Die Tickets für die zwei Meister liegen bereit

Eine Frau und acht Männer: Das ist die Schreinernati 2020. Bild: Thi My Lien Nguyen

Schreinermeisterschaften. Für die neun Mitglieder der Schreinernationalmannschaft 2020 geht es in die heisse Phase. Vom 5. bis 8. November entscheidet sich, wer an die World Skills 2021 nach Shanghai fliegt. 

An den Schweizermeisterschaften entscheidet sich alles. Die zwei Tickets zu den World Skills, den Berufsweltmeisterschaften 2021 in Shanghai (China), liegen bereit. Je ein Ticket in der Kategorie Möbelschreinerin/Möbelschreiner und in der Kategorie Massivholzschreinerin/Massivholzschreiner. Die neun Mitglieder der Schreinernationalmannschaft 2020, eine Frau und acht Männer, kämpfen um die Meistertitel.

Der Wettkampf findet vom 5. bis 8. November an der Höheren Fachschule Bürgenstock statt, nachdem die Zentralschweizer Bildungsmesse (Zebi) in Luzern wegen der neuen behördlichen Verordnungen abgesagt werden musste. Leider können am Wettkampf keine Zuschauer zugelassen werden. 

Drei standen zweimal auf dem Podest 

Die Natimitglieder haben sich seit letztem Juni mehrmals getroffen und gemeinsam trainiert. Zudem haben sie zwei Wettkämpfe bestritten. Die dort erreichten Punkte und Rangierungen machen 20 Prozent der Schlusswertung aus. Das heisst, dass alle neun Anwärter noch Chancen auf die World Skills haben. Interessant ist, dass an den zwei Wettkämpfen jeweils die drei Gleichen auf dem Podest standen. Romain Mingard aus Couvet im Kanton Neuenburg (Lehrbetrieb Menuiserie Mathey in Cortaillod NE) hat beide Events gewonnen, Brian Thomi (Vordemwald AG/Schreinerei Willisegger, Zofingen AG) und Jonas Bleiker (Guntershausen bei Berg TG/Erich Keller AG, Sulgen TG) belegten die Ehrenplätze. Die drei bilden demnach die Spitze der Zwischenrangliste.

«Wir freuen uns sehr, dass die Schweizermeisterschaften stattfinden können, und sind sehr gespannt auf den Ausgang», sagt Sandro Mächler, der ­verantwortliche Projektleiter Grundbildung beim VSSM. Genauere Informationen zur Durchführung des Wettkampfes folgen. 

Die Natimitglieder im Porträt

Severin Bichsel ist gerne mit dem Töff unterwegs

Severin Bichsel aus Frauenfeld TG hatte in den letzten Wochen Pech. Ein Bandscheibenvorfall hat ihn für einige Zeit ausser Gefecht gesetzt. «Deswegen konnte ich leider nicht trainieren. Das ist natürlich sehr schade», sagt der 20-Jährige. Vor der Verletzung habe er fleissig geübt. «Mein Ziel an den Schweizermeisterschaften war eigentlich, Erster zu werden. Doch ich bin realistisch und weiss, dass dies nun nicht mehr möglich sein wird mit einem Trainingsrückstand.» Er freue sich trotzdem auf den Wettkampf. «Bis dahin bin ich wieder fit», ist er überzeugt. Wettkämpfe mag der Thurgauer. «Es ist toll, wenn der Moment und der Druck da sind und du abliefern musst, du am Schluss fertig bist und stolz auf deine Leistung sein kannst.» 

Bichsel findet es schade, dass die Zeit in der Nationalmannschaft bald vorbei ist. «Es sind alles nette Leute, und ich finde es toll, mich mit den andern auszutauschen.» Der Thurgauer hat seine Lehre im Sommer 2019 abgeschlossen und arbeitet weiterhin in seinem Lehrbetrieb, der Schreinerei Fehlmann in Müllheim TG. Wenn er Zeit hat, schwingt er sich auf sein Motorrad. «Dabei kann ich abschalten, und es gibt nur noch mich, den Töff und die Strasse.» 

