Design mit Tiefe

Solche durchgehenden Strukturen wirken als Eyecatcher und machen einen Auftrag einzigartig. Bild: MR Walls Rosskopf + Partner

Strukturplatten.  Vermehrt kommen wieder Strukturen in der Gestaltung zum Einsatz und beleben die Innenräume. Wenn immer möglich, sollte sie der Schreiner selbst bearbeiten können, wobei das Augenmerk auf die Kanten und die Oberflächenbehandlung gerichtet ist.

Nachdem jahrelang mehrheitlich glatte und möglichst glänzende Oberflächen angesagt waren, hat in den letzten Jahren wieder eine Annäherung an den Stil von Mitte des letzten Jahrhunderts stattgefunden. In diesem sogenannten «Mid Century»-Stil kommen wieder Muster und farbliche Akzente zum Einsatz. Als logische Fortsetzung zu mehr Wärme und Leben in der Raumgestaltung finden sich nun auch immer mehr Strukturen, Muster und wärmere Farbtöne in den Produkt- und Dekorsortimenten der Werkstoffhersteller. Auf der Suche nach strukturierten Werkstoffen finden sich auch einige, bei denen der Fokus bei der Entwicklung gezielt auf die Struktur gerichtet wurde.

Bearbeitungsmöglichkeiten klären

Für den Schreiner als Verarbeiter ist es essenziell, dass er die strukturierten Werkstoffe, soweit nötig, selbst bearbeiten kann oder der Hersteller oder Händler hierfür eine passende Dienstleistung anbietet. Zu beachten ist besonders der Kantenbereich. Dieser sollte gut bearbeitbar sein und ein sauberer Abschluss gemacht werden können. Einige Hersteller bieten auch Abschlussprofile an, um dem Schreiner eine stimmige Lösung zu bieten.

Ein weiteres Augenmerk ist bei strukturierten Werkstoffen auf die Oberflächenbehandlung zu legen, da diese oftmals rauer ausfallen kann. Wenn nötig, sollten die Strukturen einfach und ohne grössere Umstände lackierbar sein. Es ist zudem zu beachten, dass bei einer strukturierten Oberfläche für jeden zusätzlichen Zwischenschliff Zeit eingerechnet werden muss. Bei der Planung grösserer Muster- oder Strukturflächen ist auf eine passende Wiederholung der Struktur zu achten. Nur mit passenden Übergängen entsteht ein stimmiges und durchgängiges Bild.

Individuelle Möglichkeiten abklären

Wenn für einen Kunden eine spezielle oder sogar individuelle Struktur benötigt wird, lohnt sich ein Blick auf die Angebote der spezialisierten Hersteller ebenfalls. Diese bieten zum Teil sogar die Möglichkeit an, dass sie gemeinsam mit dem Schreiner Strukturen neu entwickeln oder bestehende Strukturen aus ihrem Sortiment bedarfsgerecht anpassen. Diese Dienstleistung lohnt sich meistens, da sich die Entwicklung und Fertigung einer eigenen Struktur für die meisten Schreiner nicht rechnen wird.

Spannende Kombinationsmöglichkeiten

Zugegeben: Grossflächige, strukturierte Oberflächen im privaten Bereich sind wahrscheinlich eher selten gefragt. Eine gezielte Kombination als Eyecatcher in einem Möbelstück oder einer Wandverkleidung kann jedoch auflockernd wirken. Zudem bietet der geplante Einsatz von strukturierten Werkstoffen eine zusätzliche Auswahlmöglichkeit für die Kundschaft, was den Gestaltungsprozess kreativ erweitert.

Nachfolgend ein paar interessante Werkstoffe, die dem Schreiner eine besondere strukturierte oder gemusterte Oberfläche bieten.

Strukturen zum selber Lackieren

Die «Fantasy»-Oberfläche der Swiss Krono AG aus Menznau LU bietet die spannende Möglichkeit, 3D-Strukturen individuell selbst zu lackieren. Der jeweilige Wunschfarbton kann einfach durch den Schreiner im Spritzraum appliziert werden, und es ergibt sich dadurch eine hochwertige Oberfläche.

Die Oberfläche der Platte hat einen für das Lackieren optimierten Beschichtungsaufbau. Die modifizierte Melaminharzbeschichtung ermöglicht laut Hersteller eine fertige Oberfläche mit nur einem Lackauftrag und ohne zusätzliches Schleifen.

