Gleich zweimal abgeräumt

Gesamtsieger: Marcel Amrein und sein Gewinnerpult. Bilder: VSSM-Sektion Luzern

Jungschreiner.  Der Luzerner Lernenden-Wettbewerb «Art in Wood» zeigte in diesem Jahr besonders hohe Qualität und grossen Ideenreichtum. Marcel Amrein aus Grosswangen gewann den Gesamtwettbewerb und einen Sonderpreis für Gestaltung.

Am Lehrlingswettbewerb «Art in Wood» im luzernischen Beromünster traten 37 Lernende mit ihren Kreationen gegeneinander an, darunter Marcel Amrein, Lernender bei der Kawa Design AG in Grosswangen. An die 200 Gäste kamen zur Prämierung, schlenderten durch den Rundgang auf drei Stockwerken und staunten über die Qualität und den Ideenreichtum. Unter den Besuchern befand sich auch der Luzerner Regierungsrat Reto Wyss, der sich ebenfalls beeindruckt zeigte: «Diese Werke bringen einen Beruf mit Zukunft zum Ausdruck.»

Nicht Marcels erster Preis

Marcel Amrein gewann den ersten Preis in diesem Wettbewerb. Allerdings nicht seinen ersten Preis überhaupt. Schon 2015 wurde er zum besten Luzerner Jungschreiner gekürt. Und diesmal gewann er nicht nur einen, sondern gleich zwei Preise. Für seine Pult-Kreation erhielt er zusätzlich den Sonderpreis für Gestaltung. Die beiden Preise sind für Marcel ein schöner Lohn für die investierte Zeit. Rund 120 Stunden seien es schliesslich gewesen. Den Preis hätte er auch seinen Mitstreitern gegönnt. Denn unter den Wettbewerbsteilnehmern ging es immer freundschaftlich zu und her. Man hat sich schon während der Planung gegenseitig über die Schulter geschaut. «Ich habe anderen Inputs gegeben und von meinen Schulkollegen auch gute Tipps bekommen», sagt Marcel.

Besonders knifflig

Die einzig für diesen Anlass nach eigenen Ideen kreierten Möbel und zwei Paar Ski wurden von je einer Fach- und einer Designjury, insgesamt zwanzig Fachleuten, bewertet. Die Bewertungen der Möbelkreationen waren laut Peter Jaun, Obmann des Lehrlingswettbewerbs, diesmal besonders knifflig. «Die Qualität der angelieferten Arbeiten war sofort sichtbar und derart hoch, dass die Bewertungen nur um Zehntelpunkte oder gar Hundertstel abwichen.» Gesamthaft stecken laut seinen Berechnungen rund neuntausend Stunden Arbeit in diesen Werken, welche Anfang Mai im Stiftstheater Beromünster zur freien Besichtigung ausgestellt waren.

Marcels Raumschiff

«Das Blatt des Pultes soll wirken, als ob es schwebt», sagt Marcel zu seiner Kreation. Als Inspirationsquelle diente ihm das Hotel Marina Bay Sands in Singapur, das er auf Ferienbildern eines Freundes gesehen hatte. Dieses Hotel ist als Schiffsrumpf konzipiert, der auf drei Hochhäusern ruht. Das war dann auch die Herausforderung für Marcel. Das ovale Blatt seines Pultes mit der Schräge dieses Schiffsrumpfs herzustellen und scheinbar schweben zu lassen. Dafür brauchte es absolute Präzision. Beim Wettbewerb gelten strenge Kriterien. Was mehr als einen Millimeter von den eigenen Plänen abweicht, gibt Punkteabzug. Speziell sei auch seine Materialwahl, sagt Marcel. Neben Räuchereiche hat er Betonoptik verwendet. Eine Art Gips, die auf das Holz aufgespachtelt wird und aussieht, als wäre gegossener Beton statt Holz verwendet worden. Mit dem Material hätten sie im Lehrbetrieb gerade Muster für einen Kunden hergestellt, als ihm klar wurde, dass genau dieses Material das gewisse Etwas für sein Möbel bringen würde.

