Diskrete, aber starke Miniaturtechnik

Bild: Grass

Möbelbänder.  Das Öffnen und Schliessen von Möbeltüren ist selbstverständlich, weshalb die Bänder auch nicht stark beachtet werden. Moderne Möbelbänder verstärken das noch, indem sie dezent eine immer anspruchsvollere Arbeit verrichten und den Innenraum edler gestalten.

Korpusmöbel haben die Aufgabe, Gegenstände aufzunehmen und sie durch Verschliessbarkeit vor Blicken zu verbergen. Die Klappen und Türen sollen dabei perfekt ausgerichtete Möbelfronten bilden und diskret funktionieren. Eine Schliessunterstützung mit Zuhaltung wird heute als selbstverständlich angesehen, und natürlich soll der Aufprall gedämpft werden. Nichts darf das gediegene Wohnambiente stören. Was für die Funktion und die Akustik gilt, gilt auch für die Optik des eigentlichen Bandes: Elegant und unauffällig muss es sein.

In der Vergangenheit hat sich beim Beschlag die vernickelte Oberfläche durchgesetzt, weil sie edel und neutral wirkt und bestens zu vielen Holzfarbtönen passt. Der anhaltende Trend zu dunklen Holzfarben hat in letzter Zeit dazu geführt, dass die Beschläge auch schwarz vernickelt angeboten werden. Von Hettich gibt es sogar den Farbton Obsidianschwarz, womit der Beschlag auf dunklen Hölzern kaum noch auffällt.

Elegante Klappen

Hinter feinen Abdeckungen und zeitgemäss gestalteten Aussenflächen wird die Bandmechanik versteckt. Ebenso wird auf plumpe, grosse Aufschriften verzichtet. Grass hat mit «Tiomos» ein Klappenscharnier geschaffen, das unter der elegant minimalistischen Form die volle Einstellbarkeit in drei Richtungen gewährleistet und sich mit einer klappenseitigen Bohrtiefe von 12 mm auch für dünnere Fronten eignet. Der Klappenhalter «Kinvaro D» mit Seilzug übernimmt die Öffnungsdämpfung sowie das sanfte Schliessen. Dadurch ist die Abstimmung auf die jeweilige Klappengrösse recht einfach.

Ganz ohne Seilzug oder Gasdruckfeder kommt der Klappenbeschlag «Pacta» von Salice aus. Die Öffnungsbewegung verläuft progressiv gedämpft und ist mit Push-System erhältlich. Zahlreiche Farbausführungen erlauben eine bestmögliche Angleichung an die Möbeloberflächen.

Unsichtbare Scharniere

Nicht immer sind vorstehende Bänder im Korpusinnenraum erwünscht. Beispielsweise bei Innenschubladen sind sie unschön und platzraubend. Bei Zimmertüren nimmt man verdeckt liegende Bänder, wenn nichts davon sichtbar sein soll. Neu gibt es diese auch im Möbelbereich mit Einstellungsmöglichkeiten in alle drei Richtungen. Beim 180°-Scharnier für unsichtbaren Anschlag von Häfele werden zudem alle Schraubpunkte mittels Abdeckkappen verschlossen. Ab 18 mm Türdicke können damit die unterschiedlichsten Möbel gestaltet werden – allerdings ohne Schliess- und Haltemechanik.

Ganz ähnlich ist das Spezialscharnier für Holzdicken von 18 bis 32 mm aus dem gleichen Haus. Dieses wird allerdings ausschliesslich in die Tür- und Korpusecke eingelassen. Trotz der optisch feinen Wirkung können so mit zwei Bändern Türen bis 20 kg Gewicht getragen werden. Wie das 180°-Scharnier ist auch das Spezialscharnier voll einstellbar und kann sogar eine integrierte Dämpfung anbieten. Die stabile Mechanik braucht ihren Platz, und so reicht der Beschlag weiter in die Korpuskante hinein, als die Stulpseite vermuten lässt. Diese ist sehr sauber gestaltet, womit auf Abdeckungen verzichtet werden konnte.

Diese Art Band entspricht offenbar einem wachsenden Bedürfnis und wird auch von Salice und Grass angeboten.

