«Der Job war auf mich zugeschnitten»

Einzelne CAD-Kurse wird Josef Gächter trotz Ruhestand auch in Zukunft noch leiten. Bild: Ralph Dietsche

Sektion St. Gallen.  36 Jahre unterrichtete Josef Gächter aus Gams an der Fachschule in Buchs. Als Fachlehrer gab er gegen 1000 angehenden Schreinerinnen und Schreinern sein Fachwissen mit auf den Weg. Jetzt tritt er in den Ruhestand und widmet sich vermehrt der Segelfliegerei.

Gleich zu Beginn des Gesprächs sagt Josef Gächter: «Wenn ich heute am Anfang meiner Berufskarriere stehen würde, würde ich wieder denselben Weg wählen. Mein Job war wie auf mich zugeschnitten.» Eine Aussage, die unterstreicht, wie viel Freude ihm seine Tätigkeit als Fachlehrer bereitete. 1986 stand er das erste Mal vor einer Schreinerklasse. Ursprünglich absolvierte der in Rüthi aufgewachsene Gächter eine Ausbildung zum Zimmermann, machte dann eine Zusatzlehre als Schreiner und schloss mit 28 Jahren die Meisterprüfung ab. Praktische Erfahrung sammelte er zuerst im elterlichen Betrieb und danach in einer Schreinerei in Sevelen.

Noch heute steht Gächter regelmässig in der Werkstatt. Nicht als Angestellter, sondern als Gast, der den Maschinenpark der Schreinerei Dütschler in Salez nutzen darf: «Dank dieser Möglichkeit habe ich die Entwicklung in der Werkstatt 1:1 miterlebt. Dies war für mich als Fachlehrer sehr hilfreich. Ich war ständig à jour und mir konnte keine Lernende und kein Lernender etwas vormachen.»

Freude an Arbeit mit den Jugendlichen

An seiner Tätigkeit als Fachlehrer bereitete ihm insbesondere der tägliche Austausch mit den jungen Leuten Freude: «Dies hält einen jung. Die Zusammenarbeit habe ich stets als sehr angenehm empfunden. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind grösstenteils heute noch so, wie wir es waren. Auch bei uns stand nicht immer das Lernen oder der Beruf im Zentrum unseres Interesses.» Während der Berufslehre sei die Entwicklung der einzelnen Persönlichkeiten sehr unterschiedlich: «Einige der Schülerinnen und Schüler sind gefestigt und wissen genau, was sie wollen, andere sind auf der Suche nach ihrem Platz und ihrer Rolle im Leben.» Als Fachlehrer hat Gächter seine Aufgabe stets darin gesehen, die Lehrlinge mit Herausforderungen nicht auf dem Weg stehen zu lassen, sondern diese mitzunehmen und sie zu unterstützen. «Es gab nur Einzelfälle, bei denen dies nicht möglich war und für die wir gemeinsam eine andere Lösung suchen mussten», erinnert er sich.

Digitaler und industrieller

Die Entwicklung in der Schreinerbranche erlebt Gächter als rasant. Während früher beispielsweise Holzplatten noch mit einer Handfräse auf Sägeböcken zugeschnitten wurden, übernimmt dies inzwischen eine Plattenaufteilmaschine, welche die Daten digital automatisch übernimmt und den Zuschnitt ausführt. Trotz Digitalisierung und Industrialisierung seien die hohen Anforderungen an das Handwerk geblieben. «Der Schreinerberuf verlangt Vorstellungsvermögen, technisches Verständnis, Kreativität und Fingerspitzengefühl», sagt Gächter. Eigenschaften, welche Frauen genauso besitzen wie Männer. Entsprechend ist der Frauenanteil in den Schreinerklassen in den letzten 20 Jahren kontinuierlich auf heute rund 20 Prozent gestiegen.

Nach 36 Jahren als Fachlehrer tritt Gächter nun mit 67 Jahren in den Ruhestand. Durch die Pensionierung hat er «auf einen Schlag» viel mehr Zeit. «Ich muss fünf Tage in der Woche neu füllen, um wieder eine Struktur zu erhalten», sagt er mit einem Lachen. Gar so schlimm ist es dann doch nicht: «Die Schülerinnen und Schüler sowie das Team werde ich vermissen. Am Boden zerstört bin ich allerdings nicht.»

Durch die Lüfte schweben

Die freie Zeit will Gächter für seine Hobbys nutzen. Zu diesen zählt er nebst «Werkeln» in der Schreinerei und rund ums Haus vor allem auch Sport, damit er fit und möglichst lange gesund bleibt, den Modellflugzeugbau sowie die Segelfliegerei.

So wird Gächter künftig häufiger in Schänis abheben und durch die Lüfte schweben. Und trotz Pensionierung wird man ihn noch ab und zu an seiner «alten» Wirkungsstätte – dem Schulzimmer in der Berufsschule in Buchs – sehen. Denn bis auf Weiteres wird er noch einzelne CAD-Kurse leiten. Er sagt: «Ich mache es eben gerne…»

www.vssm-sg.ch

Ralph Dietsche, Sektion St. Gallen

Veröffentlichung: 29. September 2022 / Ausgabe 39/2022

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