Feinheiten fürs mobile Hotelzimmer

Komfort auf engstem Raum: Für den Innenausbau von Wohnwagen und Wohnmobilen braucht es clevere Beschläge. Bild: Häfele

Spezialbeschläge.  Um auf kleinstem Raum alles Notwendige im Wohnwagen unterzubringen und dabei die Übersicht wahren zu können, sind durchdachte Beschläge nötig. Voraussetzung ist die richtige Ausstattungsidee und das Wissen über technische Details.

Wenn es langsam wärmer und die Tage länger werden, zieht es die Menschen wieder hinaus in die Natur zum Campieren. Die Möglichkeit, flexibel und bequem in der Natur zu reisen und zu übernachten, begeistert viele und hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Damit der Komfort des Wohnwagens möglichst hoch ist, sind viele Faktoren entscheidend, und man sollte sich zuerst über vier Punkte besonders im Klaren sein. Wenn man diesen Beachtung schenkt, kann man nicht nur den Umbau des Campers effizienter planen, sondern schliesslich auch sicher und mit Freude von A nach B reisen.

  • Welchen Verwendungszweck hat der Wohnwagen? Nutzt man ihn am Wochenende oder doch mehrere Monate am Stück? Kann man auf Camping- plätzen die sanitären Einrichtungen nutzen oder sollte ein WC im Wohn- wagen fix eingebaut sein?
  • Wie viel Platz steht im Camper zur Verfügung? Wie gross dürfen das Bett und die Küche sein? Muss die Küche zum Kochen auf Beschlägen aus dem Camper herausgezogen werden können, um so aus dem überschaubaren Platz das Maximum herauszuholen?
  • Welches sind die besten Beschläge und Leichtbauplatten , die robust und beständig sind und mit denen trotzdem das Gesamtgewicht des Wohnwagens nicht zu hoch wird?
  • Mag der Innenausbau des Wohnwagens der Zusatzbelastung standhalten, der er durch das Bewegen auf der Strasse ausgesetzt wird? Was braucht es, damit beim Anfahren und Bremsen alles am Ort bleibt ?

Auszug mit Verriegelung

Die Opo Oeschger AG mit Sitz in Kloten ZH hat sich unter anderem auf den Verkauf von raffinierten Beschlägen und Befestigungshilfen spezialisiert. Die Firma hat zum Beispiel für Trinkgläser eine Halterung aus Edelstahl im Sortiment. Diese hat einen Durchmesser von 6 mm und kann in den Längen 300 und 450 mm bestellt werden. Es gibt sie matt gebürstet oder mit dem Messingeffekt Protectan. Ist die Halterung montiert, bleiben die Trinkgläser übersichtlich und sicher verstaut.

Ein weiteres, praktisches Produkt ist der Kugel-Vollauszug «Accuride 9308» mit Verriegelung. Die Schwerlastschiene aus hellem, chromatiertem Stahl wird auf zwei Kugelkäfigen geführt und kann bis zu 272 kg Gewicht tragen. Der Auszug kann seitlich wie auch in Bodenmontage liegend montiert werden. Die Verriegelung ist jedoch nur bei stehender, seitlicher Montage möglich. Es gibt den Kugel-Vollauszug mit unterschiedlichen Schienenlängen und Belastbarkeiten. So können zum Beispiel Schränke oder Küchenteile beweglich im Wohnwagen montiert und bei Gebrauch herausgezogen werden.

Die beiden erwähnten Produkte geben einen kleinen Einblick ins einschlägige Sortiment von Opo Oeschger. «Wir spüren die steigende Nachfrage seitens der Schreiner in Bezug auf individuell ausgebaute Camper. Deshalb haben wir eine umfangreiche Auswahl an Produkten speziell für den Camper-Individualausbau zusammengestellt», sagt Hugo Gähwiler, zuständig für Produktmanagement und Marketing.

