Energieübergabe sauber gelöst

Elektrische Türmodule, wie ein Motorschloss, sind durch den Kabelübergang sauber angeschlossen. Bild: Michi Läuchli

Automatisierung.  Intelligente Türen, die über eine Zutrittskontrolle oder Zeitsteuerung verfügen, benötigen eine Schnittstelle zwischen Rahmen und Tür. Angelpunkt ist dabei der Kabelübergang, für den es verschiedene Varianten gibt, die jeweils ihre Besonderheiten haben.

Türen werden zunehmend komplexer und die Anforderungen an sie höher. Häufig sind mehrere elektrische Komponenten wie Motorschloss, Zutrittskontrolle oder Sensorleiste verbaut. Diese Komponenten zu überwachen und zu steuern, erfordert einen Stromanschluss und den Übergang zwischen Türrahmen und Türflügel, was mittels Kabelübergang gelöst wird. Vorzugsweise unsichtbar verbaut – was mit der heutigen Architektur eines möglichst unauffälligen und flächenbündigen Designs wichtig ist. Nebst der Energieübertragung vom Rahmen zur Tür, dienen Kabelübergänge ausserdem dazu, Beschädigungen im Öffnungsbereich, Kabelquetscher und eventuelle Sabotagen zu verhindern.

Situation entscheidet

Der passende Kabelübergang ist von der jeweiligen Falzgeometrie und den gestellten Anforderungen abhängig. Für eine stumpf einschlagende Holztür ist ein Kabelübergang mit einer Wanne an der Tür und einer Halteplatte am Rahmen üblich. Eine doppelt überfälzte Tür benötigt einen Kabelübergang mit beidseitiger Wanne, damit sich der Schlauch nicht im Türrahmen verklemmt. Sind zwecks Gewichtsgründen im oberen Türbereich zwei Bänder oder noch eine Bandsicherung montiert, kann es im Falzbereich eng werden, und es muss allenfalls ein kurzer Kabelübergang eingesetzt werden. Zu beachten ist dann der kleinere Öffnungswinkel gegenüber einem normalen Kabelübergang.

Ein aufgesetzter Kabelübergang – unschön auch als Duschschlauch bezeichnet – wird oft als Nachrüstlösung eingesetzt. Er birgt jedoch eine Schwachstelle für Beschädigungen oder Angriffe, auch wenn sie nicht immer absichtlich herbeigeführt werden. «Oft sind es unüberlegte Handlungen von Personen, die an den Spiralschläuchen ziehen, diese damit beschädigen und so die Kabel trennen», sagt Armin Brazda, Fachspezialist Türengineering bei der Firma BSW Security AG in Zürich. Deshalb sind auch verstärkte, vandalismussichere Ausführungen erhältlich, welche Belastungen bis zu 100 Kilogramm standhalten.

Sichtbarer Kabelschlauch ...

Beim verdeckten Kabelübergang mit Spiralschlauch werden die Kabel direkt durchgezogen und mit Verbindungssteckern in eingefrästen Taschen im Türblatt deponiert. Hier muss genügend Stauraum für Reservekabel sein, um zu verhindern, dass sich das Kabel beim Öffnen und Schliessen ständig spannt und auf Dauer Schaden nimmt. Gleiches gilt für die Schlossseite: Auch dort muss sich eine Reserveschlaufe befinden. Nur so lässt sich das Schloss bei einem etwaigen Defekt demontieren und aus der Tür herausnehmen, ohne dass dabei das Kabel gespannt und so die Verbindung beschädigt wird.

... oder versteckt verbunden

Mittlerweile sind auch unsichtbare Kabelübergänge wie etwa das Objektband «Tectus Energy» von Simonswerk gängig. Das Band für ungefälzte Türen verfügt über die bewährten technischen und gestalterischen Vorzüge der «Tectus»-Bandserie. Die Energieübertragung findet dabei über 16 Adern durch ein im Band liegendes Flachbandkabel statt. Das Modell «TE 640 3D» ist bis 200 Kilogramm belastbar, in drei Dimensionen verstellbar und hat einen Öffnungswinkel von 180 Grad. Das Band gibt es mit verdrehsicherem Universaladapter oder Rundkabel mit offenen Leitungsenden. Es benötigt keine zusätzlichen Fräsungen im Rahmen und Türblatt, was wirtschaftlich ist und zudem für Stabilität sorgt, da die Tür- und Zargengeometrie nicht verändert wird.

