Den Überblick behalten

Ist der Auftrag erfasst, so ist der Schreiner stets auf dem Laufenden bezüglich der Ressourcen. Bild: Borm-Informatik AG

Planung.  Eine ERP-Software in einer Schreinerei ist kaum mehr wegzudenken. Sie bildet administrativ eine wichtige Grundlage für viele Schreinereibetriebe. Wie die CNC zum Dreh- und Angelpunkt vieler Firmen wurde, so ist die ERP-Software das Herzstück im Hintergrund.

ERP steht für Enterprise-Resource-Planning, eine ERP-Software dient dazu, die Ressourcen eines Unternehmens zu planen, zu steuern und zu verwalten. Jeder Schreinereibetrieb ist anders aufgebaut, von der Anzahl Mitarbeiter über die angebotenen Produkte bis zum Maschinenpark. Im Software- Bereich werden deshalb individuelle Lösungen benötigt. Dies, damit die vorhandenen Ressourcen und Prozesse überblickt und gesteuert werden können.

Ein Aufwand, der sich lohnt

Die Schreinerei Seliner arbeitet schon seit einiger Zeit mit der ERP-Software von Triviso. Pascal Züger ist Projektleiter bei der Glarner Schreinerei und schätzt es, dass Daten vom Angebot bis zur Abrechnung nur einmal erfasst werden müssen. Er stellt fest: «Das Erfassen und Pflegen der Stammdaten sowie der auftragsbezogenen Daten ist aufwendig, aber nötig. Doch letztlich überstrahlt die Zeitersparnis und die daraus gewonnene Übersicht den Aufwand.» Der Mehrwert, der durch die Benutzung einer ERP-Software geschaffen werden kann, überwiegt die zusätzliche Arbeit. Durch das exakte Erfassen der Aufträge gelingt es der Seliner Schreinerei, sich einen Überblick über das vorhandene Arbeitsvolumen zu verschaffen und die vorhandenen Ressour-cen richtig einzusetzen.

Vielfalt der Software

So unterschiedlich wie die Gestaltung und Materialisierung eines Möbels, so vielfältig sind die diversen ERP-Programme. Grundausstattung und Erweiterungsmodule sowie Schnittstellen ermöglichen eine Bandbreite von Anwendungen mit Anbindungen und Verknüpfungen zu weiteren Programmen. Daher lässt sich keine Software 1:1 mit einem anderen Programm vergleichen. Die Vielfalt an Modulen ist sehr gross. Es sind klassische Auftragsübersichten mit Kontaktdaten und Werkstofflisten wie auch Kalkulationstools bis zu Abrechnungs- und Buchhaltungssystemen auf dem Markt erhältlich. Mit dieser Vielfalt und Innovation gehen regelmässige Updates und Anpassungen an den Markt einher. So haben viele Anbieter frühzeitig das Erstellen von QR-Rechnungen möglich gemacht. Die ERP-Lösungen bieten dem Projektleiter ein Tool, um Projekte geordnet und strukturiert zu planen und die Prozesse der Planung und Produktion zu verfolgen. Dem Geschäftsleiter ermöglicht die ERP-Software, die betriebswirtschaftlichen Zahlen des Unternehmens detailliert auszuwerten.

Die ERP kann auf den verschiedenen Stu- fen in der Organisation einer Schreinerei unterschiedlichen Zwecken dienen. Ein besonderes Augenmerk auf den Gebrauch auf der Leitungsebene hat die Firma Borm gelegt. Die Lösung wird Borm noch vor der Holz 22 lancieren und an der Messe der breiten Masse präsentieren; zusätzliche Dashboards liefern künftig noch mehr rele- vante Informationen zur Steuerung des Unternehmens.

Workflows optimieren

Als Herzstück eines Betriebs ist die ERP-Software eng verknüpft mit der Thematik der Digitalisierung und Durchgängigkeit. Das Ziel der durchgängigen Produktion ist es, Daten einmal zu erfassen und anschliessend bei den weiteren Arbeitsschritten zu nutzen. Das Zentrum für diesen Datenaus-tausch wird in vielen Fällen durch eine ERP-Software ermöglicht. Dadurch können immer mehr Prozesse automatisiert werden. Ein Branchenspezialist der Thematik Industrie 4.0 ist Thomas Bütikofer von der Homag AG. Er ist zuständig für die Bereiche Software und Support und bietet maschinen- und softwareunabhängige Beratungen für das gesamte Umfeld der Industrie 4.0. Dabei vertreibt er unter anderem die CAD-CAM-Software Imos. Mit dieser Software ist eine durchgängige Produktion mit allen relevanten Details möglich.

