Den Schalter richtig umlegen

Bevor der Schalter umgelegt werden kann, muss der Brennstoff genau bekannt sein. Bild: Istockphoto

Heizung.  Wer eine neue Wärmeerzeugung für den Betrieb braucht oder wünscht, sollte sich für die Fakten erwärmen. Der Griff ins Spänesilo gibt Auskunft darüber, ob sich der Brennstoff aus Resthölzern für die eigene Feuerungsanlage eignet oder eine andere Lösung sinnvoller ist.

Wer mit einer neuen Kreissäge liebäugelt, weiss meist schon lange, bevor es wirklich Zeit dafür ist, welche Modelle in der engeren Wahl sind. Ganz anders ist die Situation, wenn es um eine neue Heizung geht. Sie ist kein Objekt der schreinerischen Begierde; schon eher ein notwendiges Übel. Auch scheint der Zeitpunkt für die Angelegenheit nie der richtige. Entweder es ist gerade Sommer und ziemlich warm, oder man will die anstehenden Änderungen der behördlichen Bestimmungen abwarten. Vielleicht denkt man sich auch: «Diesen Winter tut es die Alte nochmal.» Und schwups, schon ist wieder Sommer.

Die Last der Welt auf Schreinerschultern

Das Ganze ist auch keine leichte Entscheidung. Schliesslich befördert das Heizen die Klimaerwärmung – und das nicht zu knapp (siehe Kasten auf Seite 9). Erschwerend kommt hinzu: Ein Betriebsinhaber sieht sich im Laufe seines Berufslebens oft nur ein Mal mit der Entscheidung für die richtige – sprich zukunftsfähige und möglichst ökologische – Technologie zur Wärmeerzeugung für die Firmengebäude und vielleicht auch das benachbarte Eigenheim konfrontiert. «Wir Hölzigen wollen ja auch immer ein wenig die Welt retten», bringt es Andreas Keel, Geschäftsführer vom Verband Holzenergie Schweiz mit Sitz in Zürich, auf den Punkt. Schliesslich verhält sich das Heizen mit Holz klimaneutral, und in der Schreinerei wird mit Holz gearbeitet. Also scheint die Verwendung der anfallenden Resthölzer aus der eigenen Produktion für die Wärmegewinnung sinnvoll. Doch vorab sollte genau hingesehen werden, was typischerweise im Spänesilo landet.

«Bei manchen Heizungsbauern ist alles ganz einfach. Da lassen sich stets alle Späne, Feinmaterialien und Schnitzel verbrennen», sagt Keel. Gerufen wird er immer wieder, wenn die neue Heizung am Ende doch nicht so richtig funktioniert.

Zu Beginn herrscht Chaos

Solche Gedanken und Erfahrungen kennt und teilt auch Schreinermeister Rolf Funk. Sein Betrieb in Glattbrugg ZH erhält in Kürze eine neue Heizungsanlage. Auch für Funk war die Auseinandersetzung mit möglichen Lösungen im Grunde neu. «Bei der Kreissäge weiss man schon, was ungefähr kommt. Bei einer Heizung fängt man ziemlich von vorne an», sagt er. Der Wunsch, das eigene Restholz thermisch zu verwerten, stand am Anfang der Überlegungen. Im Betrieb werden viele Holzwerkstoffe verarbeitet, weshalb der Brennstoff einen hohen Anteil an feinem Material enthält. Ein typischer Fall, wie er sich in vielen Schreinereien darstellt.

Knackpunkt ist der Feinanteil

«Wer vor der Entscheidung einer neuen Heizung steht und sein Restholz so verwerten möchte, muss zunächst seinen Brennstoff definieren. Wichtig dabei ist, dass die Schreinerei dann auch die schlechteste Variante beim Brennstoff in Betracht zieht», beschreibt Keel den ersten Schritt. Während das Augenmerk bei grossen Hackschnitzelheizungen auf der oft hohen Feuchtigkeit des Brenngutes liegt, geht es in der Holzwerkstatt vor allem um den Fein- anteil im Silo. Ist dieser zu hoch, kann die Feuerung auf dem Rost kein einheitliches Glutbett erzeugen. Das führt zur Bildung von Nestern aus dem hölzigen Mehl. An manchen Stellen kommt dann keine Luft mehr durch und an anderen ist es zu viel der Luft. Die Folge eines schlechten Glutbettes: mehr Emissionen als nötig, verstärkte Schlackenbildung im Brennraum und schliesslich auch ein Leistungsabfall.

