«Hier sprechen wir alle dieselbe Sprache»

Camper.  In einer Lagerhalle in Winterthur ZH dreht sich alles um den Um- und Ausbau von Campingfahrzeugen. Man könnte schon fast von einem Drive-in für Selbstausbauer sprechen. Marketingchef Fabian Prosek gibt Einblick in die Unternehmensphilosophie.

Schreinerzeitung: Herr Prosek, Sie haben Waerchzueg.ch zwar nicht gegründet, waren aber schon sehr früh dabei. Wie ist die Firma entstanden?

Fabian Prosek: Der Gründer war mein Namensvetter Fabian Hächler. Aus dem Frust heraus, dass die meisten Produkte in der Schweiz nicht erhältlich waren, hat er mit dem Vertrieb der Armaflex Isolation angefangen. Anfangs diente seine Garage als Lagerplatz, später mietete er eine Halle in Winterthur. Da ich zu der Zeit selbst einen Camper umgebaut habe, bin ich so mit ihm in Kontakt gekommen. Ich war dann sein erster Mitarbeiter.

Sie sind für das Marketing zuständig. Haben Sie dafür eine entsprechende Ausbildung?

Nein, gar nicht. Ich bin gelernter Konstrukteur. Bei uns fangen alle bei der Packstation an und durchlaufen dann alle Funktionen. Die Vorlieben und Stärken finden sich so von selbst. Ich habe schon immer gerne Fotos gemacht und mache nun eben das Marketing. Die Arbeit gefällt mir gut.

Wie lässt sich die Firmenphilosophie von Waerchzueg.ch zusammenfassen?

Hier sprechen wir alle dieselbe Sprache, weil wir das gleiche Hobby haben. Unsere Leidenschaft und die gemachten Erfahrungen möchten wir an unsere Kunden weitergeben. Auch Laien sollen Spass haben am Um- und Ausbau. Aus diesem Grund bieten wir diverse Komplettsets an, bei denen für den Einbau alles dabei ist, und in unseren Youtube-Videos stellen wir die wichtigsten Produkte vor. Wenn jemand Fragen hat, kann er mit seinem Camper direkt in unsere Halle fahren. Wer keinen Zugang zu Werkzeug oder einem geeigneten Raum hat, kann unsere Umbauplätze mieten.

Was kostet es, einen Umbauplatz plus Werkzeug zu mieten?

Für 50 Franken pro Werktag oder 60 Franken pro Tag am Wochenende kann ein Platz gemietet werden. Werkzeuge und Maschinen sind in dem Preis inbegriffen.

Dazu kommt dann noch ein Zuschlag für die Beratung?

Nein, die Beratung ist bei uns grundsätzlich kostenlos. Auch wenn kein Umbauplatz gemietet wurde. Wenn vor Ort aber Hilfe beim Einbau benötigt wird oder wir konkret Arbeitsschritte vorzeigen sollen, kostet das 90 Franken pro Stunde.

Mit was für Kosten muss man als Selbstausbauer rechnen? Und wie viele Stunden verschlingt so ein Ausbau?

Natürlich ist das in jedem Fall individuell und je nach Anspruch. Aber man kann wohl unterscheiden zwischen einem Ausbau für einen Reise- oder Wohnbus. Im ersten Fall sollte man für die Infrastruktur eines geheizten Campers mit Stromversorgung und Kochgelegenheit zwischen 7000 und 10 000 Franken rechnen. Wenn man darin wohnen möchte, darf der Komfort auch etwas höher sein, und das Budget kann sich gern mal zwischen 15 000 und 20 000 Franken bewegen. Zeitlich kommt man wohl auf 500 bis 1000 Arbeitsstunden. Das Aufbereiten des Fahrzeuges ausgenommen. Für Ausbau, Reinigung, Rostschutz muss auch noch die eine oder andere Stunde eingeplant werden.

Nicht alle, welche die Umbauplätze und das Werkzeug nutzen, sind augebildete Handwerker. Geht das unfallfrei?

Wir haben bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Natürlich haben aber alle, die dieses Angebot nutzen, einige handwerkliche Kenntnisse. Wir machen eine kurze Einweisung, die Leute sind dann aber selber verantwortlich. Bei Fragen stehen wir jederzeit zur Verfügung.

Dabei kommt man bestimmt auch mit den Leuten ins Gespräch?

Ja, das ist das Tolle daran. Oft begleiten wir die Leute über das ganze Projekt und über ein Jahr lang. Da lernt man sich kennen.

Wie wird entschieden, welche Produkte in den Webshop kommen?

Wir versuchen, genau hinzuhören, was unsere Kunden wollen und brauchen. Das bestimmt unser Sortiment. Wenn möglich setzen wir auf Schweizer Produkte. Leider gibt es da noch nicht so viele, wie wir uns das wünschen.

www.waerchzueg.ch

Sven Bürki

Veröffentlichung: 02. März 2023 / Ausgabe 9/2023

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