Vielfältige Möglichkeiten

Die gewünschten Farbtöne können auf die strukturierte Plattenoberfläche aufgebracht werden, ohne dass die Oberflächenstruktur sich merklich verändert. Auch Hochglanz- oder Ultramatt-Lacke können vom Verarbeiter aufgebracht werden. So sind praktisch alle Kundenwünsche durch den Schreiner erfüllbar.

www.swisskrono.com/ch

Individuell gepresst

Der Holzwerkstoffname «3DF» steht für «Three Dimensional Fibreboard» und wird von der Sonae Arauco Deutschland GmbH im Formpressverfahren hergestellt. So ergibt sich eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten, wie individuelle, tiefe Strukturen, elegante Bögen oder Kurven. Auch technische und funktionale Aspekte, wie beispielsweise Schraubenkopfversenkungen und eingebettete Griffe, sind mit einem einzigen Arbeitsgang realisierbar.

Grosses Einsatzspektrum

Der Werkstoff wird bereits im Innenausbau und in der Möbelindustrie eingesetzt. Im Vergleich zur Herstellung mittels CNC-Verfahren ist das Formpressverfahren weniger zeitintensiv und das Rohmaterial wird effizient genutzt. Die erzielte Oberfläche lässt sich lackieren oder pulverbeschichten und kann auch direkt beim Formpressverfahren mit 3D-Folie oder CPL überzogen werden. Die Fertigung einer individuellen Pressform ist möglich.

www.sonaearauco.com

Dünen und Diamanten

Die VD-Werkstätten aus dem deutschen Bad Salzuflen sind seit 1967 auf die Fertigung von Formteilen und Reliefplatten spezialisiert. Das Produktsortiment der Prägeplatten wird vor Ort hergestellt und weltweit unter dem Markennamen «Holz in Form» vertrieben.

Von der Natur inspiriert

Die hauseigene Entwicklungsabteilung lässt sich von den unverwechselbaren Strukturen der Natur inspirieren und schafft dadurch einzigartige Oberflächen, welche ein hohes Mass an Authentizität mit den Vorteilen moderner Holzwerkstoffe kombinieren. Die Platten sind im Verbund geprägte Reliefplatten mit speziell entwickelten Furnier-, Grundierfolie- oder Melaminharzaufbauten, welche auf ein Trägermaterial geprägt werden.

Dadurch bietet der Werkstoff Vorteile, wie beispielsweise eine hohe Formstabilität, resistente Oberflächen, problemlose Wiederbeschaffung und vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten.

www.vd-holzinform.de

Synchron abgestimmt

Die «Perfect-Sense»-MDF-Lackplatten der Fritz Egger GmbH haben sich seit ihrer Einführung im Jahr 2015 erfolgreich im Markt etabliert. Seither wurde das Lack-Produktportfolio stetig weiterentwickelt.

Neue Kombination

Am deutschen Standort Brilon kombiniert der Hersteller neuerdings zwei seiner erfolgreichsten Produkte auf einem nachhaltigen Spanträger. Das Ergebnis sind «Perfect-Sense»-Lackplatten mit «Feelwood»-Strukturen. Die matte Lackoberfläche mit den synchron auf das jeweilige Dekorbild geprägten Strukturen ergibt eine neue Haptik.

Dank der Anti-Fingerprint-Eigenschaft bleiben so gut wie keine Fingerabdrücke zurück. Der neu kombinierte Werkstoff hat den «Red Dot Award 2021» sowie die Auszeichnung «Winner» des German Innovation Awards 2021 erhalten. Diesen Herbst plant Egger, die Neuheit als Ergänzung zur Kollektion im Markt vorzustellen.

www.egger.com

Mit gefräster Struktur

Die Rosskopf + Partner AG vertreibt die exklusive Marke «M|R Walls» im deutschsprachigen Raum. Durch die Kooperation mit Designer Mario Romano treffen amerikanische Kreativität und mehr als 35 Jahre Mineralwerkstoff-Know-how aufeinander.

Zahlreiche Muster und Farben

Das Unternehmen fertigt die vollflächigen Designwände aus hochwertigem Mineralwerkstoff in eigener Produktion und installiert auf Anfrage die Wandverkleidungen vor Ort. Von der Natur inspiriert, gelingt es dem Designer Romano, die Eleganz organischer Formen und Muster in endlos wirkenden Wanddesigns zu reproduzieren.

So zeichnen sich beispielsweise die Wellen von Nazaré (P), Wolkenberge oder sich im Wind wiegendes Schilf in seinen Designs ab. Neben den über 35 verschiedenen Standarddesigns können individuelle Kundenwünsche berücksichtigt werden. Unternehmen können Branding-Elemente integrieren, um die eigene Marke effektvoll in Szene zu setzen.

www.mr-walls.de

Noah Gautschi

Veröffentlichung: 07. Oktober 2021 / Ausgabe 41/2021

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