Das kann vermieden werden, wenn man bei der Dimensionierung des Kessels von der schlechtesten Qualität des Brennstoffes ausgeht. «Je kleiner eine Anlage ist, desto weniger tolerant verhält sie sich gegenüber Qualitätsschwankungen beim Brennmaterial», sagt Keel. Dann wandern die Fragen zum Heizungsbauer. Eignet sich das Material zum Verbrennen? Und wie, mit welcher Technik, welcher Anlage? «Bei uns hat der Heizungsbauer eine Materialprobe aus dem Silo mitgenommen und sich das angesehen», erzählt Funk. Das Ergebnis lautete: «Nicht einfach, aber machbar.» Um die Brenneigenschaften der gehäckselten Resthölzer zu verbessern, schlug der Heizungsbauer die Beimischung von Hackschnitzeln vor. Dafür wurde das Spänesilo entsprechend umgebaut, damit die Hackschnitzel zugeführt werden können. Die Funk AG kann so künftig ausschliesslich mit Holz heizen, während bei der alten Anlage nach dem Abbrand des verfügbaren Restholzes ein zusätzlicher Ölbrenner für die nötige Wärme gesorgt hat.

Was in diesem Fall zu einer ökologisch sinnvollen Lösung führt, muss nicht immer zutreffen. Ist der Feinanteil dermassen hoch, dass eine reibungslose Verbrennung in der eigenen Heizung problematisch scheint, kann der Weg auch umgekehrt gegangen werden. «Ich kenne Schreinereien, die ihr Restholz mit hohem Feinstoffanteil einer grösseren Hackschnitzel-Anlage in der Nachbarschaft verkaufen. Das führt dann wegen des geringen Feuchtegehaltes des Restholzes zu einer besseren Verbrennung insgesamt», erklärt Keel. Eine weitere Alternative bei zu erwartenden Schwierigkeiten mit dem Brennstoff kann auch das Pressen von Briketts sein, die dann aber meist von Hand zugeführt werden müssen.

Erfahrungswerte sind wichtig

Fällt die Entscheidung für die eigene thermische Verwertung, sollte man den Heizungsbauer nach Referenzbetrieben fragen, deren Brennstoff und Anlagengrösse ähnlich sind. Neben der Analyse des Brennstoffes ist das für Keel der zweite, entscheidende Schritt hin zu einer funktionierenden Holzheizung für Restholz.

Auch Rolf Funk hatte zu Beginn des Prozesses von einem Fachbetrieb die Auskunft erhalten, dass alles gar kein Problem sei. Beim anschliessenden Kontakt zu einem benannten Referenzbetrieb stellte sich die Lage aber gänzlich anders dar. Der Kollege war mit seiner neuen Heizung gar nicht glücklich. Ganz anders beim ausführenden Unternehmen, für das sich Funk entschieden hat. Von diesem hat der Schreiner nicht nur gute Referenzen erhalten, sondern konnte sich auch den Betrieb vor Ort ansehen. «Unser typischerweise anfallender Brennstoff ist nicht ganz leicht thermisch zu verwerten. Deshalb schien es mir wichtig, einen guten Partner dafür zu finden, bei dem auch die Unternehmenskultur und die Einstellung zu uns passt. Denn nach der Installation kann es ja auch einmal nötig sein, unkomplizierte Hilfe zu bekommen», erklärt Funk.

Unterschiede in entscheidenden Details

Nach der gültigen Luftreinhalte-Verordnung (LRV) gelten alle in der Schreinerei üblicherweise zum Einsatz kommenden Holzwerkstoffe als Resthölzer. Holz aus Gebäudeabbrüchen, Verpackungen und Möbeln gilt als Altholz. Druckimprägniertes Holz und solches mit halogenorganischen Beschichtungen sind problematische Holzabfälle und müssen in speziellen Anlagen verbrannt werden.

