Die neue Bankgesellschaft

Bild: Appenzeller Käse GmbH Die Schweiz, genauer das Appenzellerland, hält den Weltrekord für die längste Bank der Welt. Was das mit Käse zu tun hat? Beides dient dem Wohl von Leib und Seele.

Die Bank.  Früher stand sie vor jedem Haus und fand sich in fast jeder Stube: die Bank. Dann war sie länger verschwunden. In jüngster Zeit bieten sie viele Möbelhersteller wieder an, denn die Küche als Wohnraum lässt sich mit der Gemütlichkeit einer Bank noch unterstreichen.

Das Bankgeheimnis ist gelüftet: es geht um Gemütlichkeit. Auf der Bank kann man schon Mal zusammenrücken, kommt sich näher. Auf einer Bank sitzt man oft länger mit anderen zusammen, vielleicht auch deshalb, weil diese aufstehen müssen, will man seinen Platz in der Mitte verlassen.

Zwischendurch war die Bank aus der Mode gekommen. Eckbänke waren etwas für romantische Chalets oder Berghütten, aber nicht für das Wohnzimmer. Jetzt ist sie wieder da – über Eck oder gerade, gepolstert oder als «harte» Bank, denn viele lieben sie. Auch wenn manche Erinnerung an die Schulbank, die man einst gedrückt hat, auch heute noch nicht ganz so leicht fällt.

Durch die Bank weg

Im Mittelalter sassen auf einer Bank nur Personen, die einander auch gleichgestellt waren. Wenn Adlige auf einer Bank sassen, war kein Platz für das gemeine Volk. Der Ausdruck «durch die Bank weg» stammt aus dieser Zeit. Was so viel heissen soll wie «ohne Unterschied». Wie wichtig die Bank als Kulturgut ist, zeigt auch deren Vielfalt: die Ruhebank, die Kirchenbank, die Klavierbank, die Sünderbank, die Parkbank, die Festbank und natürlich die Eckbank. Auf einer Bank kann man sich auch mal «lang machen». Und, sie ist überall etwas Besonderes, nicht nur in der Schweiz, und das ist gut so.

Die längste Bank der Welt

Dass die Bank als Schweizer Fundament dienen kann, haben die umtriebigen Marketingexperten für den Appenzeller Käse früh erkannt. Nichts weniger als die längste Bank der Welt hat man auf dem Kronberg aufgestellt und diese sodann für Werbezwecke genutzt. Zwar inzwischen zerteilt und abgebaut, bleibt sie uns doch im Gedächtnis. Über einen Kilometer lang sassen durch die Bank weg Prominente neben allen anderen. Die Bank verbindet, was der Stuhl trennt. Sie macht uns alle gleich, es gibt keinen Thron, keinen Stirn- oder Kopfplatz bei Tisch.

Die optimale Sitzposition

Eine lange Bank schreckt manchmal auch ab. Wer rutscht zuerst rein, womöglich in die Mitte der Sitzgelegenheit? Besser ist es deshalb, diese nicht allzu lang zu machen bei Tisch. Andererseits: Man stelle sich eine geteilte Bank vor an der Längsseite eines langen Tisches. Wäre das vom Gefühl her noch eine richtige Bank? Das bleibt Geschmacksache.

Ähnlich wie beim Stuhl finden sich auch für eine Bank unterschiedliche Massangaben was Sitzhöhe, Sitztiefe oder, falls mit Lehne versehen, die Neigung derselben angeht. Bei der massgeschreinerten Bank helfen die üblichen Faustformeln.

Die optimale Sitzhöhe für die Benutzer kann man recht leicht herausfinden, indem man einen Hocker nimmt und so lange etwa mit Zeitungen auffüttert, bis die Benutzer bequem sitzen. Oder man misst im Stehen vom Boden bis zur Mitte der Kniescheibe: Das Mass entspricht meistens einer angenehmen Sitzhöhe. Bei den angebotenen Bänken finden sich viele Modelle mit Sitzhöhen zwischen 450 und 480 mm. Der Gestalter Hannes Wettstein kam bei einem Entwurf für die Möbelwerke Wittmann auf 470 mm Sitzhöhe.

