Edel genutzt bis in die hinterste Ecke

Edel wirkt es, wenn die sichtbaren Elemente mit denjenigen im Möbelinneren übereinstimmen. Bild: Peka

Funktionsauszüge.  Das Innenleben von Küchen muss vermehrt höheren gestalterischen Ansprüchen genügen. Dabei sind durchgängige Systeme, die den vorhandenen Platz ausnutzen, im Vorteil. Vier Beispiele aus Blech zeigen, was möglich ist.

So, wie sich die Menschen in ihrem Selbstverständnis und ihrem sozialen Umgang verändern, so tun dies auch deren Wohnräume. In neu erstellten Gebäuden sind daher Küchen praktisch in den Wohnraum integriert, was den Anspruch an die Aussenflächen massiv erhöht hat. Dennoch bleibt die Küche ein Arbeitsraum, der in erster Linie funktionell sein muss. Das bedeutet, dass sehr viele Dinge in der persönlich richtigen Sortierung übersichtlich verstaut und jederzeit schnell zugänglich sein müssen.

Übersicht durch Auszugsysteme

Die günstigste Lösung, den Innenraum von Korpusmöbel zu nutzen, sind sicher in der Höhe verstellbare Tablare. Zudem ermöglichen sie auch die grösstmögliche Platzausnutzung, da die Fläche verlustfrei genutzt werden kann. Je weiter diese in Bodennähe oder über der Augenhöhe liegen, desto weniger können sie jedoch eingesehen werden. Die Übersicht geht verloren, nur die vorderste Reihe der darauf befindlichen Dinge ist ersichtlich und verderbliche Ware sollte daher so nicht gelagert werden.

Schon vor langer Zeit brachte beispielsweise die deutsche Firma Kesseböhmer GmbH Auszugsysteme für eher schmale Hoch- und Unterschränke auf den Markt. Die Front wurde stirnseitig an einen umlaufenden Metallrohrrahmen befestigt, in den in der Höhe versetzbare Drahtkörbe und Tablare mit Drahtreling eingehängt werden konnten. Das Ganze stand auf einem Auszug der Peka Metall AG in Mosen LU und liess sich vollständig herausziehen. Der Inhalt war von beiden Seiten gut ersichtlich und erreichbar. Auch weitere Hersteller wie die in Deutschland beheimatete Vauth-Sagel Systemtechnik GmbH lieferten solche Systeme, die alle ähnlich aufgebaut waren und sind.

Offene Schränke wirken wohnlicher

Durch die Integration in den Wohnbereich fallen die geschlossenen, kubischen Küchenkorpusse vielfach mit ihrer Strenge eher negativ auf. Der aktuelle Trend geht daher in Richtung offene Elemente, die eine auflockernde Wirkung haben und ihr Innenleben zeigen. Normalerweise hat eine Küche zu wenig Platz, als dass da dekorative Nischen geschaffen werden können. Der offene Bereich muss somit genauso seine funktionellen Aufgaben erfüllen wie der geschlossene.

Ein offener Schrank hat, wenn das auch noch gut aussehen soll, Tablare. Wenn diese dann noch ausziehbar sind, ist der Anspruch an Übersicht und Zugriff erfüllt. Damit der Inhalt allerdings nicht an den Seitenwänden streift oder hinten runterfällt, braucht es mindestens dreiseitig Zargenelemente – damit ist man bei einem englischen Auszug, was besonders zur Seite hin Platz wegnimmt und eine mehr oder weniger grosse Lücke erzeugt.

Blechschubladen als Veredelung

Schon vor einigen Jahren hat Peka damit angefangen, eigene, pulverbeschichtete Stahlblechtablare mit hochgebogenen Seiten zu fertigen. Die Linie «Libell» sieht, durch die bewusst offen und formal schön gestalteten Eckbereiche, nicht nur in den Hochschrankauszugsrahmen gut aus. Sie beinhaltet auch vorne offene Auszugtablare mit wenig seitlichem Spielraum. Öffnet man das Hochschranksystem «Pleno», zieht man mit der Tür gleich alle Tablare heraus. Eine magnetische Matte auf den Blechböden sorgt dafür, dass nichts verrutschen kann und ein angenehmes Tönen beim Hantieren mit Dingen darauf entsteht.

Im Gegensatz zu Drahtwaren wirken die schlichte Formgebung und die dünnen Flächen aus Blech zeitgemäss und edel. Auch wenn in der Schweiz vor allem weisse Produkte verlangt werden, in Anthrazit verstärkt sich der edle Eindruck noch, und besonders Zusammenstellungen mit Holz zeigen ein grosses Anwendungspotenzial. Das kommt bei offenen Korpussen sehr deutlich zum Tragen.

