Die Schnittstelle am Boden

Die Feuchtigkeit findet immer einen Weg, selbst wenn die Öffnung noch so klein ist. Bild: VSSM

Details.  Im Bereich der Türschwelle kommen verschiedenste Ansprüche zusammen. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an dieses Bauteil, insbesondere beim Feuchteschutz. Eine hochwertige Schwelle alleine hilft allerdings wenig, das ganze System muss einbezogen werden.

Nicht nur frisch verheirateten Paaren wird die Türschwelle manchmal zum Verhängnis – das vermeintlich simple Bauteil kann ganze Türkonstruktionen unbrauchbar machen. Zwar tragen auch viele andere Komponenten zur Dichtheit einer Aussentür bei. Aber die Schwelle ist äusserst exponiert, muss zum Rahmenprofil passen, die Bauabdichtung sicherstellen sowie den Ansprüchen bezüglich Dämmung und Gebrauchstauglichkeit genügen. Kurz: An die Schwelle einer Aussentür werden hohe Anforderungen gestellt.

Heikel in diesem Bereich ist insbesondere die Feuchtigkeit, die in Form von Regen- oder Kondenswasser auftritt. Diese Problematik wird offenbar nach wie vor immer wieder unterschätzt. In vielen Schadenfällen, in denen es zur Expertise kommt, wird festgestellt, dass ein ungenügender Schwellenbereich ganz oder zumindest teilweise für den Schaden verantwortlich ist.

Expertise zeigt Schwachstellen

Einen dieser Fälle mussten die Experten der Abteilung Technik & Betriebswirtschaft des VSSM beurteilen. Vor Ort wurde schnell klar, dass die Hauseingangstüren in einigen Belangen nicht dem Stand der Technik entsprachen. Nebst der fehlenden umlaufenden Dichtungsebene gab es mehrere neuralgische Stellen, die nicht sauber verarbeitet waren, darunter auch der Schwellenbereich. Wo die Feuchtigkeit effektiv eindrang, konnte deshalb nicht zweifelsfrei eruiert werden. Eine denkbar schlechte Ausgangslage für den Schreiner, denn so ist es kaum möglich, das Problem mit gezielten Sanierungsmassnahmen zu lösen.

Aber selbst wenn das Schwellendetail auf den ersten Blick einen sauber ausgeführten und dichten Eindruck macht, kann es undicht sein. Verantwortlich dafür ist die Kapillarwirkung. Durch kleinste Fugen oder Risse wird aufgrund physikalischer Gesetze Wasser angezogen. Ist das Bauteil nicht entsprechend geplant und abgedichtet, sammelt sich so über die Zeit Feuchtigkeit im Bauteil an, was in den meisten Fällen zu Schäden führt.

Solche Schäden werden nicht nur durch Schlagregen verursacht. Weist die Schwelle keine ausreichende thermische Trennung auf, kann es bei tiefen Temperaturen zu Kondenswasser im Schwellenbereich kommen.

Bauanschluss ansprechen

Ebenfalls ein entscheidendes Detail ist der Bauanschluss bzw. die Entwässerung. Hier muss mit dem Architekten oder Bauherren klar geregelt werden, wer für die Abdichtung zuständig ist und wie diese ausgeführt werden soll. Je nachdem, welche Schwelle verbaut wird, gibt es spezielle Bauanschlussfolien, die direkt mit dem Schwellenprofil verbunden werden können.

Alternativ gibt es auch flüssige Dichtfolien, welche beispielsweise auf ein Setzholz aufgebracht werden können. Hier müssen aber unbedingt die Vorgaben des Herstellers bezüglich Verarbeitung, Aufbau und Schichtdicken beachtet werden, um eine dauerhafte Abdichtung zu gewährleisten. Im Zweifelsfall ist es auch hier ratsam, eine professionelle Bauabdichtungsfirma hinzuzuziehen.

Leistungen definieren

Im vorliegenden Fall war schon die Ausgangslage denkbar schlecht. Der Architekt definierte keine Anforderungen an die Aus-sentür, obwohl dies eigentlich zu seinen Planungsaufgaben gehört. Der Schreiner wiederum produzierte und montierte die Türen nach bestem Wissen und Gewissen, so wie er es in der Vergangenheit bei anderen Aufträgen auch schon getan hatte.

Unter normalen Bedingungen mag dies genügen, die VSSM-Experten stellten aber fest, dass bei diesem Objekt erhöhte Anforderungen gelten. Denn die Eingangstür befindet sich auf der Südseite des Gebäudes, welches an einer exponierten Hanglage steht. Hinzu kommt, dass der Eingangsbereich weder durch ein Vordach noch durch eine Mauer geschützt ist. Mithilfe der Aus-sentürdokumentation des VSSM und des Lignatec-Hefts «Aussentüren» der Lignum ermittelten die Experten, dass unter diesen Umständen eine Tür der Schlagregendichtheitsklasse 6A hätte montiert werden müssen. Entsprechend hohe Anforderungen werden dann an den Schwellenbereich gestellt. Simple Standardprodukte, die vielleicht im Innenbereich genügen, reichen hier nicht aus.

Passende und geprüfte Schwellensysteme sowie Türkonstruktionen findet man in der oben erwähnten VSSM-Dokumentation, bei Schwellen- oder Türherstellern. Im Anschluss folgen einige Produkte, die sich speziell für den Aussentürbereich eignen.

www.vssm.chwww.lignum.chwww.gyso.ch

ph

Veröffentlichung: 12. Oktober 2017 / Ausgabe 41/2017

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