Die Basis ist leicht

Ist man auf der Suche nach einer passenden Leichtbauplatte für den Wohnwagenausbau, so wird man beim Holzwerkstoffspezialisten Egger mit Sitz im österreichischen St. Johann fündig. Mit «Eurolight Dekor», einer melaminharzbeschichteten Leichtbauplatte, bietet das Unternehmen eine dekorative Verbundplatte, bestehend aus Holzwerkstoffdecklagen, die einen leichten Kartonwabenkern umschliessen. Dank der vielfältigen Dekorauswahl und der widerstandsfähigen Eigenschaften kann man mit dieser Leichtbauplatte nicht nur den Innenausbau eines Campers realisieren, sondern darüber hinaus dekorative Akzente setzen. Die «Eurolight»-Leichtbauplatten sind auch ohne Melaminharzbeschichtung in roher, geschliffener Variante erhältlich. Sie können selbst furniert, gestrichen oder lackiert werden. Durch ihren Sandwich-Aufbau erreichen die Platten mit wenig Material eine hohe Festigkeit, sind ressourcenschonend und umweltfreundlich.

Waben aus Aluminium

Bei «Luxboard» der Firma Luxpanel im deutschen Bitburg handelt es sich ebenfalls um eine Leichtbauplatte. Die Aluminium-Wabenplatte ist temperaturbeständig bis 110 Grad und besitzt eine ausgezeichnete Wärmeleitfähigkeit. Sie ist in den Dicken 6 mm, 10  mm, 15 mm, 20 mm, 25 mm und 30 mm erhältlich. Weitere Plattendicken bis 50 mm sind auf Anfrage verfügbar.

«Luxboard» ist zudem in vier verschiedenen Varianten erhältlich. Die Standardplatte «Luxboard A» besteht im inneren Teil aus einer Aluminium-Wabe und ist beidseitig mit Aluminium-Deckblechen umhüllt. Ist ein Dekor gewünscht, so ist «Luxboard D» das richtige Produkt. Der Aufbau ist gleich wie bei «Luxboard A», hat jedoch auf dem Deckblech noch eine zusätzliche Laminat-Schicht (CPL geschliffen), sodass auf der Oberfläche mit herkömmlichen Holzleimen weitergearbeitet werden kann. Sowohl «Luxboard A» als auch «Luxboard D» kann mit Furnieren und HPL-Dekoren belegt werden. «Luxboard A-QA» dient dank kleiner Löcher in der Platte der Raumakustik. Die vierte Variante ist «Luxboard C». Diese Platte ist sehr leicht. Im Inneren befindet sich ebenfalls eine Aluminium-Wabe, doch auf den Flächen ist lediglich Laminat aufgeleimt. Diese Platte gibt es in den Stärken 6 mm bis 30 mm.

Das geringe Gewicht, die hohe Feuchtigkeitsbeständigkeit und die hohe Korrosionsbeständigkeit sind Punkte, die im Wohnwagenausbau für «Luxboard» sprechen. Zudem ist das Produkt zu 100 % chromfrei, recyclingfähig und bereits für verschiedenste Anwendungen zertifiziert.

Die richtige Verbindung

Häfele Schweiz hat gleich zwei interessante Verbinder für die Anwendung im Wohnwagen im Angebot: einerseits den Korpusverbinder «Caravan» mit unterschiedlichen Bohrtiefen, andererseits eine Weiterentwicklung dieses Verbinders.

«Caravan» wird für leichte Konstruktionen im Wohnwagenbereich eingesetzt und ist in den Farben RAL 1001 (Beige) für die Bohrtiefe 7,0 mm und RAL 1011 (Braunbeige) für die Bohrtiefe 8,5 mm erhältlich. Zur Verarbeitung des Korpusverbinders muss zuerst mit einem Zobo-Bohrer mit Durchmesser 26 mm ein 7,0 mm respektive ein 8,5 mm tiefes Loch in die Möbelseite gebohrt werden. Anschliessend kann der Korpusverbinder in dieses Bohrloch eingepresst und mit einer Schraube fixiert werden. Damit «Caravan» schön versteckt ist, wird am Schluss eine Abdeckkappe montiert.

Direkt aus dem Häfele-Entwicklungslabor kommt der überarbeitete «Caravan»-Verbinder, ein einteiliger Verbinder für Leichtbauplatten. Dieser ist schnell und einfach zu montieren und ergibt eine starke Verbindung. Der Beschlag verspreizt sich in und hinter der obersten Decklage der Leichtbauplatte. Der Verbinder kann im Weiteren in Spanplatten eingesetzt werden, wodurch er sich auch für den klassischen Möbelbau eignet.

