Der Computer übernimmt den Haushalt

Praktisch alle modernen Küchengeräte verfügen über Programme und sind vernetzbar. Bild: Siemens

Vernetzung.  Weil Steuerungen von Küchengeräten elektronisch sind, lassen sich viele zusätzliche Funktionen realisieren. Dazu gehört auch, dass sie einem digitalen Netzwerk angeschlossen werden können und in Abstimmung mit anderen Geräten agieren.

Samstagabend, es ist heiss und die Party läuft zur vollen Zufriedenheit der Gäste. Soeben zeigt die Raumbeleuchtung an, dass die Getränkeflaschen im Gefrierfach ihre optimale Temperatur erreicht haben und entnommen werden sollen.

Willkommen in der Gegenwart. Seit der Kühl- und Gefrierschrank von Liebherr mit einer Smartdevice-Box bestückt wurde, wacht der sogenannte Bottletimer darüber, dass geplatzte Flaschen der Vergangenheit angehören. Umgekehrt kann zum Beispiel die Produktion von Eiswürfeln beim Icemaker automatisch ausgelöst werden, wenn die Messung des smarten Thermometers gerade die Marke von 30 °C Aussentemperatur überschreitet.

Smarte Funktionen nachgerüstet

«Alle neuen Liebherr-Geräte sind bereits ab Werk mit einem Steckplatz ausgestattet, der ein einfaches Nachrüsten mit einer Smartdevice-Box ermöglicht. Sobald diese mit dem eigenen WLAN-Netzwerk verbunden ist, kann das Kühlgerät über die zugehörige App mit dem Mobiltelefon verbunden werden», sagt Simon Leray von der Fors AG in Studen BE. Die Firma ist für den Vertrieb der Liebherr-Geräte in der Schweiz zuständig.

Über das breite Partnernetzwerk wie beispielsweise Amazon Alexa, Google Assistant oder mit dem Internet-Verknüpfungsdienst IFTTT lassen sich Liebherr-Geräte ins Smarthome integrieren. Gibt es dort ein smartes Lichtsystem wie beispielsweise Philips Hue, dann kommt übers Licht beispielsweise der erwähnte Wink vom Gefrierfach, die Flaschen seien jetzt genug kalt. Schon dieses Beispiel zeigt, dass die digitale Welt längst nicht mehr nur auf Bildschirmen stattfindet. Mit einem Smartphone hat fast jede Person einen Hosentaschen-Computer mit Internetanbindung und somit eine Fernbedienung dabei.

Direkter Fernzugriff

Die Vernetzung nimmt bei der Entwicklung von Haushaltsgeräten eine immer zentralere Rolle ein, das weiss man auch bei der Electrolux AG in Zürich. Die Firma unterstreicht, dass immer ein Mehrwert für die Konsumenten entstehen müsse und auf Spielereien verzichtet werde. Beispielsweise lassen sich Backöfen und Steamer per Fernzugriff steuern. Das Praktische daran ist, dass das Gerät sich von unterwegs einschalten lässt und das Essen bereit ist, wenn man zu Hause ankommt. Mit dem Programm Varioguide bietet der Hersteller einen digitalen Kochassistenten, welcher bei der Zubereitung der Speisen die Einstellungen für die Ofenfunktion, Temperatur, Zeit oder Kerntemperatur vorschlägt.

Oft scheitern Smarthome-Geräte und -Apps daran, mit Produkten anderer Hersteller zu kommunizieren. Als Mitglied der «Home Connectivity Alliance» arbeitet Electrolux im internationalen Umfeld mit anderen Herstellern zusammen, um eine branchen- und herstellerunabhängige Lösung zu entwickeln. Ziel der Allianz ist es, Geräte, Apps und Plattformen über verschiedene Marken hinweg kompatibel zu machen.

Zusammenspiel mit der Stromerzeugung

Die Miele AG aus Spreitenbach AG vermeldet einen bedeutenden Erfolg im Energiemanagement ihrer Hausgeräte. Mit dem neuen Partner Loxone lassen sich Waschmaschinen, Trockner oder Geschirrspüler in ein vielseitiges Netzwerk einbinden und starten dann nach vorgegebenen Kriterien automatisch mit selbsterzeugtem Strom aus der Photovoltaikanlage. Bei diesen Geräten ist es wichtig, wann sie mit ihrer Arbeit fertig sind, und nicht, wann sie starten.

Loxone ist ein Spezialist für die Automatisierung von Gebäuden. Belädt man morgens eines der genannten Geräte, gibt man an, bis wann beispielsweise die Wäsche fertig sein soll. Der Miniserver des Loxone-Systems koordiniert dann den Start der Geräte und anderer Stromverbraucher in Abhängigkeit vom Energieüberschuss der Photovoltaikanlage. Ist für die Zielerreichung auf den gewünschten Zeitpunkt hin zu wenig gespeicherter Strom vorhanden, wird der Netzstrom zugeführt. Die Hausautomatisierung à la Loxone deckt noch weitere Bereiche wie Klimatisierung, Multimedia, Wellness, Sicherheit oder Beleuchtung ab. Automatisierung ist dabei wörtlich zu verstehen, denn die im Miniserver hinterlegte Logik weiss, was zu tun ist.

Die Sicherheit bei Abwesenheit

Bei der BSH Hausgeräte AG in Geroldswil ZH ist «Home Connect» das zentrale Element, um die Geräte der Marken Bosch, Siemens und Gaggenau zu vernetzen. Die Partnerschaft mit Loxone schafft auch hier eine laut Hersteller einfache und schnelle Verbindung zur Gebäudeautomation.

Nebst vielen praktischen Möglichkeiten sticht die Funktion «Haus verlassen» ins Auge. Damit kann beispielsweise die Alarmanlage eingeschaltet und geprüft werden, ob Türen und Fenster geschlossen sind. Allenfalls wird die Heizung etwas heruntergefahren und vielleicht wird der Saugroboter auf Staub-Patrouille geschickt. Eine Funktion wie «Haus verlassen» sollte auch in dem Sinn programmiert werden, das gewisse automatische Geräteaktionen, wie die Eiswürfelproduktion, pausieren.

Unterstütztes Wirken

Mit «V-Zug Home» hat der Zuger Hersteller eine zentrale Plattform geschaffen, um mit Küchengeräten, Waschmaschinen und Trocknern kommunizieren zu können. Mit «V-Kitchen» gibt es dazu einen passenden digitalen Assistenten. Der liefert Rezeptvorschläge, wirtschaftliche Einkaufslisten, Koch- und Haushaltstipps sowie Rezeptanweisungen, die sich auch auf die Geräte übertragen lassen. Sehr viel Funktionen aller genannten Hersteller zielen auf eine Vereinfachung bei Aufgaben wie dem Kochen ab. Es geht darum, dass die neuentdeckten Möglichkeiten zu mehr Spass verhelfen.

Vor allem in der Immobilienwirtschaft sind Produkte wie V-Connect von grossem Interesse. V-Connect hilft, das Service-Management in die digitale Struktur von Hausverwaltungen zu integrieren. Der Hauswart wird bei schadhaften Geräten digital unterstützt oder die Fehlermeldung geht direkt an den Servicetechniker von V-Zug. Es ist auch möglich, einfachere Geräte zu kaufen und diese später digital aufzurüsten, wenn ein Mieter höhere Erwartungen hat.

www.electrolux.chwww.fors.chwww.miele.chwww.bshg.com/ch/dewww.vzug.com

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 07. Juli 2022 / Ausgabe 27-28/2022

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