Eine besondere Verbindung eingehen

Renner in Rohstahl: Die «Boxx» gibts mit 150 verschiedenen Fronten. Der Schreiner fertigt Schubladen und Fronten, der Schlosser montiert Beschläge. Bild: Schreinerei Spicher AG

Materialkombination.  Die Kombination von Holz und Stahl ist auf dem Bau und bei Produkten wie Fenstern fast unerlässlich. Auch in der Möbelfertigung kann man damit Akzente setzen. Planung und Umsetzung sind meist Teamarbeit zwischen dem Schreiner und dem Schlosser.

Holz und Stahl sind heterogene Werkstoffe. In der Schreinerei können sie trotzdem eine erfolgreiche Verbindung eingehen. Je nach Produkt braucht es unterschiedliche Planungs- und Fertigungsschritte.

Aus der Not eine Tugend gemacht

In mancher Schreinerei gehört die Werkstoffkombination Holz-Metall von Anfang an dazu. Die Schreinerei Spicher in Brugg AG kam zufällig auf die Verbindung. Beim Umbau eines Bienenhauses zu einem Gästezimmer mit Sauna fand sich nicht genügend Platz für Massivholzmöbel. Deshalb entwickelte Markus Spicher zusammen mit einem Schlosser die ersten Möbel aus einfachstem Walzstahl mit Altholz. Die Kombination kam so gut an, dass daraus in der Zwischenzeit eine «Rohstahlfamilie» entstand, die auch Schreinereien im Wiederverkauf anbieten. Für den 5er-Schubladenturm, schlicht «Boxx» genannt, stehen im Internet 150 verschiedene Fronten zur Auswahl. «Unser Rohstahlprogramm ergänzt unsere Arbeitsgebiete Küchen, Innenausbau und Möbel sehr gut. Im Küchenbau sind wir es gewohnt, mit verschiedensten Materialien zu arbeiten», sagt Markus Spicher.

Die Metallarbeiten übernimmt ein Schlosser im Auftrag der Schreinerei. Der 3 mm dünne Walzstahl mit Zunderflecken und Schleifspuren werden mit natürlichem Ölwachs behandelt. «Wir liefern die Beschläge, klassische Tandemauszüge, beim Schlosser an, dieser montiert die Auszüge, und anschliessend bauen wir unsere Schubladen ein», sagt Spicher. Ein weiterer Pluspunkt: Die Schubladenfronten bieten eine optimale Form der Resteverwertung von Massivholz. Die Schubladen bestehen in der Regel aus filmbeschichtetem Sperrholz. Bei den Holzfronten wird auf heimische Herkunft geachtet. Auch spezielle Kundenwünsche wie Kuhfell oder alte, gemalte Muster sind möglich oder aber der Kunde montiert seine eigene Front.

Mehrere Tonnen Stahl wanderten auf diese Weise bereits in Schweizer Wohn- und Bü- roräume. «Die Umsatzkurve zeigt in diesem Segment stetig nach oben.» Auch wenn die Schreinerei damit nur einen kleinen Teil ihres Gesamtumsatzes erwirtschaftet, ist das Rohstahlprogramm schon zu einem wichtigen Standbein geworden. Der Vertrieb erfolgt über den Fachhandel, produziert wird in Kleinserien à 20 Stück. Auch der indirekte Werbeeffekt schlägt mittlerweile zu Buche.

Die Kombination für Tür und Fenster

Mancher Neukunde wurde inspiriert vom Produkt und wünscht sich vergleichbare Holz-Metall-Kombinationen auch in seiner Küche. Das spornt den Geschäftsführer an, die Entwicklung des Programms voranzutreiben. Regale, Medienboards und Kleinmöbel entstanden bereits.