Kaum noch was zum Schrauben

Der Trend, Werkstoffe wie Keramik, Mineralwerkstoffe, Zementfaserplatten, HPL- und HDF-Platten als Fronten zu verwenden, verlangt alleine schon wegen der hohen Materialgewichte nach dünnen Platten. Diese ergeben zudem ein edleres Gesamtbild. Normale Topfbänder benötigen für dünne Materialien eine zu tiefe Bohrung in der Tür, und Glasbänder mit mechanischer Befestigung zerstören die schlichte Frontwirkung mit ihren Befestigungsplatten. Bisher wurden daher auf der Frontinnenseite Aufdoppelungen verwendet.

Blum hat mit dem «Expando T»-System eine mechanische Verbindungsmöglichkeit geschaffen, die eine Lochtiefe von 6 mm bei einem Durchmesser von 10 mm benötigt, um einen festen Schraubensitz zu gewährleisten. Der neue Dübel besteht aus einem Zuganker aus Stahl, ummantelt von Kunststoffbacken, wodurch der Halt in ganz harten sowie auch weicheren Materialien sichergestellt wird. Verwendbar sind somit Frontplatten von 8 bis 14 mm Stärke.

Integrierte Dämpfung ohne Topf

Das Problem der Befestigung an dünnen Platten ist behoben. Nur, wo bleibt jetzt der Topf mit der Dämpfungsmechanik? Für das Glasband «Christallo» hat Blum die integrierte «Blumotion»-Technik in den Bandarm verlegt. Und dieses System kommt jetzt auch dem «Clip top Blumotion» für dünne Türen zugute. Die Standard-Montageplatten können so auf den gewohnten Positionen verwendet werden. Auch beim neuen Band «Tiomos M» von Grass braucht es keinen Topf mehr, die «Soft-Clos»-Dämpfung ist dennoch voll integriert. Sie lässt sich zudem werkzeuglos einstellen. Der Unterschied zum Band von Blum liegt vor allem in der Befestigung: Das Scharniersystem wird mit einer Exzenterschraube an einem Klebe- adapter an der Tür befestigt. Damit sollen sich dann Frontplatten von 6 bis 10 mm Stärke verwenden lassen.

Minimale Stückzahl

Nicht jedes neue Band nimmt sich diskret zurück. Häfele führt beispielsweise ein Topfband für breite Türen. Damit können Türen bis 900 mm Breite und mit einem Gewicht von bis zu 40 kg mit nur drei Bändern gehalten werden. Klar, der Topf hat 40 mm Durchmesser und ist 15 mm tief. Sieht man aber die Bandabmessungen im Verhältnis zum Türblatt und zur geringen Anzahl an Bändern, ergibt sich doch eine recht zurückhaltende Gesamtwirkung.

Es zeigt sich bei den Möbelbändern, dass das Korpusinnere in seiner optischen Wirkung weiterhin stark an Bedeutung zugenommen hat. Faszinierend ist auch, dass trotz minimaler Platzverhältnisse bei vielen Systemen die volle Einstellbarkeit Realität geworden ist.

www.hettich.comwww.grass.euwww.salice.comwww.haefele.comwww.blum.com

ab

Veröffentlichung: 31. Mai 2018 / Ausgabe 22/2018

Artikel zum Thema

25. April 2024

Stabile Wände fürs stille Örtchen

WC-Trennwände.  In öffentlichen Gebäuden wie Restaurants oder Hotels, wo die Toilette aus einem Raum besteht, sorgen WC-Trennwände für Privatsphäre und Ruhe. Die Schreinerzeitung stellt Systeme verschiedener Hersteller vor und zeigt, wo die Unterschiede liegen.

mehr
25. Januar 2024

Widerspruch beim Sichern von Räumen

Paniktüren.  Was an Gebäuden und Räumen so sorgfältig verschlossen und gesichert wird, soll ebenso bei Gefahr einen sicheren Fluchtweg bieten. Panikschlösser sind technisch immer weiter entwickelte Wunderwerke im täglichen Dauergebrauch.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Beschläge