Dicht in jeder Schicht

Zur Dämmung der Aussenwand müssen auch die Anschlüsse entsprechend ausgeführt sein. Bildmontage: Gyso AG

Abdichtung.  Verglichen mit der gesamten Gebäudehülle machen die Anschlüsse von Türen an den Baukörper nur einen kleinen Teil aus. Werden sie aber nicht sauber geplant und ausgeführt, entstehen Schwachpunkte. Wie man Türen von innen nach aussen abdichtet.

Moderne Gebäudehüllen müssen dicht und entsprechend gedämmt sein. Die Meinungen darüber, ob diese Bauweise gut oder schlecht ist, gehen nach wie vor auseinander. Fakt ist: Die Normen sowie Vorgaben sind klar und verbindlich – auch für den Schreiner und Türenbauer.

Anforderungen an Anschlüsse

Die SchreinerZeitung berichtete schon mehrmals über diese Thematik, insbesondere im Zusammenhang mit der Montage von Fenstern und Problemen bei der Schlagregendichtheit im Schwellenbereich von Aussentüren. Bei der Konstruktion und Montage von Türen in der Gebäudehülle gehören aber auch die seitlichen Anschlüsse und jener an die Decke dazu.

Grundsätzlich müssen diese die gleichen Anforderungen bezüglich Luft- und Schlagregendichtheit sowie Wärmedämmung erfüllen wie das Türelement selbst. Was einfach klingt, ist in der Realität nicht immer ganz so simpel. Gemäss Kandid Vögele, Leiter Technik und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Gyso AG in Kloten ZH, ist die Thematik in der Branche bekannt. «Wenn es Probleme gibt, dann meistens aufgrund mangelhafter Planung und Ausführung.»

Insbesondere im Bereich von Anschlüssen sind oft verschiedene Handwerker beteiligt, dies birgt immer ein gewisses Fehlerpotenzial. Die Planung und Koordination obliegt eigentlich der Bauherrschaft respektive der Bauleitung. Nehmen diese ihre Verantwortung im Vorfeld nicht wahr, dann müssen alle Beteiligten vor Ort eine Lösung suchen, was zu unbefriedigenden Situationen führt. «In solchen Momenten erhalten wir dann einen Anruf. Oft ist es aber zu spät, denn die vorangegangenen Versäumnisse lassen sich nicht einfach mit etwas mehr Dichtstoff oder einer anderen Folie beheben», sagt Kandid Vögele. Umso stärker fällt dies ins Gewicht, wenn die Aussendämmung an den Rahmen anschliesst oder dieser sogar überdämmt wird.

Eine genaue Definition der Anschlüsse ist in solchen Fällen unerlässlich. Grundsätzlich gelten bei Türanschlüssen die gleichen Regeln wie in anderen Bereichen der Gebäudehülle. Wichtig ist, dass die Diffusionswiderstände von der warmen zur kalten Seite hin abnehmen. Man spricht dann auch von «innen dichter als aussen».

Die drei Dichtungsebenen

Deshalb werden Anschlüsse in drei verschiedene Bereiche unterteilt: Die innere Abdichtungsebene sorgt für die Luftdichtung und enthält die Dampfbremse. In der Mitte befindet sich die Funktionsebene , sie besteht aus wärme- und schalldämmenden Materialien. Die äussere Ebene dichtet den Anschluss gegenüber Schlagregen und Wind ab.

Für die Ausgestaltung dieser Ebenen gibt es zahlreiche Philosophien, Möglichkeiten und Produkte. Genau deshalb reicht es nicht aus, wenn der Planer lediglich einen Hinweis macht, dass die Abdichtung bauseits gemacht wird. Denn je nach Einbausituation, Materialien und Anforderungen kommen andere Abdichtungssysteme zum Einsatz, die wiederum auch einen Einfluss auf den Montageablauf haben.

Dichtstoffe und Folien

Für die innere Abdichtungsebene reicht in vielen Fällen eine korrekt ausgeführte Fuge mit einem Silikon- oder Hybriddichtstoff aus. Bei komplizierten oder sehr breiten Anschlüssen kann der Einsatz von Abdichtfolien Sinn machen. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen, mit einseitigem Klebestreifen oder als vollflächiges Klebeband. Letzteres eignet sich aber nur, wenn der Baukörper eine glatte und ebene Fläche aufweist, auf welcher das Band sauber angebracht werden kann. Sonst empfiehlt sich der Einsatz von Folien mit einseitigem Klebestreifen, die man bequem auf dem Türrahmen anbringen kann. Das Verkleben mit dem Baukörper erfolgt dann mit entsprechendem Kleber. So lassen sich auch Unebenheiten überbrücken. Gut zu wissen: Es gibt auch Folien mit einem speziellen Vlies, das überputzt werden kann.

Auf der äusseren Ebene kommen in der Regel Abdichtfolien zum Einsatz. Um den bauphysikalischen Grundsätzen gerecht zu werden, weisen sie einen geringen Diffusionswiderstand auf. Gleichzeitig dichten die Folien gegen Wind- und Schlagregen ab.

