Eine ökologische Ergänzung

Hochwertige und ökologische Produkte erweitern den Spiel-raum des Schreiners. Bild: Forbo

Ökomaterialien.  Der Werkstoff Holz ist natürlich ökologisch und bleibt es, wenn er nachhaltig bewirtschaftet wird. Sucht der Schreiner nach passenden Werkstoffen und Produkten zum Kombinieren, ist es ratsam, deren Qualität und Verarbeitbarkeit frühzeitig abzuklären.

Geht es um die Planung und Entwicklung neuer Produkte und Materialien, sollten der sparsame Einsatz der Ressourcen und der schonende Umgang mit unserer Umwelt immer ein zentrales Element sein.

Bei der internen und externen Auftragsvergabe setzen grössere Unternehmen und Institutionen schon länger auf einen gezielten Umweltschutz. Immer häufiger verlangen jedoch auch Privatkunden nach nachhaltigen Produkten und Angeboten. Dieser gestiegenen Nachfrage kommen die Hersteller mit interessanten und ideenreichen Produkten nach, die dem Schreiner und Innenausbauer zusätzliche Möglichkeiten bei der Umsetzung von Kundenträumen schaffen. Für einen erfolgreichen Einsatz benötigt es eine gezielte Auswahl und Abstimmung in der Gestaltung sowie der Konstruktion.

Anforderungen früh klären

Generell sollte der Schreiner so früh als möglich abklären, ob im Auftrag zertifizierte Werkstoffe gewünscht oder sogar gefordert sind. «In der Praxis werden die Ausschreibungen leider oftmals nicht genau gelesen oder gewisse Punkte erst einmal ignoriert», sagt Martin Brübach, Mitglied der Geschäftsleitung und zuständig für die Entwicklung bei der Türenfabrik Brunegg AG. Das Unternehmen in der gleichnamigen aargauischen Gemeinde bietet verschiedene Zertifizierungen für seine Produkte an.

Bei einer mangelnden Vorbereitung kann es vorkommen, dass erst mitten im Auftrag das Thema wieder auf den Tisch kommt und dann aufwendige und teure Lösungen konstruiert werden müssen. Dieses Vorgehen kann auch taktische Gründe haben, um den Preis möglichst tief zu halten. Jedoch sind eine Aufklärung und der Einbezug der Kundschaft nachhaltiger. «Hier empfehle ich, die Spezialitäten der Ausschreibung gegenüber dem Auftraggeber genau auszuweisen und sich somit ein Alleinstellungsmerkmal zu verschaffen», sagt Brübach. Zudem sind ökologisch sinnvolle Produkte nicht unbedingt teurer, wenn sie frühzeitig evaluiert werden.

Prüfen und für sich abklären

Auf der Suche nach einem geeigneten ökologischen Werkstoff oder Produkt gilt es, diesen vor dem ersten Gebrauch etwas genauer zu prüfen. Denn heutzutage ist auf jedem Stückchen Holz oder Holzwerkstoff irgendein ökologisches Label aufgeklebt. Hier lohnt es sich, das jeweilige Label und dessen Anbieter etwas genauer abzuklären und umgesetzte Referenzarbeiten abzuchecken. Auf diese Weise kann sich der Schreiner mit seiner praktischen Erfahrung ein gutes Bild verschaffen und unpassende Angebote schon früh aussortieren. «Es gibt im Wesentlichen zwei Arten von Zertifizierungen: die einen beziehen sich auf die Herkunft und die anderen auf die Emissionen», erklärt Brübach.

Wichtig ist, dass sich die eingesetzte Zertifizierung durch den ganzen Auftrag zieht. Von der Materialwahl über die Produktion bis hin zur Montage und der Inbetriebnahme muss alles stimmen. Hier sollte jeder Unternehmer eine für seinen Betrieb stimmige Schwelle festlegen. Die eingesetzten ökologischen Werkstoffe müssen mit der eigenen Philosophie und den betrieblichen Anforderungen an die Ökologie übereinstimmen. Unstimmigkeiten bei der Material- und Produktwahl können ein getrübtes Bild auf den Verarbeiter werfen.

Graue Energie nicht vergessen

Ebenfalls sollten bei der ganzen ökologischen Betrachtung die zusätzlichen Aufwände mit einbezogen werden. Informationen über die Rohstoffe und deren Gewinnung, die Herstellung eines Werkstoffes, die Transportwege, die Pflegeaufwände sowie die Lebensdauer und Entsorgung dürfen bei einer Materialevaluation nicht vergessen gehen.

Hochwertig und bearbeitbar

Ebenso entscheidend wie die ökologische Seite der Werkstoffe sind deren Qualität und Verarbeitungsmöglichkeiten für den Einsatz durch den Schreiner.

Die Qualität alternativer Ökomaterialen muss mit der hohen Schreinerqualität mithalten können. Denn ein ökologisches Produkt mit mangelhafter Qualität zieht auch die restliche Arbeit runter. Damit macht sich der Schreiner selbst und seiner Kundschaft keinen Gefallen.

