Halogen – und tschüss

Der Austausch veralteter Halogenstrahler durch LED bringt dem Kunden viele Vorteile. Bild: Domus-Line/KMD

LED-Tausch.  Energiesparende und vielseitige LED-Leuchten stellen die erste Wahl der Zeit dar. Der Ersatz von Halogenleuchten verläuft in der Realität aber eher zögerlich, dabei ist die Ertüchtigung einer Beleuchtungssituation mit grossem Nutzen für die Kundschaft verbunden.

Herr und Frau Schweizer kaufen jeweils im Durchschnitt pro Jahr eine Leuchte und dazu knapp fünf Leuchtmittel. Dabei handelt es sich überwiegend um Halogenglühbirnen und nicht etwa um LEDs, wie man vielleicht vermutet hätte. Die Angaben stammen aus einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Analyse des Lichtmarktes im Auftrag des Bundesamtes für Energie für das Jahr 2016. Aber: Die Halogentechnik war und ist insgesamt auf dem Rückzug. Zwar stieg der Anteil der verkauften Halogenleuchtmittel zuletzt sogar auf 51 % (2015: 48 %), doch erhöhte sich auch der Anteil der LED-Leuchtmittel auf 23 % (2015: 19 %) – Tendenz weiter steigend. Der beständig hohe Anteil an verkauften Halogenleuchtmitteln verrät allerdings etwas über die Verbreitung der veralteten Technik, die recht viel Nachschub an Leuchtmitteln benötigt. Nach wie vor geht das Amt davon aus, dass sich der Trend hin zur LED fortsetzen wird. Während sich im öffentlichen Bereich die Leuchtenausstattung mit LED langsam der 100%-Marke nähert, scheint vor allem im privaten Wohnumfeld noch so manches im Dunkeln zu liegen, was eine zeitgemässe Beleuchtung angeht.

Grosses Potenzial für Schreiner

Für einen Umstieg auf die LED-Technik gibt es viele gute Argumente. Neben dem Umweltaspekt des deutlich geringeren Energieverbrauches und der Langlebigkeit sind es vor allem die gestalterischen Möglichkeiten, die sich durch einen Austausch von Halogen mit LED eröffnen. «Im Innenausbau nimmt die Nachfrage nach LED-Leuchten für einen Austausch zu. Insgesamt wird das Thema Licht immer wichtiger», sagt Hansjörg Bowald, Geschäftsführer der Störi Licht AG. «Der Konsument sieht sich einer riesigen Auswahl gegenüber, weshalb er auch vermehrt auf den Schreiner zugeht, um seine Wünsche erfüllen zu können. Und da es dabei ganz überwiegend um die 12-Volt-Technik geht, kann der Schreiner eine Ertüchtigung auch in Eigenregie ohne Elektriker durchführen.» Viele Anfragen von Konsumenten wegen des Ersatzes von Halogenleuchten erhält auch die KMD Industrievertretungen, die gänzlich auf die LED-Technik setzt. «Zunächst fragen Kunden oft, ob sie in die alten Halogenstrahler nicht einfach auch LED-Leuchtmittel packen können. Da kommt man aber mit Leistung und Farbechtheit nicht hin. Wir empfehlen grundsätzlich den kompletten Austausch der Leuchten», erklärt KMD-Geschäftsleiter Michael Kroll. Beim Austausch geht es in erster Linie um Einbauspots. Durch die geringere Bauhöhe der LED und dem vielfältigen Durchmesserspektrum der Strahler stellt ein 1:1-Austausch heute keine Schwierigkeit mehr dar. Dazu gesellen sich eckige Varianten, die auch die früher teilweise verbauten Halogenstrahler mit 78-mm-Bohrung abdecken. Letzlich findet sich für jede alte Bohrung eine Lösung mit zeitgemässer LED-Technik. «Bei einer Umstellung kommt es auch auf den Treiber an. Wir empfehlen, bei einer Ertüchtigung die Lichtanlage stets komplett zu tauschen», so Bowald. Das kann allerdings auch schnell sehr aufwendig werden, wenn man etwa an die Installation ohne Demontagearbeiten nicht herankommt. «Eine gewisse Problematik liegt beim Tausch mit den Kabeln vor, weil man oft nicht gut rankommt im verbauten Zustand», erklärt Kroll. Und fügt an: «Eine Demontage ist dann aufwendig und teuer. Wir verweisen den privaten Kunden deshalb zunächst an den Schreiner und bieten für unsere Einbauleuchten zum Austausch von Halogen auch spezielle Kits an. Das beinhaltet Pressklemmen mit Schrumpfisolierungen, mithilfe deren der Schreiner die bestehende Verkabelung der Leuchten wieder nutzen kann. An das Betriebsgerät muss man ran, da ja auch ein Wechsel von Wechselstrom zu Gleichstrom mit der Änderung einhergeht. Wir bieten hier ebenfalls Anleitung und Hilfsmittel an, die es für die Umrüstung braucht und durch den Schreiner machbar ist.» Generell empfiehlt es sich, Treiber gegen neue zu ersetzen, da Fehlerquellen so ausgeschlossen werden können.

