Gespannte Lösungen

Spannwerkzeuge gehören zu den wichtigsten Hilfsmitteln in einer Werkstatt. Bild: Bessey

Werkzeug.  In den meisten Fällen reichen für die Arbeiten eines Schreiners gewöhnliche Schraubzwingen völlig aus. Manchmal lohnt sich aber auch ein Blick über den Tellerrand hinaus, denn für spezielle Anwendungen gibt es zahlreiche Spannwerkzeuge auf dem Markt.

Zwingen gehören in die Schreinerwerkstatt wie der Hobel oder die Stechbeitel. Seit Jahrhunderten setzt der Schreiner sie zum Verleimen und Belegen von Werkstücken mit verschiedensten Materialien ein.

Anders als der Hobel wurde die Zwinge bis heute aber nur in wenigen, sehr spezialisierten Bereichen durch Maschinen abgelöst. Denn sie ist verhältnismässig kostengünstig in der Anschaffung, äusserst einfach zu bedienen und sehr flexibel in der Anwendung. Dank ihrem einfachen, mechanischen Aufbau sind Zwingen zudem wartungsarm und robust. Deshalb finden sich in manch einer Werkstatt auch noch ältere Modelle, die nach wie vor tadellos funktionieren.

Vielseitige Auswahl

Meistens handelt es sich bei diesen Werkzeugen um klassische Ganzstahl- oder Tempergusszwingen (siehe Box). Wie beim Hobel haben die Handwerker aber über die Jahrhunderte verschiedenste Modelle für spezifische Anwendungen entwickelt. Nach wie vor kommen immer wieder neue Zwingen und Spanner auf den Markt.

Jüngstes Beispiel dafür ist die Getriebezwinge «Gearb Klamp GK» mit versetztem Antrieb der deutschen Herstellerin Bessey Tool GmbH. In den letzten Jahren starke Verbreitung erfuhren alle möglichen Schnellspanner und Einhandzwingen in den verschiedensten Ausführungen. Für das schnelle Spannen und Fixieren auf der Montage und in der Werkstatt sind sie mittlerweile unverzichtbar.

Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Zwingen auf dem Markt. Einige davon sind über die Jahre etwas in Vergessenheit geraten, wieder andere stammen aus einer völlig anderen Handwerkerkultur. Ein Blick in verschiedene Kataloge und Shops kann sich deshalb lohnen, sei es nur aus Neugier, oder weil man schon länger für die Herstellung eines ganz bestimmten Teils eine Lösung sucht. Taucht man in die Welt dieser Hilfsmittel ein, enthüllt das Sortiment verschiedene nicht alltägliche Zwingen. Sie sind vielleicht nicht jedermanns Sache, können aber jeden auf neue Ideen bringen.

Heikles reparieren

Hohe Festigkeit und ein geringes Gewicht für grosse Spannweiten: Diese gegensätzlichen Anforderungen werden bei den Reparaturzwingen von Herdim miteinander kombiniert. Die verstrebte Konstruktion erfüllt diese Anforderungen auf bestmögliche Weise. Die beweglichen Komponenten sind mit dem klassischen, beweglichen Messing-Druckteller und einer Präzisions-Messingspindel mit Rändelgriff ausgestattet. Die zum Schutz lackierter Oberflächen mit einer Silikonkappe versehene untere Spannbacke ist höhenverstellbar und sorgt für mehr Vielseitigkeit in der Anwendung. Die Messing-Druckteller können optional mit den als Zubehör erhältlichen, selbstklebenden Gummikork-Backen versehen werden.

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Unverwüstliche Spannkraft

In vielen Schreinereien kommen die klassischen Türenspanner nach wie vor zum Einsatz. Oft handelt es sich um sehr alte Modelle und man sieht ihnen den jahrelangen Einsatz vom Verleimen von Tisch- und Türblättern an. Trotzdem funktionieren sie meistens noch einwandfrei. Das liegt an ihrer einfachen und sehr robusten Bauweise. Es gibt sie auch heute noch in verschiedenen Längen von 600 bis 2500 Millimetern zu kaufen. Zudem stehen verschieden starke Modelle zur Auswahl. Das massivste erlaubt eine Spannkraft von bis zu 24 000 N. Somit sind die Türenspanner eine ideale Ergänzung zum Leimständer. Und: Bei Nichtgebrauch lassen sie sich platzsparend verstauen.

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Hilfreich und günstig

Federzwingen eignen sich bestens zum Fixieren von dünnen und flexiblen Teilen. Es gibt sie in verschiedensten Ausführungen, Grössen und Stärken. Zudem sind sie äusserst einfach in der Anwendung und sehr günstig. Deshalb kommen sie auch oft in grosser Zahl beim Beplanken, Biegen oder Verkleben von runden Teilen und Elementen zum Einsatz. Dank ihres geringen Gewichts hält sich die Zusatzbelastung am Werkstück in Grenzen.

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Leicht und schonend

Aus Japan stammen die kleinen Hatagne-Zwingen aus Messing. Sie sind nicht für hohe Spannkräfte gebaut, daher können sie schlank und filigran gehalten werden. Die Kleinsten unter ihnen haben eine Spannweite von weniger als 100 Millimetern und wiegen gerade einmal 45 Gramm. Überall dort, wo werkstückschonendes Spannen erforderlich ist, sind diese Zwingen am richtigen Platz. Die zierlichen Messingzwingen erlauben das gefühlvolle Zusammenspannen von empfindlichen und kleinen Werkstücken. Da die Ausladung recht kurz ist, liegt die Schiene in der Regel direkt auf dem Werkstück, was präzises Spannen ohne Verrutschen erleichtert. In Japan kommen sie deshalb auch für den Bau von traditionellen Shōji, mit Papier bespannte Raumteiler, zum Einsatz.

