Helfer mit langer Borste

Mit Bürsten können empfindliche Werkstücke geschützt werden. Bild: Mink

Technische Bürsten.  Mit Tausenden einzelner Fasern stellen Bürsten bei der Zwischenlagerung von Werkstücken und ihrem Transport ein sicheres Polster gegen Beschädigungen dar. Auch als flächige Auflage bei Montagetischen mit angepasster Bürstenkonfiguration dienen die Helfer.

Technische Bürsten gehören nicht gerade zur Standardausstattung in Schreinereien. Hie und da bei Maschinen und Anlagen im Einsatz, fristen die fegenden Hilfsmittel eher ein Nischendasein. Anders in der Industrie, wo die Serienproduktion reibungslose Abläufe voraussetzt. Die Reibung, genauer gesagt, die mit Bürsten nur äusserst geringe Reibung, ist bei diesem Thema ein wichtiger Punkt. Und das wiederum hängt mit der punktuellen Auflage der Werkstücke auf den Bürstenenden zusammen.

Bei innerbetrieblichen Produktionsabläufen, die Staub und gröbere Schmutzpartikel bedingen, aber gleichzeitig den Erfolg des Ergebnisses gefährden, sind Bürsten wichtige Elemente. Und das nicht nur bei empfindlichen Oberflächen nach dem Finish, aber gerade dort spielen Bürsten mit geringem Auflagendruck ihre Vorteile aus. Das gilt auch für Montageflächen, bei der Manipulation der Werkstücke in der Werkstatt und auf Maschinentischen sowie beim Transport und bei der Lagerung der Teile im Betrieb sowie unterwegs bis hin vor Ort bei der Montage. Auch als Dichtungselement, etwa bei Beschlägen für den Kabeldurchlass in Möbeln oder als Streifleiste von Türen im Werkstattbereich, finden Bürsten ihren Einsatz.

Teppich ist die schlechteste Bürste

Der Herausforderung, fertige Teile schonend und sicher zwischenzulagern, die Endmontage durchzuführen und die Werkstücke zu transportieren, wird oft mittels Teppich, Schaumstoff, Filz, Styropor oder ähnlichen Materialien auf Arbeitsflächen und auch im Fahrzeug begegnet. Solche Lösungen bringen jedoch früher oder später Probleme mit sich, weil sich etwa im Flor von Teppichen unweigerlich kratzende Schmutzpartikel einnisten. Und Hand aufs Herz: Die deshalb häufig nötige Reinigung findet im Arbeitsalltag eher selten statt. Dann gilt: Was sich nicht bürsten, abblasen oder aufsaugen lässt, wird ausgeklopft. Aber auch damit wird man unter Umständen harten Spänen aus Metall oder Kunststoff nicht immer Herr im Flordickicht. Mögliche Folgen: Kratzer auf der Oberfläche des Werkstückes und damit zeitraubende, teure und lästige Nacharbeiten.

Bürsten dagegen sind einfach zu reinigen. Sie vertragen eine Reinigung mittels Wasser und sind durch Abblasen mit Druckluft im Alltag schnell wieder einsatzbereit. Die Schmutzpartikel fallen zwischen die Bürsten und können keinen Schaden anrichten. In der industriellen Fertigung vielfältig eingesetzt, kommen – auch wegen der Unterschiedlichkeit der Teile – Bürsten im Handwerk in dieser Form noch nicht so häufig vor. Trotzdem können etwa Bürstenschleusen zur Reinigung, vor der Oberflächenbe-handlung, zwischen den Bearbeitungsschritten an Maschinen oder bei Ladungsträgern im Handwerk durchaus sinnvoll und wirtschaftlich eingesetzt werden.

«Unsere Produkte finden überall dort ihren Einsatz, wo empfindliche Oberflächen bearbeitet, abgelegt und Beschädigungen vermieden werden müssen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist daher gut», sagt Martin Knödler, Leiter Marketing bei der August Mink KG. «Auch Schreinereien setzen unsere Produkte zur Oberflächenschonung oder auch zum Abdichten von Späneflug ein. Auch wechselnde Abläufe oder Produkte können durch die Flexibilität der Fasern grösstenteils aufgefangen werden», ist Knödler überzeugt.

Bürste ist längst nicht gleich Bürste

Die Hersteller von Bürsten bieten jeweils ein breites Standardsortiment mit allen erdenklichen Formen von Bürsten an. Neben Walzen sind dies vor allem Streifenbürsten zur Reinigung von Oberflächen oder als Halteleisten in Transportgestellen sowie flächige Module, die als Auflage für Plattenwerkstoffe dienen.

Besatzhöhe und -dichte der Bürsten entscheiden zusammen mit dem Durchmesser der Fasern über die Eignung für die jeweilige Anwendung. Entsprechend lange Fasern können auch Beschläge wie Topfbänder vertragen, während Auflagen für Montagetische kurze und druck- und vor allem knickfeste Fasern haben müssen.