Sichtbare Qualität

«Sichtbar» hiess das Leitthema der «Art in Wood 2017». Das Thema sei zum Glück relativ offen gewesen, sagt Marcel. Man müsse es bei der Planung einfach immer im Hinterkopf behalten und schliesslich auch begründen können, wie die eigene Kreation ins Thema passe. Sein Pult ist ein Möbel, das man nicht an die Wand, sondern in den Raum hineinstellt. Es steht also von sich aus schon im Mittelpunkt und ist dadurch sichtbar. Für die Veranstalter hiess es auch, den Schreinerberuf sichtbar zu machen. Durch die Massarbeit der Ausstellungsstücke konnte erneut gezeigt werden, dass Möbel aus der Fabrik eines Grossisten unmöglich mit der Qualität und Individualität aus Schreinerhand mithalten können.

Leuchttürme für den Schreinerberuf

Ausstellungen wie diese fungieren als Leuchttürme für den Schreinerberuf, die Lernenden erhalten Selbstvertrauen und Bestätigung. Das Schöne daran sei der direkte Kontakt zu den Besuchern und deren direkte Rückmeldung, sagt Marcel. Ob die Wettbewerbspreise ihm später bei der Stellensuche nützen würden, könne er allerdings nicht sagen. Man bekomme Komplimente für seine Arbeit, und so manche Ausstellungsbesucher kämen mit ihren Kindern und Enkeln vorbei. Diese sehen dort, was der Schreinerberuf alles beinhaltet, und erinnern sich bei der späteren Berufswahl vielleicht wieder daran.

Marcels Tipps für Lernende

Nun hat Marcel Amrein in seinen jungen Jahren bereits drei Preise abgeräumt, allein am «Art in Wood»-Wochenende zwei davon. Irgendetwas muss er also richtig machen. Auf die Frage, was er anderen Lernenden raten kann, um an Wettbewerben erfolgreich zu sein, sagt er: «Man sollte sich gut überlegen, was man machen will. Wenn die Gestaltungsgrundlage erst einmal steht, sollte man keine spontanen Änderungen mehr machen. Und man darf den Endspurt nicht unterschätzen. Am Ende wird es zeitlich immer knapp, auch wenn man noch so gut geplant hat.» Die Teilnahme kann Marcel allen Lernenden nur empfehlen. Es koste einen etwas Freizeit, bringe aber viel, sagt er. Einmal etwas von der Planung bis zur Ausführung zu machen, dazu käme man sonst im Betrieb kaum. Dafür lohnten sich auch die eingesetzten Samstage.

AJ

Veröffentlichung: 01. Juni 2017 / Ausgabe 22/2017

Artikel zum Thema

02. Mai 2024

Eine Regalproduktion als Werbung in eigener Sache

Um den Beruf der Schreinerin und des Schreiners Schülerinnen und Schülern vorzustellen, haben die Lernenden der Röthlisberger Innenausbau AG in Gümligen ein 45-minütiges Video gedreht. Jasmin Bieri erzählt, wie das gelaufen ist.

mehr
02. Mai 2024

Klein, pfiffig und mit Enthusiasmus hergestellt

Beim Lernendenwettbewerb des VSSM Kanton Zug haben neun Personen teilgenommen und ein Objekt eingereicht. Dominic Odermatt (2. Lehrjahr) und Tobias Huwyler (3.) haben die Aufgabe am besten gelöst.

mehr
02. Mai 2024

«Die Genauigkeit einer CNC beeindruckt mich»

Im Rahmen des überbetrieblichen CNC-Kurses am Berufsbildungszentrum Emme in Langnau BE hat Daniel Beer einen Schrank hergestellt. Die Arbeit am Bearbeitungszentrum war für den 19-Jährigen allerdings nicht neu. Weshalb, erzählt er im Monatsinterview.

mehr

weitere Artikel zum Thema:

Lehrziit