Von der Natur inspiriert

Das japanische Unternehmen Sugatsune mit Niederlassung in Düsseldorf (D) hat sich bei der Entwicklung eines Leichtbaubeschlags von der Natur inspirieren lassen. Der Kuwagata-Käfer, auch japanischer Hirschkäfer genannt, stand Modell für den Druckschnäpper «MC-37F», welcher ganz ohne Magnet funktioniert. Der Beschlag ist für den Einbau im Wohnwagen optimal geeignet. Er wird innenliegend auf den Korpusboden geschraubt, das Gegenstück auf die Innenseite der Front – und so löst beim Drücken der Front der Mechanismus aus. Ist die Front geschlossen, etwa während der Fahrt, hält der «Hirschkäfermechanismus» die Front zu. «MC-37F» ist in den Farben Schwarz, Weiss und Braun erhältlich.

Vielseitiger Korpusverbinder

Der Korpusverbinder «Cabineo 8 M6» von der Lamello AG mit Sitz im basel-landschaftlichen Bubendorf ist für viele verschiedene Materialien einsetzbar. Der einteilige Beschlag kann mit allen gängigen CNC-Maschinen in die Arbeitsfläche eingefräst werden. «Cabineo 8 M6» ist bestens für Verbindungen von Holzwerkstoffplatten mit Materialien wie Aluminium und Stahl geeignet. Nach dem Einpressen in die Bohrung wird die im Verbinder vormontierte, metrische Schraube mit einem Akkuschrauber in ein Gegengewinde oder eine Muffe geschraubt. Dazu muss die Gewindemuffe vorgängig bündig in die Arbeitsfläche eingeschlagen werden. So ist eine schnelle, zuverlässige Verbindung mit hoher Spannkraft möglich und kann optimal im Wohnwagen eingesetzt werden. Egal, ob Korpusmittelseite oder Korpusseite, so kann immer der gleiche «Cabineo 8 M6» mit Muffe verwendet werden. Auch bei einem mehrfachen Auf- und Abbau gibt es am Werkstück keine Abnützung, was die Beschläge sehr flexibel macht.

Neues in der Branche

Zum zweiten Mal hintereinander hat die deutsche Interessengemeinschaft Leichtbau (Igel) vergangene Woche online eine Konferenz zum Thema «Mobiler Innenausbau» abgehalten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfuhren interessante Neuigkeiten rund um das Thema Wohnwagenausbau. So wurde zum Beispiel dokumentiert, wie die Dach-Stau-Schrankklappen (kurz DSSK) im Oberbau des Wohnwagens durch Anschlagprüfungen getestet werden. Ein anderes Thema waren Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit und wie sich diese in den einzelnen Bereichen des Wohnwagens verhalten. Letztlich wurden auch natürliche Materialien im Wohnwagenausbau angesprochen. Was gut zu wissen ist: Auf der Internetseite der Igel gibt es eine umfangreiche Datenbank mit Produkten und Kontakten zu Firmen, welche sich mit Leichtbau befassen.

www.opo.chwww.egger.comwww.luxpanel.dewww.haefele.chwww.sugatsune.comwww.lamello.chwww.igel-ev.net

Michael Berger

Veröffentlichung: 31. März 2022 / Ausgabe 13/2022

Bildstrecken

   

Artikel zum Thema

25. April 2024

Stabile Wände fürs stille Örtchen

WC-Trennwände.  In öffentlichen Gebäuden wie Restaurants oder Hotels, wo die Toilette aus einem Raum besteht, sorgen WC-Trennwände für Privatsphäre und Ruhe. Die Schreinerzeitung stellt Systeme verschiedener Hersteller vor und zeigt, wo die Unterschiede liegen.

mehr
25. Januar 2024

Alles von der Rolle

Rad und Rolle.  Mit der richtigen Rolle wird alles mobil. Wie man zur richtigen Rolle kommt und was es braucht, um dauerhaft gut unterwegs zu sein, darüber geben zwei Experten der Branche Auskunft. Ein Fazit daraus: erst auf die praktischen Aspekte achten und danach auf das Design.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Beschläge