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Spannen und drücken

Die Parallelzwinge wird auch Spannhand genannt und ist mit einer Trapezgewindespindel sowie zwei schwenkbaren Spannblöcken ausgestattet. Die Spannblöcke haben jeweils drei glatte Flächen und eine Fläche mit Kreuzprisma. Sie sind somit zum Spannen unterschiedlichster Werkstücke universell einsetzbar. Interessant an diesem Aufbau ist ausserdem, dass die Zwinge auch für die Innenspannung eingesetzt werden kann. Die maximale Spannkraft liegt bei 3500 N.

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Lang, flexibel und stark

Die variablen Hochleistungszwingen-Sets von Bessey gibt es in einer Version mit maximal 6500 N und in einer mit 9000 N Spannkraft. Erstere ist in den Längen 1000, 1500 und 2000 Millimeter verfügbar. Die stärkere wird nur in einer Länge von 3000 Millimetern angeboten. Die beidseitig angebrachten Endsicherungen sind werkzeuglos lösbar und erlauben das schnelle Umstecken der Gleitbügel zur Spreizfunktion. Aber auch der Tausch anderer oder die Ergänzung weiterer Gleit- bügel ist problemlos möglich. Ausserdem lassen sich die Zwingen so auch durch kleine Öffnungen schieben.

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Unendlich verlängern

In einigen Werkstätten sind Rohrzwingen nach wie vor anzutreffen, nicht immer sind sich die dortigen Schreiner aber deren Vorteile bewusst. Je nach Hersteller gibt es Spanner für ¾- oder ½-Inch-Rohre. Solche Rohre sind günstig, beinahe überall erhältlich und lassen sich auf das gewünschte Mass ablängen. Mit einem Gewinde versehen, kann man sie theoretisch auch unendlich verlängern. Dank der abnehmbaren Spanner können die Rohre zudem durch schmale Öffnungen geschoben werden, um weit auseinanderliegende Teile zu spannen. Die orange «Pony Pipe» ist relativ günstig erhältlich. Etwas teurer sind die «Otoro»-Spannelemente: Das Gewinde ist im Vergleich zu herkömmlichen Spannsystemen vor dem Wasserleitungsrohr und nicht seitlich versetzt angebracht. Die Kraft wirkt somit direkt durch die Mittelachse des Rohrs, wodurch der Druck gleichmässiger und präziser übertragen wird.

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Für schwierige Stellen

Greifarmzwingen kommen eigentlich aus dem Metallbaubereich. Sie sind sehr stabil gebaut und werden von Bessey mit Spannweiten von 300, 600 sowie 1000 Millimetern angeboten. Durch den aussenliegenden Knebelgriff eignet sich die Zwinge speziell zum Spannen und Spreizen von schwer zugänglichen Werkstücken. Eine lösbare Endsicherung erlaubt das schnelle Umstellen von Spannen auf Spreizen.

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Gross auf kleinem Raum

Vor einem Jahr hat Bessey die neue Getriebezwinge «Gear Klamp» vorgestellt. Sie ist im Vergleich zu klassischen Schraub-, Hebel- oder Einhandzwingen wesentlich kompakter, denn ihr Griff befindet sich um die Schiene herum. Jeder Dreh am Griff überträgt die Spannkraft über eine im Gleitbügel verborgene Mechanik auf die Spindel. Diese Konstruktion hat für den Anwender entscheidende Vorteile: In beengten Verhältnissen befinden sich beim Einsatz der «Gear Klamp» keine störenden Werkzeugbauteile im Arbeitsbereich, an denen sich der Handwerker stossen und damit das Werkstück beschädigen oder sich selbst verletzen könnte. Zudem muss man in solchen Situationen beim Anziehen mit der Hand nicht umständlich in das Werkstück greifen. Die Zwinge gibt es in den Längen 150, 300, 450 und 600 Millimeter. Mit ihr sind Spannkräfte von bis zu 2000 N möglich. Zum schnellen Verschieben des Gleitbügels ist die Zwinge mit einer Schnellverschiebetaste ausgestattet.

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Exakt auf Gehrung

Die Gehrungszwinge ist für das präzise rechtwinklige Zusammenfügen, Bearbeiten und Verleimen von Rahmen und Profilen gedacht. Die Zwinge kann auf dem Fuss um 360 Grad gedreht, um 90 Grad gekippt und in jeder Position fixiert werden. Eine Mittelfuge erlaubt zudem das Nacharbeiten der Gehrung im gespannten Zustand. Der Fuss ist mit vier Bohrungen zum Verschrauben auf der Werkbank versehen.

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Materialkunde

Ganzstahlzwingen haben einen Fest- und Gleitbügel aus Stahl. Das macht die Zwingen elastisch, sodass sie Vibrationen absorbieren können. Diese Eigenschaft reduziert das Risiko, dass sich die Zwinge lösen könnte. Ganzstahlzwingen eignen sich insbesondere für das Spannen von Teilen, die noch bearbeitet werden.

Tempergusszwingen sind wesentlich steifer gebaut. Dadurch lassen sich höhere Spannkräfte realisieren. Sie sind darum für das Verleimen von Teilen die bessere Wahl.

ph

Veröffentlichung: 18. April 2019 / Ausgabe 16/2019

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