Es könnte so schön sein ...

In der Herberge von Nils Holger Moormann kann man richtig abschalten. Terrassenroste aus Holz gehören natürlich dazu. Bild: Moormann/Jäger & Jäger

«sieben Todsünden».  Bald beginnt die Saison für die Umsetzung der beliebten Holz-Terrassendecks. Planer und Macher sollten sich dabei aber nicht verleiten lassen, konstruktive Notwendigkeiten auf die leichte Schulter zu nehmen. Sieben Punkte, die oft vernachlässigt werden.

Ein Holzdeck im Aussenbereich ist auf den ersten Blick einfach zu realisieren. In Wahrheit ist es ziemlich anspruchsvoll. Bald wird es wieder losgehen. Professionelle Projekte und solche, die der Heimwerker selbst erledigt, stehen an, wenn die Witterung besser wird. Fehler passieren aber nicht nur im Do-it-Bereich. Auch Planer und Fachbetriebe sollten sich die Grundlagen für Holz im Aussenbereich gelegentlich in Erinnerung rufen. So lassen sich die «Sieben Todsünden» bei der Realisierung von Holzdecks im Freien vermeiden.

Der Wunsch ist da

«Im Do-it haben sie uns von Massivholz abgeraten und uns irgendwelche Kunststofflatten empfohlen. Wir wollen aber unbedingt einen Holzbelag. Hat jemand von euch Erfahrungen mit Massivholz im Aussenbereich? Welches Holz würdet ihr empfehlen?», fragt Tinu aus dem bernischen Hilterfingen auf dem Konsumentenportal hausinfo-forum.ch. Viele Kunden wünschen sich ein gemütliches Holzdeck aus Holz für den Aussenwohnraum. Damit dies gelingt und vor allem dauerhaft Freude bereitet, braucht es fachkundige Planung. Denn je mehr unzufriedene Kunden mit einem Holzbelag im Aussenbereich leben müssen, desto geringer wird in Zukunft das Vertrauen in Holz ausfallen. Nur wenn ein Holzdeck von Grund auf richtig geplant und umgesetzt wurde, ist die Freude daran dauerhaft. Dazu gehören auch Wartung und Pflege. Deshalb hier sieben Punkte, die unbedingt zu beachten sind, damit diese nicht zu «Todsünden des Decks» werden.

Erstens: Materialauswahl

Die verwendete Holzart spielt eine entscheidende Rolle. Nadelhölzer sind für ein Terrassendeck und dessen Unterkonstruktion nur bedingt geeignet. Fichte, Tanne und Föhre nur in kesseldruckimprägnierter oder modifizierter Form. Douglasie und Lärche sind besser. Eiche, Kastanie und vor allem Robinie wären die noch bessere Wahl. Will man noch widerstandsfähigere Holzarten verwenden, dann braucht es solche aus tropischer Herkunft. Aber ebenso wichtig ist die Qualität des eingesetzten Holzes. Rift- und Halbriftbretter sind optimal. Doch die Wirklichkeit sieht oft anders aus: Wer sortiert beim Holzeinkauf schon entsprechend aus? Stark astige Ware, solche mit Markröhre und liegenden Jahrringen, bei denen die kreisrunde Gestalt des Baumquerschnittes gut nachvollziehbar ist, sind nicht geeignet. Denn solche Ware schüsselt stark und neigt zur Rissbildung.

Zweitens: Fugenausbildung

Dauerhafte Durchfeuchtung ist der natürliche Feind des Holzes. Sind die Fugen zu eng, passiert genau das. Mindestens sieben Millimeter sollte der Abstand zwischen zwei Dielen betragen. Bedenken muss man dabei, dass das Holz sich später bewegen wird, was in der Praxis zu deutlich geringeren Fugenbreiten führen kann. Deshalb sind sieben Millimeter im Prinzip nicht wirklich ausreichend, sondern nur für Hölzer geeignet, die sich wenig bewegen. In Richtung zehn Millimeter ist man auf der sicheren Seite, sein Bestes getan zu haben. Umso unverständlicher ist es, dass so manches Befestigungssystem Fugenbreiten von fünf oder sechs Millimetern vorsieht. Da hilft nur eins: aussortieren.

