Herzstück ist das Treppenhaus

Das Treppenhaus verbindet beide Gebäudeteile und beide Geschosse. Bild: Roger Frei

Schulhausbau.  Holz prägt den Neubau eines Doppelkindergartens im zürcherischen Ebertswil. Im Zentrum der beiden Baukörper steht ein markantes Treppen- und Garderobengefüge. Es besticht durch seine reduzierte Formensprache und präzise Schreinerarbeit.

Direkt an der Dorfstrasse von Ebertswil, einem Ortsteil der Gemeinde Hausen am Albis ZH, liegt das historische Schulhaus. Es vertritt den charakteristischen ländlichen Stil der Umgebung mit vielen Fachwerkhäusern. Die Wahl von Holz als ortstypischem Baumaterial für den Neubau des benachbarten Kindergartens lag also nahe. Eine gute Anbindung an den bestehenden Bau war ein Ziel der Bauherrschaft.

Einbindung ins hölzige Ortsbild

Für die Fassade des Holzrahmenbaus wurde sägerohe Lärche verwendet. «Die Vorverwitterung ist eine Lasur in Grau», sagt Petra Meng, Architektin beim Zürcher Architekturbüro Illiz. Im natürlichen Prozess werde die Lasur über die Zeit ausgewaschen, und eine natürliche Vergrauung setze ein. Die Fassadenschalung wurde auf Konter- und Hinterlüftungslattung sichtbar verschraubt. Der Entwurf kam der Bauherrschaft aus verschiedenen Gründen entgegen. Er berücksichtige den prognostizierten Bedarf an zwei Kindergarten- und einem Schulzimmer mit Nebenräumen, sagt die verantwortliche Gemeinderätin Beatrice Sommerauer. Im Weiteren wurde der Terrainversatz für ein zweistöckiges Gebäude genutzt. Dessen Gesamtvolumen wirkt so kleiner und ordnet sich in die Umgebung, bestehend aus Einfamilienhäusern, gut ein. Ausserdem wurden nachhaltige Baumaterialien verwendet und eine energieeffiziente Bewirtschaftung angestrebt.

Schnittmenge Treppenhaus

Die beiden Baukörper sind versetzt angeordnet, ein grosszügiger Eintrittsbereich führt ins zentrale Treppenhaus. Dieses ist elegant mit der Garderobe verwoben. «Das Herzstück des Gebäudes verbindet das Ober- und das Untergeschoss und dient den Kindern als zusätzlicher Aufenthaltsraum», sagt die Architektin. Auf der Fläche von 230 Quadratmetern pro Geschoss fällt dieser Zwischenraum vergleichsweise kompakt aus. Auf rund 8 × 8 Metern ist das Treppen- und Garderobengebilde angelegt. Seine Grosszügigkeit entsteht durch die Höhe des Raumes, 8,30 Meter misst sie bis unter den First. Im Obergeschoss gehen ein Schul- und ein Kindergartenzimmer ab, im Untergeschoss ein weiterer Raum sowie jeweils die sanitären Einrichtungen. «Alle Räume werden direkt oder über einen anderen Raum entfluchtet, sodass der Erschliessungsbereich frei von Brandschutzvorgaben gestaltet werden konnte», sagt Meng.

Einbauten in Elementen

Eine Treppe, konstruiert aus Beton, ist das bestimmende architektonische Element zwischen den Etagen. «Die Verkleidung sowie die Einbauten bestehen aus Spanplatten, furniert mit europäischer Eiche und mit Brettcharakter», sagt Marco Morger, verantwortlicher Projektleiter der beauftragten Schreinerei Bimag AG. Grobplanung, Materialisierung und Oberflächenbehandlungen der Innenausbauten waren durch den Architekten vorgegeben, sodass es an den Schreinern lag, die Anpassung auf die vorhandenen Masse vorzunehmen. «Die Garderobeneinteilung konnte ohne grosse Designverluste umgesetzt werden», sagt der Projektverantwortliche. Rückwände, Ablagen wie auch Garderobenfächer wurden von der Schreinerei in verschieden grossen Elementen hergestellt und vor Ort montiert. Die Höhe der Garderobenelemente im Untergeschoss liegt bei 4,80 Meter. «‹Und so breit wie möglich›, war der Wunsch der Architekten gewesen», sagt Morger. Gebunden war man bei der Planung hinsichtlich der ab Werk vorgegebenen Plattengrössen. Und es sollte nicht zu viel Verschnitt entstehen. Das Ideal der Architekten war ein fugenloses Gesamtbild. «Der Stoss zwischen den einzelnen Rückwänden ist so minimal, dass er das einheitliche Gesamtbild nicht stört», sagt Morger.

Fensternischen zur Dekoration

Im unteren Kindergartenraum beeindrucken die breiten und tief sitzenden Fenster. Sie sind unter der einzuhaltenden Norm für Brüstungshöhen gesetzt und sollen Ausblicke aus Kinderaugenhöhe ermöglichen. Zur Absturzsicherung sind sie mit Latten verkleidet, jede zweite wurde ausgespart. Die seitlich ausgerichteten Fenster wurden jeweils in eine Schrankwand integriert, die dort 6,20 Meter breit und 2,90 Meter hoch ist.

Detaillösungen im Prozess

Die Fensterlaibungen aus Eiche haben laut Morger eine Tiefe von 1,07 Meter. Sie wurden ebenfalls geölt und sind mit einem Blattvorsprung gearbeitet. «Solche Details lösten wir zusammen mit den Architekten während der Planungsphase», sagt der Fachmann. Darunter befinden sich Schubladen auf Rollen, welche die Kinder einfach hin und her schieben können. Holzleisten beidseits der Korpusse erleichtern die Führung. Statt Griffen beliess man es bei Schlitzen – gross genug für Kinderhände. Die Farbe der beschichteten Frontplatten war kontrovers diskutiert worden, das frische Grün der Spanplatte von Swiss Krono behielt die Oberhand. Die obere, gelochte Reihe der Schrankfronten dient der Lüftung. Die Lochung folgt jener der Akustikelemente an der Decke. Bei diesen handelt es sich um vorfabrizierte Holzelemente des Typs «Silence 12» von der Firma Lignatur mit einem computergesteuerten Zufallsmuster.

Gutes Kostenmanagement

«Es war eine gut abgestimmte Zusammenarbeit mit dem Lüftungstechniker, dem Elektriker und dem Bodenleger nötig», sagt Projektleiter Morger. Die Innenausbauarbeiten haben ihm Freude bereitet, kommen solche «recht markanten Garderobenteile» doch nicht alle Tage vor. Trotz seiner Originalität bot der Entwurf ausserdem die Möglichkeit, Kosteneinsparungen vorzunehmen, ohne das Konzept aufzugeben. «Dank eines guten Kostenmanagements konnte sogar mit Minderausgaben abgeschlossen werden», bilanziert Gemeinderätin Beatrice Sommerauer zufrieden.

www.bimag.chwww.illiz.eu

MZ

Veröffentlichung: 16. April 2020 / Ausgabe 16/2020

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