Dämmstoff für die Fuge

Die Funktionsebene darf ebenfalls nicht unterschätzt werden. Ohne ausreichende Dämmung kann es aufgrund des Temperaturgefälles zu Kondenswasser kommen oder es ist keine ausreichende Schalldämmung gewährleistet. Fugenzöpfe aus Baum- oder Schafwolle sind dafür nach wie vor ein probates Mittel. Allerdings nur, wenn diese ohne Lücken in die Zwischenräume gestopft werden können. Bei sehr schmalen Fugen oder unebenen Laibungen mit Ausbrüchen ist das nicht immer ganz einfach. In solchen Fällen empfiehlt Kandid Vögele immer noch die Verwendung von Schaum: «Damit gelangt man auch in Hohlräume oder schmale Ritzen.» Dort sollte man ein dauerelastisches Produkt verwenden, damit die Dämmeigenschaften auch langfristig erhalten bleiben.

Multifunktionale Dichtungsbänder

Hier können auch vorkomprimierte Dichtungsbänder eine Alternative darstellen. Sie erfordern allerdings ebenfalls eine mehr oder weniger gleichmässige Laibung – grosse Differenzen und Ausbrüche können sie nicht zuverlässig überbrücken. Eine Weiterentwicklung in diesem Bereich sind sogenannte Multifunktionsbänder. Sie sind mit speziellen Beschichtungen und Zusatzstoffen versehen. Diese machen sie luftdicht, feuchtevariabel und schlagregendicht. Damit vereinen sie alle drei Eigenschaften in einem Produkt. Je nach Hersteller und Band muss man aber darauf achten, dass es richtig herum aufgeklebt wird. Es gibt mittlerweile auch Multifunktionsbänder, die keine Innen- oder Aussenseite mehr haben, wodurch keine Verwechslungen mehr passieren können. Manche sind sogar überstreichbar.

Stoffe beinflussen sich gegenseitig

Es ist also wichtig, dass Planer und Verarbeiter das anzuwendende Abdichtungssystem kennen. Ansonsten ist die Funktion nicht in jedem Fall gewährleistet. Hinzu kommen noch die Materialverträglichkeiten: Lösemittel und Weichmacher können die Eigenschaften der Abdichtungen beeinträchtigen. Im Zweifelsfall empfiehlt sich deshalb immer eine Abklärung beim Hersteller oder eine Probeverklebung. In der Regel ist das Anbringen von Abdichtungen auf gängigen, sauberen Baustoffen wie unbeschichtetem und beschichtetem Holz, Aluminium, PVC, Beton oder Ziegelstein aber unproblematisch.

Zudem sind auch nicht alle Produkte dauerhaft UV- oder wasserbeständig. Sprich: Sie sind nicht für eine langanhaltende, direkte Bewitterung gedacht. Das ist zum Beispiel von Belang, wenn die Tür montiert wurde und es zu Bauverzögerungen kommt. Hier spielt wiederum die Koordination und Kommunikation zwischen Bauleitung, Schreiner und Fassadenbauer eine wichtige Rolle. Führt der Schreiner die Abdichtung nicht selber aus, dann kommt hier auch noch der Abdichter hinzu. «Wir hatten schon Fälle, da waren die Anschlüsse ungeplant über längere Zeit direkt den Witterungseinflüssen ausgesetzt, und über Nacht fielen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt», erzählt Kandid Vögele. Wird dies nicht berücksichtigt, sind Schäden an der Abdichtung und den montierten Elementen fast sicher.

Vorwandmontage mit System

Vermehrt ein Thema ist auch die Vorwandmontage, also in der Dämmebene montierte Türelemente. Je nach Ausgangslage erfolgt die Montage in solchen Situationen mit Winkeln. Diese Befestigungen müssen beim Abdichten ebenfalls berücksichtigt werden.

Alternativ gibt es von den Herstellern der Abdichtungsmaterialien auch Vorwandmontagesysteme. Dabei handelt es sich um Montagezargen, welche eine einfache Befestigung des Rahmens und eine saubere Abdichtung ermöglichen. So befestigte Elemente lassen sich auch einfacher demontieren, ohne dass die Aussendämmung entfernt werden muss. Spätestens bei Renovationen kommen solche Fragen auf.

Aufgrund dieser Umstände muss man also schon bei der Planung wissen, wie die Anschlüsse abgedichtet werden, wer dies zu welchem Zeitpunkt ausführt und wie der weitere Bauablauf aussieht. Sind die Anschlüsse erst einmal überdämmt, sind undichte Stellen kaum mehr zu eruieren und nur mit grossem Aufwand zu beheben.

www.gyso.ch

Normen

Materialien im Schwellenbereich

Im Rahmen der Überarbeitung der SIA-Norm «271 Abdichtungen im Hochbau» kam die Diskussion auf, welche Materialien künftig im Schwellenbereich noch eingesetzt werden dürfen. Um das Schadenpotenzial zu reduzieren, steht die Forderung im Raum, nur noch unverrottbare Materialien zuzulassen – also kein Holz mehr.

Der Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) sowie der Verband Schweizerische Türenbranche (VST) sind an der Diskussion der Normen-Kommission beteiligt und setzen sich für eine praktikable Lösung ein.

www.vssm.chwww.vst.ch

ph

Veröffentlichung: 16. Mai 2019 / Ausgabe 20/2019

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