Jonas Bleiker: Bereit für die ersten Höhenflüge

Die Zeit in der Nationalmannschaft geht für Jonas Bleiker aus Guntershausen bei Berg TG viel zu schnell vorbei. «Ich hoffe natürlich, dass für mich die Reise nach den Schweizermeisterschaften noch weitergeht. Mein Ziel ist klar die Teilnahme an den World Skills», sagt er. Er freut sich auf den Wettkampf in Luzern. «Ich bin immer noch fleissig am Trainieren und brauche noch den letzten Schliff. Dann bin ich bereit.» Momentan sei er noch nicht nervös, sagt der 20-Jährige, doch das komme sicher noch. Der Thurgauer wird vor Ort auf die Unterstützung von Familie und Freunden zählen dürfen. «Es werden einige anwesend sein und mich anfeuern.» Bleiker liegt in der Zwischenrangliste auf Rang drei und hat damit eine gute Ausgangslage. 

Im Sommer hat Jonas Bleiker seine Lehre abgeschlossen, als Jahrgangsbester im Kanton Thurgau. Nun ist er in seinem Lehrbetrieb, der Erich Keller AG in Sulgen TG, fest angestellt. Um etwas Abwechslung zu haben, macht er die Ausbildung fürs Gleitschirmfliegen. «Auf dem Bild übe ich das Handling am Boden. Bald darf ich die ersten Höhenflüge machen.» 

Léa Coutaz: Beim Malen vergisst sie die Zeit

Sie ist die einzige Frau im aktuellen Nationalteam: Léa Coutaz aus Saint-Maurice im Wallis. Die gemeinsamen Trainings seien für sie sehr lehrreich und sie würden alle zusammen eine gute Zeit verbringen, jedoch ohne ständig in einem Wettbewerb mit­einander zu sein, sagt die 18-Jährige. Einige neue Erkenntnisse würden sie wirklich ermutigen. «Ich freue mich auf die Schweizermeisterschaften. Ich bin deswegen aber auch etwas gestresst», sagt Coutaz. «Das ist ein wichtiger Wettkampf mit sehr talentierten Teilnehmern.» Sie hofft, dass sie so weit wie möglich kommt. Das Wichtigste für sie sei, ihr Bestes zu geben und auf eine in allen ­Belangen positive Erfahrung zurückzublicken. «Ich möchte am Schluss zu mir sagen können, dass ich alles gegeben habe.» Die Walliserin trainiert jede Woche, wie sie berichtet. Das werde jedoch schnell kompliziert und etwas viel neben der normalen Arbeitszeit. 

Léa Coutaz befindet sich im vierten Lehrjahr bei der Schreinerei Eskiss SA in Mar­tigny VS. In ihrer Freizeit zeichnet und malt sie sehr gerne, egal ob mit dem Bleistift, Aquarellstiften oder anderem. «Ich kann Stunden dabei verbringen», erzählt sie.

Benoit Danz: Er geht gerne die Wände hoch

Viel Zeit zum Trainieren hatte Benoit Danz aus La Heutte BE nicht. «Weil ich in der Rekrutenschule als Gebirgsspezialist bin, kam ich nur am Wochenende dazu», erzählt er. Bis zum Ende der RS Ende Oktober kann er gar nicht mehr trainieren, weil die Armee wegen der Coronapandemie alle Rekruten in der Kaserne behält. Obwohl die anderen wohl mehr übten als er, sei er topmotiviert und freue sich auf den Wettkampf. Der 19-Jährige ist gespannt darauf, welche Aufgaben die Kandidaten erhalten. 