Auch bei der Bestimmung der Sitztiefe gibt es praktische Hilfsmittel. Etwa, indem man eine Sitzgelegenheit bis an die Wand schiebt und sich dann mit dem Rücken an diese anlehnt. Der Abstand von der Wand bis zur Kniekehle minus drei Zentimeter entspricht einer geeigneten Sitztiefe. Als Standardmass kann man hier 450 mm annehmen, was für Personen zwischen 1,65 und 1,85 m Körpergrösse noch bequem ist. Manche Schreiner schwören auf eine leicht nach hinten geneigte Sitzfläche, welche den Sitzenden in die Bank hineinrutschen lässt. Kaum zu sehen, bringen hier gut 3 Grad schon einen spürbaren Effekt.

Die richtige Neigung

Vielleicht das kniffligste Detail ist die Lehne, so sie denn gewünscht ist. Genauer gesagt: die Neigung der Lehne. Während man auf Parkbänken oft eher etwas «hineinfällt» beim Anlehnen mit einer 15-Grad-Neigung (manchmal auch mehr), sind viele Banklehnen im Wohnbereich etwas steiler gestaltet. «Die Neigung der Rückenlehne haben wir durch Analyse von bestehenden Bänken festgelegt, und die daraus gewonnenen Erkenntnisse dann durch Prototypen, auch bezüglich der Materialeigenschaften wie Dimensionen und Schwingungsverhalten, getestet», erklärt Michael Ehrmann von der EBB Beschlagtechnik GmbH. Das Unternehmen bietet über die Schweizer Partner Opo Oeschger AG und Beat Bucher AG Stahlkufen und Lehnenhalter an, mit denen sich eine Bank relativ einfach umsetzen lässt. EBB hat sich dabei für eine Neigung der Lehne von 12 Grad entschieden. Aber bis hin zu geraden, dann meist gepolsterten Rückenlehnen findet man ziemlich viele Varianten für eine optimale Anlehnposition.

Auf den Tisch kommt es an

Aus optischen Gründen sind Bänke oft genauso lang wie der Tisch. Stehen dessen Beine nahe der Ecke, kann es schwierig werden, in die Bank «hineinzurutschen». Wer kennt das nicht, dass man erst einmal den Tisch etwas wegrücken muss, damit man einigermassen bequem Platz nehmen kann. Abhilfe bei diesem Phänomen schaffen andere Tischkonstruktionen, etwa mit Mittelkonsole oder einem Zargengestell, bei dem die Beine weiter ins Zentrum rücken. Eine andere Variante wäre, die Bank einfach etwas kürzer als den Tisch zu machen, um den Einstieg zu erleichtern, oder auch die Sitzflächenenden der Bank abzurunden, um die Bequemlichkeit der Benutzung zu erhöhen. Eine Faustformel, die etwas Orientierung schafft für eine angenehme Banklänge bei Tischen mit eckständigen Beinen ergibt sich aus der Tischlänge minus zweimal Beinprofil minus 50 mm.

Bei der Materialisierung viel Freiheit

Bedeutet eine klassische Bank aus Holz und mit Polster viel Arbeit, kann man diese mit den heute standardisiert verfügbaren Kufen und Lehnenhaltern relativ einfach umsetzen. Das schafft eine noch grössere Vielfalt an möglichen Designs und Materialisierungen. Eine traditionelle Eckbank wirkt optisch eher schwer, insbesondere wenn es sich dabei um eine Truhenbank mit vielen Standbeinen handelt.

Etwas mehr Leichtigkeit kann man durch wandhängende Konstruktionen mit Konsolen erreichen. Aber so mancher Kunde wünscht eben gerade auch das Urige, Bewährte. Ganz nebenbei scheint die Bank zu einem Möbelstück mit enormer Stil- und Materialvielfalt geworden zu sein.

Viele grössere Möbelproduzenten haben wieder mindestens ein Modell im Programm. Kein Wunder, denn die Bank gibt uns die Freiheit, dorthin zu rutschen, wo wir möchten. Das kann trennen, aber öfter verbindet es, machmal auch ungewollt. Es lebe das Geheimnis der Bank.

www.appenzeller.chwww.ebb-beschlagtechnik.dewww.opo.chwww.bbag.ch

ch

Veröffentlichung: 25. Juni 2015 / Ausgabe 26-27/2015

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