Die digitale Transformation im Austausch

Mit der Veranstaltung «Swissbau Innovation Lab on Tour» baut die Fachmesse ihre Plattform weiter aus. Bild: Noah Gautschi

Veranstaltung.  Am 17. November fand das «Swissbau Innovation Lab on Tour» in Form eines neuen Live-Events auf dem Uptown-Areal in Arlesheim BL statt. Neben den Referaten und Breakout Sessions gab es einen ganz besonderen Einblick in das Areal vor den Toren Basels.

Die Plattform Innovation Lab der Fachmesse Swissbau beschäftigt sich mit der Transformation in der Bau- und Immobilienwirtschaft. Mit dem «Swissbau Innovation Lab on Tour» baut die Messe die Plattform weiter aus. Die Veranstaltung lockte rund 200 Interessierte am 17. November auf das Uptown-Areal in Arlesheim BL.

Der Entwickler gewährt Einblick

Am Vormittag fand eine Führung über das Uptown-Areal durch den Architekten und Entwickler Hans-Jörg Fankhauser statt. Das Areal wird nach seiner Vision gestaltet. Auf rund 70 000 Quadratmetern entsteht ein internationales Kompetenzzentrum für Industrie 4.0. «An diesem Standort in Arlesheim startete früher die Bahnlinie Basel–Paris–London und wir wollen in Zukunft wieder wertvolle Technologien und Innovationen von hier aus verbreiten», sagte Fankhauser. Das «Gebäude 1» wurde 2021 eröffnet und beherbergt über 3000 Arbeits- und 1000 Parkplätze. Über die 500 Elektroladeplätze können Besucher Strom von ihrem Autoakku an Uptown verkaufen. Dadurch wird die elektronische Grundabdeckung gewährleistet.

Referate und Dialoge

Die Moderatorin Jeannine Borer erwähnte zu Beginn, dass bereits jetzt, gegen Ende November, so viel CO2-Ausstoss gemessen wurde wie im Rekordjahr 2019. Daher sei die Transformation auf allen Ebenen wichtig. Esther Keller, Regierungsrätin sowie Vorsteherin des Bau- und Verkehrsdepartements Basel-Stadt, machte mit Blick auf die kommende kantonale Abstimmung deutlich, dass ein Wandel kommen wird. Basel-Stadt will durch die Klimagerechtigkeits-Initiative bis 2030 oder über den Gegenvorschlag bis 2037 klimaneutral sein. Keller forderte zudem, dass kommende Innovationen technologie- und materialunabhängig sein sollten, da man nicht wisse, was in 20 Jahren sein werde. Das «Swissbau Innovation Lab on Tour» sehe sie als einen perfekten Anlass, um den benötigten offenen Austausch und Dialog zu fördern.

Fankhauser zeigte in seinem Referat eindrücklich auf, wie die Digitalisierung funktioniert. So liess er als Beispiel eine Drohne von der Bühne in ein benachbartes Gebäude fliegen.

Björn Müller, Dozent an der Universität St. Gallen, machte deutlich, wie man die Transformation neu und umfassend denken sollte, damit sich die Baubranche nachhaltig verändern kann. Die Unternehmen sollten aktiver vorgehen und sich vor Neuem nicht verschliessen. Die Transformation sei eine Entdeckungsreise.

Max Weber, Präsident von Bauen digital Schweiz, setzte seinen Vortrag unter das Motto: Bauen als Ganzes sehen. Er stellte in seinem Referat vor, wohin sich die Branche in Zukunft hinbewegen muss, damit sie vorwärtskommen wird.

Expertenpanel zur Transformation

Im Anschluss an die Referate gab es kurze Expertendialoge. Björn Müller und Markus Weber diskutierten beispielsweise darüber, welche Faktoren einen Wandel befähigen und inwiefern alle gefragt seien, diesen Wandel zu gestalten. Birgitta Schock und Christoph Maurer, beide vom Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA), diskutierten darüber, wie eine Brücke zwischen übergeordneten Zielen und persönlichen Interessen geschlagen werden könne.

Und Alar Jost, Vorstandsmitglied von Bauen digital Schweiz, stellte die Wichtigkeit der Zusammenarbeit und von Kollaborationen für die Transformation der Branche ins Zentrum.

Breakout Sessions fühlten auf den Zahn

Im Anschluss gab es zwei spannende Breakout Sessions, in welchen Themen wie Nachhaltigkeit, die Kreislaufwirtschaft, Solarenergie, Elektromobilität, BIM und digitales Bauen behandelt wurden. Unter «Digitales Ökosystem» wurde in der Gesprächsrunde die Wichtigkeit der einzelnen Verbände sichtbar. Diese müssten laut Alar Jost für ihre jeweilige Branche die Rahmenbedingungen schaffen und ebenfalls miteinander arbeiten. Auch Markus Weber sah hier die Agilität der Verbände als zentrales Element für die Entwicklung des digitalen Bauens. Zudem müsste laut Thomas Glättli, Co-Geschäftsführer Bauen digital Schweiz, die Nutzerfreundlichkeit der eingesetzten Software nochmals verbessert werden.

Marktplatz und Start-up-Pitches

Im Rahmen der Veranstaltung gab es zudem die Möglichkeit, den Marktplatz zu besichtigen. Hier zeigten ein paar Unternehmen spannende Technologien und Dienstleistungen rund um das digitale Bauen. Und unter dem Thema Innovation als Motor präsentierten drei Start-ups im Rahmen des Start-up-Pitch ihre Ideen. So zeigte Etienne Jeoffroy, Gründer von Fenx, wie aus mineralischen Abfällen neue Isolationsmaterialien entstehen. Und Constantin Kauffmann, Gründer von Oculai, erklärte, wie intelligente Kameras eine automatische Prozesserfassung ermöglichen.

Zum Abschluss zeigte Urs Wiederkehr, Leiter Fachbereich digitale Prozesse beim SIA, ein neues Tool, basierend auf dem Phasen-Modell der SIA, um die Innovationen aus dem Swissbau Innovation Lab über den ganzen Lebenszyklus einzuordnen und zu erkunden. So können diese projektbezogen gesucht und genutzt werden. Hier spielte das Thema der gemeinsamen Kollaborationen, welches sich über den ganzen Tag durchgezogen hat, wieder eine zentrale Rolle. Markus Weber betonte in seiner Abschlussrede, dass viele Lösungsansätze konkretisiert werden konnten. Diese innovativen Lösungen gelte es nun, mithilfe des digitalen Ökosystems zu vernetzen und gemeinsam voranzutreiben. Dafür brauche die Bauwirtschaft eine neue Kultur des Miteinanders. Denn Digitalisierung bedeutet Vernetzung und diese bedingt Vertrauen.

www.swissbau.chwww.uptownbasel.ch

Noah Gautschi

Veröffentlichung: 24. November 2022 / Ausgabe 47/2022

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