Die Falle ist dann mal weg ...

Magnetfallenschlösser haben Vorteile bei stumpf ausgebildeten Türen, wo eine vorste-hende Falle und ein sichtbares Schliessblech störend wären. Bild: Josko

Magnetfallenschlösser.  Mit Magneten funktionierende Schlösser sorgen für eine geräuscharme und leichtgängige Benutzung von Innentüren. Vor allem aber stört nichts die gestalterisch reduzierte Erscheinung des Bauteils. Die Möglichkeiten für den Einsatz nehmen dabei stetig zu.

Die Falle ist dann mal weg ... und damit verschwindet auch das Schliessblech, zumindest optisch. Möglich machen dies Magnetfallenschlösser, die zwar schon lange am Markt sind, aber trotzdem für die meisten immer noch überraschend daherkommen.

Klar, dies ist ein gestalterisches Detail, das mit durchaus bemerkenswertem, technischem Aufwand umgesetzt werden kann. Und die Innenraumtüren sind nicht unbedingt ein Bauteil, dem besondere Aufmerksamkeit in der Gesamtheit eines Bauvorhabens zukommt, zumindest was die Möglichkeiten auch bei Kleinigkeiten angeht.

So wundert es nicht, dass gerade ein solches Detail, das Auswirkungen auf die Gestalt, das Design und die Benutzerfreundlichkeit hat, bislang eher ein Nischendasein gefristet hat, obwohl es sich eigentlich um eine kleine Revolution handelt.

Drücker und Schloss im Fokus

Die technischen sowie auch die konstruktiven Teilstücke von Innenraumtüren waren lange eher eine Nebensache. Die Möglichkeiten, eine Zimmertür anders zu machen, waren deshalb – zugegeben – auch ziemlich beschränkt. Das ändert sich seit einiger Zeit. Denn die Tür, die Räume verbindet und trennt und darüber hinaus keine besonderen Aufgaben wie Brand- oder Einbruchschutz zu erfüllen hat, soll vor allem gestalterisch in einem Raum harmonieren. Dekor- und Oberflächenvielfalt, verdeckt liegende Bänder oder flächenbündige Konstruktionen bis hin zu Tapetentüren und raumhohen Formaten bieten heute eine enorme Vielfalt. Nun rücken Drücker und Schloss vermehrt in den Fokus. Denn wenn die Tür einfach eine Fläche ist, möchte man nicht unbedingt ein Winkelschliessblech am Zargenspiegel sehen. Und die stumpf einschlagende Tür soll nicht unbedingt – als einziges störendes Merkmal – eine Falle vorstehen haben.

Eine gute Möglichkeit, schlichte Türen ohne sichtbare Elemente umzusetzen, bieten Magnetfallenschlösser. Einige Hersteller von Designtüren nutzen diese seit Jahren, und so mancher Anbieter verwendet die Schlösser inzwischen serienmässig. Trotzdem sind die Magnetfallenschlösser insgesamt noch wenig geläufig, obwohl sie eigentlich gut laufen.

Funktionsprinzip bietet Vorteile

Bei einem Magnetschloss sitzt die Falle im geöffneten Zustand vollständig im Schlosskasten verborgen. Beim Schliessen der Tür springt die magnetisch bestückte und verborgen liegende Falle in das Schliessblech und verriegelt so die Tür.

Besonders vorteilhaft für den Verarbeiter ist dabei die Möglichkeit, auf ein konventionelles Lappen- oder Winkelschliessblech zu verzichten. Die aufwendige, manuelle Bearbeitung des Schliessblechs wird beim Magnetschloss durch einen einfachen Fräsvorgang am Rahmen für das verdeckt liegende Schliessblech ersetzt. Insbesondere bei Türen in stumpfer Ausführung macht sich die veränderte Konstruktion bemerkbar. Es stört weder die sonst vorstehende Falle das Bild noch das üblicherweise sichtbare Schliessblech am Rahmen den Gesamteindruck einer Tür.

Stattdessen können die Ausfräsungen für die Fallenaufnahme und den Schlosskasten standardisiert ausgeführt werden. Das bisherige Denken in links und rechts gehört bei den Schlössern mit Magneten zu einem guten Stück der Vergangenheit an. Vor allem aber überzeugen das flächenbündige Design ohne vorstehende Teile und die gleichermassen geräuscharme wie leichtgängige Bedienung der so ausgestatteten Türen die Benutzer. «Bei unseren Kunden kommen Türen mit Magnetfallenschlössern sehr gut an. Vor allem bei stumpf einschlagenden Türen ist das schlichte Designelement gefragt», sagt David Haas, zuständig für den Verkauf von Türen bei der Roser AG im basel-landschaftlichen Birsfelden.

Dabei haben die meisten Kunden, egal ob Konsument, Planer oder Schreiner, das Magnetfallenschloss nicht unbedingt auf dem Zettel, wenn es um die Türenplanung geht. «Die meisten werden erst dann aufmerksam, wenn sie das Bauteil mit einem Magnetschloss vor sich haben und ausprobieren können. Dann sind sie oft recht schnell begeistert», so Haas.

Modellvielfalt und Unterschiede

In Europa gibt es bei Türen und ihren Beschlägen bekanntermassen deutliche Unterschiede. So kommt es, dass manche Schlossproduzenten ein Magnetfallenschloss anbieten, aber nur für einen speziellen Markt, wie etwa der Hersteller Dormakaba für Österreich.

