Die Auswahl macht den Unterschied
Die edlen Oberflächen von «Relea» bestehen alle aus rezykliertem Leder. Bild: Ledertech Deutschland GmbH
Neue Materialien. Das Arbeiten mit alternativen und neuen Werkstoffen ist eine grosse Stärke des Schreiners. Deshalb bringen die Hersteller laufend spannende Produkte auf den Markt, um die kreativen Möglichkeiten und das Spektrum des Handwerks zu erweitern.
Es ist immer wieder interessant und erfreulich zu sehen, was für Werkstoffneuheiten und Materialweiterentwicklungen in der Schreinerbranche zum Einsatz kommen. Und auch jetzt, obwohl aufgrund der Restriktionen infolge des Coronavirus viele Handwerker- und Designmessen ausfallen, gibt es einige neue Produkte, die für den Schreiner und Innenausbauer interessant sind.
Qualitative Abstimmung
Bevor ein neues Material bei einem Auftrag eingesetzt wird, sollte es die Ansprüche der Schreiner und deren Kundschaft erfüllen. Wenn noch keine Erfahrungswerte vorhanden sind, lohnt es sich, wenn der Schreiner das Material vor dem Einsatz testet. Dank der Erfahrungen, die auf diese Weise gewonnen werden, kann er seiner Kundschaft anschliessend mitteilen, wie das Material am besten gereinigt und gepflegt wird.
Verarbeitbarkeit abklären
Für den Schreiner als Macher und Produzenten ist die Verarbeitbarkeit ein zentrales Kriterium, wenn es um den Einsatz neuer Materialien geht. Meistens geben die Hersteller spezifische Empfehlungen für die Bearbeitung ihrer Materialien ab oder stellen Halbfabrikate und passende Dienstleistungen zur Verfügung. Wichtig ist, dass die Arbeiten am eingesetzten Material fachmännisch und sauber ausgeführt werden können. Ansonsten kann eine für sich hochwertige Schreinerarbeit durch einen falschen Materialeinsatz abgewertet werden. Im Folgenden werden einige neuartige oder weiterentwickelte Materialien vorgestellt, die das Spektrum erweitern.
Prägende Strukturen
Zu den bereits etablierten Oberflächen Spaltholz, Wurmloch, Sägerau und Wave bietet das H. Heitz Furnierkantenwerk ab sofort die neue strukturierte Oberfläche «Nero Croco» an. Die Struktur mit Krokodilhaut-Charakter lässt sich auf allen handelsüblichen Furnieren darstellen und erwei- tert damit die sensorische Wahrnehmung des Werkstoffes Furnier fühlbar. Durch den gezielten Einsatz von Beizen und Lacken lassen sich die Gestaltungsmöglichkeiten erweitern. So kann durch weisses Einfärben der Poren der Eindruck einer Vintage- oder Shabby-Oberfläche deutlich unterstrichen werden.
Eine Platte aus Holz und Luft
Die Leichtbauplatte «Aerowood» des österreichischen Sperrholzwerkes Schweitzer GmbH lässt sich einfach bearbeiten und benötigt keine Einleimer. Durch das geringe Gewicht, die hohe Stabilität und die einfache Verarbeitbarkeit werden ganz neue Möglichkeiten im Leichtbau eröffnet. Der Anwender kann seine gewohnte Flexibilität im täglichen Produktionsablauf erhalten, weil die Platten frei und ohne Raster formatierbar sind und beim Setzen von Schrauben oder beim Aufleimen von Kanten keine zusätzlichen Arbeitsschritte oder Materialien benötigt werden. «Aerowood» besteht aus geschältem Wellenfurnier, das abgesperrt zu Platten verleimt wird. Die Deck- und Dekorschichten können auf den selbsttragenden Wellenkern verpresst werden. «Aerowood» ist als Light-Version und als Compact-Version erhältlich, von denen Letztere eine höhere Resistenz gegen Druckbelastung aufweist. Im Februar 2020 zeichnete das German Design Council, der Rat für Formgebung, die Leichtbauplatte mit dem German Design Award 2020 aus.
Laborfähige Oberfläche
Die Laborplatte «Max Compact Resistance 2» von Fundermax erfüllt die hohen Anforderungen an Hygiene und Sauberkeit in Laboren, Krankenhäusern, Reinräumen und in der Lebensmittelindustrie. Die Platte zeichnet sich durch chemische Beständigkeit und einen hohen mechanischen Widerstand aus. Mit einer Vielzahl an erhältlichen Dekoren steht auch der Gestaltungsfreiheit im Laborbau nichts mehr im Weg. Für die hochbeständige Laborplatte stehen insgesamt 13 Dekore zur Auswahl, darunter der neue Uni-Farbton Vulkangrau.
Mosaik für jedermann
Die H. Schubert GmbH erweitert das Angebot ihrer Oberflächen-Imitationen der Marke «Imi» um Mosaik-Fliese. Die neue Oberfläche hat eine dreidimensionale Struktur und eine charakteristische Farbgebung. Für die Mosaik-Reproduktion gibt es neben den herkömmlichen Anwendungsbereichen weitere Einsatzorte. So können beispielsweise in der Innenarchitektur als auch im Möbel-, Laden- und Objektbau oder bei der Gestaltung von Möbelfronten ganz neue und eigene Charaktere geschaffen werden. Die mineralische 3D-Beschichtung schafft eine produkttypische Farbgebung und eine authentische Haptik der Fugenstruktur. Zur Auswahl stehen aktuell zwei verschiedene Farbdesigns. Als Trägermaterialien für die Mosaik-Fliese dienen die MDF-Verbundwerkstoffplatte und die «Imi-Matte» im Standardmass 2604 × 993,5 mm. Die Verarbeitung ist unkompliziert und bedarf keiner Spezialwerkzeuge.
