«Die Lernenden wissen, was von ihnen erwartet wird»

Der Schwyzer ÜK-Leiter und Experte Kilian Ochsner. Bild: PD

Eine faire Teilprüfung ist für Kilian Ochsner eine Herzensangelegenheit. Der üK-Leiter aus Goldau SZ gehört der verantwortlichen Subkommission des VSSM an und ist Experte. Er verrät, worauf Lernende achten sollten.

Wie sollen sich Lernende auf die Teilprüfung einstellen? Was raten Sie ihnen?

Kilian Ochsner: Ich vergleiche die Teilprüfung gerne mit der Autoprüfung. In den überbetrieblichen Kursen erhalten die Lernenden wie beim Fahrlehrer das Wissen und Können und müssen dieses üben und beherrschen. Sie wissen, was sie können müssen, um die Prüfung zu bestehen. So ist es auch bei der Teilprüfung. Das benötigte Rüstzeug und die Anforderungen sind bekannt. Man muss sie an der Teilprüfung abrufen können.

Wann empfehlen Sie, mit dem Training zu beginnen und in welchem Umfang?

Das hängt vom Wissensstand ab. Generell würde ich vorschlagen, zirka ein halbes Jahr vorher zu starten. Gut ist, einen Zeitplan aufzustellen und diesen mit der oder dem Berufsbildenden abzusprechen. Die Lernenden sollten im Lehrbetrieb zwar Trainingszeit erhalten, jedoch wird in der Regel erwartet, dass sie auch Freizeit dafür hergeben. Ideal wäre, jeden zweiten Samstag drei Fragmente zu üben. Möglich ist auch, dass sich zwei oder drei Lernende zusammentun. Wichtig dabei ist, dass niemand alleine in der Werkstatt ist wegen der Sicherheit. Ich würde empfehlen, sich zu Trainingsbeginn auf die einfacheren Dinge wie zum Beispiel die Handwerkzeugfragmente zu konzentrieren. Diese zwei- bis dreimal durcharbeiten, bis sich ein Erfolgserlebnis einstellt. Dann kann man sich langsam steigern und in die Anwendungsphase gehen. Gut wäre, wenn die oder der Berufsbildende jeweils die Aufgaben und Fragmente vorbereitet. Das simuliert die Prüfungssituation.

Weshalb mit dem Einfachen beginnen?

Da ich schon gesehen habe, dass Lernende resignieren, wenn sie mit dem Schwierigsten anfangen oder die Aufgaben schon mischen und sie nicht erfolgreich sind. Das ist sehr schade. Deswegen lieber langsam aufbauen. Und unbedingt mit den alten Aufgaben arbeiten. Diese sind online beim VSSM abrufbar. Die richtigen Aufgaben werden zwar nicht gleich, aber ähnlich sein. So kann man sich ideal vorbereiten. Mindestens einmal würde ich eine alte Prüfung ganz durchspielen.

Welche Stolpersteine für die Lernenden haben Sie schon öfter wahrgenommen?

Wenn zum Beispiel in der Prüfung die beiden ersten Fragmente in die Hose gehen. Dann sollte man nicht verzweifeln. Jede Aufgabe bedeutet eine neue Chance. Die oder der Lernende sollte sich neu fokussieren und nicht mehr über die Fehler nachdenken.

Was gibt Abzug?

Keine Punkte gibt es natürlich, wenn man nichts vorweisen kann, die Aufgabe nicht gemacht hat. Man sollte versuchen, möglichst alle Ausführungen nach Plan zu machen. Perfekt ist aber niemand. Auch wenn mal der eine oder andere Schnitzer passiert, kommt man immer noch durch.

Welche Tipps können Sie für die Prüfung sonst noch geben?

Frühzeitig am Prüfungstag eintreffen und sich in Ruhe einrichten. Das Werkzeug vorher kontrollieren und schärfen. Die Werkstücke bitte immer gut anschreiben, damit keine Zeit beim Suchen verloren geht. Und Ordnung in der Bank halten. Diese wird bewertet, und man verschenkt keine einfachen Punkte. Strukturiertes Arbeiten erleichtert vieles, und man verliert weniger Zeit. Grundsätzlich möchte ich betonen, dass die Teilprüfung eine super Sache ist, weil man genau weiss, was von einem erwartet wird. Die Rahmenbedingungen und die Benotung sind klar geregelt und fair. Wichtig ist, dass man sich in der Vorbereitung von verschiedenen Personen Unterstützung holt. Und ich sage immer: Mit der idealen Vorbereitung ist es möglich, eine gute Note zu erreichen.

Sind Sie als Experte nervös, wenn es ernst gilt?

Ja, schon. Ich kenne ja die Lernenden aus den üK und leide immer mit oder freue mich. Es ist für mich eine spannende Zeit, um zu sehen, was sie aus den Kursen abrufen können.

Nicole DʼOrazio

Veröffentlichung: 01. Februar 2024 / Ausgabe 5/2024

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