Der neue alte Aufgang

Die fertig sanierte Treppe verfügt über geschiftete Tritte mit konstanter Stufenhöhe. Bild: Isler Treppenbau GmbH

Sanierung.  Irgendwann sind Treppenstufen so ausgetreten, dass es nicht mehr genügt, ein paar Kratzer wegzuschleifen. Dann gilt es, über eine Renovation oder den Ersatz zu entscheiden. Mit einer fachgerechten Sanierung sind auch grundlegende Verbesserungen möglich.

Stärker noch als Böden sind Treppen einer grossen Abnutzung ausgesetzt. Durch die in der Tiefe begrenzten Stufen und den durchschnittlichen Abstand, den man beim Begehen zum Handlauf hin automatisch einhält, ergibt sich eine klare Lauflinie. Diese zeichnet sich mit der Zeit wie ein Trampelpfad ab. Wenn die Stufenvorderkante nicht widerstandsfähig genug ist, nutzen sich diese und der vordere Teil der Auftrittsfläche immer mehr ab. Diese wannenförmig ausgetretenen Laufflächen weisen dann unterschiedliche Neigungen nach vorne und somit Höhendifferenzen zueinander auf. Damit steigt auch die Gefahr, dass jemand ausrutscht oder gar stürzt. «Um solche Treppen zu sanieren, braucht es erst einmal eine Beratung eines handwerklichen Fachbetriebs, der jahrelange Erfahrung im Treppenbau vorweisen kann», weiss Martha Walker von der Bianchi Holz- und Treppenbau AG. Eine Sanierung muss gewährleisten, dass der Aufgang absolut sicher ist, den geltenden Normen entspricht und wieder viele Jahre seinem Zweck dienen kann.

Sinnvoll sanieren

Gerade alte Holztreppen können sich mit den Jahren etwas setzen, weil sie sich dem sich ebenfalls verändernden Haus anpassen. Durch das Absinken einer Wange sind dann auch die Stufen in alle Richtungen nicht mehr wirklich horizontal – dabei müssen die Tritte keineswegs schon Abnützungserscheinungen zeigen. Weil sich die ganze Konstruktion verspannt, nehmen auch die Knarrgeräusche zu.

Grundsätzlich lässt sich alles beheben, nur müssen dabei die Kosten im Blick behalten werden und auch der Aspekt, inwieweit die alte Treppe erhalten bleiben muss. Der klassische Aufgang im Schloss Herdern TG (Bild links) beispielsweise musste erhalten werden, hingegen die Treppe im Einfamilienhaus rechts nicht zwingend. «Bei einer guten Substanz ist das Sanieren einer Treppe günstiger als deren Ersatz und eine gute Lösung», sagt Bruno Isler. In seiner Isler Treppenbau GmbH pflegt er eine handwerkliche Fertigung und weiss auch die aktuellen digitalen Vorzüge zu nutzen. Wie bei Bianchi fertigt auch diese Firma alle Arten von neuen Treppen nach Mass und widmet sich zudem der optimalen Sanierung alter Aufgänge. Wird eine neue Stufenverkleidung benötigt, betont Isler, wie wichtig es sei, dass mit einer perfekten Schiftung eine saubere Trittfolge und Nivellierung erreicht wird. Gerade bei alten Treppen braucht es viel Erfahrung, um eine neue Auflage so hinzubekommen, dass die Trittfolge wieder stimmt. Schliesslich können beispielsweise Podeste nicht immer verändert werden und die Böden ebenso.

Vorgaben und Normen

Im Merkblatt 42 der Interessengemeinschaft Schweizer Parkettmarkt wird auf den Treppenbau im Innenbereich mit Parkett eingegangen. Also auf die Situation, die auch entsteht, wenn alte Treppen mittels Stufen-verkleidungen saniert werden. Das Blatt enthält Vorgaben aus Fachdokumentationen der Schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) sowie Normen des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA). Es ist auf der Website der ISP einsehbar.