Einem Werkstück werden bis zu 84 spezifische Informationen zugewiesen. Eine Auflistung davon würde hier den Rahmen sprengen, kurz gesagt, wird anhand dieser Informationen bereits im Zeichnungsprogramm jedes Detail der Fertigungsabläufe definiert. Die Vielfalt solcher Programme zeigt auf, welche Optimierungsmöglichkeiten im Schreinergewerbe noch offenstehen und dass diese aktuell bei Weitem nicht ausgeschöpft werden.

Lösungen für mobile Geräte

Die Entwicklungen während der Pandemiezeit haben der Digitalisierung weiter Schub verliehen. Lösungen fürs Homeoffice und die Nutzung auf mobilen Geräten werden immer wichtiger. Schon länger ist das Anliegen vorhanden, Daten direkt auf der Baustelle am geeigneten Ort erfassen zu können, um sie danach weiterzuverarbeiten. Dabei sind auch Offline-Lösungen wünschenswert, denn oft hat man im Keller eines Objekts keinen Empfang und so müssen Daten und Fotos nachträglich korrekt abgelegt werden.

Mit dieser Herausforderung beschäftigte sich die Firma Swiss-Soft Solutions schon länger. Die Lösung heisst «Progressiv Web App», kurz PWA. Geschäftsführer Marco Russo sagt zum seit Kurzem erhältlichen Modul Vinavon: «Die wichtigsten Auftragsdokumente auf jedem Betriebssystem per PWA online und offline zu verwenden, erleichtert die Workflows unserer Nutzer sehr.» Zum Zweck der Optimierung im betrieblichen Alltag macht es Sinn, sich beraten zu lassen und sich mit unterschiedlichen Anbietern auseinanderzusetzen. Eine unabhängige Beratung bietet beispielsweise Rwdm an. «Wir verstehen die Komplexität von CAD, CNC und ERP und suchen die beste Lösung, um Durchgängigkeit zu erreichen», sagt Geschäftsführer René Wetzstein. «Dafür arbeiten wir mit Profis in allen Bereichen.» Wetzstein ist es ein Anliegen, Daten für Beschläge und Materialien für die Schreinerbranche durchgängig verfügbar zu machen.

Die Übersichtstabelle auf den folgenden drei Seiten gibt einen Überblick über verschiedene Anbieter von ERP-Programmen für den Schreinermarkt.

www.homag.com/kontakt/homag-schweizwww.rwdm.ch

Neuauflage Voka Easy

Das bereits vor über 25 Jahren für die Schreinerbranche entwickelte Vorkalkulations-Tool «Voka Easy» erscheint bald in seiner zehnten Evaluationsstufe.

Zeit- und anwendergerecht

Der Verband Luzerner Schreiner hat die neueste Version des Programmes laut eigenen Angaben auf den zeitgemässen Markt und dessen Anwenderbedürfnisse ausgerichtet. «Voka Easy X» soll noch einfacher in der Handhabung, praxisnaher, flexibler und rasend schnell in der Preisermittlung sein.

Zusammenarbeit mit Borm

Das zehnköpfige Entwicklerteam arbeitete in der Produktweiterentwicklung eng mit der Borm-Informatik AG zusammen. Durch diesen gegenseitigen Know-how-Transfer wird dem Schreiner erneut ein Werkzeug an die Hand gegeben, das in Sachen Effizienz und Flexibilität ein absolutes Extra bietet. Die Roadmap sieht vor, dass bereits dieses Jahr erste Einblicke in die zehnte Evaluationsstufe «Voka Easy X» gewährt werden sollen.

www.luzerner-schreiner.chwww.borm.swiss

Dominik Stauffer, SZ

Veröffentlichung: 25. August 2022 / Ausgabe 34/2022

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