Flexible und Steife Wollfilzmatte
«Plexwood» ist ein flexibel einsetzbares Material, das in zwölf Produktgruppen und neun Holzarten erhältlich ist. Die Produkte können von Podest über Trennwände bis zu Türen, Decken, Möbeln und für zahlreiche weitere Anwendungen eingesetzt werden. Platten für Wand, Möbel und Decke sind in einer akustischen Variante erhältlich, dem sogenannten «Akustisch-Wollfilz». Dieser ist standardmässig in zwei Versionen erhältlich. In der Version «Flexibel» als zweischichtiges Produkt, bestehend aus einer Wollfilzschicht und einer Deckschicht aus Plexwood-Furnier. In der Version «Steif» als dreischichtiges Produkt, bestehend aus einem Substrat mit einer Zwischenschicht aus Wollfilz und einer Deckschicht aus Plexwoodfurnier.
Passende Kanten zur Kollektion
In der Kollektion «Trends 20/21» von Kronospan stehen die vier Städte Barcelona, Mailand, Moskau und Warschau stellvertretend für den jeweils ausgewählten urbanen Stil. Die Kollektion umfasst 34 Neuheiten in den Bereichen melaminharzbeschichtete Platten, Postforming- Arbeitsplatten, Arbeitsplatten mit ABS-Kante und «Slim Line»-Arbeitsplatten. Die Ostermann Schweiz AG hat jetzt schon die passenden Kanten zur neuen Kollektion in den Abmessungen 23, 33, 43 und 100 × 1 beziehungsweise 2 mm am Lager. Die Kanten werden ab 1 Meter Länge geliefert.
Leder aus Lederresten
Die Lederindustrie erzeugt jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen Echtleder-Reste. Rund 1,4 Millionen Tonnen des ungenutzten Rohstoffs können rezykliert und vor der Entsorgung gerettet werden. «Relea», eine Marke der Ledertech Deutschland GmbH, rezykliert die sensible Ressource und produziert aus dem Naturprodukt innovative Lederfaserwerkstoffe.
«Relea-Decor» ist als Oberflächenbeschichtung für Möbel und Innenausbau anwendbar. «Relea-Craft» bezeichnet Konstruk- tions-Materialien, aus denen solide Objekte und Leder-Parkett gefertigt werden. Das rezyklierte Leder besteht aus bis zu 95 Prozent Leder sowie aus natürlichem Kautschuk, aus Farbpigmenten, Lederfetten und Wachsen.
Eigenes Stoffrelief
Mit der «Fabric-Line Velvet» von Sibu Design kann der Kunde seine eigenen Designplatten kreieren. Die Linie bietet ein vielfältiges Sortiment von verschiedensten Textilien an. Die ausgewählten Stoffarten lassen sich verformen und kombinieren. Je nach Design und Trägermaterial liegt die Reliefhöhe einer strukturierten Designplatte zwischen 2,5 und 5,5 mm. Die Designplatten sind auch magnetisch erhältlich.
Dreidimensionale Kernstruktur
«Lisocore» ist ein materialeffizienter Hochleistungswerkstoff aus dem Sortiment der Braun AG. Er besteht aus mindestens zwei dünnen Deckschichten, die durch eine dreidimensional geformte Kernstruktur miteinander verbunden werden. Mit seinem geringen Eigengewicht, einer optimierten Tragwirkung, einer hohen Verbund- und Biegefestigkeit sowie einer hohen Dimensionsstabilität deckt er einen grossen Einsatzbereich ab. Gemäss Hersteller lässt sich der Werkstoff mit herkömmlichen Werkzeugen und Maschinen bearbeiten, und auch Kanten können ohne spezielle Einleimer aufgebracht werden. «Lisocore» ist in Dicken von 15 bis 50 mm und im gängigen Plattenmass ab Lager lieferbar.
Veröffentlichung: 07. Mai 2020 / Ausgabe 19/2020
Bildstrecken
Artikel zum Thema
09. Mai 2024
«Einfach mal durchklicken»
Dokumentation. Auf der Internetseite holzbaukultur.ch wächst eine Dokumentation heran, die den Werdegang des Holzbaus in der Schweiz begreifbar macht. Bis Ende des Jahres sollen 400 Gebäude online sein. Im Gespräch dazu Elia Schneider von der Berner Fachhochschule in Biel.
mehr
17. April 2024
Ein meisterlicher Botschafter
Parkettverband ISP. Im Schloss Laufen am Rheinfall fand die 55. Generalversammlung der Interessengemeinschaft Schweizer Parkettmarkt (ISP) statt. Ein abgekühlter Markt und der Mangel an Lernenden beschäftigt die Bodenlegerbranche auch in diesem Jahr.
mehr
27. Dezember 2021
Grossflächig fugenlose Wandgestaltung im Bad
PaidPost. Der erste Argolite Montage-Leitfaden ist da. Mit dessen Hilfe können Schreinerinnen und Schreiner individuelle Wandverkleidungen im Badezimmer spielend leicht realisieren.
mehr
