«Ghackets»

Wirtschaftliche Lösung für vorhandene Späne und Staub aus der Produktion: Im Gegensatz zum Pelletieren haben Schreiner Erfahrung mit Briketts. Bild: ABC Media, fotolia.com

Hacker und Pressen.  Aus Restholz den eigenen Brennstoff herstellen – das sollte Sinn machen. Hackschnitzel, Stückholz und Presslinge werden in Schreinereien oft miteinander kombiniert verfeuert, je nach Möglichkeiten. Das ist ökologisch und ökonomisch auch vernünftig.

Etliche Schreinereien nutzen ihre produktionseigenen Abfälle in Form von Stückholz, Spänen und Staub zur Wärmegewinnung, aber oft nur zu einem Teil. Denn die unterschiedlichen Materialien und Formen des Restholzes erfordern einigen Aufwand an Logistik, Technik und auch Einsatz von Energie. Die Frage, wann welche Form der Aufbereitung der Resthölzer Sinn macht, hängt von vielen Parametern ab. Etwa vom vorhandenen Platz, der Heizungsanlage, den Materialien die überwiegend verarbeitet werden und natürlich vom Investitionsvolumen, das man für die Restholzverwertung aufbringen möchte oder kann.

Wann macht eine Hackschnitzelheizung, wann eine Stückholzfeuerung oder ein kombinierter Kessel Sinn? Automatisch oder händisch beschickt? Oder sollte man das gesamte anfallende Restholz in den Hacker werfen und dann Briketts oder gar Pellets daraus pressen? Die SchreinerZeitung hat bei einigen Schreinereien nachgefragt und festgestellt: die befragten Schreiner handeln aus Überzeugung ökologisch und ökonomisch vernünftig.

Schnitzel brauchen Volumen

«Hackschnitzelheizungen machen erst ab einem Wärmebedarf von 100 kW wirklich Sinn», sagt Reto Luzi aus Küblis. Er ist Inhaber der Firma Häxahuus, einem Kompetenzzentrum für energiebewusstes Heizen. Diese Grenze ist umstritten, andere sehen die Schwelle deutlich tiefer, etwa schon bei 30 kW, wie man auf Fachportalen im Internet lesen kann. In jedem Fall braucht es für Hackschnitzel mehr Platz als für stückiges Holz und Presslinge. «Wir haben schon über die Anschaffung eines Hackers nachgedacht, aber dann bräuchten wir auch noch ein Zwischenlager für die Schnitzel», so Thomas Eggimann, Geschäftsführer der Schreinerei Eggimann & Co. in Wasen. Staub und Hobelspäne presst der Schreiner seit nunmehr 15 Jahren zu Briketts, während das Stückholz händisch dem Kessel zugeführt wird. «Das funktioniert gut so», sagt Eggimann. Würde der Schreiner jedes Stück Holz häckseln und anschliessend Presslinge produzieren, bräuchte er zumindest einen Pufferspeicher für das Hackgut. Platz, den Eggimann und wohl auch andere Kollegen oft nicht haben.

Das ist für Eggimann ein wichtiger Hinderungsgrund für die Anschaffung eines Hackers. Laut den Spezialisten der Friedli AG braucht es bezogen auf den Energiewert für Hackschnitzel etwa drei Mal so viel Lagervolumen wie für Presslinge.

Brikettierung weit verbreitet

Das Pressen von Hobelspänen und Staub ist bei vielen Schreinereien Standard. Das zusätzliche Hacken von stückigem Material jedoch nicht. Die Schreinerei Baumann in Eggiwil hat damit Erfahrung. «Das Hacken von stückigem Holz macht aus meiner Sicht keinen Sinn, weil der Energieeinsatz dafür zu hoch ist», sagt Baumann. Auch für einen mit etwa 100 Umdrehungen pro Minute langsam drehenden Einwellenhacker rechnet man je nach Grösse zwischen 12 und 20 kW bei Modellen, die für den Einsatz in einer Schreinerei geeignet sind. Und damit kommt man hinsichtlich des Energieverbrauches für das Schreddern schon langsam in Richtung eines kleinen Vierseiten-Hobelautomaten.

