Die Perfektionistin

Möbelschreinerin. Samanta Kämpf hat erst gerade die LAP bestanden. Um sich optimal vorzubereiten, hat sie ihrem Lehrbetrieb temporär den Rücken gekehrt.

Für Samanta Kämpf sind die letzten Wochen nicht nur im Zeichen der World Skills gestanden. Gerade hat sie die LAP bestanden – als Beste im Thurgau mit einer Note von 5,6. Den Spagat zwischen Lernen und Trainieren hat sie gut gemeistert. Nun kann sie sich aber ganz auf die World Skills konzentrieren. Ihrer Lehrfirma, der Herzog Küchen AG in Unterhörsteten TG, hat sie temporär den Rücken gekehrt und arbeitet bei Verbandsexperte Tobias Hugentobler, um sich optimal auf die Berufsweltmeisterschaften vorzubereiten. «Ich kann viel von ihm profitieren», erzählt die Möbelschreinerin. 

Dass sie am Wettkampf in Kazan keine völlig neue Aufgabe erwartet, beruhigt die 19-Jährige aus Dettighofen. Denn sie hat einen gewissen Respekt vor dem Wettbewerb. Sie studiert deswegen den Ablauf der Arbeit am Beistellmöbel genau ein. Das sei wichtig fürs Zeitmana­gement, erklärt Samanta Kämpf. «Mit der Arbeit fertigzuwerden, hat beim Wettkampf oberste Priorität für mich. Und die Verbindungen müssen passend und genau sein. Deshalb trainiere ich diese häufig.» Ihr Ziel sei es, ein sauberes Möbelstück, mit dem sie zufrieden sein könne, abzuliefern. «Natürlich hoffe ich, es in der Rangliste weit nach vorne zu schaffen.» Dass ihr Vorgänger, Sven Bürki, bei den World Skills in Abu Dhabi 2017 die Goldmedaille gewonnen hat, setzt sie etwas unter Druck. Vor allem von aussen sind die Erwartungen dementsprechend hoch. «Ich versuche, nicht daran zu denken, und mache mein eigenes Ding.» 

«Mir ist es wichtig, mit der Prüfungsaufgabe fertigzuwerden und eine gute Arbeit abzuliefern. Wie weit dies reicht, wird sich zeigen.»

An Konkurrenz wird es ihr bestimmt nicht mangeln. «Ich bin gespannt, wie die anderen Teilnehmer sind und was sie können», erzählt die Thurgauerin. Sie schätzt vor allem ihre Kontrahenten aus Südkorea, China, Taiwan und Brasilien als stark ein. «Auch in Europa gibt es viele gute Schreiner. Die muss man sowieso auf dem Radar haben.» 

Samanta Kämpf ist stolz darauf, die Schweiz in Kazan vertreten zu dürfen. «Das ist wohl einmalig.» Sie freut sich darauf, die Teilnehmer aus der ganzen Welt kennenzulernen. «Die anderen Schweizer kenne ich von verschiedenen Treffen und Team-Weekends. Sonst habe ich aber eher wenig Kontakt zu ihnen. Schliesslich haben alle viel um die Ohren.» Während der World Skills wird sie das Zimmer mit Goldschmiedin Nina Kahl teilen. Dass sie von der Stadt, die im Südwesten von Russland liegt, wahrscheinlich nur wenig sehen wird, stört Samanta Kämpf nicht. «Wir sind ja nicht zum ­Ferienmachen dort! Doch vielleicht reicht die Zeit für die eine oder andere Sehenswürdigkeit.» Ihre Eltern und ihr Berufsbildner werden den Wettkampf vor Ort mitverfolgen und sie unterstützen. «Das freut mich und gibt mir Halt.» Natürlich ist auch Experte Tobias Hugentobler mit dabei. «Ich darf mich aber nur kurz am Morgen und am Abend mit ihm austauschen.» 

Dass sie als World-Skills-Teilnehmerin auf einmal von der Öffentlichkeit wahrgenommen und von den Medien beachtet wird, ist für Samanta Kämpf speziell. Sie steht nicht gerne im Mittelpunkt. Doch die junge Frau hat sich etwas an den Rummel gewöhnt. «Sobald die WM vorbei ist und die Aufmerksamkeit abnimmt, bin ich aber nicht traurig», sagt sie und lacht. 

Wie es nach den World Skills beruflich für sie weitergeht, weiss die Thurgauerin bereits: Sie kehrt in ihren Lehrbetrieb zurück und möchte berufsbegleitend die Berufsmatura erlangen. Dies ist jedoch noch Zukunftsmusik. Denn im Moment gibt es für sie nur eines: volle Konzentration auf Kazan.     

NDO

Veröffentlichung: 08. August 2019 / Ausgabe 32-33/2019

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