Demnach stehen die meisten Schreinereien vor einer ähnlichen Herausforderung für das Verbrennen ihrer Resthölzer. Auf der Suche nach der richtigen Technologie für Kessel und Filter lässt sich der Kreis des Sinnvollen damit eingrenzen. Komplizierter wird die Sache allerdings aufgrund unterschiedlicher Vollzugsregeln der Kantone. «So darf teilweise eine maximale Anzahl an Kesselstarts pro Jahr nicht überschritten werden», sagt Keel. Viele kleinere Kessel laufen acht Stunden und führen dann eine Selbstreinigung zur Beseitung der Asche durch. Wenn diese danach wieder hochfahren, gilt jedes Anfeuern als Start. Dieser Umstand kann zur Überschreitung der maximal zulässigen Anzahl an Starts führen.

Hintergrund der Bestimmung ist das Vermeiden eines erhöhten Schadstoffausstosses, wie er bei jedem Anfeuern auftritt. Eine solche Kollision mit den gültigen Vorschriften sollte der Heizungsbauer bei der Planung und der eingesetzten Technik im Blick behalten. Kessel mit einem sogenannten Raupenrost müssen nicht herunterfahren wegen der permanenten Ausschaffung der Asche. Deren Einsatz ist jedoch bei kleineren Anlagen eher die Ausnahme.

Bei mittelgrossen Anlagen, die noch weitere Gebäude beheizen, kommt heute oft eine sogenannte Kaskaden-Kesselanlage zum Einsatz. Dabei wird die nötige Gesamtleistung auf mehrere Kessel verteilt, damit beim Teillastbetrieb in wärmeren Zeiten nur ein Kessel läuft und nicht eine grosse Anlage immer wieder abgeschaltet und hochgefahren werden muss.

Die kleineren Kessel müssen dann allerdings immer wieder die Selbstreinigung durchführen und wieder neu starten. «Zwar werden diese dann nicht kalt, aber es ist trotzdem ein Start, der zu Buche schlägt», sagt Keel.

Ein anderes Beispiel für eine schweizweite Bestimmung, die wenig bedacht wird, betrifft den Filter. Laut LRV muss das Staubabscheidesystem für mittelgrosse Anlagen über 70 kW Feuerungswärmeleistung eine Verfügbarkeit von mindestens 90 Prozent aufweisen. «Das ist nicht unproblematisch, weil 10 Prozent und mehr Stillstand schnell zusammen kommen», weiss Keel aus Erfahrung. Etwa wenn der Filter am Wochenende ausfällt. Dies merke man oft gar nicht. Denn die Heizung läuft und liefert Wärme. Der Filter müsste ein Signal geben, aber das sei noch nicht umgesetzt, so Keel. In der Schreinerei mit einer kleineren Anlage hat man dieses Problem nicht. «Dort muss man lediglich den Grenzwert einhalten. Wie man das schafft, ist egal», sagt Keel.

www.holzenergie.chwww.funk-ag.ch

Förderung

Vor allem eine Sache der Kantone

Einen massgeblichen Einfluss auf den Erfolg erneuerbarer Wärmegewinnung haben die kantonalen Bestimmungen und Instrumente für eine finanzielle Förderung. In Kantonen, deren Vorhaben und Bestimmungen im Moment noch nicht umgesetzt sind, ist wenig Bewegung bei den Zahlen. Ganz anders in Kantonen mit guter und vielseitiger Unterstützung. Dort werden Ölheizungen derzeit massiv durch grüne Varianten ersetzt.

Grundsätzlich sind für Unterstützungsleistungen im Bereich der Gebäude die Kantone zuständig. Die Mittel des Bundes fliessen in die Förderprogramme mit ein. Wichtigstes Instrument ist dabei das Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen, das sich über die Teilzweckbindung der CO2-Abgabe finanziert.

Einen Überblick über die aktuellen Fördermöglichkeiten finden sich, nach Kantonen geordnet, auf der Seite des Gebäudeprogrammes.

Daneben gibt es aber auch Geld durch spezielle Programme wie etwa über die Stifung Myclimate in Zürich. Diese unterstützt etwa den Ersatz von Ölheizungen durch vollautomatische Pelletheizungen.

Vorsicht und Übersicht ist geboten bei mehreren infrage kommenden Förderungen. In der Regel sind Fördermittel nicht kumulierbar, weshalb es sich lohnt, die im speziellen Fall beste Lösung durch den Vergleich der infrage kom-menden Quellen zu suchen.

www.energiefranken.chwww.dasgebaeudeprogramm.chwww.klik.chwww.myclimate.orgwww.klimastiftung.ch

christian härtel, CH

Veröffentlichung: 29. Juli 2021 / Ausgabe 31-32/2021

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