Eine Brikettierpresse kommt oft mit vier bis acht Kilowatt Leistung aus und kann dabei 40 bis 50 kg Briketts pro Stunde herstellen. Für Späne und Staub, die sowieso in der Produktion anfallen, eine energiesparende und sinnvolle Lösung.

Noch wirtschaftlicher sind jedoch die kleinen Pelletpressen. Bei gleichem Stromverbrauch liefern sie bis zum Doppelten der Menge an Gewichtseinheiten in Form von Pellets. Allerdings ist die Aufbereitung der Späne aufwendiger, weil diese feiner sein müssen und es deshalb eine Hammerschlagmühle braucht, die dann die gute Energiebilanz etwas trübt.

Schreiner sparen Energie

Ebenfalls das Wiler Schriinerhus Weber im Fricktal hat reichlich Erfahrung mit dem Brikettieren. «Wir pressen seit 25 Jahren, was ohne Probleme funktioniert. Vor 15 Jahren haben wir eine neue Maschine beschafft. Die bunte Mischung aus Spänen von Holzwerkstoffen, Massivholz und der Staub davon hält gut zusammen. Stückige Resthölzer, die wir verbrennen dürfen, wandern auch so in den Ofen. Beschichtetes Material sortieren wir aus – das kommt in die Kehrichtverbrennungsanlage. Wir sind hinsicht- lich des Platzes etwas eingeschränkt, weshalb wir keinen Hacker haben. Für uns ist das so eine optimale Lösung, da unser Kessel von Hand beschickbarer wird. Wenn wir eine automatisch beschickbare Heizungsanlage hätten, dann wäre auch die Pelletierung interessant», erläutert Schriinerhus-Inhaber René Weber.

Pelletierung bei Schreinern chancenlos

Während die Brikettierpresse bei Schreinern offenbar weit verbreitet ist, bleibt die Pelletierung dagegen meist Theorie. Zwar gibt es kleine und kleinste Anlagen vor allem aus Italien, die aber deutlich teurer in der Anschaffung sind, als die Pressen für runde oder eckige Briketts.

Während die Referenzliste für Brikettierungsanlagen bei Reto Luzi lang ist, gesteht er bei den Pelletierungsanlagen ein: «Die Mini-Pelletieranlage hat noch nie einen Abnehmer gefunden, obwohl sie für kleine Betriebe erdacht wurde». Das mag am Preis liegen, der bei mehr als dem Doppelten gegenüber einer Brikettpresse liegt. Und dann noch die Hammermühle – weitere erhebliche Kosten für Anschaffung und Produktion des eigenen Brennstoffes. Bei manchen Modellen ist die Hammermühle in die Maschine integriert, was das Ganze wieder deutlich interessanter macht.

Pellet und Brikett unterscheiden sich hinsichtlich Heizwert laut der Interessenvereinigung Bayernpellets kaum. Dieser liegt bei etwa 5 kWh/kg und damit etwa bei der Hälfte des Heizwertes von Heizöl. Somit ergibt sich eine Relation von 2 kg Holzpresslingen zu einem Liter Heizöl.

Hacken und Pressen

Die Schreinerei Martin Reut in Mauren hat einen Hacker zur Beschickung der Hackschnitzelheizung und brikettiert auch. Das Hackgut und die Briketts landen direkt im Spänesilo, weshalb auch ein teilweises Zerbröseln der Briketts kein Problem darstellt. «Je höher der Massivholzanteil im Brikett, desto besser hält der Pressling zusammen», weiss Pascal Sieber, Maschinist und zuständig für die Arbeitsvorbereitung im Unternehmen. Sieber sagt, dass die Hackschnitzelheizung mit diesem Konzept gut funktioniere. Oft sorgt ein hoher Staubanteil in Schreinereien für Schwierigkeiten beim Betrieb einer Hackschnitzelheizung, was das Unternehmen durch das Verpressen umgehen kann.

Hacker und Hackschnitzelheizung können eine gute Lösung sein, zumal wenn man den Platz hat und genügend Restholz im Betrieb anfällt. Mehrere Wege führen zum Ziel, Hauptsache das «Ghackte» passt zum Betrieb, egal in welcher Form.

www.bruendler.chwww.ineichen.chwww.eigenmannag.chwww.hm-spoerri.chwww.haexahuus.chwww.strausak-ag.ch

ch

Veröffentlichung: 06. September 2012 / Ausgabe 36/2012

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