Der Inhalt steht in der vordersten Reihe

Auch andere Hersteller haben die oben genannten Vorteile erkannt. Anthrazit wird auch bei Kesseböhmer, deren Schweizer Vertrieb Peka hat, angeboten. Mit der Linie «Arena Style» ist die bisher übliche Reling aus Rundstahl einem feinen Stahlband gewichen. Interessant ist, dass dieses Band mit dem Blechrand vom Tablar darunter im direkten Vergleich zum Rundstahl viel feiner wirkt, obwohl es etwas höher ist.

Mit dem gleichen Grundgedanken, wie bei den Hochschrankauszügen bezüglich Übersicht und Zugänglichkeit, hat sich die Firma auch dem oberen Bereich des 600 mm breiten Hochschrankes angenommen. Herausgekommen ist «Turnmotion», ein Drehtablar, welches alle 90 Grad einrastet. Somit steht der Inhalt immer in der vordersten Reihe. Die Tablare sind mittig kugelgelagert und werden mit ihren zwei Auslegearmen in beidseitig im hinteren Bereich seitlich befestigte Profilleisten eingehängt.

Schlicht, aber wirkungsvoll

Ein breites Stahlband, in Lavagrau pulverbeschichtet, umfasst die in den Eckbereichen gerundeten Böden der Linie «Planero» von Vauth-Sagel. Die dünnen Böden aus Holzwerkstoffplatten mit gleichfarbiger, rutschhemmender Oberfläche sind herausnehmbar und verfügen über eine umlaufende Dichtungslippe. Mit Verzicht auf diese Dichtung kann der Schreiner somit, rein theoretisch, auch einen eigenen, der Situation angepassten Boden einsetzen.

Obwohl das Stahlband geschlossen ist, wirkt so ein Tablar dennoch edel und dem heutigen Formempfinden angepasst. Wie schon bei «Arena Style» gibt es diese Linie bisher nur für den Schrankinnenbereich.

Mit geringem Aufwand individuell

Auch wieder bei offenen Korpussen einsetzbar ist die Linie «Fioro» von Peka, welche ab November in der Schweiz erhältlich ist. Wie bei «Libell» sind die Tablare vollständig aus gebogenem Stahlblech, nur haben sie ausser der anderen Form an der Vorderkante eine Einstecknut. In diese können Dekorleisten in verschiedenen Höhen und aus allen möglichen Materialien gesteckt werden. Da kann man wirklich der Fantasie freien Lauf lassen und mit dem Material und der Bearbeitung auch sehr ausgefallene Gestaltungswünsche realisieren.

Unzugänglichen Raum nutzen

Eine zusätzliche Wirkung zeigen dann noch die Hochschrankauszüge, deren Tablare diese Einsteckleisten seitlich haben. Unterschränke laufen oft um die Ecke, was gerne zu unbenutzbaren Räumen führt, denn Tablare sind schlecht zugänglich und die häufig anzutreffenden Karussells nutzen das vorhandene Volumen nicht voll aus. Mit «VS COR Fold» von Vauth-Sagel und «Magic Corner» von Kesseböhmer und Peka gibt es Tablarregale mit quadratischem Grundriss, die den Innenraum weitgehend nutzen können und nacheinander vollständig aus der Ecknische herausfahren. Dabei kann die Möbeltür am Korpus oder am ersten Regal angeschlagen sein.

Weitere Beispiele im Internet unter schreinerzeitung.ch.

www.peka-system.chwww.sfs.chwww.schreinerzeitung.ch/dossiers

ab

Veröffentlichung: 20. September 2018 / Ausgabe 38/2018

Artikel zum Thema

21. März 2024

Holz als Basis

Massivholz.  Stein, Keramik und Chromstahl werden häufig für Küchenabdeckungen eingesetzt. Sie sind praktisch in der Handhabung und Pflege. Werden gewisse Punkte beachtet, lassen sich jedoch auch mit Massivholz schöne Küchen realisieren, wie Beispiele aus der Praxis zeigen.

mehr
21. März 2024

Auf die Bedürfnisse kommt es an

Abluft.  Dunstabzüge gehören zu den zentralen Elementen in einer modernen Küche. Nur wenn diese auf die Bedürfnisse und das Kochverhalten der Kundschaft abgestimmt sind, können die Geräte ihre volle Leistung erbringen und das Kocherlebnis unterstützen.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Küchen