Die saubere und speditive Verarbeitung ist ebenfalls ein zentrales Kriterium. Kann die Bearbeitung mit den vorhandenen Standardmaschinen erfolgen? Ist das nicht möglich, muss ersichtlich sein, wie und wo das Material bearbeitet werden kann. Oftmals bieten hier auch die Hersteller Lösungsvorschläge oder eine entsprechende Dienstleistung an.

Für die Konstruktionsdetails sollten ebenfalls saubere Herstellerlösungen vorhanden sein. Konstruktive Punkte wie Kantenstösse, Eckausbildungen und Fugenbilder müssen sauber und einfach gelöst sein. Sind Sonderkonstruktionen nötig, ist es ratsam, für diese schon in der Projektphase eine Lösung zu erarbeiten.

Spezielles Zubehör, wie passende Füllmittel, Spachtel, Kleber oder Kanten, muss die entsprechende Qualität und Materialverträglichkeit aufweisen.

Starke Partnerschaften nutzen

Der Zukauf von zertifizierten Halbfabrikaten oder Produkten kann je nach Auftrag eine spannende Lösung darstellen. Einige Werkstoffhersteller und Händler bieten beispielsweise mit fertigem Zuschnitt oder Kantenbearbeitungen nach Wunsch tolle Dienstleistungen an. So können die teilweise heiklen Arbeitsschritte ausgelagert und das Fehlerrisiko gesenkt werden.

Aber auch Hersteller von Produkten wie Möbeln, Türen oder Fenstern bieten ihre Produkte teilweise schon zertifiziert oder mit den nötigen Nachweisen an. So kann der Schreiner in seinem Auftrag die spezifischen Stärken nutzen und sich dadurch neu platzieren. Es lohnt sich, bei seinem Fachpartner frühzeitig nachzufragen.

Eine Chance für den Schreiner

Neben dem idealistischen Aspekt kann ein gezielter und fachmännisch korrekter Einsatz von ökologisch sinnvollen Werkstoffen auch als Alleinstellungsmerkmal wirken. Der Schreiner kann diese auch als Chance nutzen und damit alternative Kundengruppen ansprechen und in neue Nischen vorstossen.

Klimapositiver Boden

Mit dem Kork-Bodenbelag «Wise» hat das portugiesische Unternehmen Amorim Flooring ein klimapositives Produkt der neusten Generation entwickelt. Durch eine durchgängig nachhaltige Produktion bindet «Wise» mehr klimaschädliches CO2, als es freisetzt. Der Belag ist wasserfest, hat eine Aufbauhöhe von lediglich 7,3 Millimeter und kann bis zu 300 Quadratmeter fugenlos verlegt werden.

www.amorimflooring.com

Da ist Natur drauf

Das österreichische Unternehmen Organoid Technologies GmbH ist bekannt für seine Oberflächen aus natürlichen Materialien. Diese kann der Schreiner auf unterschiedlichen Trägerwerkstoffen, selbstklebenden Geweben und sogar als Tapeten bestellen. Für die Oberflächen werden Blätter, Gräser, Halme, Blumen und allerlei Besonderheiten, wie Zitronenscheiben oder Vanilleschoten, verwendet. Es lohnt sich ein Blick auf das Portfolio, um sich inspirieren zu lassen.

www.organoids.com

Für die Möbeloberfläche

Der Werkstoff Linoleum ist für den Schreiner ein alter Bekannter mit guten ökologischen Eigenschaften. Mit der Furniture- Produktelinie «Desktop» hat der Hersteller Forbo eine seidenmatte, angenehm warme, elastische Oberfläche im Angebot. Dank der natürlichen Rohstoffe, aus denen das Produkt gefertigt wird, ist es von Natur aus antistatisch und muss nicht wie andere Beschichtungen chemisch nachbehandelt werden. «Desktop» ist in diversen Farben erhältlich.

www.forbo.com

Kork an der Wand

Als nachwachsender Rohstoff ist Kork aus ökologischen Aspekten sehr interessant. Die Naturo Kork AG bietet neben Bodenbelägen das Korksystem «Naturo Wall» für die Wand an. Der Kork ist wahlweise in Platten oder selbstklebenden Paneelen erhältlich. Die 11 Millimeter dicken Elemente stehen in 7 verschiedenen Oberflächen-Designs zur Auswahl.

www.naturokork.ch

Fertige Tür mit Plakette

Ein gutes Beispiel für zertifizierte Bauprodukte zeigt die Türenfabrik Brunegg AG mit der A+-Zertifizierung auf. Diese deklariert die Emissionen, wie beispielsweise Formaldehyd, VOC, TVOC der endbehandelten Brunex-Elemente. Erhältlich sind Innen- und Aussentüren mit den Oberflächen furniert, HPL-belegt, lackiert und neu auch gewachst. Wahlweise sind Holz- oder Stahlzargen möglich. Alternativ stellt Brunex auch Materialnachweise für Halbfabrikate wie Türrohlinge und Rahmen zur Verfügung.

www.brunex.ch

NJG

Veröffentlichung: 30. Mai 2019 / Ausgabe 22/2019

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