Duell auf höchstem Niveau

Das französische Modell kann sich mit seinem eigenständigen Design sehen lassen. Bild: Debuchy by Toulet

Tischfussball.  Die Fussball-Weltmeisterschaft steht vor der Tür. Italien wird zum Bedauern vieler nicht dabei sein. Bei den Edel-«Töggelikästen» standen sie dagegen lange unangefochten an der Weltspitze. Jetzt haben sie einen Herausforderer: Frankreich. Ein Vergleich.

Bald ist es so weit. Die Fussball-Weltmeisterschaft beginnt. Viele werden nochmals mit Italien mitleiden. Das grosse Fussballland hat sich nicht qualifiziert. Den Anpfiff hören die Spieler deshalb nur am Fernseher. Eine nationale Katastrophe ist das.

Doch es gibt einen Trostpreis. Beim Tischfussball, dem Kicker- oder «Töggelikasten», steht die italienische Variante seit vielen Jahren nahezu unangefochten an der Weltspitze. Genauer gesagt, bei den Edel-«Töggeli- kästen». Also solchen Spielkästen für Jung und Alt, die beim Verkaufspreis auch Mal im fünfstelligen Bereich liegen.

Aber auch hier bleibt die Zeit nicht stehen. Es gibt inzwischen einen Herausforderer. Und der stammt aus Frankreich. Andere spielen nicht wirklich mit in dieser Liga. Deshalb geht es eigentlich nur darum, wer den direkten Vergleich der beiden hochstehenden Schreinerarbeiten final für sich entscheidet. Beide Teams haben natürlich auch Schwächen, weshalb sich die genaue Analyse für künftige Herausforderer lohnt.

Ein Möbel macht noch keinen Sport

Unterscheiden muss man bei den «Töggelikästen» grundsätzlich zwischen Sportgeräten und solchen für die Freizeit und natürlich den wenigen für das Wohnzimmer. Tischfussball ist populär. Nicht nur in Beizen, sondern auch auf nationaler und internationaler Ebene ist die Disziplin in Turnierform längst etabliert. Der internationale Verband, die International Table Soccer Federation (ITSF), hat das klare Ziel, baldmöglichst olympische Disziplin zu werden. Wirkliche Profi-Tischfussballer gibt es jedoch bislang nur ganz wenige. Kickern ist in erster Linie ein Amateursport mit Profi-Anspruch. Und ähnlich wie im richtigen Fussball gibt es Regelwerke zu allen möglichen Belangen. Etwa dazu, wie gross ein «Töggelikasten» sein soll und wie die Spielfiguren oder auch der Ball auszusehen haben.

Den Turnierbereich teilen sich deshalb einige Markenhersteller von Profi-Kicker-Tischen auf. Diese kommen aus Italien, Österreich oder Deutschland. Und weil sie im Detail Eigenheiten aufweisen, wird bei Turnieren vorab klar kommuniziert, auf welchen Tischen gespielt wird. Es ist zum Beispiel ein deutlicher Unterschied, ob auf einer Spielfläche aus Laminat, High Pressure Laminate (HPL) oder auf der harten Oberfläche einer Glasplatte gespielt wird. Glasplatten kommen recht häufig vor und können dann auch mit sandgestrahlter Oberfläche für einen besseren Grip sorgen. Solche scheinbaren Nebensächlichkeiten sind für Spieler sehr wichtig, genauso wie die Spielmännchen selbst. Manche mögen eher gerundete, andere eckige Fussenden.

Alles Schall und Rauch für die Hersteller von Edel-«Töggelikästen», die vor allem auf das Design ein deutliches Augenmerk legen, aber längst nicht nur. Seit vielen Jahren gehört die italienische Edel-Kicker-Manufaktur Teckell dazu. Die Ausführung ganz aus transparentem Acrylglas oder in Kombination mit fein verarbeitetem, massivem Holz wie Eiche, Esche oder Nussbaum prägt etwa das Modell «90° Minuto». Es ist seit fünf Jahren auf dem Markt. Die richtige Kundschaft vorausgesetzt, zeigt Teckell, dass dies ein Geschäftsfeld sein kann. Das dachte sich auch der (reale) französische Profifussballer Mathieu Debuchy, der zusammen mit Toulet, dem Traditionsunternehmen von Billardtischen, den High-End-Kicker «The Pure» umgesetzt hat. Dieser kann sich sehen lassen, auch wenn er noch nicht von allen bemerkt wurde. Genau wie das echte französische Team ist das Produkt ein Geheimtipp für den Weltmeister-Titel.