«Mein Ziel ist es, zu zeigen, was ich kann, sauber zu arbeiten und ein fertiges Möbel abzugeben. Und wenn das für einen guten Rang reicht, wäre das natürlich super. Wir werden sehen, was herauskommt.» Die Zeit der Schreinermeisterschaften und des Nationalteams geniesst der Berner. «Es war bisher ein super Erlebnis und ich hoffe, dass auch der Wettkampf eines wird.» Er wird dabei auf ein paar Fans zählen dürfen. Seine Lehre hat Danz diesen Sommer bei der Baugeno Biel Genossenschaft abgeschlossen. Zurzeit ist er in der Schreinerei seines Vaters angestellt. «Nächstes Jahr plane ich eine Zusatzlehre als Zimmermann.» In seiner Freizeit geht Danz unter anderem gerne klettern. 

Linus Linder: Gerne auf dem Wasser wie in den Bergen

«Ich habe das Gefühl, ich sei noch nicht bereit für die Schweizermeisterschaften und bin deshalb etwas nervös», sagt Linus Linder aus Worb im Kanton Bern «Ich freue mich aber sehr auf den Wettkampf.» Er habe sich zum Ziel gesetzt, dass er am Ende der vier Wettkampftage mit Stolz auf die spannende Zeit zurückblicken könne. Es sei ihm zudem wichtig, mit den Aufgabenstücken fertig zu werden. «Ich habe sehr viel trainiert, vor allem auch, weil mir das grossen Spass macht.» 

Der 20-Jährige sagt weiter, dass er einerseits froh sei, wenn die anspruchsvolle Zeit in der Schreinernati vorbei sei. «Andererseits wird es bestimmt nicht lange dauern, bis ich diese tolle Zeit vermisse. Es ist ein cooles und motiviertes Team mit einem grossen Zusammenhalt.» Am Wettkampf in Luzern wird er zudem auf Unterstützung von Freunden und Familie zählen dürfen. Seine Ausbildung bei der Stucki Küchen AG in Rüfenacht BE hat Linder diesen Sommer abgeschlossen. Er arbeitet nun als Schreiner im Betrieb weiter. In seiner Freizeit zieht es den Berner gerne in die Berge oder auf den See. 

Romain Mingard: Auf Entdeckungstouren in den Bergen

Romain Mingard aus Couvet im Kanton Neuenburg startet aus der Poleposition zu den Schweizermeisterschaften. Der 18-Jährige hat die beiden eintägigen Wettkämpfe der Schreinernati gewonnen und liegt somit auf dem ersten Zwischenrang. «Ich freue mich sehr auf die Schweizermeisterschaften und hoffe, voll von dieser Teilnahme profitieren zu können», sagt er. «Mein erstes Ziel ist es, eine gute Zeit zu haben und natürlich gut zu arbeiten.» 

Der Westschweizer strebt einen Rang unter den besten Fünf an. Sollte es ihm für die Teilnahme an den World Skills reichen, fände er das natürlich genial. Er habe enorm von den Trainings der Nationalmannschaft profitiert, sagt Mingard. «Ich habe viel gelernt und die Stimmung im Team ist super.» Viel trainiert habe er leider nicht, meint der Neuenburger. «Unter der Woche habe ich nur wenig Zeit. Ich übe einfach abends etwas und dann jeweils am Samstag.» Romain Mingard befindet sich im vierten Lehrjahr und ist bei der Menuiserie Mathey in Cortaillod NE angestellt. In seiner Freizeit ist er sehr gerne sportlich aktiv und in den Bergen unterwegs. Er möge es zu wandern, zu klettern und im Winter Skitouren zu unternehmen, wie er berichtet. Auch fährt er gerne Velo.

Hugo Pinto Paulo: Auf der Suche nach neuen Wegen

Hugo Pinto Paulo aus Châtelaine GE, der sich im vierten Lehrjahr bei den Kulturdiensten der Stadt Genf befindet, freut sich sehr auf die Schweizermeisterschaften. Nervös sei er nicht, er warte geduldig auf seinen ­Einsatz und denke täglich daran, wie der 19-Jährige sagt. «Die Trainings mit dem Nationalteam finde ich toll und bedaure es, dass diese Zeit bald vorbei ist.» Ausserhalb dieser Trainings versuche er, was er könne, um die Aufgaben und Verbindungen zu üben und sich weiter zu verbessern. Es sei jedoch schwierig, genügend Zeit zu finden, um so zu trainieren, wie er eigentlich wollte, sagt Pinto Paulo.

