Die neue Bodenständigkeit

Da das Muster mit den Formpark-Paneelen nicht klar erkennbar ist, wirkt der ganze Raum aktiv.Bild: Bauwerk Parkett AG

Parkettmuster.  Wenn Glasfassaden Räume mit der Natur verbinden sollen, müssen auch die Böden diesem Anspruch entsprechen und etwas Natur enthalten. Gerade Holzböden, die mit ihren Parkettmustern eine individuelle Ausstrahlung haben, schaffen gute Verbindungen.

Es ist doch immer wieder interessant, wie Gestaltungselemente sich aus einem praktischen Hintergrund heraus über viele Jahre weiterentwickeln und dann als angesagter Stil die Leute aufs Neue erfreuen.

Holzböden waren ursprünglich Langriemenböden, die meistens längs zum Raum verliefen, da sie direkt auf den tragenden Balken lagen. Statisch waren sie wichtig, da sie tragend waren. Breite, dicke Riemen, beispielsweise aus Eiche, zeigten, dass es sich um reichere Hausbesitzer handelte.

Breite, lange Riemen haben vor einigen Jahren wieder Einzug in die moderne Parkettwelt gefunden. Die Anbieter bezeichnen sie als Landhaus- oder Schlossdielen, was dann auch zeigt, wo der Ursprung dieser Gestaltungslinie liegt. Durch den heute mehrheitlich angewandten Mehrschichtaufbau beim Parkett bleiben die breiten Riemen, anders als ihre Vorbilder, ruhig. Und in Räumen heutiger Architektur mit dezenter Ausstattung entsteht mit den Dielen eine starke Präsenz.

Steigender Anspruch

Die immer kunstvoller gefertigten Einrichtungsgegenstände und der damit steigende Anspruch an die Wirkung der Wohnräume führten dann vor langer Zeit zu mehrschichtigen Bodenaufbauten. Das erlaubte Muster mit Holzriemen, die keinen statischen Belastungen standhalten mussten. Es entstand eine Vielzahl von Parkettmustern.

Diese Muster sind nicht einfach ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Es gibt sie noch und neue dazu. Sie wurden immer wieder dem Geschmack der Zeit angepasst und haben so manchen Räumen erst zu ihren ausserordentlichen Wirkungen verholfen.

Laufend variieren

Muster am Boden beeinflussen die Grössenwirkung eines Raumes und können sogar in ihrem Verlegeverlauf die Laufrichtung ändern. Der Bauwerk Parkett AG in St. Margrethen SG ist mit ihrer Formpark-Familie ein kleines Kunststück gelungen. Mit nur gerade zwei Paneelengrössen lässt sich ein Boden über mehrere Räume so frei gestalten, dass sich das Muster immer wieder ändern kann. Mit einer Breite von 260 mm sind die Paneele bei den Schlossdielen angesiedelt. Man muss aber mehrere dieser Paneele aneinanderreihen, um die Länge einer Schlossdiele zu erreichen.

Mit einem Verhältnis der Längskante zur Breite von drei zu eins und zwei zu eins kann dafür aber der Kurs der Laufrichtung schnell geändert werden. Es ist beispielsweise möglich, einen betont linear gestalteten Gang im Übergang zum angrenzenden Raum in ein anderes Parkettmuster überlaufen zu lassen. Gerade bei einer offenen Architektur der Räume schafft das beachtliche Vorteile.

System als Chance

Der Hersteller Enia Flooring International AG in Pfäffikon ZH bietet mit Jazz Parquet eine Bühne zum kreativen Spiel. Vier miteinander kombinierbare Formate erlauben über 100 Verlegemöglichkeiten.

Kurzstab, Chevron, Landhausdiele und Tafel sind in Eiche, Eiche geräuchert und Nussbaum erhältlich. Zusammen mit zwei Tafel-Designs aus Eiche und Nussbaum kann jeder sein eigenes Belagsmuster inszenieren. «Es ist uns gelungen, eine spielerische Parkettkollektion anzubieten, in der alle Elemente miteinander kombinierbar sind», sagt Entwicklungsleiter Moritz Mühlebach.

Durch diese Serienelemente bietet Enia mit Jazz Parquet eine erschwingliche Parkettkollektion an, die vom Loftambiente bis zum Jugendstil mit wohl jedem Interieur harmoniert. Zusätzlich zu den vielen Varianten kann das Tafelfeld auch mit einem Fremdmaterial wie Schiefer bestückt werden. Da gehen dann nochmals ungeahnte Möglichkeiten auf.

Weg vom Gleichförmigen

Wie schon früher soll auch in der modernen, heutigen Welt das Bodenmuster dem jeweiligen Raum Charakter und eine eigene Identität geben. Das Spiel mit den Formen ist etwas Einzigartiges, das gerade in offenen Räumen mit raumhohen Fensterfronten eine edle, ganz persönliche und unverwechselbare Form von zu Hause vermittelt. Solche Böden durchbrechen die Gleichförmigkeit, die lange Zeit vorgeherrscht hat.

Die Wey Parkett AG aus Wolhusen LU bezeichnet sich als «Tochtergesellschaft von Mutter Natur». Die dank grosser Glasflächen direkte visuelle Verbundenheit in den Garten soll im Raum selbst eine Entsprechung haben. Die Firma bietet traditionelle wie auch moderne Verlegedessins. Ihre Kernkompetenz liegt in der Produktion von individualisierten Massivparketten. Ganz besonders ist dabei auch das Angebot an Mondholz.

Tessiner Böden

In der Schweiz aus Schweizer Holz gefertigte Parkettböden gibt es auch aus dem Kanton Tessin. Die Ticinoro AG aus Ascona verarbeitet auch Tessiner Edelkastanie, was an sich schon Farbe und Struktur auf den Boden bringt. Wurde das Holz noch gedämpft, steigert das die Intensität nochmals. Der Hersteller bietet klassische Verlegedessins und sucht auch die etwas spezielleren Formen, die sich mehr abheben. Der Fischgrat mit den dachförmig geschnittenen Enden, der als Treccio Futuro in der Collezione zu finden ist, bildet eine weicher zeichnende Fuge, die etwas die Strenge nimmt und mehr Leben in das Parkettbild bringt.

Besondere Formen

Ein Parkettboden unterliegt natürlich auch den wechselnden Modeströmungen und die Hersteller bieten mit neuen Formen und Verfahrenstechniken ganz andere Bodenerlebnisse, als man sie bis dahin gekannt hat. Mit Diamanti bietet die Ticinoro ein vielkantiges Bodenmuster, das durchaus an Kristalle erinnert. Grundform ist ein langezogenes Fünfeck mit einer langen geraden Kante. Da die mehrschichtigen Elemente untereinander mit Nut und Kamm verbunden werden, bleiben die fertig behandelten Oberflächen bündig.

Die Kollektion Ondo des gleichen Herstellers spielt mit einer sanften Wellenform, die je nachdem, welche Holzart gewählt wurde, eine Lebendigkeit auf den Boden bringt.

www.bauwerk-parkett.comwww.enia-flooring.comwww.wey-parkett.chwww.ticinoro.swiss

Andreas Brinkmann

Veröffentlichung: 21. Juli 2022 / Ausgabe 29-30/2022

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