Der «Secure connect» von Gretsch-Unitas ist ein Kabelübergang, der als Stösselkontakt funktioniert. Er ist nur für mechatronische Schlösser von Gretsch-Unitas-BKS geeignet. Die Energie- und Datenübertragung zwischen Rahmen und Tür findet im geschlossenen Zustand statt, wenn sich die drei Kontaktpunkte berühren. Kondensatoren im Türflügel speichern den Strom, wodurch die Schlossfunktionen beim Stromunterbruch sichergestellt sind. Die Daten werden dabei in verschiedenen Frequenzbereichen codiert und verschlüsselt gesendet und durch entsprechende Signalumwandler im Sender und Empfänger ausgelesen. So ausgerüstete Türen können schon in der Werkstatt getestet und in montiertem Zustand rasch ausgehängt werden, da sie nicht mit dem Rahmen verbunden sind.

Bearbeitung wie geprüft

Die erforderlichen Taschen und Durchgangs- bohrungen, welche für Kabel, Schloss und Wanne notwendig sind, müssen nach den Vorgaben der Zulassung und den Vorschriften von Brandschutztüren ausgeführt werden. Sie werden primär in der Türproduk-tion vorbereitet, daher ist es wichtig, dass der Schreiner die Anforderungen an die Tür kennt und sie bei der Bestellung definiert. «Wenn am Anfang die Anforderungen an eine Tür nicht klar sind, kann eine vorbereitete Kabelführung mit Kabelübergang durchaus Sinn machen, auch wenn zuerst nur ein mechanisches Schloss montiert wird. Eine Umrüstung und elektrische Anbindung mit einem Motorschloss zu einem späteren Zeitpunkt ist dann ohne grossen Aufwand möglich, andernfalls muss häufig ein neues Türblatt produziert werden», sagt Volker Otterstätter, Leitung Türtechnik bei Opo Oeschger in Kloten ZH.

Klemm-Stecksysteme von Vorteil

Türen mit mehreren Steuerfunktionen benötigen am Kabelübergang folglich auch genügend Anschlusspole für die Rück- meldung wie etwa einen Riegel-, Zylinder-, Türdrücker-, Türstellungskontakt und die Stromversorgung. Für jedes Signal ist eine Litze nötig, was sich auf den Kabeldurchmesser auswirkt. So kann es sein, dass beim Einsatz eines Spiralschlauchs mit Durchzugs- Kabel zwei Kabelübergänge notwendig sind. Klemm- und steckbare Kabelübergänge mit einem Flexkabel lösen das Problem, weil sie bis zu 20 Steckplätze besitzen und kein Kabel durchgezogen werden muss. Vor allem aber erleichtern sie die Konfektionierung in der Werkstatt, den separaten Transport sowie den Anschluss ans Motorschloss und ans Steuergerät. Ein weiterer Vorteil: Der Monteur ist in der Lage, Türflügel und Türrahmen getrennt und ohne elektrotechnische Kenntnisse einzubauen oder zu demontieren.

Verschlüsselte Übertragung

Neben der herkömmlichen Verbindung zwischen den einzelnen Komponenten wie Kontroller, Schloss, Sensoren und Steuergerät lässt sich die Kommunikation auch durch ein Bus-System verschlüsseln. Um die Daten wieder zu entschlüsseln, ist zusätzlich ein IO-Modul nötig. Die codierte Übermittlung ermöglicht eine Manipulationsüberwachung: Das Eindringen in den Schaltkreislauf wird damit sofort entdeckt und gemeldet. «Die Kabel freizulegen und durch einen Öffnungsimpuls das Schloss zu betätigen, ist durch das Bus-System nicht möglich, weil bei der Inbetriebnahme das Steuergerät mit dem Schloss quasi verheiratet wird und sie so spezifisch miteinander gekoppelt sind», sagt Armin Brazda.

Für die Planung und den Anschluss der verschiedenen Systemkomponenten ist folglich die Kooperation mit einem Experten empfehlenswert. Er ist in der Lage, passende Einzelteile zusammenzustellen, miteinander zu verknüpfen oder anzuschliessen. Geschieht dies falsch, kann ein Motorschloss beschädigt werden.

www.opo.chwww.bsw.swisswww.simonswerk.dewww.g-u.comwww.assaabloy.comwww.dormakaba.com

Michi läuchli

Veröffentlichung: 03. August 2023 / Ausgabe 31-32/2023

Artikel zum Thema

14. März 2024

Systeme, die dem Schutz dienen

Systemschutz.  Erst die Entwicklungsarbeit einzelner Firmen ermöglicht den Stand der Technik, den wir heute einsetzen. Nachahmungen und Abänderungen geprüfter Produkte können für Personen gefährlich werden, weshalb es sich lohnt, die geleistete Arbeit zu verstehen.

mehr
14. März 2024

Damit die Richtung stimmt

Öffnungsrichtung.  Aussentüren öffnen manchmal nach innen, aber inzwischen meistens nach aussen. Letztere dienen der leichten Fluchtmöglichkeit im Fall der Fälle. Die Regelungen dazu stammen aus dem Brandschutz, aber noch sind nicht alle Türen entsprechend umgerüstet.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Türen