Die Höhendifferenz zwischen dem Boden beim Antritt bis zum Podest oder Boden beim Austritt, geteilt durch die Anzahl Stufen, ergibt die Steigung pro Stufe. Diese darf laut SIA-Norm 414/2 maximal +/– 3 mm abweichen. Das sind somit maximal 6 mm. Der Antritt, also die erste Stufe unten, darf +/– 10 mm abweichen, und der Austritt, der allerletzte Tritt oben, + 3/– 10 mm. Unter diesen Voraussetzungen müssen dann die Unstimmigkeiten durch die Aufdoppelung der Trittflächen ausgeglichen werden.

Ein digitaler Weg

Für André Isler von der Firma Aufwärts sind die erlaubten 6 mm Differenz bei der Steigung bereits zu viel. Was über 4 mm liegt, ist laut ihm bereits spürbar und kann zum Stolpern führen. Seine Firma ist auf Stufenverkleidungen – vor allem aus Parkettmaterial – spezialisiert. Diese Verkleidungen eignen sich für die Sanierung alter und für neue Treppen. Bei Aufwärts wurde über Jahre hinweg das digitale Aufmass sowie die direkte Umsetzung mittels CNC-Fräsung weiterentwickelt. Mittlerweile können Treppen praktisch im Durchlaufen gescannt werden, und die Datenwolke ist dabei schon so ausgelegt, dass die Treppe als solche mit ihren Trittebenen erkannt und gemessen wird. Die Daten stehen dann ohne den sonst üblichen Zeitverlust im CAD zur Verfügung.

Da alle Komponenten auf einem CNC-Bearbeitungszentrum gefräst werden, spielt es keine Rolle, wie der Wandanschluss aussieht. Selbst Anschlusskonturen an einem Natursteinmauerwerk werden bereits passgenau im Werk in die Stufen gefräst.

Die fertige Schiftung kommt mit

Da die gescannten Daten alle genauen Parameter der vorhandenen Treppe beinhalten, lassen sich auch die notwendigen Schiftungen bestimmen. Bei Aufwärts wird für jeden Tritt noch zusätzlich eine separate Schiftplatte gefräst. Diese wird auf dem jeweiligen Tritt befestigt und darauf dann die Stufenverkleidung geklebt. Die Montagearbeit kann laut André Isler auch von einer anderen Schreinerei oder einem Parkettbetrieb übernommen werden, wenn das gewünscht wird.

Und schon ist das Geländer zu tief

Sobald Stufen mit einer Trittverkleidung einen neuen Auftritt erhalten, liegt der Handlauf dann möglichweise weniger hoch als vorher und kommt sogar auf weniger als die erforderlichen 900 mm zu liegen. «Bei Sanierungen sind die Geländer, deren Zustand und Höhen sehr wichtig», sagt Bruno Isler von der Isler Treppenbau GmbH. Weil Treppengeländer früher nur 850 mm hoch sein mussten, kann eine Trittverkleidung hier Anpassungen nach sich ziehen.

Ob und wie ein alter Handlauf auf die richtige Höhe gebracht werden kann und gleichzeitig auch die Stabilität wieder den Anforderungen entspricht, bedarf einer genauen Abklärung. Allenfalls reicht es, neue, längere Staketen einzusetzen, wobei dann auch die Endpfosten erhöht werden müssen. Bei historischen Geländern in öffentlichen Bauten kann ein aufgesetzter, moderner Handlauf – beispielsweise aus Metall – eine gangbare Lösung sein. Dabei braucht es keine schweren Eingriffe in eine vorhandene Struktur.

Ungeahnte Gestaltungsfreiheit

Betontreppen, die früher mit Teppich belegt wurden, erhalten heute gerne Auftritte aus Holz oder gleich Stufenverkleidungen, sodass Faltwerktreppen entstehen. Der optische Wechsel durch das Holz gibt auch den Anstoss, über ein völlig neues und vor allem anderes Geländer nachzudenken. Damit entsteht dann auf der alten Struktur eine neue Treppe, die den Anforderungen der aktuellen Bewohner entspricht.

Mit einer Betontreppe gibt es enorm viele Optionen, denn im Extremfall kann mit aufgesetzten Holzwangen sogar eine Holztreppe imitiert werden, wie das bei brandschutztauglichen Hoteltreppen in historischen Gebäuden gemacht wird.

www.bianchi-treppen.chwww.isler-treppenbau.chwww.aufwärts.ch

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 23. März 2023 / Ausgabe 12/2023

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