Aus Italien liefert Bonaiti unter anderem Magnetschlösser ohne Riegel mit mittig auf den Stulp platzierten Fallen. Mittels Schlüssel wird dabei die Falle abgesperrt und nicht etwa ein extra Schliessriegel. Aus Belgien stammt ein anderes, spezielleres Schloss, das mit einer Art Kippmechanismus funktioniert. «No-Ha 2.0», so die Modellbezeichnung, kombiniert das Magnetfallenschloss mit Feder-Muschelgriffen. Werden diese analog der Türoberfläche ausgeführt, wird die Funktion der Tür praktisch unsichtbar. In der Schweiz ist das Produkt über die im bernischen Uetendorf ansässige Immer AG und über die Opo Oeschger AG in Kloten ZH erhältlich.

Das Angebot an Magnetfallenschlössern für Innentüren ist etwas lückenhaft und immer noch von einzelnen Akteuren geprägt. Dementsprechend sieht die Produktpalette aus, die den Einsatz nicht in jedem Fall ermöglicht, aber durchaus auch Sonderfälle abdeckt. Für normale Zimmertüren sind jedoch Lösungen für stumpf einschlagende wie Falztüren am Markt. Mit asymmetrisch aufgebauten Schlössern lassen sich auch Türen entsprechend nachrüsten, und verschiedene Breitenmasse bei Schlossstulp und Schliessblech erlauben den Einsatz in vielen Türkonstruktionen.

Qualität in den Details

Unterschiedlich ist die Detailausarbeitung bei den Magnetfallenschlössern. Das fängt schon bei den Magnettypen an. Denn Magnet ist nicht gleich Magnet. Bei den sogenannten Dauermagneten gibt es verschiedene Arten, die sich bezüglich der verwendeten Rohstoffe, des Herstellungsverfahrens sowie ihrer Eigenschaften und damit auch im Preis unterscheiden.

Eine Information, die der Endkunde wie auch die Fachwelt natürlich nicht auf den ersten Blick sieht. «Wir setzen hochwertige Neodym-Magnete ein, die ihre Kraft auch nach langer Zeit behalten. Dies nicht nur in der Falle selbst mit zwei Magneten, sondern auch beim Gegenstück im Schliessblech», sagt Alexander Böhle, verantwortlich für das Produktmanagement beim Schlosshersteller KFV, einem Unternehmen der Siegenia-Gruppe. So können laut KFV mit den Schlössern auch sieben Millimeter Falzluft zuverlässig bewältigt werden. Entscheidend für den Einsatz leistungsstarker Magnete ist aber ein anderer Punkt. «Wer schon Mal eine Tür zugeschlagen hat, in der ein Magnetfallenschloss verbaut ist, der weiss, dass es einen kräftigen Magneten braucht, damit auch in einem solchen Fall die Tür verschlossen, sprich die Falle ausgelöst wird», sagt Böhle.

Manche Schlosshersteller verwenden die günstigeren, ferritischen Magnete trotzdem. Dabei sollte man wissen: Bei gleichem Volumen sind Neodym-Magnete um ein Vielfaches stärker als Ferrit-Magnete. Hochwertige Neodym-Magnete werden deshalb vor allem dort eingesetzt, wo konstruktionsbedingt beengte Platzverhältnisse herrschen. Preisgünstige Magnete müssen grösser dimensioniert sein, um die jeweils gleiche Leistung zu erreichen.

Schliessblech wichtiger als sonst

Dem Schliessblech kommt bei Magnetschlössern eine herausragende Bedeutung zu. Denn diese müssen für die «Nord-Süd-Harmonie» sorgen, sprich die entgegengesetzten Pole zueinanderbringen. Es verwundert deshalb nicht, dass sich dort weitere Qualitätsmerkmale finden. Gegenüber einem herkömmlichen Fallenschloss sind Schliessbleche bei der magnetischen Variante relativ komplex. Bei KFV etwa sorgt eine als Schlitten ausgebildete Fallenhinterfütterung für eine dauerhafte Funktion des Beschlages. «Sackt die Tür etwas ab, macht das Innenleben des Schliessblechs die Bewegung mit und erhält so die einwandfreie Funktion des Schlosses. Die Magnete richten sich selbst aus», erklärt Böhle.

Generell gelten Magnetfallenschlösser als langlebig und wartungsfrei. «Reklamationen bei Türen bezüglich der Magnetschlösser gab es noch nie», sagt Haas. Die Vorteile des leichtgängigen und geräuscharmen Betätigens von Magnetfallenschlössern scheinen zu überzeugen. Einen Nachteil hat die Technik: Sie ist hochpreisiger als ein vergleichbares Fallenschloss mit Federmechanismus. Beim Schliessblech fällt der Preisunterschied meist noch deutlicher aus. «Das liegt schon daran, dass hochwertige Magnete bereits einen gehörigen Teil des Preises ausmachen», sagt Böhle.

Der Trend hin zu reduzierten Formen und Funktionen kommt dem Magnetprinzip jedoch entgegen und könnte künftig noch wichtiger werden. Denn nicht in jeder Zimmertür braucht es die Verschlussmöglichkeit mit Schlüssel. So mancher Experte erwartet künftig mehr Türen, die keinen Schlüssel haben, weil dieser auch nicht benötigt wird. Hand aufs Herz: Die Abschliessfunktion wird doch im wirklichen Leben meist nur bei der WC-Tür genutzt.

www.roser-swiss.comwww.siegenia.comwww.bonaiti.itwww.no-ha.comwww.immerag.chwww.opo.ch

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Veröffentlichung: 10. Mai 2018 / Ausgabe 19/2018

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