich hier um wasserbasierte Einkomponenten-Produkte, die durch Beimischung von zwei Prozent Additiv für acht Stunden zu einem 2K-Produkt mutieren», erklärt Victor Souto von Remmers. Nach der Topfzeit falle das Produkt wieder in den Einkomponenten-Zustand, was am Markt einmalig sei. Der Lack könne wiederverwertet werden.

Ebenfalls im Aufbau begriffen ist der «Campus» von Ruco in Glattbrugg ZH. Es handelt sich dabei aber mehr um ein Ausbildungsprogramm als um einen physisch vorhandenen Ausbildungsort. Auch ohne Kurs bietet Ruco für den Oberflächen bearbeitenden Schreiner so einiges: Auf der Firmenwebsite ist viel Fachwissen vereint.

Kurse von Schulen und Verbänden

Auch abseits der Hersteller von Oberflächenbeschichtungen finden Kurse statt. Beispielsweise in den Diplom-Ausbildungen, die im besten Fall zum Schreinermeister führen. «Die Oberflächenbehandlung ist integriert auf Stufe Fertigungsspezialist», sagt Michael Gnos von der Höheren Fachschule Bürgenstock. Für die Kurse arbeitet man mit der Firma Graf & Günther zusammen. Die Lack-Kompetenz in den Diplom-Ausbildungen wiederum stehe gewissermassen in Konkurrenz zu der Ausbildung zum Oberflächenspezialisten, verrät Hans Knoll vom BWZ. Er leitet an der Lysser Schule die Holzkurse, in welchen man sich während 180 Lektionen auch Oberflächen-Wissen aneignen und dieses mit dem Diplom zum Oberflächenspezialisten zur Vollendung bringen kann (siehe Interview auf Seite 16). Für diejenigen, die sich kurz in ein Thema vertiefen wollen, seien die Praxiskurse bei den Luzerner Schreinern in Rothenburg empfohlen. Da gibt es momentan im Bereich Lack den Kurs «Epoxidharz verarbeiten» (15 Lektionen) oder «Natürliche Holzoberflächen» (10 Lektionen). In Letzterem sind Öle, Wachse und Laugen ein Thema. Auch der Aussenbereich komme nicht zu kurz, verrät Armin Schmid, Bereichsleiter Weiterbildung.

www.tonet.chwww.remmers.comwww.ruco.chwww.hfb.chwww.gg-lacke.chwww.luzerner-schreiner.ch

Veröffentlichung: 09. Februar 2023 / Ausgabe 6/2023

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