Drittens: Auflager

Ist die Unterkonstruktion aus Holz, muss diese mindestens die Holzqualität hinsichtlich der Dauerhaftigkeit des Decks aufweisen. Also oben Lärche und darunter Fichte – geht gar nicht. Anstelle die Deckplanken direkt auf die Auflageträger zu verschrauben, empfiehlt sich der Einsatz von Distanzhaltern zum Tragwerk. Nur so kann die Feuchtigkeit abtrocknen. Dazu eignen sich Gummischnur, Kunststoffdistanzhalter oder andere spezielle Befestigungsmittel, die den Zweck dieses «Abhebens» erfüllen.

Viertens: Befestigungsmittel

Für die unsichtbare Befestigung von Terrassenrost-Brettern ist eine Vielzahl von Produkten am Markt. Neben der nötigen Fugenbreite muss bei der Auswahl des Befestigungssystems auch darauf geachtet werden, dass die Befestigung bei dauerndem Schwinden und Quellen des Holzes gewährleistet ist. Müssen einzelne Bretter ausgetauscht werden, sollte dies darüber hinaus möglich sein, ohne den gesamten Rost in umgekehrter Reihenfolge wieder demontieren zu müssen.

Die unsichtbare Verschraubung von unten ist problematisch, weil die auf Zug belastete Schraube wenig Halt in den Brettern mit Dicken zwischen meist 21 und 27 mm hat. Das Auswechseln von einzelnen Brettern ist nur mit hohem Aufwand möglich. Deshalb ist – sofern optische Ansprüche des Kunden nicht dagegensprechen – die sichtbare Verschraubung von oben besser. Vor allem dann, wenn der Rost auch barfuss begehbar sein soll. Denn dann kommt es immer wieder vor, dass einzelne Bretter getauscht werden müssen. Wichtig: Vorbohren und gleichmässig tief versenken, so steht der Schraubenkopf auch nach Jahren der Benutzung nicht vor. Galvanisch verzinkte Schrauben genügen den Anforderungen nicht, sie können zudem zu Verfärbungen am Holz führen, die schwer zu beseitigen sind. Speziell ausgebildete Terrassenschrauben (Edelstahl; min. A2) haben sich bewährt.

Fünftens: Bauanschlüsse

Schliesst das Deck an einen Baukörper an, ist auch hier die Mindestfugenbreite einzuhalten. Vor allem Hirnholz-Enden trocknen langsam ab, was konstruktiv unbedingt zu beachten ist, in der Praxis aber wegen der Optik oft vernachlässigt wird.

Sechstens: Längsholzstösse

Das Gleiche gilt für Bretter, die in Längsrichtung gestossen werden. Neben einer geeigneten Unterkonstruktion für die Befestigungspunkte am Stoss (zwischen 50 und 100 mm Abstand vom Brettende) muss gerade an den Hirnholz-Enden auf die Fugenbreite geachtet werden, weil sonst Durchfeuchtung droht.

Siebtens: Nutzung

Für eine lange Lebensdauer sind einige Grundsätze zu beachten: Werden Gegenstände wie Heizstrahler oder Pflanzentröge dauerhaft abgestellt, müssen diese vom Untergrund abgehoben, sprich unterbaut werden. Nur so kann das Holz vor einer dauernden Feuchtebelastung bewahrt werden.

Über die Jahreszeiten hinweg ist das Deck vielen Verschmutzungen und Ablagerungen ausgesetzt. Gerade an den Auflagern und in den Fugen sammelt sich Laub und Ähnliches. Die Reinigung mit Bürsten und milder Seifenlauge empfiehlt sich periodisch. Der Einsatz von Hochdruckreinigern ist nur mit Vorsicht und bei harten Hölzern möglich, weil der Strahl das Holz in Mitleidenschaft zieht.

Auch der Untergrund sollte alle zwei Jahre gereinigt werden, dann kann das Deck auch gleichzeitig von allen Seiten inspiziert werden. Beschichtungen mit filmbildenden Präparaten sind nicht geeignet. Wer sein Sonnendeck liebt, gibt ihm ölhaltige und offenporige Präparate.

ch

Veröffentlichung: 10. März 2016 / Ausgabe 10/2016

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