Wichtig sind die Platzverhältnisse

Die Design- und Freizeittische sind nicht in gleichem Mass genormt wie die Turnierausführungen. Zum Beispiel sind die Spielflächen nicht immer gleich gross. Und während etwa der Goalie des französischen Debuchy-Tischs im Toraus nicht drehbar ist, hat der italienische Keeper von «90° Minuto» auch neben dem Tor die volle Bewegungsfreiheit, wie das bei den Profis eigentlich üblich ist. Durch den mitspielenden Tormann hat der italienische Tisch einen klaren Vorteil. Anders verhält es sich bei der Unterlage. Sehr harte Böden machen das Spiel zwar schnell, erschweren aber auch das trickreiche Agieren, wodurch technisch versierte Spieler ihre Stärken nicht richtig ausspielen können. Und auf dem bewährten Belag einer HPL-Fläche wie beim französischen Modell lässt es sich besser klemmen, was ein leichtfüssiges und variantenreiches Spiel ermöglicht. Mit Freude am «Jet», am «Back-Pin» oder am «Abroller» ergeben sich hier Vorteile für den Tisch «The Pure». Anschauungsmaterial zu den Tricks gibt es auf Youtube zu sehen.

Abmildern lässt sich der Nachteil von Hartplatz-Modellen durch den Einsatz von griffigen Bällen bis hin zu Kork und weicheren Spielertypen. Wichtig ist auch der stabile Stand. Neben geeigneten Beinkonstruktionen geht es dabei auch um das Gewicht. 100 kg und mehr sind keine Seltenheit bei den Sportgeräten, damit diese auch bei engagiertem Spiel sichere Verhältnisse bieten. «The Pure» bringt es auf 90 kg, «90° Minuto» dagegen lediglich auf 75 kg.

Technisches Know-how entscheidend

Im Gegensatz zu den beiden Edeltischen gibt es die technischen Einzelteile für Sport- und Hobbytische inzwischen in vielen Varianten. Dies erlaubt Rückschlüsse auf die Eignung der Ausstattung von «The Pure» und «90° Minuto». Die Stangen haben in der Regel einen Durchmesser von 16 mm oder 5/8 Zoll (15,9 mm) und werden meist durch Gleitlager aus Nylon-Kunststoff geführt. Kugellager kommen seltener vor. Diese extrem leichtgängige Variante ist gewöhnungsbedürftig für die meisten Kickerspieler und wirkt etwas «schwammig».

Die Konstruktion mit durchgeschobenen Stangen und beidseitigen Lagern hat sich durchgesetzt. «The Pure» setzt aber auf die eingeschobene Variante, die Teleskopstange. Vorteil dabei ist, dass die gegnerischen Spieler nicht gestossen werden können und sich jeder ganz auf seine Spieler konzentrieren kann. Nachteilig sind jedoch die konstruktionsbedingt geringere Stabilität und der grössere Kraftaufwand beim Spiel, zumal wenn die Stangen dann mal etwas in die Jahre kommen. Die Konstrukteure haben bei «The Pure» die Lager zusätzlich mit Teflon beschichtet, um die Gleiteigenschaften zu verbessern. Wartung und Pflege sind aber in jedem Fall wichtig. Generell dürfen auch nach dem internationalen Regelwerk der ITSF die Stangen gelegentlich, auch beim Turnier, geschmiert werden.

Beide Edelmodelle zeigen Stärken und Schwächen, was die Spieleigenschaften angeht. Deshalb endet dieser Vergleich unentschieden. Kommt es zum Penaltyschiessen, hat auch der Zufall den Fuss im Spiel, und entscheidend ist natürlich der Geschmack des Kunden. Klar ist: Beide Modelle, «The Pure» und «90° Minuto», spielen ganz oben mit und verdienen es, genau betrachtet zu werden. Vielleicht geben sie Schweizer Schreinereien eine Orientierung für eigene Entwürfe auf allerhöchstem Niveau.

www.teckell.com

www.debuchybytoulet.com

www.tablesoccer.org

ch

Veröffentlichung: 17. Mai 2018 / Ausgabe 20/2018

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