Auch bei der Schreinerei Berther in Schattdorf UR sind Holz und Metall nicht wegzudenken. Der bereits 1897 gegründete Betrieb fertigte von Beginn an Fenster und Türen und war im Innenausbau tätig. Seit 40 Jahren setzt man auf Holz-Metall-Fenster wie auch Türen, die rund 70 Prozent des Umsatzes in der jeweiligen Sparte ausmachen. Meistens kommt Fichte mit einem farbigen Anstrich zum Einsatz. Der Fensterrahmen ist mit Schlitzzapfen verbunden, das einbrennlackierte Aluminium wird mit Klips aussen auf den Rahmen aufgesetzt. Auf diese Weise kann sich das Holz bewegen. «Die witterungsbeständige Verbindung hat sich bewährt», sagt Geschäftsführer Sepp Walker. Das gleiche Prinzip wird für Türen eingesetzt. So bietet sich eine einheitliche Aussenansicht des Hauses.

System wird laufend weiterentwickelt

Die Geschäftsleitung setzt zwingend auf einen Hersteller, denn jeder Metallbauer hat ein eigenes Rahmensystem. «Der Schreiner braucht das passende Werkzeug, um das Holz so zu bearbeiten, dass die Alurahmen aufgesetzt werden können», sagt Walker. Der Metallbauer liefert den Metallrahmen an, der Schreiner drückt ihn von Hand aufs Fenster. Das Dreifachglas wird noch vor der Metallmontage eingesetzt und dann mit dieser zusammen fixiert. Doch auch wenn sich das Produkt bewährt hat, darauf ausruhen lässt sich nicht. Die ständigen technischen Neuerungen verlangen immer neue Entwicklungslösungen. So soll demnächst ein neu entwickeltes Heimatschutzfenster an den Start gehen.

Ein Duo für draussen und drinnen

Mit völlig anderen Metallkonstruktionen arbeiten die Angestellten bei Manus Bau und Schreinerei in Bern. «Der 1982 als Genossenschaft gegründete Betrieb sollte von Beginn an verschiedensten Handwerkern Platz unter einem Dach bieten», sagt Projektleiter Hans Steiner. So ergaben sich die bestehenden drei Standbeine Architektur, Bau und Schreinerei. Holz-Metall spielt im Aussenbereich eine Rolle, etwa für den Unterbau von Terrassenrosten und Balkonen, Treppenwangen wie auch Unterkonstruktionen von Treppen. Im Innenbereich brauche es Holz-Metall-Konstruktionen bei Stahlträgern und Stützen für Mauerdurchbrüche. Auch Möbel werden gebaut.

Den Kontakt sollten sie meiden

Für die Verarbeitung der beiden heterogenen Materialien muss die Witterung berücksichtigt werden. «Roher Stahl darf im Aussenbereich nie mit Holzteilen in Kontakt kommen, denn bei Nässe entstehen schwarze Flecken auf dem Holz, vor allem bei Eiche, und der Stahl rostet», sagt Steiner. So kommen aussen feuerverzinkte Konstruktionen oder Chromstahl zum Einsatz. Zur Sicherheit erfolgt die Montage generell mit einem Abstand von 1 cm zum Holz. Zur Auswahl stehen Hölzer wie Douglasie, Lärche und Eiche, roh oder geölt. Die Abwicklung hängt von der Grösse und vom Umfang der Projekte ab.

Zusammenarbeit je nach Komplexität

Der Schreinerbetrieb übernimmt die gestalterischen und planerischen Vorgaben für kleinere und mittlere Konstruktionen selbst. «Wir planen die Bauteilmasse für das Baugesuch. Unser Architekt erstellt die nötigen Pläne und erledigt das Baugesuch. So entstehen Synergien unter einem Dach. Der Schlosser plant die Details für seine Konstruktion», erklärt Hans Steiner. Der Partner montiert die Metallkontruktion, die Schreiner montieren die Holzbauteile vor Ort. Grössere und komplexe Konstruktionen wie zum Beispiel Balkontürme werden durch einen Ingenieur berechnet, weil diesbezüglich das entsprechende Fachwissen fehlt. Je nach Komplexität des Auftrags arbeitet die Firma mit kleineren Schlossereien oder grösseren Metallbaufirmen zusammen.

www.spicher.chwww.bertherfenster.chwww.manusbern.ch

MZ

Veröffentlichung: 08. Januar 2015 / Ausgabe 1-2/2015

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