Die Bürstenfasern selbst bestehen für Transport- und Reinigungsaufgaben aus Polyamid (PA) verschiedener Qualitäten oder aus Polypropylen (PP). Bei preisgünstigen Alternativen wird meist Polyvinylchlorid (PVC) oder Polyester (PBT) eingesetzt. Aber auch Naturhaare zum Entstauben von feinen Oberflächen oder Messingborsten werden verwendet. Je nach Einsatzbereich und Ziel können auch Mischungen aus verschiedenen Fasermaterialien sinnvoll sein. Beispielsweise lassen sich furnierte oder beschichtete Flächen mit Rosshaaren gut entstauben, während zum gröberen Reinigen und Transportieren meist Polyamide verwendet werden. Die Modellpalette der Bürstenmacher ist enorm, weil die Ansprüche der verschiedenen Branchen mit unterschiedlichsten Materialien entsprechend vielfältig sind. Auch Bürsten nach Kundenanforderungen gehören zum täglichen Geschäft der Hersteller.

Vielfalt herrscht auch bei den Trägermaterialien und auch deren Ausformung, sodass Bürstenleisten oder -flächen je nach Untergrund einfach aufgeklipst, eingeschoben oder aufgesteckt werden können. Neben herkömmlichen mechanischen Befestigungen sowie dem Kleben sorgen entsprechend ausgebildete Trägerschienen samt deren Aufnahmeprofilen für einen leichten Wechsel und grössere Flexibilität in der Produktion. So können Montagetische oder Ladungsträger durch das Baukastenprinzip von Aufnahmeschienen und Bürstengrundkörpern auch relativ leicht nach- und umgerüstet werden.

Von Straussenfedern und Druckluft

«Neue Besen kehren gut», heisst es im Volksmund. Manchmal kommen aber auch diese an ihre Grenzen. Etwa dann, wenn Oberflächen zuverlässig sauber sein müssen, frei von Staub und gröberen Partikeln, wie vor der Flächenverleimung oder dem Lackieren. In der Autoindustrie werden Bürstenbesätze aus Straussenfedern eingesetzt. Denn die Federn haben eine eigene elektrostatische Aufladung und «saugen» so auch den feinsten Staub von der Oberfläche ab. Für die Holzverarbeitung weniger geeignet, müssen aber auch hier Flächen manchmal absolut staubfrei sein.

Eigene Erfahrung hat damit etwa die Wettstein AG im thurgauischen Riedt bei Erlen. Das Unternehmen bietet auch verschiedene Lohnarbeiten an, darunter die Flächenverleimung mittels Polyurethan-Hotmelt. Bei diesem Verfahren wird der Klebstoff äusserst dünn aufgetragen und mittels eines sogenannten Kalanders, einer Anpresswalze, mit dem Trägermaterial im Durchlaufverfahren verklebt. Die vom Maschinenhersteller standardmässig angedachte Säuberungsschleuse mittels eines Bürstenpaares war dem Unternehmen jedoch zu heikel, weshalb man eine eigene Reinigungsstufe mit Druckluft umgesetzt hat. Belagmaterialien wie Schichtstoffe, die bei Verunreinigungen und dem anschliessenden linienförmigen Druck durch den Kalander Schaden nehmen würden, können so zuverlässig gesäubert werden.

Solchen Aufgabenstellungen hat sich etwa das Schwarzwälder Unternehmen Wandres angenommen. Heraus kam das «Ingromat-Verfahren». Dabei läuft eine geschlossene Linearbürste auf flexiblem Grundkörper über ein Schwert, ähnlich dem Prinzip einer Kettensäge. Die Bürste wischt dabei quer zur Förderrichtung des Werkstückes. Am Bürsteneinlauf wird der Staub abgesaugt, und die Bürste streift über eine Selbstreinigungsstation mit Druckluft. Solche Anlagen sind vor allem in der industriellen Möbel- und Werkstoffherstellung wie der Parkettproduktion im Einsatz.

Klar, stellen solche «Hightech-Bürstenreinigungen» auch eine nicht unerhebliche Investition dar. Aber selbst leicht unebene Flächen wie strukturierte Oberflächenausbildungen können dank flexibler Lagerung der Bürste mittels Druckluftpuffer zuverlässig gereinigt werden. Bei dem Verfahren wird den Borsten eine Mikrobefeuchtung verabreicht, die zu kapillaren Haftkräften führt. Die zu reinigende Oberfläche bleibt aber im Prozess trocken, weshalb die Technik gerade auch im Holzbereich ihr Einsatzgebiet findet.

Zielorientiert zweckentfremdet

Eine ganz besondere Anwendung von technischen Bürsten hat sich die Stuttgarter Gestaltungs- und Produktions GmbH Furch einfallen lassen. Das Schuhregal «Kick It» macht sich seit über zehn Jahren auf spielerische Art und Weise die besonderen Eigenschaften von technischen Bürsten zunutze. Zuverlässig halten die Schuhe zwischen den beidseitig angebrachten Borstenplatten und bremsen das Fusswerk auch beim Hineinschleudern ab, ohne die Schuhe zu beschädigen.

Partner für die Bürsten war bei diesem Projekt die Firma Mink. Die einzelnen Plattenelemente als Bürstenträger sind dabei gerade so gross, dass diese in der Spülmaschine gereinigt werden können.

www.mink-buersten.comwww.koti-eu.comwww.bwt-spitzer.dewww.wettstein.chwww.wandres.comwww.furch.tv

ch

Veröffentlichung: 12. April 2018 / Ausgabe 15/2018

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