Viele gute Gründe für LED

Nicht selten gibt es bei Kunden den Wunsch nach einem veränderten Licht. Denn Halogenleuchten weisen ein vergleichsweise enges Spektrum an Lichtgestaltungsmöglichkeiten auf. Ganz anders die LED: Hier ist viel möglich und genau diese können dem Schreiner als wichtiges Argument beim Verkaufen helfen.

Stimmung durch Lichtkegel erzeugen: Halogenspots haben in der Regel einen Abstrahlwinkel von 30 bis 36°. LEDs dagegen gibt es mit einer ganzen Bandbreite an unterschiedlichen Abstrahlwinkeln, was je nach Entfernung bis zum Auftreffen des Lichtkegels zu gänzlich unterschiedlichen optischen Effekten führt. Es gilt: Ein kleiner Abstrahlwinkel führt zu einer intensiveren Beleuchtungsstärke, ein weiter streuender Strahler zu geringerer Intensität.

Eindruck durch Lichttemperatur: Halogenlicht liefert eine Lichtfarbe im warmweissen Bereich von 2700 bis 3200 Kelvin (K). Dagegen reicht das Spektrum von LED-Leuchtmitteln von Warm- bis Kaltweiss. Nicht selten verwechseln Konsumeten Helligkeit mit Lichtfarbe, weshalb ein Tick frischeres Licht auch für einen frischeren Eindruck sorgen kann. Bei manchen LEDs ist zudem ein Wechsel der Farbtemperatur möglich. So kann sich der Kunde der für ihn als besonders angenehm empfundenen Farbtemperatur «annähern». Bei einem Irrtum wechselt er einfach wieder. Das gilt auch für farbiges Licht im RGB-Spektrum. LEDs ermöglichen die Realisierung von Tönen abseits des «nur» weissen Lichtes. Dazu kommt die einfache Wechselmöglichkeit mittels Fernbedienung, sei es über eine Smartphone-App gesteuert oder eine separate Funkbedienung. Soll das Licht allerdings auch gedimmt werden können, schränkt sich die Vielfalt etwas ein. Dimmbare LEDs sind mit dieser Eigenschaft entsprechend gekennzeichnet.

Weniger Verbrauch, aber länger: Um einen Lichtstrom von 500 Lumen (lm) zu erzeugen, braucht eine Halogenleuchte die Leistung von 30 bis 35 Watt. Um die gleiche Menge an Licht zu erzeugen, benötigt eine LED lediglich etwa 8 Watt, was sich bei einer Vielzahl von Leuchten auch im Energieverbrauch deutlich bemerkbar macht, vor allem, wenn man bedenkt, dass solche Stimmungslichter am Abend manchmal viele Stunden aktiv sind. Je nach Kunde kann das Argument der Ressourcenschonung und des Umweltschutzes weitaus wichtiger sein.

Gleiches gilt für die Lebensdauer: Diese wird bei Halogenleuchtmitteln etwa mit 2000 bis 4000 Stunden angegeben. LEDs mit geringer Lebensdauer halten schon 10 000 Stunden, typischerweise liegt die Lebensdauer bei Qualitätsprodukten jedoch zwischen 20 000 und 50 000 Stunden. Ein deutlicher Unterschied für Umwelt und Geldbeutel.

Nach- und Aufrüsten: Wer sich entscheidet, auf LED umzusteigen, der hat aufgrund der Vielzahl von unterschiedlichsten Produkten am Markt auch die Möglichkeit, ein deutlich verbessertes Lichtkonzept zu realisieren. So geht es nicht nur um den Ersatz der Leuchten in den Bohrungen, sondern auch um ein «Upgrade» der Beleuchtungssituation insgesamt durch zusätzliche Lichtquellen. So beispielsweise durch eine Aufdoppelung, in die ein lineares Licht eingefräst ist. Dies schafft eine andere, vom Kunden als höherwertig empfundene Beleuchtungssituation.

Ran ans Halogen

Es gibt viele Küchen in der Schweiz, die älter sind als zehn Jahre, und bei denen deshalb Halogenleuchten verbaut sind. «Wenn ein Schreiner Kontakt zu 100 Kunden aufnimmt, bei denen er Halogenleuchten installiert hat, bringt das vielleicht 5 bis 10 Arbeitsaufträge», sagt Michael Kroll. «Entscheidend ist dabei, dass er dann vor Ort ist und den einen oder anderen weiteren Auftrag erhält. Der Schreiner weiss ganz genau, bis wann er Halogenstrahler verbaut hat, und so wäre es recht einfach für ihn, die Erneuerung anzubieten.»

Eine Aufwertung des Wohnraumes, der Küche und des Innenausbaus durch einen konzeptionellen Ansatz beim Licht ist ein weites Betätigungsfeld. «Die Kunden wollen, dass man Massnahmen zur Erneuerung auch wirklich sieht», so Kroll. Deshalb gehe es nicht nur darum, die Leuchte in der Bohrung zu ersetzen, sondern mithilfe der unzähligen Möglichkeiten beim Licht Veränderungen herbeizuführen, die für den Kunden spürbar sind und ihn gleichzeitig auf den Stand der Technik bringen.

Dann dürften die Zahlen in der nächsten Statistik des Bundesamtes für Energie noch deutlicher in Richtung LED weisen.

www.stoeri-licht.chwww.km-decor.chwww.opo.ch

ch

Veröffentlichung: 23. November 2017 / Ausgabe 47/2017

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