Sein Ziel ist es, wenn er sein Aufgabenstück beendet hat, es anzuschauen und sich selbst zu sagen: Nicht schlecht. «Ich will stolz sein auf das, was herauskommt und was ich zustande gebracht habe. Auch mit dem Ziel Podium», sagt der Genfer. Seine Eltern werden an einem Tag an den Wettkampf kommen, und auch seine Klassenkameraden würden schauen, dass sie ihn vor Ort anfeuern könnten. In seiner Freizeit ist Hugo Pinto Paulo gerne mit dem Mountainbike unterwegs. «Ich bestreite auch hobbymässig Rennen, um neue Wege zu entdecken und die Atmosphäre zu geniessen.

Brian Thomi: Gerne schnell unterwegs

Brian Thomi hat gerade die Werkzeugkisten und seinen Arbeitstisch vorbereitet, damit er mit diesen bis zu den Schweizermeisterschaften trainieren kann. «Ich freue mich sehr darauf, einen Wettkampf mit Publikum zu haben», sagt der 19-Jährige aus Vordemwald AG. «Nervös bin ich noch nicht, aber das wird noch kommen.» Sein Ziel sei klar: Erster oder Zweiter werden und sich somit ein Ticket für die World Skills zu ­holen. Die Zeit mit dem Nationalteam geniesst der Aargauer. Er sei jedoch auch froh, wenn er nach den Meisterschaften wieder mehr Zeit für andere Dinge habe. «Noch mehr würde mich freuen, wenn ich mich für Shanghai vorbereiten dürfte.»

Für ­Thomi ist es in der Nationalmannschaft bisher gut gelaufen. Er belegt den zweiten Zwischenrang. Im Sommer hat Thomi seine Ausbildung abgeschlossen und kann in seinem Lehrbetrieb, der Schreinerei Willisegger in Zofingen AG, weiterarbeiten. In seiner Freizeit ist er zum Beispiel gerne mit dem Quad ­unterwegs. «Das Bild ist aus Kanada, dort braucht man zum Fahren auf Privatgrundstücken keine Prüfung», erzählt er.

Marcel Wagner: Der Jugileiter kniet sich voll rein

Marcel Wagner aus Niederbüren im Kanton St. Gallen freut sich darauf, an den Schweizermeisterschaften zeigen zu können, was er in der Schreinerlehre und in der intensiven Vorbereitungsphase alles gelernt hat. «Wenn ich an den Wettkampf denke, bin ich schon etwas angespannt», sagt er. «Denn das Niveau aller Teilnehmenden ist sehr hoch. Deswegen sind Bestleistungen gefragt.» Der 20-Jährige hat sich zum Ziel ­gesetzt, an den Meisterschaften eine Top­leistung abzuliefern und in den vorderen Rängen mitzumischen. Er hat unzählige freie Stunden in die Vorbereitung investiert. «Das Training alleine reicht meiner Meinung nach nicht aus. Man muss mit Herzblut bei der Sache sein, um auf diesem Niveau bestehen zu können.» 

Wagner ist froh, wenn nach dem Wettkampf die Anspannung nachlässt. «Die tollen Erfahrungen, das Trainieren mit qualifizierten Schreinern und die neuen Freundschaften werde ich jedoch vermissen.» Der St. Galler arbeitet auch nach dem kürzlichen Lehrabschluss in der Schreinerei Egli in Niederstetten SG. In seiner Freizeit ist er im Turnverein Niederbüren und in der Jugendriege aktiv, die er auch leitet.

Nicole D'Orazio

www.schreinermeisterschaften.ch

Veröffentlichung: 29. Oktober 2020

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